Image und Realität
Zugegeben, die Idee mit den Wochenendkrimis kam völlig spontan. Ich selbst hatte früher einmal Kürzestkrimis mit Ermittlerinnen in der Hauptrolle geschrieben, aber irgendwann die Lust zum Nachlegen verloren. Und als mir plötzlich Leszek über den Weg lief und mich fragte, warum es bei meinem doch zeitungsähnlichen Blog eigentlich keine Fortsetzungsstory gäbe, begann das gemeinsame Brainstorming. Warum eigentlich nicht? Natürlich ist es geflunkert, dass mein neuer Blog-Mitarbeiter beim "CSI" arbeitet. Früher hat er sich einmal als Aushilfe in einer Metzgerei über Wasser gehalten. Mir war auch klar, dass man ihm das Deutsch als Fremdsprache anmerken würde. Trotzdem habe ich mich entschlossen, die Texte nicht zu lektorieren - er hat da völlig freie Hand. Ob die Leserinnen und Leser das akzeptieren werden? Ich weiß es nicht, es ist ein Versuch...
Die Schnapsidee ist natürlich schon etwas älter. Ich hatte Leszek (der im echten Leben einen verwegenen Krimi schreibt) bei einem Workshop zum Autorenbiografieschreiben kennengelernt. Die Zeiten, in denen allein das Exposé als Verkaufsinstrument Gewicht hat, sind ja längst vorbei - Verlage und Agenturen kaufen vor allem Persönlichkeiten ein. Ich habe nicht schlecht gestaunt, wie sehr ich mein eigenes langweiliges Leben umschreiben muss, um zu meinen Manuskripten zu passen. Leszek fiel mir in diesem Kurs als wahrer Meister auf. Ist bei seinem Vorleben aber auch kein Wunder. Ein belustigendes Papier aus dem Kurs kann ich mit allen teilen: Das SZ-Magazin über den Image-Gewinn durch multiple Wohnorte (Leszek meint, dahinter verbergen sich nur Steuertricks).
Um Image geht es auch im Law-Blog, der darüber berichtet, wie Dativ-Kenner Bastian Sick nun gegen Google vor Gericht zieht. Ich hoffe, ich werde für den "Dativ-Kenner" nicht abgemahnt und will auch sonst kein Wort dazu sagen. Ich bin nur froh, dass ich mich selbst so gut wie nie google, mir keinen Anwalt leisten kann und gar nicht die Zeit habe, mich über Suchmaschineneinträge zu ärgern.
Mehr Sinn macht da schon eher ein Schriftbild. Die NZZ hat einen interessanten Artikel über die "Maschine Buch" abgedruckt: "Die Mitarbeit des Schriftbildes am Sinn". Für alle, die darüber nachdenken wollen, wie Typografie Imagination und Gehirnarbeit beeinflusst - übrigens nicht nur auf dem Medium Papier.
Manchmal beeinflusst umgekehrt auch die Realität das Buch, aber offensichtlich nur manchmal. Warum sonst sind Romanwelten immer noch so schön altertümlich aufgeräumt und technologiefrei? Laura Miller hat in "Der Freitag" untersucht, warum im englischsprachigen Roman so lange keine Handys klingelten und sich Computerarbeit aufs Mailen beschränkte. In ihrem Artikel "Bye bye Landroman" beobachtet sie, wie sich das Internet in Romane einschleicht und welche Konsequenzen das für die Geschichten hat.
Da war doch noch etwas, von wegen Image und Realität. Erinnert sich noch jemand an den "Fall Hegemann"? Das war dieser Literaturskandal, in dem es nicht nur ums Abschreiben von Airens Texten ging, sondern um die Frage von Authentizität in der Literatur. Blogger Deef Pirmasens hat den Autor Airen in Mexiko besucht und einiges Adrenalin verschüttet. Die Ausgabe "jetzt.de" der SZ bringt den Reisebericht. Was mich zu der vom Fall völlig unabhängigen Frage veranlasst: Wer hat eigentlich das aufregendere Leben - Der Originalautor oder der Kopist?
Mein Gott, dass die Jungs auch immer so sensibel sein müssen. Ein kleines "Buh"? Das geht einem doch vorbei - an was auch immer. Das packt man doch weg. Dem zeigt man es doch erst richtig, dem Buher!
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