Ja, mich gibt's noch. Dauermüde von zu vielen Terminen, langen Pendelfahrten und Nachtarbeit. Ein Problem mit dem Auto, das gestern eine nächtliche Fahrt durch endlose einsame Weiten von Wald zum nervlichen Höllentrip machte und mich nachher in die Werkstatt zwingt, ist auch nicht dazu geeignet, meine Laune zu heben. Zumal ich morgen mit dem gleichen Auto in aller Höllenfrühe (warum, zum Teufel, sagen manche Herrgottsfrühe?) irgendwo in den Vogesen mein Blut abzapfen lassen muss. Das macht hierzulande nämlich nicht der Arzt, sondern immer das Labor. Und das liegt natürlich hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen. Termine gibt's nicht. Man setzt sich da rein in die Abzapffabrik, träumt von Proviant und frischem Kaffee und darbt hinter all den ortsansässigen Bauern und Fabrikarbeitern, die sich schon eine Stunde vor Öffnung angestellt haben. Einziger Trost: Auf dem Rückweg, der durch einen zweiten Termin verzögert wird, haben dann garantiert alle Bäcker geschlossen. Supermärkte gibt es da hinten nicht, nur viel viel Wald und Berg - und das macht bekanntlich noch hungriger.
Kurzum: Schriftstellern und dieses wilde Kontakte-Meeting-Veranstaltungs-Kommunikations-Leben vertragen sich auf Dauer überhaupt nicht. Gewiss, viele Kolleginnen und Kollegen schreiben im Zug oder im Café. Aber im medizinischen Labor? Im Kundenraum der Autowerkstatt?
Ich bräuchte mal einen ruhigen Job vom Schreibtisch aus. Übersetzen wäre jetzt nicht übel. Und dann alle Formulare, Leute, Probleme, Motoren und gesperrten Straßen einfach wegdrücken. Einfach nur an einem Buch schreiben - welch schöner Wunschtraum!
(warum, zum Teufel, sagen manche Herrgottsfrühe?)
AntwortenLöschenLiebe Petra,
Sie haben völlig Recht, in der Regel ist es immer eine Höllenfrühe, wenn ich früh aufstehen muss, um zu arbeiten oder einen Termin wahrzunehmen.
Mir fällt nur eine Ausnahme ein. Zum Beispiel neulich bin ich um 03:00 Uhr aufgestanden, um eine Radtour zu starten, auf die ich mich sehr gefreut habe. Wenn die Nacht langsam weicht und ich in der Lüneburger Heide in den Sonnenaufgang "hineinfahre", ein Reh mit meinem Schatten um die Wette läuft, ein Hase auf dem Weg erst Platz macht, wenn ich schon nah an ihm dran bin, die Vögel zwitschern - DANN ist es ausnahmsweise eine Herrgottsfrühe. ;)
Ihre Wortschöpfung Höllenfrühe wird übrigens von Google ungerecht behandelt. Die korrupte Suchmaschine listet erst mehrere kommerzielle Webseiten auf, die das Wort Hölle und Frühe in irgend einem Zusammenhang verwenden. Aber die einzige und wahre Webseite cronenburg.blogspot.com, die Das Wort Höllenfrühe im Original enthält, wird viel später aufgeführt.
Google soll sich was schämen! ;)
Gruß Heinrich
Lieber Heinrich,
AntwortenLöschendas klingt in der Tat nach einem herrlichen frühen Morgen!
Die letzten traumhaften Nacht-Morgende erlebte ich in Warschau im Mittsommer. Da geht die helle Nacht direkt in den Sonnenaufgang über und man weiß nicht so recht, ob man weiterfeiern oder schlafen soll...
Schöne Grüße, Petra