Ich kann nur immer wieder betonen: Wer ernsthaft und professionell (und damit meine ich keinen Vollzeitjob, sondern entsprechende Qualität und Können) Buchautor werden will, der sollte von vornherein darauf achten, auch von Anfang an in einem "richtigen" Verlag veröffentlicht zu werden, sonst ist es nämlich Essig mit der Berufung. (Mehr Infos bei Fairlag) Sich selbst zu verlegen, mag dem Ego schmeicheln, eine Referenz ist es nicht. Sicher gibt es Fälle, wo der Copyshop oder das PoD-Verfahren (Print on Demand, alles andere ist eine Firma) auch für etablierte Schriftsteller eine Alternative sein kann. Etwa, wenn man dringend seinen Fans über seine Fähigkeit berichten will, Klopapiersorten am Klang zu erkennen. Oder wenn man ein Geschenk für die Familie braucht. Aber wer mal z.B. bei Gigant Y war und künftig nur noch bei Popelverlag X verlegt wird - über den macht sich die Branche so ihre Gedanken.
Ich sage es mal ganz deutlich: Mit dem entsprechend langen Atem und Projekt findet man auch bei der heutigen miserablen Lage einen ordentlichen Verlag. Es ist einfach nur schwerer geworden und dauert unmäßig viel länger. In meinem Artikel geht es vor allem darum, wie man diese Leerzeiten aushalten und überleben kann - nicht darum, wie man klein beigibt...
Außerdem kommt nach den "großen Publikumsverlagen", unter denen der "gemeine Autor" Konzerne wie z.B. Random House, Rowohlt oder Lübbe versteht, nicht gleich die "kleinen" Verlage. Da gibt es zuerst einmal jede Menge mittelgroßer Verlage, die manchmal sogar an Konzerne als selbstständiges Imprint angeschlossen sind. Dann gibt es den literarischen Markt, der stiller und anders verläuft, und wo Verlage durchaus auch mal groß oder klein sein können (z.B. Schöffling, Suhrkamp, Hanser, Kunstverlage etc.). Es gibt schließlich kleine Verlage mit bestem Ruf im Feuilleton oder kleine Verlage für ein begrenztes Fandom, es gibt kleine Verlage mit professioneller Betreuung und andere, bei denen das Wort Lektorat Fremdwort zu sein scheint. Man muss sehr genau hinschauen!
Die Größe eines Verlagshauses sagt zunächst überhaupt nichts anderes aus, als dass in einem Konzern Arbeitswege anders funktionieren als in einem Drei-Mann-Betrieb. Und dass ein Konzern eine andere Ware verkaufen will als die Luxusmanufaktur. Wichtig bei der Verlagssuche (die ein Agent professioneller beurteilen kann) ist die kritische und distanzierte Selbsteinschätzung von Projekt und Persönlichkeit: Für welche Art Verlag bin ich als Persönlichkeit, ist mein Manuskript geschafften? Wenn man nicht ständig in Reihe dasselbe schreibt, kann dieser Anspruch durchaus wechseln.
Praktisches Beispiel für so eine Einordnung: "Das Buch der Rose". Konzipiert als Kulturgeschichte, von der Form her essayistisch, lesbar wie ein Roman, aber es macht auch vor Philosophie und Religionswissenschaften, Kunst und Literatur nicht halt. Würde ich so ein Buch bei einem Giganten anbieten, der Blumenbücher mit niedlichen Fotos macht, nach dem Motto "schöne Narzissenanekdoten für Tante Erna", dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Ich bekomme eine Absage oder man bittet mich, all den Geistesballast wegzuwerfen und "schöne Rosengeschichten" zu schreiben.
Was mache ich also? Ich brauche einen Verlag, der auf Kunst und Literatur spezialisiert ist, zumal ich keine niedlichen Fotos abgedruckt haben will, sondern Kunstwerke.
So einfach ist das - und doch so kompliziert, weil eindeutige Einordnungen natürlich nie zu machen sind.
Es gilt weiterhin: Das richtige Manuskript am richtigen Ort zur richtigen Zeit. Nur ist der Faktor Zeit inzwischen absolut unberechenbar geworden.
Sorry,
AntwortenLöschenmeine Schuld, Petra.
Habe im Geschichtenweberforum auf deine scharfsinnige Bestandsaufnahme verwiesen und gleichzeitig auch über Kleinverlage und BoD geschrieben - aber nicht in dem Sinn, dass du das propagierst oder so.
Merkt man mal wie dumm Suchmaschinen doch sind. Alles was in einem Absatz steht, gehört zusammen. Wann schreib ich nun hier noch rein ... überleg ... Space Shuttle - mal gucken was der Gockel daraus macht ;)
Hallo Alexander,
AntwortenLöschendu musst dich nicht entschuldigen - ich hatte keine Ahnung, worum es geht. Als dann aber das Thema als Schlagzeile zu mir guglhupfte, habe ich es einfach als Assoziationsaufhänger genommen. Dass ich damit dich erwischt habe - da sieht man wieder einmal wie winzig das Virtualiversum ist ;-)
Ich mach das gern, Suchmaschinendumpfsinn umzugestalten, so kam ich ja auch zu meinen Satiren über Haschisch und Fettabsaugungen...