Der Menschenflüsterer
Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Rocco, ich bin eine edle Mischung aus einem Malinois, der kurzhaarigen Variante des belgischen Schäferhundes, und einem Beauceron oder Berger de Beauce, einem französischen Hirten- und Gebrauchshund. Und nebenbei - ich lebe mit der Autorin zusammen. Gestern hat mir meine Menschin einen Artikel in der taz vorgelesen, von einer toughen Hundeflüsterin, die es mit Schäferhunden hat und in Israel meine Artgenossen fürs Militär trainiert hat.
Ich betrachte solche Artikel mit gemischten Gefühlen. Es mag mich ja jetzt schon kaum einer (wobei ich fremden Menschen gegenüber auch eher zurückhaltend bin). Selbst Freunde oder andere Hundehalter wollen mich auch nicht für wenige Stunden hüten - sie haben Angst. Auf die Frage nach dem Warum antworten sie wie aus der Pistole geschossen: "Der sieht aus wie diese Leichenhunde aus dem Tatort oder dem Polizeiruf!"
Ja, Herrschaften, was würdet ihr ohne unsereins tun? Eure Leichen selbst suchen? Mit der Nase in Trümmern nach Überlebenden schnüffeln? Wie viele Sorten Sprengstoff kann euer nutzloser Gesichtserker unterscheiden? Seht ihr einem Koffer die Drogen an? Wer bitte riskiert ständig, weltweit, sein Leben für euch bei Polizeieinsätzen, in Antiterroraktionen und bei Naturkatastrophen? Und wenn man dann mal privat sein will und frei hat, hört man nur ein "Iiiiih, der sieht ja aus wie ein Leichenhund!" Pfui, Mensch.
Jetzt, nach der Hundeflüsterin mit dem Stachelhalsband, höre ich die Deutschen schon wieder aufschreien. Dabei erinnere ich mich nicht ohne Grinsen an die Zeit, als meine Menschin mich aus dem Tierheim holte und mal schnell von Huskies auf einen Gebrauchshund umsteigen wollte. Ich war gut ausgebildet, aber sie nicht. Naiv die Frau. Dachte, wer Jahrzehnte mit fünf Huskies umging, könne das mal einfach auf einen ausgebildeten Schutzhund übertragen! Mein erster unangekünigter Ansitz auf ein Wildschwein hat ihr fast die Schulter ausgerenkt. Der Tierarzt hat sie dann verarztet: "So einen Hund können sie nicht normal festhalten, das will gelernt sein." Menschen brauchen, wie gesagt, immer etwas länger...
Aber eins hat mich an dem Artikel dann doch aufgeregt. Diese Sache mit dem Alphatier Mensch ist ja gut und richtig. Natürlich wollen wir Konsequenz, Eindeutigkeit und ein festes soziales Gefüge mit Hierarchie, auf das wir uns verlassen können (übrigens alle Hunde - und wir können in Sachen Konsequenz als Vertrauensraum die Menschen lehren!). Aber das heißt doch bitte nicht, dass man deshalb so einem dollen Kerl wie mir das Bett verbieten müsste! Gut, wenn ich Mensch wäre, ich würde mich auch nicht mit jedem Polizeihund in die Kissen kuscheln. Die Kollegen sind manchmal etwas rüde. Aber bitte, man kann doch auch im Bett Alpha bleiben!
Ich will den Menschen mal was flüstern: Diese Dominanzprobleme mit dem Hund im Bett habt ihr nur, wenn ihr selbst nicht wisst, was ihr wollt! Eine Menschin, die dem Hund gegenüber Befehle erteilen und Alphatier sein will, die aber ihrem Männe gegenüber kuscht und den Müll selbst rausträgt, ja also bitte - das ist doch nicht glaubhaft! Da lacht doch der Hund! Oder glaubt ihr, wir riechen es nicht, wenn einer woanders rudelt, äh fremdgeht und damit die Hierarchie daheim zerbricht? Kurzum: Wenn der Hund nur deshalb nicht mehr gehorcht, weil er ins Bett darf, dann stimmt eindeutig in euren Betten was nicht.
Wölfe schlafen im Rudel. Sie rufen sich nachts, jeder singt sein eigenes Lied, um den Platz in diesem Rudel zu fühlen, sich zu versichern, wo genau er in der Hierarchie steht. Wir Hunde sind da nicht anders. Zeigen Sie die Vormachtstellung eines Alphawolfes auch im Bett: Das ist MEIN Kopfkissen, MEIN Liegeplatz ... und wenn du deinen schweren Kopf nachts wieder auf meinen Hals legst, dann knurre ich fürchterlich. Und wenn du mich ansabberst, drehe ich mich weg oder sabbere zurück. Zeigt uns einfach, dass ihr richtige Hunde sein könnt!
Ich muss los, arbeiten. In meinem Fall: Meterlange Wühlmaus- und Maulwurfgänge freilegen und das Viech in Nullkommanichts aufspüren. Irgendeinen Ersatz braucht unsereins schließlich, liegen ja nicht überall so viele Leichen herum wie im Tatort...
Ich betrachte solche Artikel mit gemischten Gefühlen. Es mag mich ja jetzt schon kaum einer (wobei ich fremden Menschen gegenüber auch eher zurückhaltend bin). Selbst Freunde oder andere Hundehalter wollen mich auch nicht für wenige Stunden hüten - sie haben Angst. Auf die Frage nach dem Warum antworten sie wie aus der Pistole geschossen: "Der sieht aus wie diese Leichenhunde aus dem Tatort oder dem Polizeiruf!"
Ja, Herrschaften, was würdet ihr ohne unsereins tun? Eure Leichen selbst suchen? Mit der Nase in Trümmern nach Überlebenden schnüffeln? Wie viele Sorten Sprengstoff kann euer nutzloser Gesichtserker unterscheiden? Seht ihr einem Koffer die Drogen an? Wer bitte riskiert ständig, weltweit, sein Leben für euch bei Polizeieinsätzen, in Antiterroraktionen und bei Naturkatastrophen? Und wenn man dann mal privat sein will und frei hat, hört man nur ein "Iiiiih, der sieht ja aus wie ein Leichenhund!" Pfui, Mensch.
Jetzt, nach der Hundeflüsterin mit dem Stachelhalsband, höre ich die Deutschen schon wieder aufschreien. Dabei erinnere ich mich nicht ohne Grinsen an die Zeit, als meine Menschin mich aus dem Tierheim holte und mal schnell von Huskies auf einen Gebrauchshund umsteigen wollte. Ich war gut ausgebildet, aber sie nicht. Naiv die Frau. Dachte, wer Jahrzehnte mit fünf Huskies umging, könne das mal einfach auf einen ausgebildeten Schutzhund übertragen! Mein erster unangekünigter Ansitz auf ein Wildschwein hat ihr fast die Schulter ausgerenkt. Der Tierarzt hat sie dann verarztet: "So einen Hund können sie nicht normal festhalten, das will gelernt sein." Menschen brauchen, wie gesagt, immer etwas länger...
Aber eins hat mich an dem Artikel dann doch aufgeregt. Diese Sache mit dem Alphatier Mensch ist ja gut und richtig. Natürlich wollen wir Konsequenz, Eindeutigkeit und ein festes soziales Gefüge mit Hierarchie, auf das wir uns verlassen können (übrigens alle Hunde - und wir können in Sachen Konsequenz als Vertrauensraum die Menschen lehren!). Aber das heißt doch bitte nicht, dass man deshalb so einem dollen Kerl wie mir das Bett verbieten müsste! Gut, wenn ich Mensch wäre, ich würde mich auch nicht mit jedem Polizeihund in die Kissen kuscheln. Die Kollegen sind manchmal etwas rüde. Aber bitte, man kann doch auch im Bett Alpha bleiben!
Ich will den Menschen mal was flüstern: Diese Dominanzprobleme mit dem Hund im Bett habt ihr nur, wenn ihr selbst nicht wisst, was ihr wollt! Eine Menschin, die dem Hund gegenüber Befehle erteilen und Alphatier sein will, die aber ihrem Männe gegenüber kuscht und den Müll selbst rausträgt, ja also bitte - das ist doch nicht glaubhaft! Da lacht doch der Hund! Oder glaubt ihr, wir riechen es nicht, wenn einer woanders rudelt, äh fremdgeht und damit die Hierarchie daheim zerbricht? Kurzum: Wenn der Hund nur deshalb nicht mehr gehorcht, weil er ins Bett darf, dann stimmt eindeutig in euren Betten was nicht.
Wölfe schlafen im Rudel. Sie rufen sich nachts, jeder singt sein eigenes Lied, um den Platz in diesem Rudel zu fühlen, sich zu versichern, wo genau er in der Hierarchie steht. Wir Hunde sind da nicht anders. Zeigen Sie die Vormachtstellung eines Alphawolfes auch im Bett: Das ist MEIN Kopfkissen, MEIN Liegeplatz ... und wenn du deinen schweren Kopf nachts wieder auf meinen Hals legst, dann knurre ich fürchterlich. Und wenn du mich ansabberst, drehe ich mich weg oder sabbere zurück. Zeigt uns einfach, dass ihr richtige Hunde sein könnt!
Ich muss los, arbeiten. In meinem Fall: Meterlange Wühlmaus- und Maulwurfgänge freilegen und das Viech in Nullkommanichts aufspüren. Irgendeinen Ersatz braucht unsereins schließlich, liegen ja nicht überall so viele Leichen herum wie im Tatort...
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