Die unerträgliche Schwere der vier Buchstaben
Auch als veröffentlichter Autor muss man sich bekanntlich ein Leben lang fortbilden. Und weil es in deutschsprachigen Landen so etwas etabliert nicht gibt, muss man schauen, woher man Informationen bekommt. Als Gina Grumbier befasse ich mich mit dem Thema Genuss, Essen und Sinnesreisen (und dem Gegenteil, den perversen Diäten und Gesundheitsmythen). Eine wunderbare Gelegenheit, sich bei amerikanischen food writers, einem eigenen Berufsstand, abzuschauen, was man für deutschsprachige Verhältnisse lernen könnte.
Ich muss immer lachen, wenn ich deren Online-Zeitschriften und Newsletter bekomme. Da geht es im frischfröhlichen Superduper-World's-best-Stil eines James N. Frey daher, mit dessen Hilfe man ja auch jede Menge grundsätzlich verdammt guter Romane schafft. Die food writers haben es ähnlich mit den berühmten zehn Geheimnissen, die sie nur dir verraten, weil du ihren Newletter abonniert hast; da werden Einfachstrezepte, Prämissen und Gadgets verteilt, immer mit den Stichworten business, career, income, public relations ... Kurzum: Nach ein, zwei solchen "Unterrichtseinheiten" will man sofort loslegen, einen verdammt guten Food-Text zu schreiben, weil das anscheindend genauso im Baukastenprinzip funktioniert wie beim Roman à la Frey, und weil das anscheinend jeder kann, verdammt gut zu sein.
Meine heutige "lesson" will ich den Kollegen nicht vorenthalten. Ich erlaube mir, den herzerfrischenden Unterrichtsstil nicht Wort für Wort zu übersetzen, sondern nachzudichten. Geeignet nicht nur für Autoren in Sachen Genuss:
"Findest du nicht, 2009 könnte entscheidend für deine Autorenkarriere sein? Dann krieg den Hintern hoch, red nicht davon, träum nicht davon, heb endlich deinen faulen A...
Du willst nur als Hobby schreiben, betrachtest Schreiben als nettes Spiel? Hast ja noch den Beruf und willst deine Freizeit? Merkst du nicht, dass du schon Jahre so dahersülzt und nichts gebacken bekommst? Wie viel Lebenszeit hast du schon mit diesen Ausreden verschwendet? Glaubst du, der Durchbruch fällt vom Himmel oder steht plötzlich da und winkt? Hör endlich auf, deine Zeit zu verschwenden oder such dir ein anderes Hobby, bei dem du weniger jammern musst! Schluss mit den halben Sachen, den Ausreden, die alle nur nerven. Jetzt ist 2009. Ein ganzes Jahr Zeit, deinen Hintern hochzukriegen und etwas für deinen Erfolg zu tun!
Keine Zeit? Leben, Familie, Freunde? Fang mit einer Stunde die Woche an, aber die halte auch durch. Steigere die Zeit, nimm dir welche. Aber nimm sie regelmäßig. Schau die Leute an, die neben ihrem Brotjob noch 20 Stunden die Woche arbeiten, um die Familie durchzubringen. Und du jammerst, du hättest nicht eine Stunde am Tag für dein Schreiben übrig? Eine Stunde für eine Seite - macht im Jahr ein Buch von 365 Seiten."
Das ist nur die Einleitung. In der Art geht es seitenweise weiter. Ich habe zwar noch nichts gelernt, mich aber gut unterhalten.
Wie gesagt, ein erfrischender Stil, wenn man das betuliche Harmoniegedöns unter manchen deutschsprachigen Autoren im Internet liest. Also: Hintern hoch und Hosen aufgekrempelt! Ran an den Speck!
Ich muss immer lachen, wenn ich deren Online-Zeitschriften und Newsletter bekomme. Da geht es im frischfröhlichen Superduper-World's-best-Stil eines James N. Frey daher, mit dessen Hilfe man ja auch jede Menge grundsätzlich verdammt guter Romane schafft. Die food writers haben es ähnlich mit den berühmten zehn Geheimnissen, die sie nur dir verraten, weil du ihren Newletter abonniert hast; da werden Einfachstrezepte, Prämissen und Gadgets verteilt, immer mit den Stichworten business, career, income, public relations ... Kurzum: Nach ein, zwei solchen "Unterrichtseinheiten" will man sofort loslegen, einen verdammt guten Food-Text zu schreiben, weil das anscheindend genauso im Baukastenprinzip funktioniert wie beim Roman à la Frey, und weil das anscheinend jeder kann, verdammt gut zu sein.
Meine heutige "lesson" will ich den Kollegen nicht vorenthalten. Ich erlaube mir, den herzerfrischenden Unterrichtsstil nicht Wort für Wort zu übersetzen, sondern nachzudichten. Geeignet nicht nur für Autoren in Sachen Genuss:
"Findest du nicht, 2009 könnte entscheidend für deine Autorenkarriere sein? Dann krieg den Hintern hoch, red nicht davon, träum nicht davon, heb endlich deinen faulen A...
Du willst nur als Hobby schreiben, betrachtest Schreiben als nettes Spiel? Hast ja noch den Beruf und willst deine Freizeit? Merkst du nicht, dass du schon Jahre so dahersülzt und nichts gebacken bekommst? Wie viel Lebenszeit hast du schon mit diesen Ausreden verschwendet? Glaubst du, der Durchbruch fällt vom Himmel oder steht plötzlich da und winkt? Hör endlich auf, deine Zeit zu verschwenden oder such dir ein anderes Hobby, bei dem du weniger jammern musst! Schluss mit den halben Sachen, den Ausreden, die alle nur nerven. Jetzt ist 2009. Ein ganzes Jahr Zeit, deinen Hintern hochzukriegen und etwas für deinen Erfolg zu tun!
Keine Zeit? Leben, Familie, Freunde? Fang mit einer Stunde die Woche an, aber die halte auch durch. Steigere die Zeit, nimm dir welche. Aber nimm sie regelmäßig. Schau die Leute an, die neben ihrem Brotjob noch 20 Stunden die Woche arbeiten, um die Familie durchzubringen. Und du jammerst, du hättest nicht eine Stunde am Tag für dein Schreiben übrig? Eine Stunde für eine Seite - macht im Jahr ein Buch von 365 Seiten."
Das ist nur die Einleitung. In der Art geht es seitenweise weiter. Ich habe zwar noch nichts gelernt, mich aber gut unterhalten.
Wie gesagt, ein erfrischender Stil, wenn man das betuliche Harmoniegedöns unter manchen deutschsprachigen Autoren im Internet liest. Also: Hintern hoch und Hosen aufgekrempelt! Ran an den Speck!
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