Schreiben als Therapie

Es gibt doch diese schlauen Bücher mit Titeln wie "Das ultimative Rezept, einen irre guten Roman zu basteln" oder "Zauberformel für Weltbestseller". Meist kann man darin lesen, dass Schreiben der Therapie wegen ein beliebter Anfängerfehler sei und unbedingt zu vermeiden. Meist kommt nämlich nur Betroffenheitsquark und Langeweile heraus, selbst die Lebensberichte gefolterter Alkoholiker und sektengesteuerter Mutanten werden ja heutzutage von Ghostern perfekt auf den Markt hin geschrieben.

Alles falsch, behaupte ich. Jedenfalls heute. Schreiben IST Therapie, immer, wo man auch tippt oder hinschmiert. Ich behaupte: Wer Schreiben nicht jederzeit zur Therapie machen kann, wird nie mit seinem Buch fertig. So. Punkt.

Einen Beweis soll ich liefern? Bitteschön: Die Autorin ist wie ihr Hund ein extrem lärmempfindliches Wesen. Diverse Traumata, wie z.B. eine polnische Zahnklinik, haben sie vor allem gegen bohrende, schrille und alle Geräusche empfindlich gemacht.
Und nun ist es so weit.
Neben meinem Büro (das über der Straße hängt) fräßen sie die Straße auf. Sozusagen links von meinem Schädeldach pockert ein Bagger den Asphalt ab, dass der Computer wackelt (und hoffentlich diverse Dinge diese Aktion überleben). Auf meinen Ohren sitzen Kopfhörer und der mp3-player hat doppelte Lautstärke. Pink Floyd: Welcome To The Machine (man gönnt sich ja sonst nichts).

So - alles nicht genug. Jetzt kommt die Therapie. Die Autorin SCHREIBT. Ihre Figur, rrrrums, sitzt auf einer Bank an der Dorfstraße, krrrriekkk, säuft sich Prosecco rein, patapommmmm, fühlt sich verdammt unwohl in ihrer Haut, krrräääääk, kriegt den Moralischen, zakzakzakzakzak, und hat eine wichtige Situation so richtig versemmelt, ppppommmmm. Die Autorin wird zur Figur, die Schultern sinken nach vorn, rrrummms, ihre Miene wirkt immer bedröppelter, krak, der Kaffee ersetzt den Prosecco, krok, und auf die Ohren gibt's jetzt plötzlich James Brown: It's a Man's Man's Man's World. Yeah. Die Figur säuft, nölt und hat Kopfhörer auf den Ohren. Hört James Brown. Yeah, krak bumm peng ist das ein verdammter Tag zum Schreiben.

Liebe Leser, solltet ihr je in meinem nächsten Roman James Brown entdecken, so denkt daran: Schreiben ist Therapie. Und mein verschreibender Arzt ist die Wasserversorgung.

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