Pälzisch im Abgang ist überall
Wein, Weib und Gesang, auch wenn der Mond schon am 24.11. auf die Erde fällt - Abgang auf Pälzisch? |
Obiges Foto habe ich gestern gegen 17 Uhr in der Nähe des Weintors geschossen. Da wird es auch in der Pfalz langsam dunkel. Und weil man nicht während der Fahrt mit dem Handy herumfuhrwerken soll, habe ich mich brav auf einen Außenparkplatz auf wildem Grünstreif gestellt. Schoss Fotos vom dramatischen Himmel über Frankreich und vom Mond in der Pfalz. Kommt ein anderes Auto, weit und breit Parkplätze frei, aber der fährt im Schritttempo genau auf mich zu. Pfälzer Autonummer. Will sicher nach dem Weg ins Elsass fragen, denke ich. Als der Mann sein Fenster herunterkurbelt, denke ich noch spontan: Hätte der nicht einen der vielen Einheimischen gleich nebenan beim Hotel oder vor dem Einkaufszentrum fragen können? Muss man da auf eine fremde Frau mitten in der düster werdenden Pampa zufahren?
Er fuchtelt wortlos herum, deutet ... und ich ahne, dass er mein Handy meint. Will er mich berauben? Braucht er dringend ein Handy? Ein Notfall? Warum hat er nicht im Hotel - s.o. (Der folgende Dialog ist ziemlich genau aus dem Französischen übersetzt.)
Mann: "Dieses Dingens nicht marschieren!"
Ich ungläubiges Starren
Mann: "Das du haben in Hand. Nicht marschieren!"
Ich: "Ich will ja auch gar nicht ..."
Mann: "Zu dunkel!"
Ich: "Das glaube ich langsam auch."
Mann: "Das bei Dunkel nicht marschieren."
Ich Erkenntnis reift, was er meint. Trotzig: "Aber ich ..."
Mann: "Du nicht machen, das nicht gehen das Ding bei Dunkel!"
Ich verdutzt: "Jajaja, ich dann machen mal fertig, bevor umnachtet."
Mann: "Guuuut!"
Er winkt und fährt wieder vom Parkplatz. Der hat offenbar nur wegen mir diesen Umweg gemacht. Bis heute bin ich mir nicht sicher, ob ich da eine neue Art der Anmache verpasst habe, ob der Mann nur endlich mal wieder sein Schulfranzösisch an die Frau bringen wollte oder ... ja was eigentlich? Ich sag euch, da lagen gestern seltsame Kometenwellen in der Luft!
Denn auch im Bäckerladen eines Discounters Richtung Landau hatte ich eine Begegnung der dritten Art. Der Laden ist leer, vor mir ein Mann im Hausmeisterkittel, der mit der Verkäuferin in breitestem Pälzisch tratscht - die beiden kennen sich sichtlich persönlich. Ich stelle mich hinten an und erfahre, dass die beiden sich ganz besonders innig kennen. (Dialog in Fast-Hochdeutsch übersetzt):
Mann: Gib'sch mer dann den Schlüssel.
Frau: Ich muss mache.
Mann: Dann gib'sch du mir dann den Schlüssel.
Frau: Jetzt? Aber da ist ...
Mann: Wenn du mir jetzt dann der Schlüssel gib'sch, kann ich fahren.
Frau: Ich hab Kundschaft.
Mann: Ei, dann nehm ich grad einfach nur den Schlüssel und dann fahr ich, bevor die Kundschaft kommt.
Frau: Die steht doch da. Ei jetzt wart halt.
Mann: Dann gib'sch du mir den Schlüssel.
Frau geht resigniert ab, kramt herum und reicht einen Schlüssel über die Theke. Mann geht ab.
Frau: Was hätten Sie gern?
Ich verlange ein erstes Brot.
Frau: Wissen Sie, was heut los ist?
Ich: Nein, ist etwas passiert?
Frau: Des is so komisch heut. Wär's des?
Ich möchte ein zweites Brot.
Frau: Also so richtig komisch. Man möcht's nicht meinen. Aber fühlen Sie das nicht auch?
Ich: Warm ist's.
Frau: Da ist noch was anderes ...
Ich: Arg warm ist's. Das geht manchen auf den Kreislauf.
Frau: Ich sag ihnen was. Das ist heute wie in einer Parallelwelt. Das ist nicht normal.
Ich: Mich macht das Wetter müde.
Frau: Wenn des nur des Wetter wär!
Ich: Ach, geben Sie mir doch bitte noch so ein Kraftbrot, danach ist mir jetzt.
Frau: Ich sag's ja, alles irgendwie parallel und komisch. Spüren Sie das nicht?
Ich mit fragendem Blick
Frau: Schauen Sie den Laden hier an. Kein Mensch!
Ich: Ähm, wir sind doch da ...
Frau: Aber nebenan im Hauptladen, kein Mensch! Wie in einem Film.
Ich: Ähm, da stehen wenig Autos, das stimmt, aber die Leute sind alle im Laden.
Frau: Man sieht aber niemand. Wenn Sie nicht da wären, wär da kein Mensch!
Ich: Also nebenan beim Aldi, da ist Großkampftag, da treten sie sich gegenseitig auf die Füße, Sie müssen nur mal zum anderen Schaufenster rausgucken.
Frau: Ich sag's ja, das ist wie in einer Parallelwelt heute, irgendwas ist da passiert, das fühlt sich komisch an!
Ich danke für mein Brot, bezahle und wünsche einen schönen Feierabend ohne Stau.
Und hoffe, dass ich jetzt keine Pfälzer beleidigt habe. Ich kann mir das wirklich nur so erklären. Gestern ist an der Weinstraße womöglich ein Komet heruntergefallen. Irgendwas war komisch ...
Liebe Petra, Pälzisch im Abgang ist ja der Hammer! Jetzt kann ich mir die Heimat direkt ins Exilwohnzimmer holen ... Danke dafür!
AntwortenLöschenDie Dialoge, die man in der Pfalz allerorts mit halbem Ohr mitkriegt, sind sowieso das allerbeste ;)