Kosmisch schön

Kann sich außer mir noch jemand erinnern, wie sich die Welt veränderte, als Sputniks im All herumflogen und die ersten knuddelig dicken, weißen Männchen auf dem Mond herumhüpften? Ich war damals noch ein Kind, aber groß genug, um den gigantischen Schritt der Menschheit zu spüren: Plötzlich war alles so klein und dieser blaue Planet von außen gesehen war so wunderschön. Es war, als habe jemand das Gefühl umgekehrt, das einen beim Betrachten eines nächtlichen Sternenhimmels überfällt: Der Betrachter wird zum Sandkorn, alles wird sandkornwinzig. Aber weil diese Sandkörner im Kosmos nun mal da sind, müssen sie auch irgendetwas Einzigartiges an sich haben.

Natürlich waren wir alle im Apollofieber, spielten mit Astronautenfiguren, schwärmten davon, eines Tages selbst zum Mond zu fliegen. Etwas später schrieb ich mir einen Brief in die Zukunft, ins Science-Fiction-Jahr 2000, an die uralte Frau, die ich dann sein würde - so fühlte sich das jedenfalls an. Wir hatten noch nicht lange einen Fernseher, schon allein dessen Technik schien ein Wunder. Aber dass wir dann auf dieser Mattscheibe mitverfolgen konnten, wie diese fernen Männchen auf dem Mond schwebten, das war einfach unfassbar und gigantisch. Auf einmal war da so viel Zukunft. So vieles war womöglich denkbar, worauf wir Ende der Sechziger nie kommen würden. Also musste man einfach immer nur weiterdenken...

Und jetzt bin ich noch älter als die uralte Frau aus dem Jahr 2000 und entdecke durch Zufall einen Astronauten, der aus dem All twittert: @Astro_Soichi (Die Bildlinks sind die mit "twitpic". Unteres Foto von Soichi durch Klicken am Originalort vergrößert anschauen).

Arabian desert.As I told you before, desert is beautiful. on Twitpic

Plötzlich ist dieses Gefühl aus der Kindheit wieder da. Diesmal ist es ein Mensch, der bei einer inzwischen eher unspektakulären Raumfahrt wohl sein Handy benutzt oder wie macht der das? Gibt's da oben ein Netz? Nein, das muss über ähnliche Verbindungen laufen wie damals das Fernsehen, per Satellit. Wurscht, klein Erdenmenschlein wundert sich noch über die Technik, da tippt der Astronaut schon seine nächste Message ein. Direkt für alle. Und was er uns aus dem All schickt, sind Bilder, wunderschöne Bilder. Endlich können wir wieder diesen wunderbaren Planeten von außen betrachten, auf dem wir sonst achtlos herumtrampeln. Das Staunen wieder lernen und die Zukunft...

4 Kommentare:

  1. tja, was wuerden wir sagen wenn wir Tweets vom Mars oder Venus bekaemen?

    Ich kann mich auch noch sehr gut an den 21. Juni 1969 erinnern - wir waren in Australien und es war 11h morgens und anschliessend wollten wir auch alle in den Weltraum.

    Irgendwo ist uns in den letzten 40 Jahren eine gewisse Technik-Romantik abhanden gekommen.

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  2. Ist der Internethype keine Technik-Romantik? Eigentlich sind doch bloß die Schrauben kleiner geworden und wir Kinder von damals brauchen dafür inzwischen die Lesebrille? ;-)

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  3. Fuer mich sind Hype und Romantik irgendwie nicht Kompatibel.

    Und es fehlen die Sterne und eine fast unueberwindbare Entfernung.

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  4. Stimmt - es wird irgendwie immer alles gleich entzaubert. Spontan habe ich das Bild von jungen Leuten vor Augen, die von Speed-Dating schwärmen und dann heimlich Vampirbücher statt Utopien lesen ;-)

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