Kein Schwein?

Der Untergang des Abendlandes

Frech und hemmungslos lasse ich mich von Marcos Blog inspirieren, wo es um dieses diffuse "andere" geht, das außerhalb des Massenmarkts angesiedelt ist - und seine Rettung. Es inspiriert mich deshalb so stark, weil ich derzeit überall im Internet lese, Kunst und Kultur seien am Absterben ob der ach so bösen Masse. Der Abgesang auf den Untergang des Abendlandes scheint für meine Emigrantenaugen ein deutsches Spaßvergnügen zu sein - hier in Frankreich beschreit man allenfalls hoffnungsvoll den Untergang des Präsidenten. Und - das habe ich in Osteuropa erleben dürfen - nirgendwo blühen Kunst und Kultur so lebendig und frech wie kurz vor und während des Untergangs von Systemen.

Allüberall liest man im Internet Aussagen wie: "Kein Schwein liest Feuilleton" / "Hochliteratur ist etwas für aussterbende Bildungsbürger" / "Moderne Kunst ist für die meisten langweilig und uninteressant" / "Wenn du die Massen nicht erreichst, biste nix" / "Bildung macht Schnösel"...

Ich betone: Internet. Denn im echten Leben sieht das ganz anders aus. Vergessen wir nicht, dass das Massenmedium Internet Lautstärken und damit Wertungen und Bedeutungen anders gewichtet. Nicht die Aussage mit dem wichtigsten Inhalt scheint dort für manche Bedeutung zu erlangen, sondern das, was laut ist. Laut ist, was wiederholt wird, was sich wie ein Virus durch Foren, Blogs und andere interaktive Plattformen verbreitet. Wer schweigt oder sich überschreien lässt, wird nicht wahrgenommen. Und wahrgenommen wird nur in jenem begrenzten Umfeld, in dem man sich selbst bewegt. Parallelrealitäten werden nicht mehr an der Realität überprüft. Von einigen, nicht von allen!

Kunst boomt wie nie zuvor

Die Realität sieht anders aus. Noch nie konnten so viele Menschen lesen und schreiben wie heute. Seit der Verbreitung des Internet haben noch nie so viele Menschen täglich Texte geschrieben und gelesen. Das Internet ist noch ein Schriftmedium. Kein Wunder, dass man dann auch massenhaft die erlebt, die das nicht so gut beherrschen. Und sie sind genauso laut wie die anderen. Wir erleben eine nie dagewesene Verbreitung und Demokratisierung von Autorenschaft im Ursinn. Es werden Unmengen an Text produziert, von Menschen, die in früheren Zeiten weder Zugang zur Bildung gehabt hätten, noch die Kraft dazu.

Keiner im deutschsprachigen Raum muss mehr unter Lebensgefahr Flugblätter mit der Hand abziehen; niemand Verbote übertreten oder sich zum Außenseiter machen, weil er liest. Erinnern wir uns: Noch im 19. Jahrhundert galt es als Geisteskrankheit, wenn Frauen zu viel lasen! Heute genügt eine Tastatur, ein Telefonanschluss, schon ist die Geschichte weltweit sichtbar. Mit wenigen Mausklicks kann man Geschriebenes zum Buch machen lassen.

Desgleichen mit der Kunst. Während die Impressionisten im 19. Jahrhundert noch froh gewesen wären, wenn überhaupt jemand von den "Kunstgängern" zu den ersten Ausstellungen gekommen wäre, boomen heute Kunstausstellungen wie nie zuvor. Kunsthallen erzielen Rekordbesuche - ein eindrucksvolles Beispiel die berühmte Ausstellung des MOMA. Es entstehen ständig neue Museen. Und dabei geht die Tendenz ganz und gar nicht zu den gegenständlichen Malereien alter Zeiten - es wird die Moderne betrachtet, diskutiert. Ausgerechnet moderne Kunst ist in heutigen Krisenzeiten zu einer der beliebtesten Geldanlagen geworden, Auktionshäuser erzielen Höchstpreise. Und die verdienen auch die modernen Künstler, die noch leben; gefeiert wie Stars, im Mittelpunkt des Medienrummels.

Womit wir beim Feuilleton sind, das sich längst nicht mehr nur im schwieriger verkäuflichen Printbereich bewegt. Kultursendungen gibt es in vielen Sendern gleich neben den Nachrichten; Kultur und Kunst haben ihren Platz auch in den Nachrichten. Längst schwappt "die Szene" aus dem geschriebenen Feuilleton heraus - und das wiederum passt sich an an die modernen Gegebenheiten an. Denn nicht nur Bildende Künstler werden zu Stars stilisiert. Der Literat und die Literatin von heute sind preisgekrönt, sehen gut bis interessant aus, wissen amüsante und interessante Dinge zu sagen, kurzum: sind medienkompatibel. Die Zeiten, in denen Dichter im einsamen Kämmerlein litten oder sich gar dort versteckten, sind längst vorbei. Der deutsche Buchpreis ist von vornherein an Starrummel gekoppelt, Literatur hat ihre eigenen Talkformate. Heute weiß man, wie ein Kehlmann aussieht oder eine Julia Frank, man spricht über die Mützen von Preisträgern und streitet über das Leben von Grass.

Es diskutiert sogar Tante Erna Theaterstücke, die ihr lediglich als Skandal im Fernsehen auffielen. Man war vielleicht noch nie im Ballett, aber man kennt die Namen der ganz großen Tänzer. Man schaut sich Klassik zur besten Sendezeit an, demokratisiert wie nie zuvor. Auch klassische Solisten werden inszeniert wie Stars und geben sich volksnah. Sie hören zu dürfen, ist dank CD und Fernsehen nicht mehr das Privileg einer Elite, die sich die Karten leisten kann. Den Genuss kann man sich sogar vom mp3-Player geben und Verdi-Arien beim Joggen hören.

Die gefährliche Wahrnehmungsverschiebung

Diese Demokratisierung und Popularisierung hat jedoch zu einer Wahrnehmungverschiebung geführt. Die Massenmedien machen uns glauben, dass eigentlich heute jeder mal schnell ein Buch schreiben kann und berühmt wird. Der coole sympathische Stargeiger, der in der Talkhow so locker daherkommt, lässt uns vergessen, welch hartes Leben und welch brutale Arbeit hinter seinem Aufstieg stecken. Von Talent gar nicht zu reden. Wenn die Massen einen schrägen Maler feiern, der auch noch schöne bunte Gimmicks für die weniger Reichen verkauft, dann vergessen die meisten, das so ein Mann nicht die Regel ist. Der Weg eines Malers von Begabung und anspruchsvollem Studium ins Rampenlicht ist extrem mühevoll und nicht immer von Erfolg gekrönt.

Nein, es ist keinesfalls so, dass Mainstream und Massenmarkt das "andere" zerstört haben. Menschen, die sich für Kunst, Literatur, Musik, Theater etc. interessieren, sind ganz und gar keine aussterbende Rasse, im Gegenteil! Armut oder mangelnde Bildung sprechen nicht per se gegen Kunst und Kultur - das lehren uns Staaten, die trotz aller Miseren eine höchst lebendige Kulturszene entwickeln, oft genug sogar genau deshalb.

Was sich verändert hat, das sind die Lautstärken. Da ist die Gefahr, durch Parallelwirklichkeiten die eigene aus den Augen zu verlieren. Parallelwirklichkeiten werden längst nicht mehr nur vom Internet und den Massenmedien geschaffen. Auch die neoliberale Marktwirtschaft kreiert ihre eigenen Welten. Es ist nicht so, dass keine Kunst mehr entsteht und keiner mehr Kunst versteht oder will. Eminent gestört ist heute die Kommunikation und Vermittlung zwischen Machern und Rezipienten. Denn auch ein Markt, der außerhalb von Profitkalkül funktionieren muss, weil er andere Werte verkauft, hat sich an den Starrummel angeschlossen, an die Lautstärke, das grelle Bunt. Der Handel, der einst das "andere" zuließ, konzentriert sich, hat nur noch Umsatz und Rabatt im Sinn - und schließt willentlich das "andere" aus (Beispiel: Buchhandelsketten lassen bestimmte Verlage nicht zu).

Wir stehen am Scheideweg. Wir haben derart verrückte High-Tech-Lautstärkeregler für unsere inneren Empfänger kreiert, dass wir nicht mehr wissen, wie wir sie bedienen sollen. Kreative, Produzenten und Rezipienten lassen sich hilflos treiben, geraten in den Malstrom, in dem man nur noch auf Zahlen schielt. Vielleicht muss es allen erst schlechter gehen, damit wir begreifen: Wir hatten noch nie so viele Werkzeuge an der Hand, Alternativen zu entwickeln. Wir müssen nicht alles schlucken. Warum unterstützen wir z.B. Handelssysteme, die uns jetzt schon Kultur zensieren und uns vorschreiben, was wir kaufen - und produzieren sollen? Warum machen Kreative, Produzenten und Käufer stillschweigend alles mit?

Revolution beginnt mit wenigen

Noch geht das Abendland nicht unter. Ein paar wenige proben den Aufstand. Noch nimmt man sie nicht wahr, weil man diese komischen Profitstöpsel im Ohr hat. Da ist ein Verlag, der seit über 30 Jahren ausgehalten hat und allein durch Stammpublikum und Empfehlung verkauft. Handelsketten waren nie sein Ding, aber jetzt eröffnen sich völlig neue Strategien durch Internettechniken. Andere Verlage verkaufen ihre Bücher längst dort, wo ihre Käufer sich wirklich tummeln, in Museen, in Kunsthallen, beim Floristen, im Supermarkt. Wenn der Handel zensiert, gilt es, andere Handelsformen zu finden und ins Bewusstsein zu rücken. Wir können durchaus von der freien Wirtschaft lernen: Käufer wollen abgeholt werden, nicht mühsam suchen.

Bleibt die irreführende Lautstärke. Wer nicht präsent ist, wer nicht besprochen wird, wer nicht ins Rampenlicht tritt, wird nicht verkauft. Der Kunde ist faul, unbewusst und funktioniert wie die Ratte im Labor. Nach soundsoviel Stromschlägen und Belohnungseinheiten geht sie den Weg des Experimentators. Drehen wir am Regler. Und auch das geschieht bereits - als Gegenentwurf zum herkömmlichen Feuilleton, aber auch zunehmend im Feuilleton selbst. Es hat sich nur noch nicht herumgesprochen.

Kunst hat mit Verkauf eines gemeinsam: Kommunikation.

Und hier liegt meiner Meinung nach die Herausforderung unserer Zeit. Neue Gegebenheiten verlangen neue Kommunikationskanäle. Produzenten müssen sich etwas einfallen lassen, ihre Kunden noch gezielter und lebendiger anzusprechen, sie überhaupt erst ausfindig zu machen und abzuholen. Sie dürfen nicht in den Fehler verfallen, der derzeit grassiert, dass man nur einfach alles vom Massenmarkt abschauen müsse und nachahmen. Das "andere" braucht andere Ideen. Was sich nicht unterscheidet, verkauft sich über den Preis. Was sich nicht über den Preis verkaufen soll, muss sich unterscheiden.

Die technischen Mittel und das Know-How existieren. Wir können eine Menge aus anderen Künsten lernen, oder aus anderen Ländern. Aber um sich woanders etwas gewinnbringend abschauen zu können, muss man erst einmal genau wissen, was genau man selbst will. Das ist wie mit dem Radio, wenn sich ein Sender verschoben hat, weil die Sendemasten wechseln. Es gibt da noch ein Rädchen ... zur Suche, zum Feintuning.
Vielleicht brauchen wir aber auch erst einen Untergang, um unsere Lethargie zu überwinden?

9 Kommentare:

  1. Vielleicht, und das ist wirklich nur ein Gedanke, der mir gerade kommt, ist es einfach so, dass der Massenmarkt so laut, so schrill, so bunt ist, dass das "Andere" einfach "überstrahlt" wird? Wie das Glühwürmchen, das man vor der Mittagssonne nicht sehen kann?

    Massenmarkt ist überall, jederzeit, ohne Bewegung und Mühe erreichbar, auf allen Kanälen der Kommunikation - im Fernsehen, im Radio, im Buchladen, selbst im Internet - die Seiten 1-20 die wir aufschlagen, die ersten 20 Meter des Geschäfts, die Startseiten unseres Browsers, die ersten 8 Knöpfe unserer Fernbedienung, kurz, das erste was uns überall entgegenspringt, ist der Massenmarkt.

    Das "andere" steht, nun, dahinter, und dorthin muss man sich erst auf den Weg machen.

    Der Massenmarkt ist vielleicht schlicht so viel bequemer als das "Andere", so näher dran, mit weniger Knopfdrücken zu erreichen, dass viele gar nicht bis zum "Anderen" kommen, weil sie die Mühe scheuen???

    Ich weiß es nicht, es ist, wie gesagt, nur so ein Gedanke, der mir kommt.

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  2. Liebe Petra,
    zu deinen einleitenden Bemerkungen paßt sehr schön etwas, das mir heute abend aufgefallen ist:

    Ich komme gerade aus einem Alfred-Brendel-Konzert ... und hab mich da doch sehr gewundert.
    Seit Jahren wird ja in den Zeitungen (und besonders gern von Politikern, wenn's ums Geld geht), geklagt und gejammert (und behauptet): Das Konzertpublikum vergreist, stirbt aus, und soll man für so ein aussichtsloses Unterfangen wie klassische Konzerte denn überhaupt noch Geld lockermachen?

    Das Festspielhaus in B-B war voll bis unters Dach heute abend - und überwiegend, zu meiner Verwunderung, junge Leute!
    Natürlich auf den superteuren Plätzen die älteren Herrschaften - klar, sei ihnen gegönnt; das "Mittelalter" war auch ordentlich vertreten, aber keine jungen Leute? Ha! Im Gegenteil. Manche wie Paradiesvögel in ihren Jeans mit Holzfällerhemd, manche schick in Schale, und man sah ihnen an, daß sie solche Klamotten nur aus gegebenem Anlaß trugen - aber von wegen "vergreistes Konzertpublikum"!

    Das fällt, denke ich, auch unter die Rubrik "kein Schwein" (mit zwinkerndem Gruß nach HH)

    Jan

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  3. Also Jan, dass du ausgerechnet gestern im B-Ber Festspielhaus sitzt, wo ich heute im B-Ber Casino zum Dostojewskij-Abend gehe... das ist doch die Höhe des aneinander Vorbeilaufens! ;-)
    Ich meld mich morgen wieder zum Thema und mit Theaterkritik.

    Schöne Grüße,
    Petra

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  4. Hallo Petra,

    ich glaube, dass das Interesse da ist, die Informationen, Texte und Angebote, aber das ein wenig der Überblick und die Verbindung fehlt.

    Mal als Bsp.: Es gibt in Deutschland sehr viele interessante Literaturzeitschriften und -zeitungen, es fehlt aber eine Seite in der Art des Perlentauchers, wo man einige Artikel kostenlos lesen kann und wo die Zeitungen und Zeitschriften verlinkt sind und man sie abonnieren kann.
    Das gleiche mit einer Sammlung für Literaturkritik, wo also neben den Feuilltons eben auch Privatkritiken und Diskussionen gesammelt und verlinkt werden, und man eingeladen wird mitzuschreiben und zu diskutieren.
    Dazu einen Lesekalender, Literatur- und Theatereignisse und vieles mehr- da ist die Litcologne Idee mit Internetseite und Filmen auch eine tolle Ergänzung.
    Letztendlich könnte man Autoren udn Autorenseiten dazuführen, vielleicht noch besondere Literaturblogs und Lesetipps zu den Rezensionen (vielleicht andere Bücher mit ähnlichen Themen...), dazu Buchtrailer und mehr. Vielleicht sogar in Kooperation mit anderen Seiten lesen Leute ihre Lieblingsstelle aus einem Roman als "Hörbuch" oder "Video" ein, machen daraus ein Minitheaterstück.

    Es geht um die Bündelung und den Möglichkeiten auf allen Bereichen, die daraus entstehen- denn dann könnte man vielleicht auch Gemeinsam mal bei Verlage oder auch Sendern anfragen....

    Gruss

    Thomas

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  5. Petra,
    es wäre schön, wenn du Recht hättest und es eben doch mehr als eine Nische für "Qualitätskultur" gibt (Ich habe Zweifel, ob ich da reinpassen würde). Durch meine Frau, die Lehrerin ist,. und ihre Kollegen habe ich ein bisschen Einblick in die deutsche Jugend. Natürlich ist das auch nur ein Ausschnitt, aber schon ein ziemlich großer und er ist aus dem Leben gegriffen und nicht aus dem Internet. Die Bildungsfähigkeit hat in den letzten Jahren deutlich abgenommen. Vielleicht - und da sehe ich eben auch die positiven Seiten der Massenkultur zumindest im Bereich des Lesens - wird darüber einigen bildungsfernen Schichten (das sind nämlich diejenigen, die noch Kinder kriegen) der Weg geebnet überhaupt zu lesen. Das ist schon ein gewaltiger Fortschritt und vielleicht gibt es danach, eventuell eine Generation später, einen Punkt, an dem man sich dann über das "was" des Lesens weitere Gedanken machen kann.

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  6. Ich glaube, dass wir verschiedene Dinge brauchen:

    - Die Bündelung von Einzelenergien. Sprich: Eine weiße Liste erstellen (Autoren, Verlage, Agenten) derer, die sagen: a) Ich will ganz professionell Qualität produzieren, aber nicht auf dem Weg des "leider allzu Üblichen" verlorengehen. Heißt: Was im Vertrag steht, gilt. Keine Wortspielchen. Keine Änderungen in letzter Sekunde. Keine Argumentationsketten von wegen "Diva" oder "hat sich hier nicht einzumischen" (muss hinzufügen, dass mir das nicht passiert ist, ich es aber ständig höre), sondern: Das beste Ergebnis zählt. Falschen Begriff von "Professionalität" über Bord werfen und sehen, wie es in der Neuzeit klappt: Nerds machen das Rennen und zwar aus guten Gründen. Und Nerds brauchen die richtige Begleitung, die richtige Leitplanke: "Gegenspieler", die mit ihnen und mit Zahlen umgehen können.

    - Ein ganz revolutionärer Gedanke, der sich nicht umsetzen lässt (jedenfalls nicht zurzeit), und hier nur etwas aufweisen soll: Umschichtung der Wahr-Nehmungen. Konkret: Lektoren und Redakteure arbeiten jeweils ein halbes Jahr und machen in den anderen 6 Monaten frei, teilen sich also Arbeitsplätze, damit alle reihum in den Genuss kommen, sich mal wieder mit den Menschen zu unterhalten, für die man produziert - Leser. Und deren Nerv man ja schließlich treffen will.
    Wie gesagt, das ist kein Modell, das sich jetzt einfach mal so umsetzen ließe, aber irgendwie krankt es einfach auch daran, dass die Menschen in Verlagen mit ihren Kompetenzen am Ziel vorbei schliddern. Beispiel Rilke-Projekt. Absolut logisch, dass das einschlug wie eine Bombe. Warum hat das keiner geahnt? Warum merkt man nicht, was das Volk wirklich bewegt? Wieso sich manche Bücher verkaufen wie geschnitten Brot und andere nicht?

    Das Video im Strang zuvor hat übrigens seinen Sinn. Wie will man denn aus dem Mann noch peppige, bunte, hoffnungsfrohe Kultur quetschen? Man kann Leute auch runterwirtschaften. Und das passiert leider. Und man kann sie hochwirtschaften :-)

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  7. Und was ich ganz albern bzw. kurzsichtig finde: Nicht zu bedenken, dass ernst zu nehmende Inhalte nur von ernst zu nehmenden Autoren produziert werden können. Wenn jemand das Fähnlein im Winde ist, oder lernresistent, seine Meinung unterdrückt, um sich nicht unbeliebt zu machen - welche Inhalte liefert der im Text? Unerheblichkeit. Vielleicht besitzt er das Talent, sich derart zu geben, dass er zum Hineingeheimnissen einlädt, sodasss man denkt "Der XY, das ist ein ganz Schlauer", aber irgendwann gibt auch der hartnäckigste Leser auf und möchte mal was Konkretes auf die Hand bekommen.

    Also - wo geht's lang zur Revolution? Ich bin bereit.

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  8. Ich fang mal oben an...
    @Marco:
    Dein Gedanke spricht genau aus, was ich u.a. in diesem Beitrag sagen will und woran ich selbst ständig herumdenke.

    @Jan:
    Bist du sicher, dass es Deutsche waren? Baden-Baden hat bei Kulturveranstaltunge dieser Art ein sehr großes russisches Publikum - und das ist erstaunlich jung.

    @Thomas
    Ich würde morgen so ein Portal gründen, wenn ich das Kapital hätte, die Manpower (solche professionellen Mitarbeiter müssen bezahlt werden) und keine Zeit mehr zum Bücherschreiben bräuchte. Das Projekt von Litcologne startet mit 500.000 E Einlage (und entsprechend größerer Kreditfähigkeit) und wahrscheinlich jeder Menge Selbstausbeutung.

    @Alexander:
    Ich kann dir nur zustimmen, dass mehr für die Jugend, ja sogar schon für Kinder ab Kleinkindalter gemacht werden muss - und ich bekomme das Heulen, wenn ich sehe, dass im Land der Dichter und Denker wie kaum in einem anderen Europas Bildung vom sozialen Stand abhängt - eine Schande! Ich fine es auch schade, dass sich Schriftsteller nicht aktiver in der Kinderarbeit engagieren, wie das in anderen Ländern der Fall ist - denn unsere Leser von morgen wachsen da heran. Aber dazu müsste man generell ein anderes Verhältnis zu Kindern entwickeln...

    @Christine:
    Deine Beiträge zur Revolution finde ich jetzt zu spannend, um sie hier "abzuwickeln", demnächst in einem neuen Kolumnen-Beitrag mehr. Ich habe da nämlich Überraschendes aus einer anderen Zeit entdeckt...
    "Man kann Leute auch runterwirtschaften. Und das passiert leider. Und man kann sie hochwirtschaften
    Für mich der Spruch des Jahres, der die Misere in den Großverlagen treffend beschreibt!

    Jetzt muss ich aber erst mal an die bezahlte Arbeit... und all die Termine, die vor dem 31.12. erledigt werden wollen.

    Schöne Grüße,
    Petra

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  9. Hallo Christine,
    zu deiner "weißen Liste" fällt mir ein: Man kann einiges ganz gut selbst herausfinden, aber es macht Arbeit. Bei Agenturen hilft es z.B. schon, sich die vertretenen Autoren anzusehen - was machen die für Bücher? Desgleichen die Verlage, wo das mit der Bewerbung ja schon der Fall ist, dass man das Programm genau unter die Lupe nimmt. Wie viel Gewagtes ist da drin?
    Und dann gibt's noch eine Methode auf der Buchmesse - die mutigen Verlage sind nämlich fast alle in der gleichen Halle untergebracht, dort, wo Kunst und so Zeug herumliegt ;-)

    Wie dann die Arbeitsweise dort ist, lässt sich nie festhalten. Der durchschnittliche Lektor wechselt doch nach einem halben Jahr schon die Stelle ;-) (übertrieben, aber die Fluktuation ist extrem).

    Schöne Grüße,
    Petra

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