Frechheit siegt?
Ich habe das in Polen geübt. Ich kann, wenn es sein muss, eine halbe Stunde ebenfalls mit Hallo antworten. Einmal habe ich mit so jemandem geschlagene zwei Minuten einen reinen Hallo-Dialog bestritten. Doch diesmal wurde die Dame gleich ungeduldig. Ob sie bei mir einen Energiecheck machen könne. Nun, noch war mein Energiepegel nicht allzu hoch und ich erkundigte mich freundlich nach dem Firmennamen, gleich erwähnend, dass ich Anrufe aus PR-Zwecken grundsätzlich ablehne. Die Antwort war mehr oder weniger keine Antwort, also wurde ich ein wenig energiegeladener und lauter und fragte noch einmal.
Was dann kam, habe ich in meinen über zwanzig Jahren Frankreich nur ein einziges Mal mit einem absolut arroganten Nicht-Franzosen so ähnlich erlebt. Herrscht mich die Frau doch tatsächlich an, ich hätte einen Akzent und würde sie wohl nicht richtig verstehen. Daraufhin sagte ich ihr, ich könne sie auch trotz meines Akzents ganz gut verstehen und warte immer noch auf eine Erklärung. Schlimm ist, dass ich in Erregung tatsächlich einen stärkeren Akzent bekomme und beim Schimpfen sogar Grammatikfehler mache.
Das Weibsbild hatte noch nicht genug und legte nach. Irgendwas mit Fremden... Ich legte auf. Das Weibsbild wählte wieder. Die Leitung sei unterbrochen gewesen. Nein, die Leitung selbst sei gut und akzentfrei, meinte ich, aber ich hätte aufgelegt. Nicht auf diesem Niveau. Wenn sie mir etwas zu sagen habe, solle sie das mit französischer Höflichkeit tun. Ereifern am anderen Ende. Wenn ich schon solch einen Akzent hätte, dann solle ich ihr sagen, wo ich herkäme, denn dass ich keine Französin sei, höre man mir ja an. He??? Wollte die nicht einen Energiecheck...? Das fragte ich vergeblich auf Elsässisch, aber darauf reagierte sie nicht. Wieder legte ich auf. Mit mir nicht.
Ruft diese Verrückte nochmal an! Ich atme tief im Yoga-Modus und sage ebenso ruhig: "Gut, sagen Sie mir Ihren vollen Namen, den Namen Ihrer Firma und was Sie von mir wollen! Ich warte." Und was macht die Wachtel am anderen Ende? Wie die Schulmeisterin kommt Sie mir: "Man sagt in Frankreich nicht 'ich warte', man sagt 'ich höre'!" In dem Moment war mein erzwungener Yoga-Modus natürlich futsch und dann werde ich eiskalt ruhig und zynisch. "Madame, ich höre nicht, ich warte. Wenn Sie mir Ihren Namen nicht nennen, kann ich nämlich nichts hören." - "Aber das sagt man nicht in Frankreich!"
Ich wartete natürlich in dem Moment nicht mehr. Seither hat sie das Vergnügen mit meinem mehrsprachigen Anrufbeantworter. Den hat sie auch schon angewählt und sich dann nicht getraut, richtig Französisch zu sprechen.
Und ich sitze nun da mit einer völlig unbefriedigten Neugier, weil ich nicht weiß, was dieses Spielchen sollte. War es ein versteckter Behördentest, um die Integration von Immigrés auszutesten? Eine Aktion Ultrarechter gegen Ausländer? Oder machen die Zeugen Jehovas neuerdings in Ökologie?
Meine Wutenergie hätte jedenfalls fürs Beheizen von mindestens drei Häusern ausgereicht. F* Callcenter.
PS: Die Frau hat's schon wieder versucht, diesmal mit anonymisierter Nummer. Ich folgere: Es handelt sich um eine geheime Sadomaso-Sekte, die fürs Aussprechen des Wortes "Hallo" mit drei Peitschenhieben belohnt wird.
"Je suis très désolé, je ne parle pas très bien français." Hat bis jetzt bei uns immer geholfen.
AntwortenLöschenWir haben eine Telefonnummer die sich genau um eine Ziffer von der eines Schuhversandhaus unterscheidet. Wie oft Leute sich verwaehlen ist erstaunlich. Und genauso erstaunlich ist es, wie oft diese Leute der vollen Ueberzeugung sind, wir haetten die falsche Nummer.
Na dann werde ich demnächst mal Schuhe bestellen ;-)))
AntwortenLöschenIch habe ein persönliches Problem: Bei solch unverschämten Typen bin ich einfach so baff und entsetzt, dass mir so ein Dialog nicht für einen Roman einfällt, dass ich mich rächen muss...
Hammer! (Oder wie heißt das noch auf Französisch?)
AntwortenLöschenMarteau. Aber das sagt man so nicht in Frankreich ;-)
AntwortenLöschenObwohl: "Elle est completement marteau" = "sie hat voll einen an der Birne"
Bête comme ses pieds (Dumm wie Bohnenstroh)
AntwortenLöschenBête comme une valise sans anse
(Mit dem Klammerbeutel gepudert)
Elle perde la boule
(Bei ihr ist ne Schraube locker)
Und zum Schluss:
Va te faire pendre ailleurs.
(Zieh Leine!)
Wäre da schon was dabei fürs nächste Telefonat? Alles "des mots familiers", also kein Hochfranzösisch, aber vielleicht hält sie dann vor Überraschung den Mund?
Das liest sich zwar lustig, aber bei so viel Unverschämtheit (nein, Frechheit ist viel zu schwach) verschlägt es mir glatt die Sprache.
AntwortenLöschenMit dieser grob unhöflichen und penetranten Art wird die Dame sicher nichts verkaufen - und genau das wollte sie vermutlich, Petra.
Wenn das mal ihr Auftraggeber wüßte...
"Energiecheck" gibt's hier für Einfamilienhausbesitzer mit älteren Immobilien, wird angeboten von Firmen, von Banken (wo du dann natürlich einen Kredit aufnehmen sollst, um dein Haus auf Vordermann zu bringen), von "Beratern" und werweißwem.
Wird in Frankreich ähnlich sein.
Kennst du noch die gute alte Methode "Trillerpfeife"? Wäre bei solchen Anrufern manchmal durchaus zu empfehlen :)
Was für eine entzückend-sympathische Telefonfee.
AntwortenLöschenMeine Trillerpfeife heißt - wenn zur Hand - Strawinsky. Sacre. Das bläst jeden weg!
AntwortenLöschenIch erspare mir inzwischen derartige absurde Dialoge, indem ich schon die Nummer im Display wegdrücke (0180...)
AntwortenLöschenChrisata
Das geht hier nicht, solche Anrufe haben in F. eine verdeckte Nummer (wie auch alle Freunde im Ausland mit altem Telefon) - und in diesem Fall war es sogar eine gefälschte Echtnummer!
AntwortenLöschenKommt mir sehr bekannt vor. Ich hatte ein ähnliches Erlebnis - in Österreich. Gefälschte Rufnummernanzeige, dazu noch ständig wechselnd. Manchmal werde ich wochenlang von Düdldü-Düdldü-Düdldü-Klick belästigt, heißt: Der Anrufer lässt nicht einmal lange genug läuten, dass man abheben könnte. Der reinste Telefonterror. Immer am Wochenende vormittags oder an Werktagen abends.
AntwortenLöschenEinmal hab ich die Anruferin vertrieben, indem ich schnell genug abhob, in den Hörer brüllte "Hören Sie auf mich zu belästigen oder ich zeige Sie an" und sofort auflegte. Dann war Ruhe.
Ein anderer solcher Anrufer war penetranter. Ich machte es genauso, Sekundenbruchteile später rief er erneut an und wurde frech. Ich solle gefälligst den Mund halten und ihm zuhören. Ich sagte, dass ich ihn nicht kenne und keinen Grund hätte einem Fremden zuzuhören, worauf er meinte: Aber ich kenne SIE, ich weiß sogar wo Sie wohnen. - Das lege ich als Drohung aus. Der Mann rief glaube ich 4 Mal immer wieder an, die Telefonnummer wechselte dabei (das hat der Dummkopf wohl nicht bedacht). Nach dem vierten Mal suchte ich in meinen Schubladen und fand eine Okarina. Ich kann das Ding zwar nicht spielen, aber wenn man kräftig reinbläst macht das enorm viel Lärm.
Vermutlich ein Glück für den Mann, dass er es kein fünftes Mal versuchte - sonst hätte sein Tag womöglich in der Notaufnahme der HNO-Klinik geendet ... 8)
Ah ja, übrigens hatte der Mann einen irgendwie südländisch klingenden Akzent ... *gg*. Vielleicht ein Franzose?
Ich weiß nicht, wie das anderswo ist, aber in Frankreich kann man sich auch eine Geheimnummer nehmen... Außerdem verdient die Telecom Geld mit diesen Anrufern - für eine geringe Gebühr fängt sie für mich die Anrufe mit einem Automat ab und der fordert die echte Nummer oder verbindet nicht.
AntwortenLöschenDas habe ich mir bisher schlicht gespart - die Okarina ist da echt billiger ;-)
Und der Unterhaltungswert für einen selber ist mit der Okarina mit Sicherheit höher.
AntwortenLöschenAußerdem hat man so ein ultimatives Kommunikationstraining zu den Themen "Wie grenze ich mich ab?" oder "Wie stelle ich jemanden in den Senkel?" - und das alles mit einer Okarina in der Hand als ultimative Lösung, wenn die verblen Mittel nicht ausreichen.
Also sieh es positiv, liebe Petra!