Wort-Schatz: Schlecksel
Wenn ein Schlecksel schmeckt, ist das schon fast Poesie. Das "e" weitet den Raum um das Knackgeräusch des Gutturals, das dem Wort beim Öffnen das Vakuum nimmt. Behaglich schaukelt der Genuss in seiner Klanghängematte zwischen den runden L-Pfeilern, fast symmetrisch in die Sonne gereckt, welche die Urstoffe eines Schlecksels monateweise in sich aufgesogen haben.
Expressives Lecken sei das, verweist der Kluge, und macht aus einer noch recht sinnenlahmen und vielleicht leeren Leckerei die Schleckerei, jene süße Belohnung von Zungensehnsüchten. Im Gegensatz zum Gaumenschmaus, den man sich anständig mit vorgebundener blütenweißer Serviette gönnt, ist die Schleckerei des Schlecksels etwas fürs ganze Volk, ein wenig verrucht fast durch seine Zischlaute, die im Fall von Mundraub hinter vorgehaltener Hand erstickt werden müssen.
Denn die dürren Spitzmaulfrösche haben für eine, die gern Schlecksel schleckt, ganz böse Worte, als habe sie sich von irgendwem ein Brot in die Röhre schieben lassen, als ginge in der Vorratskammer Schändliches vor sich, Unmenschliches gar. Da wird das "Sch" dann vor den Affen geschoben, Darwin ist alles bei der Nahrungssuche - und schnell wird das Schleckermaul zum Schlaraffen. Einen Schlecksler kann solches Diätgewäsch jedoch nicht verstören, wer sich genüsslich die Lippen schleckt und in weichen Lauten suhlt, der ist andächtig ganz bei sich selbst, oder wenigstens tief drinnen mit dem Finger - im Marmeladenglas.
Der wahre Schlecksler vermeidet allerdings, zuviel Schlecksel auf einmal auf den Finger zu tunken, denn sonst hat er ratzfatz Klecksel auf der Kledage, und die gehen nicht nur schlecht wieder raus, es ist auch schade um jedes der Zunge entgangene Schlecksel.
AntwortenLöschenUnd ich gebe jetzt hochrot zu, dass ich vergeblich im französischen Wörterbuch nach "Kledage" gesucht habe, bis mir der Duden erzählte, dass das Europlais ist. ;-)
AntwortenLöschenEins der schönsten Dialektworte überhaupt!
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