Nikolausgeschenk

Ich habe ein kleines Nikolausgeschenk für meine fleißigen Leserinnen und Leser!
Und ich muss ehrlich zugeben, dass ich mich darüber selbst freue wie ein kleines Kind. Zum ersten Mal habe ich nämlich ein wenig das Feeling, dass aus meinem Manuskript ein Buch wird. Und ich bin begeistert über die technischen Möglichkeiten, die wir Autoren heutzutage haben - eigentlich können wir damit noch mehr Service bieten als so mancher Verlag. So eine real wirkende Leseprobe ist absolut idiotensicher und mit ein paar Klicks ins Internet gestellt - man muss nur wissen, wie man ein pdf produziert und einen Computer bedient.

Ich präsentiere eine Vorabpremiere. Wer wissen will, was und wie ich derzeit schreibe, der möge sich zu Monsieur Nijinsky begeben: hier entlang bitte!

Merkzettel für mich: Zu allen erhältlichen Büchern solche Leseproben fertigen und auf der Website verewigen.

11 Kommentare:

  1. Liebe Petra,
    ich interessiere mich nicht für Ballett, trotzdem liest sich dieser Text für mich interessant. Nun möchte ich auch wissen, wie es weiter geht, da Ihr Buch vermutlich mehr von Menschen, Gefühlen, Zeitgeist, Kunst und Kultur handelt, als nur von der Kunstform Ballett alleine.

    Ich frage mich nur, wie kann eine Menschin all diese Ereignisse, diese Zeit so beschreiben, als wäre sie dabeigewesen. Mein Vater ist in dem Jahr geboren, als Nijinsky die Choreografie übernahm. In seinem Todesjahr bin ich geboren. Aber vermutlich ist in dem Jahr noch ein anderes Kind zur Welt gekommen, denn ich habe Nijinskys Seele definitiv nicht aufgefangen oder seine Kraft geerbt. ;)
    Gibt es überhaupt einen "würdigen Nachfolger"?

    Wir werden es im Frühjahr 2011 erfahren - 99 Jahre nach seiner ersten Choreografie.

    Gruß Heinrich

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  2. Liebe Petra,

    auch als Leser, der von Ballett keinen blassen Schimmer hat, ist man direkt gebannt.
    Den Zusammenbruch Nijinskys meint man fast körperlich spüren zu können. Und man fragt sich auch, wo soll das noch hinführen?
    Gibt es für ihn überhaupt eine physische Grenze?
    Wie ich eben nachlesen konnte, war es die Psyche, die sie zog - die Schizophrenie. Wie passen diese Widersprüche zusammen? Einerseits ein Mensch voller Minderwertigkeitsgefühlen, andererseits ein Mann über den eine Biographie (1997) geschrieben wird, mit dem Titel: Ich bin Gott.
    Was mich besonders interessiert: Das Ausleben seiner Homosexualität in dieser Zeit, das Arrangement mit seiner Ehefrau. Ich bin sehr gespannt, welche Antworten und Geschichten Du in Deinem Buch zeigen wirst!
    Ach ja: Deine Präsentation ist perfekt!! (Neid Neid;-))

    Ganz herzliche Grüße
    Nikola

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  3. Liebe Petra,

    ich bin auch kein Fan vom Ballett (habe nur ein einziges Mal in Stuttgart eines gesehen), aber ich liebe deine Sprache, schon von Anfang an, deshalb habe ich mir die Leseprobe durchgelesen. Und sie ist wieder da, genau wie im Buch der Rose, nur diesmal noch vielintensiver. Bei dem Rilke-Gedicht musste ich gleich an die Zeilen denken, die ich mir seit der Schule gemerkt habe:

    "Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
    So müd geworden, dass er nichts mehr hält,
    Es ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
    Und hinter tausend Stäben keine Welt."
    (Aus dem Kopf)

    So erkenne ich in deinen Texten auch immer Teile meiner eigenen kulturellen Sozialisation.

    Ich wünsche dir alles Gute für dein Buch!
    Christa

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  4. Ihr macht mir eine riesige Freude (das ist jetzt das badische "Ihr", in dem auch Gesiezte eingeschlossen sind)!
    Es ist für mich nämlich das schönste Kompliment, wenn ich mit meinen Texten Menschen neugierig machen kann, die sich bis dato nicht oder kaum für ein Thema interessierten. Das ist noch schöner, als jemanden zu gewinnen, der sich ohnehin schwerpunktmäßig mit einem Thema beschäftigt.

    Denn genauso wenig wie "Das Buch der Rose" speziell für Rosengärtner geschrieben war, ist dieses Buch nur für Balletomanen. Mir geht es immer um das Thema Mensch - da, wo seine Essenz am sichtbarsten wird, oft in Grenzbereichen. Und mein Vorteil ist ja der, dass ich ebenfalls eine Dilettantin im besten Wortsinne bin: Ich bin keine Elsass-Tourismus-Angestellte, keine Rosenzüchterin, keine Tänzerin - sondern Journalistin und Autorin. Ich muss mir jedes meiner Themen selbst erarbeiten, aus meiner mir eigenen Sicht heraus.

    Als ich von einer Verlegerin gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könnte, über Nijinsky und die B.R. zu schreiben, zögerte ich zuerst. Ich weiß zwar ziemlich viel über die Avantgarde-Kunst dieser Zeit, weil persönliches Lieblingsthema, aber von Nijinsky hatte ich nur irgendetwas gehört - der nachfolgende Mythos Nurejew war mir viel geläufiger (Colum Mc Cann: Der Tänzer, glänzender Roman).

    Deshalb ganz deutlich: Das Buch "spielt" zwar im Ballett-Milieu, aber es geht darin um zeitlose Themen, die auch uns betreffen können. Die Ballets Russes waren ein Gesamtkunstwerk, prägten die Zeit wie niemand sonst. So geht es auch um Kunst, um Mode, um Genderrollen, um Hollywoodfilme, um Krieg, um Migration, um die kosmopolitische Atmosphäre vor dem 1. Weltkrieg, um Künstler, um jede Menge Promis der Zeit, um Musik (Strawinsky!) und natürlich um Tanz. Alles, was wir als modernes Ballett und modernen Tanz kennen, wäre ohne die Ballets Russes nicht möglich geworden.

    Ich habe wie ein Schulkind selbst erst die Bewegungsbeschreibungen im Ballett lernen müssen (tw. mit Videos). Dieser Dilettantismus hat den Vorteil, dass man auch LeserInnen mitnehmen kann, die nicht vom Fach sind.

    Allerdings hatte das Schreiben Folgen: Ich besorge mir inzwischen sogar Ballettfilme, wenn ich etwas Besonderes nicht live sehen kann. Allerdings bekommt mich niemand mehr in die Tütü-Ballette wie Schwanensee und Nussknacker - mit deren Tradition die Ballets Russes so aufsehenerregend gebrochen haben. Leider glauben die meisten Menschen, DAS sei Ballett. Es ist eine uralte Tradition, die immer wieder vorwiegend an Weihnachten zelebriert wird, eine von vielen... Nijinsky hasste sie.

    Fortsetzung folgt...

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  5. Zu einigen Stichpunkten
    [b]Authentisch beschreiben[/b]:

    Lieber Heinrich, ich denke, das ist die Kunst bei erzählenden Sachbüchern. Ich kann nur sagen, wie ich das äußerlich mache: Exzessive Recherche und Empathie. Ich lese jeden nur erreichbaren Fetzen über ein Thema, rede mit Fachmenschen und beschäftige mich über einen langen Zeitraum mit kaum etwas anderem - ganz "monomanisch" - versuche, in die Zeit oder Welt einzutauchen. Natürlich immer im Bewusstsein, dass ich aus meiner Zeit und Befindlichkeit auch nur in einer subjektiven Facette darauf blicke.

    Im Falle Nijinskys kommt der körperliche Aspekt dazu (es gibt keine Filmaufnahmen): Ich habe ziemlich viel Geld in alte und neue Ausstellungskataloge mit Fotos und Zeichnungen versenkt (neben "Reisen" durch Fotodatenbanken wie Getty etc.) und die immer wieder genauestens betrachtet, sogar mit der Lupe: Wie lächelt der Mann, ist die Stellung aufgesetzt oder etwas Persönliches erkennbar? Welche Bewegungen muss er vor und nach der eingefrorenen Bewegung gemacht haben? Wo erwischt ihn der Fotograf ohne Maske?

    Dazu habe ich täglich die Ballettmusiken gehört und mir Filme von den rekonstruierten Choreografien besorgt - diese Ballette immer wieder ganz genau angeschaut, bis ich sie im Traum kannte... Und mir natürlich immer wieder hunderte von Fragen gestellt.

    Dann natürlich das Quellenstudium. Das reichte von der Biografie seiner Schwester über die einer Tanzpartnerin bis hin zu den Kritiken in den Zeitungen damals - so viele zeitgenössische Quellen wie möglich. Aber dann auch das Abstrahieren: Warum zensiert seine Frau hier und dort, warum will die Schwester das und das so sehen, warum flunkert der angeblich beste Freund?

    Und zum Thema Seele und Schizophrenie hatte ich Glück - ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit dem Thema und konnte sogar Betroffene fragen, wie sie bestimmte Dinge erleben. Daraus folgt auch mein Schluss, dass Nijinsky anfangs nicht schizophren war, eine Fehldiagnose der damaligen Zeit, die auch sein Therapeut später zugab. Psychisch krank war er, keine Frage, aber weniger spektakulär, als das die Medien eben immer weiter kolportieren. Tragisch leidend, weil ihn eine brutale Fehltherapie und die Zeitumstände dann in die Psychose trieben.

    Insofern ist es auch ein Buch über Menschen in der Psychiatrie und den sich immer noch hartnäckig haltenden Mythos von Genie und Wahnsinn.

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  6. Homosexualität / Ehefrau

    Nijinskys absolut überstürzt wirkende Heirat, die ihn die Mitgliedschaft in den B.R. gekostet hat, ist bis heute eins der größten Mysterien seines Lebens. Auf alle Fälle war sie keine Scheinehe zum Verdecken, denn Nijinsky und Diaghilew lebten ihre Beziehung absolut offen und galten als das berühmteste homosexuelle Paar ihrer Zeit.
    Schwierig ist eine Bewertung außerdem, weil seine Frau zunächst ja Tagebücher und Biografie sogar zensiert hatte und auch die vollständige Ausgabe ihrer Biografie sehr in ihrem Sinn geschrieben ist.

    Gestern erst ist mir der Coup gelungen, eine Zeitzeugin zu Diaghilews Befinden und Reaktion aufzutun... schriftlich natürlich, die Dame ist ja schon tot.

    Ich will nichts verraten, aber das Thema Genderrollen und sexuelle Ausrichtungen wird im zweiten Teil eine große Rolle spielen. Um die Ballets Russes sammelten sich ja die berühmtesten Schwulen ihrer Zeit, Lesben und Bisexuelle mit großen Namen auch unter den Mäzenen.

    Was mich am meisten schockiert hat, ist die Diskrepanz zwischen einem relativ freizügigen Mikrokosmos und dem Umgang moderner Autoren damit. In der Sekundärliteratur vollführen selbst Fachleute einen Affentanz, nur um nicht über Homosexualität reden zu müssen oder sich Wunschbilder zurechtzukneten. Manche sind offen homophob oder vergessen jede Wissenschaft über ihrer "Moral". Oft erzählen solche Bücher mehr über die Ängste der Autoren als über die Ballets Russes.

    Fazit: Ich war immer faszinierter von dieser Zeit (lese gerade "Paris war eine Frau") und immer entsetzter von den Untiefen der meinen. Im zweiten Buchteil, in dem ich ein paar Themen vertiefe, wird das eines davon sein.

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  7. ... über Menschen in der Psychiatrie und den sich immer noch hartnäckig haltenden Mythos von Genie und Wahnsinn.

    Liebe Petra,
    damit es in dem Punkt keine Missverständnisse gibt, ich denke, das es kein Mythos ist, sondern dass diese beiden Eigenschaftn sehr wohl in einem Menschen vereint sein können. Ich denke, mir sind solche Menschen schon begegnet.

    Wobei ich einräume, dass viele Menschen eine andere Begriffsbestimmung vornehmen, wenn sie das Wort "Wahnsinn" in den Mund nehmen. Es gibt sicher Formen des Wahnsinns, die keinen Raum für geniale Leistungen lassen.
    In einer psychiatrischen Klinik leben nach meinen Erfahrungen viele Menschen, die ihr Genie nicht verloren haben, obwohl sie aus anderen Gründen in einer geschützten Umgebung leben müssen oder wollen.

    Auf die anderen sehr umfangreichen Ausführungen kann ich zur Zeit mangels Erfahrungen und wegen meines "schweren Schnupfens" ** nicht eingehen, aber ich danke Ihnen für alle Informationen, Gedanken und Schlussfolgerungen.

    Gruß Heinrich

    ** mir dröhnt die alte Rübe da oben und läuft heiß - Sie wissen ja, ein Mann mit Erkältung ist leidender als eine Frau bei einer Geburt. ;)

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  8. ** mir dröhnt die alte Rübe da oben und läuft heiß - Sie wissen ja, ein Mann mit Erkältung ist leidender als eine Frau bei einer Geburt. ;)"


    Armer Heinrich!

    Oder vielleicht doch:

    "Heinrich, mir graut vor Dir!"

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  9. Liebe Sabine, da Sie ein "oder" angeboten haben, wähle ich "armer Heinrich" ;)

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  10. Heinrich ist für einen Spruch immer gut. ;-) Gab es nicht auch mal einen alten Gaul in irgendeinem Märchen mit dem Namen? (Ich bin ja schon ruhig, aber diese Altersübertreibungen reizen mich immer zum Sticheln)

    Nun - unsere Meinungen zu Genie und Wahnsinn gehen auseinander, wobei das Thema zu komplex ist für ein Blog. Wahnsinn heute = psychische Krankheit.

    Ich sage es mal verknappt (und darum auch mit Schieflage): Wäre beides tatsächlich so gekoppelt, wie es sich die deutschen Romantiker geträumt hatten, wären unsere psychiatrischen Kliniken voll verhinderter Künstler. Tatsache ist jedoch, dass man dort alle Berufe und Schichten findet wie in der Bevölkerung draußen auch.

    Genauso ist es eine Tatsache, dass es Künstler - wie jeden anderen auch - erwischen kann. Nur arbeiten diese im akuten Zustand auch nicht mehr. Kommt erschwerend zur Theorie hinzu, dass sich das Verständnis, was denn nun eine psychische Krankheit ist und was nicht, mit der Lage der Gesellschaft und der Geschichte ändert. Dadurch rutscht reines "Anderssein" auch einmal per definitionem in die pathologische Schublade. (Beispiel: Hysterie. Würde heute keiner mehr diagnostizieren. Damals hat man damit unbequeme Frauen weggesperrt.)

    Der Mythos von Genie und Wahnsinn wird auch als Waffe gebraucht, um außergewöhnliche Talente zu stigmatisieren. Und weil Künstler eben anders sind (aber nicht "wahnsinnig") und vor allem dadurch unbequem, kann das je nach System nicht nur zu scheelen Blicken von der Nachbarin führen, sondern lebensbedrohlich werden. Die Rettungsaktion, mit der Nijinsky buchstäblich in letzter Minute vor der Ermordung durch die Nazis gerettet wurde, ist nur ein Beispiel von vielen. Auch die Sowjetunion hatte eine üble Tradition, unbequeme Intellektuelle und Künstler in der Psychiatrie zu "entsorgen".

    Und dann gibt es noch einen sehr spannenden Grenzbereich, in dem psychisch Kranke sich kreativ ein Sein in der Welt erschaffen. Beispiel: Die Ausstellung "Weltenwandler" in der Frankfurter Schirn. Aber die hatten oft schon VOR der Krankheit mit Kunst zu tun.

    Wen das vertieft interessiert - ich gehe im Buch natürlich dieser Frage besonders nach.

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  11. Gute Besserung! habe ich vergessen, typisch Frau ;-)

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