Bayernkrimi

Vor allem in der Sommerzeit, wo man Unterhaltung etwas leichter liebt, sind bayrische Krimis beliebt. Die zugehörigen Fernsehermittler vermitteln in ihrer Dickleibigkeit und einem Leben zwischen kühlem Bier und warmen Kuhaugen denn auch das richtige Quentchen Trägheit, das man sich in diesen Hundstagen wünscht. Man darf sich schmunzelnd zurücklehnen und abwarten, ob die Renzi oder der Alois den Hintergruber im Odelloch ertränkt haben.

Zu Recht beschwert sich die Polizei des Öfteren, dass ihre Arbeit im Fernsehen und in Büchern nicht realistisch dargestellt wird. Krimifiktionen sind nun einmal Erfindungen, die eher dramaturgischen Notwendigkeiten gehorchen als deutschen Beamtenvorschriften. Wie aber sind nun die Ermittlungsbehörden in Wirklichkeit?

Die Bayern - diesmal die realen - haben jetzt das Sommerloch genutzt, um endlich einmal zu beweisen, was ein fescher Ermittler ist. Und weil sie sonst anscheinend in diesen Tagen nichts Wichtigeres zu tun hatten, begaben sie sich direkt in die Welt, von der auch Ermittler nicht unbedingt Ahnung zu haben scheinen. Die Welt der Menschen, die mit Fiktionen arbeiten. Strafrecht oder Urheberrecht, welch eine Frage!

Tatort: Random House. Hauptpersonen: ein anordnender Generalstaatsanwalt, eine gruppenleitende Staatsanwältin, zwei Kriminalhauptkommissare. Das Verbrechen: ein Hirngespinst aus feinen Elfenfäden. Genre: bayrische Realkrimisatire. Untergenre: Beamtenschwank. Die ganze unglaubliche Geschichte gibt's hier!

Hätte sich ein Krimiautor ähnliches ausgedacht, wären die Ermittlungsbeamten der Nation wieder einmal entsetzt gewesen. Nein, so wie in Ihrem erfundenen Krimi sind wir doch nicht! So fesch und forsch kann doch nicht einmal die bayrische Staatsanwaltschaft sein! Gehen Sie noch einmal an Szene drei, wir haben doch keinen Polizeistaat, lieber Autor! Wir bitten Sie, lieber Krimiautor, wir würden doch nie mit solch unverhältnismäßigen Mitteln wie in Ihrem Krimi, mit solchen Wissenslücken, und in den Hundstagen schon gar nicht! Als ob es nichts Wichtigeres zu tun gäbe.

Nein, lieber Krimiautor, das müssen Sie noch einmal umschreiben, Dramaturgie hin oder her. Und überhaupt, wer liest denn heutzutage derart skurrile und überzeichnete Kriminalromane! Bitte, lieber Krimiautor, bleiben Sie auf dem Boden, Hitze hin oder her, bleiben Sie realistisch!

Meine Meinung: Wunderbar, dass dieser Plot zum Abschuss freigegeben... äh veröffentlicht wurde. Daraus lassen sich die herrlichsten Krimis und Thriller stricken. Jedem Krimiautor wird es ein höllisches Vergnügen bereiten, zu mutmaßen, wie es zur Ausgangskonstellation kommen konnte... Perfekte Dramaturgie! Und diese Figuren! Aber vorher unbedingt abklären, ob nicht schon einer der Beteiligten das Manuskript für eine Comedy-Show vorgelegt hat...

3 Kommentare:

  1. Liebe Petra,

    dieses Sommertheater hast Du ganz wunderbar auf den Punkt gebracht. Ich bin mal so frech und stelle einen Link ins Autorenforum, dort ist diese Realsatire auch gerade Thema.

    LG
    Inge

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  2. Liebe Inge,
    die Gedanken sind frei, das Linken auch. ;-)
    Ich bin ja solchen Schildbürgern immer für Ideen dankbar, mittlerweile habe ich ein dickes Buch, wo ich solche Realsatiren sammle, falls mir mal die Fiktion ausgeht. Bisher dachte ich, der ländliche Raum, in dem ich zwischen drei skurrilen "Ländern" lebe, eigne sich dafür besonders, aber offensichtlich sollte man doch öfter in die Großstadt!

    Schade nur, dass man öffentlich nicht herumspinnen kann, was man sich so an Fiktion dazu ausgedacht hat, wie jemand derart hohe Tiere so maßlos aktivieren kann - aber die Münchner werden sich's auch denken können ;-)

    Da der Jurist von RH einen sehr guten Ruf genießt, freue ich mich regelrecht auf die Entlarvung der Peinlichkeiten.

    Herzlichst,
    Petra

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  3. Obiger Link funktioniert nicht mehr, es gibt einen neuen:
    http://www.buchmarkt.de/
    content/33039-affaeren.htm

    In einer Zeile ohne Umbruch in Browser eingeben.
    Petra

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