Sag niemals nie
Ich bin dafür, den Beruf des künstlerischen Gelegenheitsarbeiters wieder einzuführen. Denn wie sagte eine mit Amtsangelegenheiten wohl vertraute französische Beraterin kürzlich zu mir: "Die schlimmsten Probleme mit Ämtern haben Künstler, weil sie in kein Schema passen, weil sie Patchworkexistenzen leben - und weil sie arm sind." Wäre da also nicht der ständige aufreibende Krieg mit einer Administration, die nur schnurgerade, "ordentliche" und geregelte Berufe kennen will, dann kann das Patchworken sehr belebend und spannend sein. Oder wie gestern jemand meinte: "Man weiß nie, wozu man erworbenes Wissen einmal gebrauchen kann."
Als ich noch jung und starrsinnig war, sagte ich sehr oft "nie". Nie mehr will ich über Hasenzüchterversammlungen schreiben! Aber steckt nicht in allen "Events" auch manchmal eine Hasenzüchterseele? Nie wieder schreibe ich einen Roman! Und wie soll ich das Gekröse nennen, das manchmal mitten in der Nacht aufs Papier herausbricht und sowas von belletristisch ist ...? Nie wieder mache ich PR! So ähnlich sprach ich das tatsächlich einmal aus, als ich meine PR-Agentur schloss und in Polen eine Medienagentur aufbaute. In Polen habe ich zum Glück gelernt, dass man besser niemals nie sagt. Denn man weiß nie, wozu man sein Wissen noch gebrauchen kann. Und das Leben schließt sich ja bekanntlich in eigenartigen Kreisen zu Patchworkmustern.
Ich habe es gar nicht bemerkt und bin so langsam - neben der Übersetzerei - in den alten Beruf zurückgewachsen. Diesmal allerdings auf einer fast "literarisch-kreativen" Ebene. So macht PR mir wieder Spaß. Dass ich sie mit meinem Denken als Schriftstellerin würde verbinden können, hätte ich im jugendlichen Starrsinn nie für möglich gehalten. Natürlich ist auch diese Art des Berufs nicht in Amtsblättern vorgesehen. So einen Mischmasch tut man nicht. Aber ich fand dann tatsächlich den Beruf des "literarischen Werbetexters" im Internet. Was es nicht alles gibt!
Seit gestern habe ich einen neuen Kunden mit einem höchst herausfordernden Auftrag, der einfach riesig spannend klingt. So verschiebt sich mein Leben insgesamt weg vom Buch, hin zu einem Austoben von Kreativität auf anderen Ebenen, in anderen Formen. Ob das dem Bücherschreiben schadet? Eher nicht. Der "Brotberuf" macht Spaß, ist befriedigend, und ich lerne eine Menge Neues dazu, bewege mich in mir unbekannten Welten, erlebe andere Herausforderungen. Inzwischen bin ich in vier Sprachen unterwegs, wobei es bei der vierten leider nur zu rudimentärem Verstehen reicht - aber wir haben ja noch drei andere. Aber das ist das Leben, das ich immer gern geführt habe - Grenzgängerleben.
Nach drei Stunden intensiver Sitzung und einem langen Tag dachte ich, ich müsse müde sein. Stattdessen war auf einmal alle Energie fürs Schreiben wieder da. Es ist nämlich ungemein motivierend, in einem Beruf tätig zu sein, in dem man auch einmal Feedback und Wertschätzung erfährt. Und nicht einfach ein: "Ja, das Manuskript ist angekommen, war nett". Noch in der Nacht fiel mir ein, wie ich mein Exposée anlegen könnte, das ich nächste Woche abgeben muss.
Würde ich noch normal und in "ordentlichen" Bahnen denken können, wäre die Sache mit dem neuen Buch gefühlsmäßig wahrscheinlich irgendwo zwischen Harakiri und Kamikaze angesiedelt. Ich habe nicht einmal genug Recherchestoff auftun können, um Konkretes aussagen zu können. Aber in langen Jahren des Schleifens in Verlagen habe ich gelernt, wie man aus Gummi ein Produkt macht. Nun bewerbe ich mich also zum ersten Mal mit einem Exposée nicht bei einem Verlag, sondern bei potentiellen Geldgebern. Und werde wohl alles in Eigenregie (mit freien Mitarbeitern / Fachkräften) durchziehen - vom Schreiben über das Gestalten bis hin zur Auslandslizenz. Das nimmt mir ein wenig den Atem und macht auch ein wenig Angst. Aber das habe ich bei "Faszination Nijinsky" gelernt: Man muss nicht alles selbst können. Man kann sich helfen und beraten lassen.
Und warum ich das selbst mache? Es gibt keine Verlage für diesen Bereich. Und bei den wenigen, die dafür in Frage kommen könnten, hakt es bei der Grafik oder im Vertrieb. Ich kaufe lieber professionelle Grafik hinzu. Auch formal wird es ein gewagter Spagat: Werde ich eine Hybridform aus meinem Elsassbuch und der Erzählform im "Nijinsky" schaffen?
Harakiri oder Kamikaze? Keine Ahnung. Ich weiß nur, bevor mich einmal der Altersstarrsinn ereilen mag, ist es Zeit, Neues auszuprobieren, wieder und wieder ins kalte Wasser zu springen und zu lernen lernen lernen. Ob am anderen Ende genau das herauskommt, was man hat erreichen wollen, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass Wissen und Erfahrung nicht verloren gehen. Wer weiß, wofür man beides noch gebrauchen kann.
Als ich noch jung und starrsinnig war, sagte ich sehr oft "nie". Nie mehr will ich über Hasenzüchterversammlungen schreiben! Aber steckt nicht in allen "Events" auch manchmal eine Hasenzüchterseele? Nie wieder schreibe ich einen Roman! Und wie soll ich das Gekröse nennen, das manchmal mitten in der Nacht aufs Papier herausbricht und sowas von belletristisch ist ...? Nie wieder mache ich PR! So ähnlich sprach ich das tatsächlich einmal aus, als ich meine PR-Agentur schloss und in Polen eine Medienagentur aufbaute. In Polen habe ich zum Glück gelernt, dass man besser niemals nie sagt. Denn man weiß nie, wozu man sein Wissen noch gebrauchen kann. Und das Leben schließt sich ja bekanntlich in eigenartigen Kreisen zu Patchworkmustern.
Ich habe es gar nicht bemerkt und bin so langsam - neben der Übersetzerei - in den alten Beruf zurückgewachsen. Diesmal allerdings auf einer fast "literarisch-kreativen" Ebene. So macht PR mir wieder Spaß. Dass ich sie mit meinem Denken als Schriftstellerin würde verbinden können, hätte ich im jugendlichen Starrsinn nie für möglich gehalten. Natürlich ist auch diese Art des Berufs nicht in Amtsblättern vorgesehen. So einen Mischmasch tut man nicht. Aber ich fand dann tatsächlich den Beruf des "literarischen Werbetexters" im Internet. Was es nicht alles gibt!
Seit gestern habe ich einen neuen Kunden mit einem höchst herausfordernden Auftrag, der einfach riesig spannend klingt. So verschiebt sich mein Leben insgesamt weg vom Buch, hin zu einem Austoben von Kreativität auf anderen Ebenen, in anderen Formen. Ob das dem Bücherschreiben schadet? Eher nicht. Der "Brotberuf" macht Spaß, ist befriedigend, und ich lerne eine Menge Neues dazu, bewege mich in mir unbekannten Welten, erlebe andere Herausforderungen. Inzwischen bin ich in vier Sprachen unterwegs, wobei es bei der vierten leider nur zu rudimentärem Verstehen reicht - aber wir haben ja noch drei andere. Aber das ist das Leben, das ich immer gern geführt habe - Grenzgängerleben.
Nach drei Stunden intensiver Sitzung und einem langen Tag dachte ich, ich müsse müde sein. Stattdessen war auf einmal alle Energie fürs Schreiben wieder da. Es ist nämlich ungemein motivierend, in einem Beruf tätig zu sein, in dem man auch einmal Feedback und Wertschätzung erfährt. Und nicht einfach ein: "Ja, das Manuskript ist angekommen, war nett". Noch in der Nacht fiel mir ein, wie ich mein Exposée anlegen könnte, das ich nächste Woche abgeben muss.
Würde ich noch normal und in "ordentlichen" Bahnen denken können, wäre die Sache mit dem neuen Buch gefühlsmäßig wahrscheinlich irgendwo zwischen Harakiri und Kamikaze angesiedelt. Ich habe nicht einmal genug Recherchestoff auftun können, um Konkretes aussagen zu können. Aber in langen Jahren des Schleifens in Verlagen habe ich gelernt, wie man aus Gummi ein Produkt macht. Nun bewerbe ich mich also zum ersten Mal mit einem Exposée nicht bei einem Verlag, sondern bei potentiellen Geldgebern. Und werde wohl alles in Eigenregie (mit freien Mitarbeitern / Fachkräften) durchziehen - vom Schreiben über das Gestalten bis hin zur Auslandslizenz. Das nimmt mir ein wenig den Atem und macht auch ein wenig Angst. Aber das habe ich bei "Faszination Nijinsky" gelernt: Man muss nicht alles selbst können. Man kann sich helfen und beraten lassen.
Und warum ich das selbst mache? Es gibt keine Verlage für diesen Bereich. Und bei den wenigen, die dafür in Frage kommen könnten, hakt es bei der Grafik oder im Vertrieb. Ich kaufe lieber professionelle Grafik hinzu. Auch formal wird es ein gewagter Spagat: Werde ich eine Hybridform aus meinem Elsassbuch und der Erzählform im "Nijinsky" schaffen?
Harakiri oder Kamikaze? Keine Ahnung. Ich weiß nur, bevor mich einmal der Altersstarrsinn ereilen mag, ist es Zeit, Neues auszuprobieren, wieder und wieder ins kalte Wasser zu springen und zu lernen lernen lernen. Ob am anderen Ende genau das herauskommt, was man hat erreichen wollen, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass Wissen und Erfahrung nicht verloren gehen. Wer weiß, wofür man beides noch gebrauchen kann.
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