Aller Anfang
Wie fange ich diesen Anfang an? Ich, Leszek, bin der neue Quotenmann, nachdem Madame mich eingeladen hat, ihr öfter ein Wochenende wegzunehmen. Das hier bin ich (oder oben in "Wochenendbeilage".
Unter dem Label "Blutrunst" muss ich kleine Krimis schreiben und aus der Nähtasche vom CSI plaudern, wo ich mein Praktikum mache. "Tob dich aus", hat Madame gesagt, "bring, was LeserInnen wünschen." Madame ist die einzige Frau, die meinen Nachnamen sprechen kann und dieses "I" im Wort auch. Sie macht bei beidem lange Pausen. Und mir macht sie Atemlosigkeit. Was soll ich so neu im Blog erzählen? Die Geschichte vom Bauer, der mit Gefrierfleisch Frau schlug? Oder soll ich erzählen von Monsieur Marat, der sich als Migrant unter steirischer Autobahnbrücke zu Tode geschrieben hat? "Viel zu verrückt!", sagt sie. Und dann noch: "Schreib, was man eben in Krimis so schreibt. Starke Ermittlerinnen, gefährliche Serienmörder, glitschiges Gedärm!"
Ich bin ja nur Praktikant. Meine Scheff ist stark, aber Mann. Wer interessiert sich schon für Hauptkommissarin Kugler, klein, Bäuchlein, vorgewölbte Neugierigkeit und Allergen gegen Haustiere. Lebende und tote, sagt sie und hat es ständig eilig, weil die Veganschnitzelchen ausgegangen sind. Hauptkommissarin Kugler kocht allein, weil sie sagt, Frauen in ihren Überstunden und mit ihrer Power bekämen nie einen Mann. Ich sage, es liegt nur am Veganschnitzelchen. Aber ich bin nur der Praktikant.
Letztens so ein Tatort in Magenweiler wie aus dem Taschenbuch: Blitzblank geputzte Küche, hängen über der Trockenstange selbstgedrehte Spaghetti und ein leerer Darm! Man muss sich das vorstellen: Sauberkeit, Freundlichkeit, Appetitlichkeit und ein Darm. Blubberig irgendwie. Glitschig. Und in der Luft, sagt Schnuppernase von Kuglerin, ein komischer Geruch.
Scheff schmeisst sie erst mal raus, die Selbstgedrehte ausmachen, das ist ein Tatort und wir sind das CSI. Sagen wir so, weil wir uns dann amerikanischer fühlen. Die Kuglerin nennt uns G'spusi oder so ähnlich. Ich finde das diskriminierend.
Wie also die Kuglerin wiederkommt, hängt der Geruch immer noch in der Luft, leicht bitter und irgendwie grün. Und wie sie schon wieder dumm fragen will, wann wir endlich fertig sind mit der Fotografierung von Darm und Nudeln, kracht plötzlich etwas völlig Lebendiges in den Raum. Wie der Blitz, fast nur in der Augenwinklung kommt etwas wie der geölte Blitz. Knallrot. Nein, blutrot. Verdammt lebendig und über und über mit Blut besudelt!
Das war jetzt für die Quote, weil Zuschauer und Innen immer Blutrot sehen wollen. Natürlich ist angetrocknetes Blut nicht rot. Also das Lebewesen flitzt braunrot eklich in die Küche und hinterlässt Schleimspur. Rennt der Kuglerin über die Stilettos, die natürlich keine schicken Stilettos mehr sind, sondern eingetütet in Plastikzeug. Kriegt die Kuglerin fast einen Anfall, wegen der Blutspur und weil ihre Stilettos zum Glück...! Und dann brüllt sie mit Windgeschwindigkeit: "Schafft den verdammten Hamster hier raus!"
Was soll man machen? Wie soll man unter solchen Arbeitsbedingungen ordentlich arbeiten? Wenn die Frau in ihrer Stärkung droht umzukippen in allergischen Schock und ein dummes Hamstervieh keinen Plastiküberzieher trägt! Es ist immer der Praktikant. Ich muss also die Hauptkommissarin am Arm nehmen und zur Couch führen, wo sie sich gleich hinschmeißen will. Dabei wirft sie die Wanne auf dem Couchtisch um und du kannst richtig hören, wie es schwappt und mit Blaff auf dem Teppich schwimmt. Braun wie der Hamster und jetzt ist überall der Geruch mit Eklichkeit, bitter und blutig. Die Kuglerin brüllt und kreischt und schreit, weil sie die Blutsoße jetzt in den Überschuhen hat. "Holt gefälligst einer einen Wischlumpen!"
Wir sind vom CSI, nicht von der Putzkolonne. Der Scheff ruft den Notarztwagen, weil unsere veganische Allergikerin aussieht wie Blutsturz. Ich geh in der Aufregung zu den Spaghetti und schnüffle. Kein Geruch. Alles sauber. Dieser Darm wurde mindestens zehn Mal durchgespült. Die Kuglerin stinkt bestialisch, als sie sie auf der Bahre wegtragen zur Verarztung. So muss der Täter stinken, der Hamster tut es auch. Mein Kollege hat ihn gefangen und notdürftig in der leeren Butterdose untergebracht. Könnte ein wichtiger Zeuge sein.
Plötzlich wieder komische Töne. Wie brummelndes Monster aus Richtung verschlossenes Zimmer. Kommt Mann mit Schläfrigkeit im Gesicht und Blutspritzer auf Wanst. Was tun? Hauptkommissarin ist weg, Kollegen von ihr sind weg und kein SEK in Sicht! Beherzt habe ich zum Fleischermesser gegriffen und mich nicht um Scheff gekümmert. Der schreit mich an, ich vernichte Spuren. Das Messer ist voll Blutigkeit. Aber wenn es doch hilft!
Vor der Spüle kann ich den Wanst stellen, der zittert. Läuft rot an und explodiert mit aller Kraft seiner Fettigkeit! Was wir in seiner Küche zu suchen hätten? Wer die verdammte Schweinerei im Wohnzimmer angerichtet hätte? Das müssten wir alles aufputzen! Und er brüllt und rudert und schreit: "Ihr habt hoffentlich die Därme im Bad nicht angerührt? Wehe, ihr habt eure dreckigen Handschuhe auf meine schön gewässerten Därme gelegt, wehe!"
Ich drohe immer noch mit Messer, Scheff wird nervös und ruft SEK an. SEK hat Kantinenzeit. Der Wanst droht jetzt dem Scheffe: "Ich werd mich sowas von beschweren werd ich, sowas von! Ungespitzt in den Boden werden sie euch stampfen, wenn ich mit euch fertig bin! Wer ersetzt mir jetzt den Schaden? Wer von euch killt mir jetzt noch ein Schwein?"
Und dann macht der Kerl was, was er nicht gemacht hätte, wenn ich Pistole gehabt hätte. Greift seelenruhig und cool in die Hosentasche, holt Handy heraus und ruft an. Muss man sich mal vorstellen! Während mein Scheff noch mit dem SEK um Mittagpausenabbrechung verhandelt, telefoniert der Verdächtige! "Hallo Herr Bürgermeister. Ich sitze hier in einer ganz schlimmen Bredullje. Hier sind so komische Männer in Plastikzeug, die verwüsten mir die ganze Küche. Und jetzt kann ich die Blutwürste für den Gesangsverein nicht mehr liefern. Ja, rufen Sie die Polizei und sagen sie denen, die haben mir das ganze schöne Schweineblut ausgeleert. Wo ich doch schon den Majoran zugegeben hatte!"
Richtig, da haben Sie's. Wer macht den Teppich sauber? Wer muss den Hamster befreien und füttern? Der Praktikant. Leszek Chrząszczyk aus Brojenie, wo noch echte Bisons echtes Wodkagras grasen und hinter jeder Pfütze Langweilichkeit wohnt.
Unter dem Label "Blutrunst" muss ich kleine Krimis schreiben und aus der Nähtasche vom CSI plaudern, wo ich mein Praktikum mache. "Tob dich aus", hat Madame gesagt, "bring, was LeserInnen wünschen." Madame ist die einzige Frau, die meinen Nachnamen sprechen kann und dieses "I" im Wort auch. Sie macht bei beidem lange Pausen. Und mir macht sie Atemlosigkeit. Was soll ich so neu im Blog erzählen? Die Geschichte vom Bauer, der mit Gefrierfleisch Frau schlug? Oder soll ich erzählen von Monsieur Marat, der sich als Migrant unter steirischer Autobahnbrücke zu Tode geschrieben hat? "Viel zu verrückt!", sagt sie. Und dann noch: "Schreib, was man eben in Krimis so schreibt. Starke Ermittlerinnen, gefährliche Serienmörder, glitschiges Gedärm!"
Ich bin ja nur Praktikant. Meine Scheff ist stark, aber Mann. Wer interessiert sich schon für Hauptkommissarin Kugler, klein, Bäuchlein, vorgewölbte Neugierigkeit und Allergen gegen Haustiere. Lebende und tote, sagt sie und hat es ständig eilig, weil die Veganschnitzelchen ausgegangen sind. Hauptkommissarin Kugler kocht allein, weil sie sagt, Frauen in ihren Überstunden und mit ihrer Power bekämen nie einen Mann. Ich sage, es liegt nur am Veganschnitzelchen. Aber ich bin nur der Praktikant.
Letztens so ein Tatort in Magenweiler wie aus dem Taschenbuch: Blitzblank geputzte Küche, hängen über der Trockenstange selbstgedrehte Spaghetti und ein leerer Darm! Man muss sich das vorstellen: Sauberkeit, Freundlichkeit, Appetitlichkeit und ein Darm. Blubberig irgendwie. Glitschig. Und in der Luft, sagt Schnuppernase von Kuglerin, ein komischer Geruch.
Scheff schmeisst sie erst mal raus, die Selbstgedrehte ausmachen, das ist ein Tatort und wir sind das CSI. Sagen wir so, weil wir uns dann amerikanischer fühlen. Die Kuglerin nennt uns G'spusi oder so ähnlich. Ich finde das diskriminierend.
Wie also die Kuglerin wiederkommt, hängt der Geruch immer noch in der Luft, leicht bitter und irgendwie grün. Und wie sie schon wieder dumm fragen will, wann wir endlich fertig sind mit der Fotografierung von Darm und Nudeln, kracht plötzlich etwas völlig Lebendiges in den Raum. Wie der Blitz, fast nur in der Augenwinklung kommt etwas wie der geölte Blitz. Knallrot. Nein, blutrot. Verdammt lebendig und über und über mit Blut besudelt!
Das war jetzt für die Quote, weil Zuschauer und Innen immer Blutrot sehen wollen. Natürlich ist angetrocknetes Blut nicht rot. Also das Lebewesen flitzt braunrot eklich in die Küche und hinterlässt Schleimspur. Rennt der Kuglerin über die Stilettos, die natürlich keine schicken Stilettos mehr sind, sondern eingetütet in Plastikzeug. Kriegt die Kuglerin fast einen Anfall, wegen der Blutspur und weil ihre Stilettos zum Glück...! Und dann brüllt sie mit Windgeschwindigkeit: "Schafft den verdammten Hamster hier raus!"
Was soll man machen? Wie soll man unter solchen Arbeitsbedingungen ordentlich arbeiten? Wenn die Frau in ihrer Stärkung droht umzukippen in allergischen Schock und ein dummes Hamstervieh keinen Plastiküberzieher trägt! Es ist immer der Praktikant. Ich muss also die Hauptkommissarin am Arm nehmen und zur Couch führen, wo sie sich gleich hinschmeißen will. Dabei wirft sie die Wanne auf dem Couchtisch um und du kannst richtig hören, wie es schwappt und mit Blaff auf dem Teppich schwimmt. Braun wie der Hamster und jetzt ist überall der Geruch mit Eklichkeit, bitter und blutig. Die Kuglerin brüllt und kreischt und schreit, weil sie die Blutsoße jetzt in den Überschuhen hat. "Holt gefälligst einer einen Wischlumpen!"
Wir sind vom CSI, nicht von der Putzkolonne. Der Scheff ruft den Notarztwagen, weil unsere veganische Allergikerin aussieht wie Blutsturz. Ich geh in der Aufregung zu den Spaghetti und schnüffle. Kein Geruch. Alles sauber. Dieser Darm wurde mindestens zehn Mal durchgespült. Die Kuglerin stinkt bestialisch, als sie sie auf der Bahre wegtragen zur Verarztung. So muss der Täter stinken, der Hamster tut es auch. Mein Kollege hat ihn gefangen und notdürftig in der leeren Butterdose untergebracht. Könnte ein wichtiger Zeuge sein.
Plötzlich wieder komische Töne. Wie brummelndes Monster aus Richtung verschlossenes Zimmer. Kommt Mann mit Schläfrigkeit im Gesicht und Blutspritzer auf Wanst. Was tun? Hauptkommissarin ist weg, Kollegen von ihr sind weg und kein SEK in Sicht! Beherzt habe ich zum Fleischermesser gegriffen und mich nicht um Scheff gekümmert. Der schreit mich an, ich vernichte Spuren. Das Messer ist voll Blutigkeit. Aber wenn es doch hilft!
Vor der Spüle kann ich den Wanst stellen, der zittert. Läuft rot an und explodiert mit aller Kraft seiner Fettigkeit! Was wir in seiner Küche zu suchen hätten? Wer die verdammte Schweinerei im Wohnzimmer angerichtet hätte? Das müssten wir alles aufputzen! Und er brüllt und rudert und schreit: "Ihr habt hoffentlich die Därme im Bad nicht angerührt? Wehe, ihr habt eure dreckigen Handschuhe auf meine schön gewässerten Därme gelegt, wehe!"
Ich drohe immer noch mit Messer, Scheff wird nervös und ruft SEK an. SEK hat Kantinenzeit. Der Wanst droht jetzt dem Scheffe: "Ich werd mich sowas von beschweren werd ich, sowas von! Ungespitzt in den Boden werden sie euch stampfen, wenn ich mit euch fertig bin! Wer ersetzt mir jetzt den Schaden? Wer von euch killt mir jetzt noch ein Schwein?"
Und dann macht der Kerl was, was er nicht gemacht hätte, wenn ich Pistole gehabt hätte. Greift seelenruhig und cool in die Hosentasche, holt Handy heraus und ruft an. Muss man sich mal vorstellen! Während mein Scheff noch mit dem SEK um Mittagpausenabbrechung verhandelt, telefoniert der Verdächtige! "Hallo Herr Bürgermeister. Ich sitze hier in einer ganz schlimmen Bredullje. Hier sind so komische Männer in Plastikzeug, die verwüsten mir die ganze Küche. Und jetzt kann ich die Blutwürste für den Gesangsverein nicht mehr liefern. Ja, rufen Sie die Polizei und sagen sie denen, die haben mir das ganze schöne Schweineblut ausgeleert. Wo ich doch schon den Majoran zugegeben hatte!"
Richtig, da haben Sie's. Wer macht den Teppich sauber? Wer muss den Hamster befreien und füttern? Der Praktikant. Leszek Chrząszczyk aus Brojenie, wo noch echte Bisons echtes Wodkagras grasen und hinter jeder Pfütze Langweilichkeit wohnt.
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