Kulturindex Küche
Alle, die gern essen, die vor allem aber gern gut essen und Qualität bereits bei den Zutaten erwarten, können auf ein ganz besonderes Buch neugierig werden. Der Literaturkritiker Bill Buford ist "mal eben kurz" aus seinem Beruf ausgestiegen und hat sich zum Koch ausbilden lassen, schließlich in der Toskana noch Metzgern gelernt. Dieser Tage erscheint sein Reportagebuch mit dem sperrigen Titel "Hitze. Abenteuer eines Amateurs als Küchensklave, Sous-Chef, Pastamacher und Metzgerlehrling" im Hanser Verlag.
In der ZEIT ist das anregende Interview zu lesen, das Denis Scheck mit ihm geführt hat.
Wer allerdings glaubt, den im Essen gespiegelten Untergang der Kultur nur in den USA oder im gammelfleischduftenden Deutschland ausmachen zu wollen, dem sei nur einmal ein Gang in die Supermärkte der berühmten Kochnationen ans Herz gelegt!
Bufords Beschreibung trifft auch den ganz normalen Wahnsinn eines typischen französischen Einkaufsparadieses: "Außer wässrigen Gurken, aromalosen Tomaten und grauenhaften Fertiggerichten haben Supermärkte nämlich noch etwas im Angebot: Dummheit!"
Ich erlebe diese Misere täglich. Auf der einen Seite ähneln die Geschäfte immer mehr Drugstores, da muss ich chemisch veredeltes Fett mampfen für freundlicheres Cholesterin, an Zusatzstoffen aufgespritztes Damenwasser für bessere Verträglichkeit und ruhigere Nerven saufen, oder mit dem Vitaminschnitzel den bösen Alterungsprozess - beim Kunden, nicht beim Fleisch - aufhalten.
Und weil das alles so eklig gesund sein soll, gibt's daneben totgespritztes Einheitsgemüse aus Spanien, bei dem man wenigstens immer das Billigste kaufen kann, weil die Aubergine wie die Tomate schmeckt, die Gurke wie die Paprika. Es gibt weit und breit keine Traiteure mehr, alle eingegangen, weil die französische Hausfrau ihre eingeschweißten schmierigen Blätterteigteilchen in die Mikrowelle haut, auch wenn sie genauso aromatisch schmecken wie ihre Verpackung.
Wurst und Käse kommen aus der Riesenfabrik, die wenigen noch wirklich nach Tradition hergestellten Käse setzen portioniert in Folie den falschen Schimmel an oder verrecken am Luftmangel - denn auch Verkäuferinnen spart man sich. Nicht zu reden davon, dass dieser ganze Wahnsinn an Logistik, Verpackung, Bewerbung etc. unsere Lebensmittel künstlich verteuert, die dann als billig!billig! marktschreierisch angepriesen werden.
Buford hat gut reden mit seinem Einkauf auf dem Markt. Die Wochenmärkte sind in der kulinarisch berühmten Fressregion Elsass längst am Hyperrausch der Hypermarchés verstorben - wer hat die Zeit, bis in die Städte zu fahren? Und dort sitzen dann alte Weiblein mit den glücklichen Hühnchen, die sie in Wirklichkeit bei Metro in Deutschland gekauft haben.
Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt, kommt der inzwischen rare Zander aus estnischen Zuchtbetrieben und wird der Supermarkts-Riesling immer mehr zu einem Gesöff, mit dem man Leder nachgerben kann.
Du bist, was du isst, heißt es so schön. Aber was ist das für eine Gesellschaft, die einen gar nicht mehr essen lässt, was man sein will?
In der ZEIT ist das anregende Interview zu lesen, das Denis Scheck mit ihm geführt hat.
Wer allerdings glaubt, den im Essen gespiegelten Untergang der Kultur nur in den USA oder im gammelfleischduftenden Deutschland ausmachen zu wollen, dem sei nur einmal ein Gang in die Supermärkte der berühmten Kochnationen ans Herz gelegt!
Bufords Beschreibung trifft auch den ganz normalen Wahnsinn eines typischen französischen Einkaufsparadieses: "Außer wässrigen Gurken, aromalosen Tomaten und grauenhaften Fertiggerichten haben Supermärkte nämlich noch etwas im Angebot: Dummheit!"
Ich erlebe diese Misere täglich. Auf der einen Seite ähneln die Geschäfte immer mehr Drugstores, da muss ich chemisch veredeltes Fett mampfen für freundlicheres Cholesterin, an Zusatzstoffen aufgespritztes Damenwasser für bessere Verträglichkeit und ruhigere Nerven saufen, oder mit dem Vitaminschnitzel den bösen Alterungsprozess - beim Kunden, nicht beim Fleisch - aufhalten.
Und weil das alles so eklig gesund sein soll, gibt's daneben totgespritztes Einheitsgemüse aus Spanien, bei dem man wenigstens immer das Billigste kaufen kann, weil die Aubergine wie die Tomate schmeckt, die Gurke wie die Paprika. Es gibt weit und breit keine Traiteure mehr, alle eingegangen, weil die französische Hausfrau ihre eingeschweißten schmierigen Blätterteigteilchen in die Mikrowelle haut, auch wenn sie genauso aromatisch schmecken wie ihre Verpackung.
Wurst und Käse kommen aus der Riesenfabrik, die wenigen noch wirklich nach Tradition hergestellten Käse setzen portioniert in Folie den falschen Schimmel an oder verrecken am Luftmangel - denn auch Verkäuferinnen spart man sich. Nicht zu reden davon, dass dieser ganze Wahnsinn an Logistik, Verpackung, Bewerbung etc. unsere Lebensmittel künstlich verteuert, die dann als billig!billig! marktschreierisch angepriesen werden.
Buford hat gut reden mit seinem Einkauf auf dem Markt. Die Wochenmärkte sind in der kulinarisch berühmten Fressregion Elsass längst am Hyperrausch der Hypermarchés verstorben - wer hat die Zeit, bis in die Städte zu fahren? Und dort sitzen dann alte Weiblein mit den glücklichen Hühnchen, die sie in Wirklichkeit bei Metro in Deutschland gekauft haben.
Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt, kommt der inzwischen rare Zander aus estnischen Zuchtbetrieben und wird der Supermarkts-Riesling immer mehr zu einem Gesöff, mit dem man Leder nachgerben kann.
Du bist, was du isst, heißt es so schön. Aber was ist das für eine Gesellschaft, die einen gar nicht mehr essen lässt, was man sein will?
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