Meine Kindles des Jahres
Absolut subjektiv und völlig unabhängig aus meiner Jahreslektüre ausgewählt: die Besten. Ich nehme weder an Tauschringen von Autoren für gegenseitige Werbung teil, noch mache ich Gefälligkeitswerbung, noch lese ich Bücher, die man mir anbietet. Ich schreibe aus Gründen nie Amazon-Rezensionen. Was hier auftaucht, hat mich schlicht beeindruckt. Und was hier nicht auftaucht, hat mich nicht beeindruckt oder schlimmeres oder ich habe es nicht gelesen. Oder es hat, wie z.B. "Schattenstill" von Tana French (mein Krimi des Jahres) oder Edmund de Waals "The Hare With Amber Eyes" (mein literarisches Sachbuch des Jahres) bereits eine so große Lobby, dass ich es nicht noch empfehlen muss.
Das E-Book des Jahres:
Nikola Hotel: Rabenblut drängt.
Nikola Hotel entdeckte ich über ihr Blog, das ich schon länger lese. Ich war fasziniert von ihrer frischen, humorvollen und lebendigen Schreibe. Nie hätte ich ein Buch gekauft, das irgendwie nach Fantasy roch, aber auf ihre Arbeit war ich gespannt. Keine Fantasy, sondern Phantastik im besten Sinne, in einer wunderbar ausdifferenzierten, bildhaften Sprache von Niveau. Dank des feinsinnigen Humors nie kitschig werdend. Charaktere zum Verlieben - und die Autorin ist in meinen Augen ein solches Erzähltalent, dass ich sie immer wieder bearbeite, sich doch einmal bei Literaturagenturen zu bewerben. Sie wäre eine Entdeckung durch Verlage wert. Allerdings beherrscht sie inzwischen Buch-PR und die Arbeit rund um ihre Saga selbst so gut und charmant, dass ich langsam daran zweifle, ob sie wirklich einen Verlag braucht.
Eine zauberhafte Welt, die einem die Schönheit von Raben und Musik auch im wahren Leben noch nachklingen lässt.
Weitere Entdeckungen:
Aleksandar Hemon: Best European Fiction 2011
Geheimtipp für die literarisch Interessierten - die Crème de la Crème der amerikanischen Literaten gibt jährlich selbst eine Anthologie heraus, mit der sie junge europäische Talente aus allen möglichen Ländern dem amerikanischen Publikum in englischer Übersetzung präsentieren. Da kann man auch als Europäer noch staunen und entdecken!
Frank Hebben: Das Lied der Grammophonbäume
Wurde mir von einem Autorenkollegen dringend empfohlen, hätte ich allein nicht entdeckt. Und dann war ich von Anfang an in einem sprachlichen Sog und vor allem einem atmosphärischen. Hebben beherrscht es, einen in völlig andere Welten zu ziehen, noch mehr aber lässt er einen Stimmungen fühlen und diese Welten förmlich mit allen Sinnen erleben. Davon will ich mehr. Phantastik.
Dominic Green: Smallworld (2. Teil: Littlestar)
Wenn diese verrückte Story noch kein Kult sein sollte, sie hat alles Zeug dazu. Der Kampf irgendwelcher böser, durchgeknallter oder viel zu ordentlicher Mächte um einen Miniplaneten, der vom "Teufel" und einer Großfamilie seltsamer fundamentalistischer "Christen" bewohnt wird, ist ein Feuerwerk an Ideen und Esprit. Böse Seitenhiebe auf unsere derzeitige Erdkultur und jede Menge Anspielungen inklusive.
In Littlestar habe ich noch nicht hereingefunden, leider hat der Autor selbst Schwierigkeiten, seine komplexe Welt kurz Neulesern vorzuführen und auf die alte Höhe zu finden. Aber ich gebe ihm noch eine Chance, weil das dramaturgisch gar nicht einfach ist und ich beim Anlesen auch zu unaufmerksam war.
Andreas Winterer u.a.: Scott Bradley. Blondinen Blobs & Blaster
Den Autor kenne ich seit vielen Jahren aus einer Autorengruppe, seit seinem Erstling "Cosmo Pollite" bin ich Fan. Ich liebe abgedrehte Parodien. Bei Antiheld Scott Bradley, der als politisch unkorrekter Fiesling den Weltraum unsicher macht, zündet er wieder ein hochintelligentes Feuerwerk an komischen Dialogen, durchgeknallten Szenen und Parodien einschlägiger Filme und Geschichten. Schwäche des Sammelbandes: Nicht alle Autoren der Weltraumabenteuer sind auf gleichem Niveau. Ich will jetzt endlich wieder einen echten Winterer-Roman!
Peter J. Kraus: Geier / Joint Adventure
Als eingefleischter Fan von Krimi Noir und Schnodderton à la Phil Marlowe habe ich den Autor vor vielen Jahren entdeckt, als "Geier" noch bei Knaur erschien und vom Verlag unangemessen schlecht betreut wurde. Dabei hob er sich damals schon wohltuend vom Krimi-Einerlei ab - mit rasanten Dialogen, skurrilen Typen, treffsicheren Pointen und scharfen Verwicklungen in einem reichlich angeschmuddelten Amerika, wo die Guten nie ganz clean und die Bösen nie alleine schuldig sind. Man merkt, dass da einer nicht einfach nur erfindet, sondern seinen Landsleuten genau auf die Finger schaut und die Machenschaften hinter der Fassade entblößt. Weniger "Aasgeier", sondern Joint Adventure ist in meinen Augen ein würdiger Nachfolger: Schön, dass der Conte Verlag übernommen hat.
Bela Bolten: Codewort Rothenburg
Den Autor entdeckte ich vor längerer Zeit durch einen Blog über seine biografische Arbeit. Die Leseprobe seines belletristischen Erstlings fasste ich zunächst mit spitzen Fingern an: Würde er den Sprung von der Auftragsbiografie zur Belletristik schaffen? Und wie würde er mit dem absolut delikaten Umstand umgehen, einen Krimi im Nazireich anzusiedeln, eine Person aus einem Unrechtssystem zum Ermittler zu machen? Ich wurde von der ersten Seite an positiv überrascht: Der Mann kann erzählen und er kann vor allem historisch exakt recherchierten Stoff in dichter Atmosphäre und mit authentisch wirkenden Personen so umsetzen, dass man dem Buch die Hintergrundarbeit nie anmerkt. Die gefährliche Gratwanderung ist ihm gelungen, weil er zum Glück keinen einfachen Krimiplot in den Vordergrund stellt, sondern eher ein Zeitgemälde schafft, - und weil bei ihm die kleinen Leute die große Politik im ganz Privaten widerspiegeln. Ein Roman, der nachwirkt, weil man über ihn nachdenken möchte.
Unter den Klassikern habe ich als Wiederentdeckung in diesem Jahr den großen Sprachkünstler und Erzähler Stefan Zweig besonders genossen.
Das E-Book des Jahres:
Nikola Hotel: Rabenblut drängt.
Nikola Hotel entdeckte ich über ihr Blog, das ich schon länger lese. Ich war fasziniert von ihrer frischen, humorvollen und lebendigen Schreibe. Nie hätte ich ein Buch gekauft, das irgendwie nach Fantasy roch, aber auf ihre Arbeit war ich gespannt. Keine Fantasy, sondern Phantastik im besten Sinne, in einer wunderbar ausdifferenzierten, bildhaften Sprache von Niveau. Dank des feinsinnigen Humors nie kitschig werdend. Charaktere zum Verlieben - und die Autorin ist in meinen Augen ein solches Erzähltalent, dass ich sie immer wieder bearbeite, sich doch einmal bei Literaturagenturen zu bewerben. Sie wäre eine Entdeckung durch Verlage wert. Allerdings beherrscht sie inzwischen Buch-PR und die Arbeit rund um ihre Saga selbst so gut und charmant, dass ich langsam daran zweifle, ob sie wirklich einen Verlag braucht.
Eine zauberhafte Welt, die einem die Schönheit von Raben und Musik auch im wahren Leben noch nachklingen lässt.
Weitere Entdeckungen:
Aleksandar Hemon: Best European Fiction 2011
Geheimtipp für die literarisch Interessierten - die Crème de la Crème der amerikanischen Literaten gibt jährlich selbst eine Anthologie heraus, mit der sie junge europäische Talente aus allen möglichen Ländern dem amerikanischen Publikum in englischer Übersetzung präsentieren. Da kann man auch als Europäer noch staunen und entdecken!
Frank Hebben: Das Lied der Grammophonbäume
Wurde mir von einem Autorenkollegen dringend empfohlen, hätte ich allein nicht entdeckt. Und dann war ich von Anfang an in einem sprachlichen Sog und vor allem einem atmosphärischen. Hebben beherrscht es, einen in völlig andere Welten zu ziehen, noch mehr aber lässt er einen Stimmungen fühlen und diese Welten förmlich mit allen Sinnen erleben. Davon will ich mehr. Phantastik.
Dominic Green: Smallworld (2. Teil: Littlestar)
Wenn diese verrückte Story noch kein Kult sein sollte, sie hat alles Zeug dazu. Der Kampf irgendwelcher böser, durchgeknallter oder viel zu ordentlicher Mächte um einen Miniplaneten, der vom "Teufel" und einer Großfamilie seltsamer fundamentalistischer "Christen" bewohnt wird, ist ein Feuerwerk an Ideen und Esprit. Böse Seitenhiebe auf unsere derzeitige Erdkultur und jede Menge Anspielungen inklusive.
In Littlestar habe ich noch nicht hereingefunden, leider hat der Autor selbst Schwierigkeiten, seine komplexe Welt kurz Neulesern vorzuführen und auf die alte Höhe zu finden. Aber ich gebe ihm noch eine Chance, weil das dramaturgisch gar nicht einfach ist und ich beim Anlesen auch zu unaufmerksam war.
Andreas Winterer u.a.: Scott Bradley. Blondinen Blobs & Blaster
Den Autor kenne ich seit vielen Jahren aus einer Autorengruppe, seit seinem Erstling "Cosmo Pollite" bin ich Fan. Ich liebe abgedrehte Parodien. Bei Antiheld Scott Bradley, der als politisch unkorrekter Fiesling den Weltraum unsicher macht, zündet er wieder ein hochintelligentes Feuerwerk an komischen Dialogen, durchgeknallten Szenen und Parodien einschlägiger Filme und Geschichten. Schwäche des Sammelbandes: Nicht alle Autoren der Weltraumabenteuer sind auf gleichem Niveau. Ich will jetzt endlich wieder einen echten Winterer-Roman!
Peter J. Kraus: Geier / Joint Adventure
Als eingefleischter Fan von Krimi Noir und Schnodderton à la Phil Marlowe habe ich den Autor vor vielen Jahren entdeckt, als "Geier" noch bei Knaur erschien und vom Verlag unangemessen schlecht betreut wurde. Dabei hob er sich damals schon wohltuend vom Krimi-Einerlei ab - mit rasanten Dialogen, skurrilen Typen, treffsicheren Pointen und scharfen Verwicklungen in einem reichlich angeschmuddelten Amerika, wo die Guten nie ganz clean und die Bösen nie alleine schuldig sind. Man merkt, dass da einer nicht einfach nur erfindet, sondern seinen Landsleuten genau auf die Finger schaut und die Machenschaften hinter der Fassade entblößt. Weniger "Aasgeier", sondern Joint Adventure ist in meinen Augen ein würdiger Nachfolger: Schön, dass der Conte Verlag übernommen hat.
Bela Bolten: Codewort Rothenburg
Den Autor entdeckte ich vor längerer Zeit durch einen Blog über seine biografische Arbeit. Die Leseprobe seines belletristischen Erstlings fasste ich zunächst mit spitzen Fingern an: Würde er den Sprung von der Auftragsbiografie zur Belletristik schaffen? Und wie würde er mit dem absolut delikaten Umstand umgehen, einen Krimi im Nazireich anzusiedeln, eine Person aus einem Unrechtssystem zum Ermittler zu machen? Ich wurde von der ersten Seite an positiv überrascht: Der Mann kann erzählen und er kann vor allem historisch exakt recherchierten Stoff in dichter Atmosphäre und mit authentisch wirkenden Personen so umsetzen, dass man dem Buch die Hintergrundarbeit nie anmerkt. Die gefährliche Gratwanderung ist ihm gelungen, weil er zum Glück keinen einfachen Krimiplot in den Vordergrund stellt, sondern eher ein Zeitgemälde schafft, - und weil bei ihm die kleinen Leute die große Politik im ganz Privaten widerspiegeln. Ein Roman, der nachwirkt, weil man über ihn nachdenken möchte.
Unter den Klassikern habe ich als Wiederentdeckung in diesem Jahr den großen Sprachkünstler und Erzähler Stefan Zweig besonders genossen.
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