Ein Jahr Kindle (1)

Ein Jahr habe ich nun meinen Kindle, währenddessen verstummen zum Glück langsam die recht überflüssigen Diskussionen zwischen Menschen, die dadurch das Abendland bedroht sehen, und Nerds, für die das Gerät schon wieder "out" ist, weil sie alle halbe Jahre neue Elektronikspielereien kaufen. E-Books sind für mich so selbstverständlich geworden wie Luxus-Kunstkataloge oder Hardcover aus dem Antiquariat. Ich nutze meinen Reader zum Herumführen von Recherchematerial ebenso wie zum entspannten Lesen ohne Lesebrille oder zum Transport einer dicken Bibliothek in Wartezimmer. Verteufelt gut: Der Soforteinkauf zu jeder Tages- und Nachtzeit hat mir schon oft die Bettlektüre in letzter Minute gerettet

Nach einem Jahr zeichnet sich für mich ein neues Leseverhalten ab:
- Ich lese mehr und schneller, dank Augenschonung.
- Ich lese unerbittlicher. Dank Leseproben hat Schrott keine Chance. Wenn ich sie denn anschaue ... (s.u.).
- Ich lese sehr viel mehr fremdsprachige Originale. Schuld daran: die Preispolitik deutscher Verlage.
- Ich lese sehr viel mehr Klassiker als sowieso schon und entdecke ständig neue dazu.
- Ich kaufe fast keine Taschenbücher mehr, das Geld reinvestiere ich in edel gemachte Hardcover.
- Ich lese wieder SF und Phantastik (keine Fantasy), weil endlich der Zugang dazu da ist (im Gegensatz zum stationären Buchhandel).

Auf meinem Reader findet man deshalb vor allem:
- die typische Einmal-Leseware
- reine Unterhaltung zur Entspannung
- kostenlose Klassiker (und dadurch auch kostenpflichtige Ausgaben)
- Bücher, bei denen das ausländische E-Book billiger ist als alle deutschen Ausgaben
- Recherchematerial wegen der praktischen Such- und Markierfunktion
- Risikoware (Bücher, die ich mir nie gekauft hätte, die mir aber dringend jemand empfohlen hat und die mich dank Leseprobe überzeugen konnten.)

Ich kaufe Bücher aus Papier
- die ich dringend "greifbar" besitzen will
- die ich sicher öfter als einmal lesen werde
- die vom Verlag wertig und liebevoll gestaltet wurden
- illustrierte Sachbücher, Coffee Tables und Kunstbände
- historische Bücher
- die mich über viele Jahre begleiten sollen
- die ich verschenken will

Schwer, eine Bestenliste zu finden, es waren viele gute Bücher dabei. Viele gute Bücher habe ich nicht gelesen. Viele, die andere gut finden, finde ich gar nicht gut. Und ganz ärgerlich ist das Durchwühlenmüssen von immer mehr absolut schrottigen Büchern (wäre das nicht mal eine eigene Kategorie wert?), Spam-Books und wirklich betrügerischen Ausgaben zwielichtiger Macher, die oft die Suchergebnisse verstopfen. Gerade in Sachen Recherchematerial stolpere ich immer häufiger über Copy&Paste-Ausgaben aus Wikipedia und anderen gemeinfreien Quellen, die zu Fantasiepreisen angeboten werden und oft sogar die Verlagsausgaben in der Suchausgabe verdrängen. Ich warte auf den Shop, der Self Publishing anbietet, aber kriminelle Ware und Spam-Books ächtet.

In meinem Trash-Ordner landeten insgesamt sechs Bücher, die kompletter Müll waren. Ich hatte die Bücher ohne Leseprobenansicht sofort heruntergeladen, weil sie kostenlos, also kein Risiko waren. Kriterien: Lektorat, Korrektorat, Aufbereitung von Inhalten. Der wirklich unerträgliche Müll kam von 3 Self Publishers, 1 Kleinverlag und 2 Konzernverlagen. Damit halten sich Verlage und Self Publishing genau die Waage.Die Tendenz, Bücher zu produzieren, die in meinen Augen Müll sind (fehlendes oder unsägliches inhaltliches und sprachliches Lektorat; Inhalte, die wahrscheinlich auch Tante Erna nicht braucht), steigt leider bei Konzernverlagen signifikant an. Ich habe fast schon eine persönliche Black List, bei wem ich mich nie bewerben wollte, aus Angst vor so einem Lektorat. Wenn Self Publisher Müll fabrizieren, kann man das wenigstens mit dem Hobbyfaktor entschuldigen, aber bei einem Verlag?
Kurzum - die ganz großen Gewinner sind bei mir in diesem Jahr die Indie-Verlage (siehe meine Liste rechts "Feine Verlage") und die wirklich in jeder Hinsicht professionell arbeitenden Indie-Autoren. Erstere finden körperlich in meine Bibliothek, letztere auf den Reader.

Was das Kaufverhalten betrifft: Wenn mein stationärer Buchhändler einen E-Book-Shop hätte, der folgende Kriterien erfüllt, würde ich nicht mehr bei Amazon herunterladen:
- Usability, Sicherheit und Bequemlichkeit ähnlich wie bei Amazon
- sowohl Ware von Verlagen wie von Self Publishers
- internationale Bücher
Was mich absolut abtörnt, sind Shopfreuden wie diese hier.

Diesen Artikel gibt es als Crossposting:
im Buchreport
bei Carta
und mit einem dicken Hinweis bei Perlentaucher und Spiegel

19 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. carola Wolff30/12/12 18:50

    Habe mir einen Kindl zu Weihnachten gewünscht und lese mich gerade durch die englischen Klassiker (Dickens, Austen... Bisher machts noch Spass...mal sehen, wie mein Fazit in einem Jahr ausfällt!

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  3. Och Mönsch...

    Jetzt hast Du schon den ersten Teil des Artikels geschrieben, den ich eigentlich dieses Wochenende schreiben wollte. :(

    Aber ich muss Dir da in sehr vielen Punkten zustimmen.
    Das Ebook ist 2012 endgültig im Markt angekommen.

    Mal schauen wann ich meine Gedanken dazu fertig bekomme.
    Erst muss aber mal die Erkältung verschwinden.

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  4. Gute Besserung TeichDragon, ich bin gespannt! Zumal ich den Eindruck habe, dass man jetzt über E-Shops viel besser an die im Buchhandel eher stiefmütterlich behandelten Genres kommt. Ich habe selten so viel Phantastik gelesen wie in diesem Jahr ... seit meiner Studentenzeit!

    Carola, ich bemerke im Gespräch immer wieder, dass der Spaß auch damit wächst, wie gut man sein Gerät kennt und lernt, wo und wie man es bestücken kann. Bei mir war der erste Aha-Effekt der, dass ich jeden Word-Text darauf lesen kann, indem ich ihn als html abspeichere, via Calibre ins mobi-Format setze und auf den reader lade. Sieht nicht schick aus, aber so habe ich nicht nur meine Manuskripte bei mir, sondern auch Recherchematerial.

    Guten Rutsch an alle!

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  5. Ich kann dem Post nur zustimmen. Habe früher ein Vermögen im Bahnhofsbuchhandel für US-Literatur im Original gelassen - das war durch Amazon schon viel besser geworden. Durch den Kindle bin ich noch viel unabhängiger geworden. Wobei ich Bücher nicht im Original lese, um Geld zu sparen, sondern wegen der oft schlechten Qualität der Übersetzungen.
    Die Funktion "Leseprobe" ist für mich ganz wesentlich - so kann man schnell sortieren... Im Urlaub - das war mein erster Kaufgrund - nie mehr ohne ausreichenden Lesestoff sein. Sogar Tageszeitungen sind zum Download verfügbar - und das faktisch unabhängig vom Stromnetz.

    Noch ein technischer Tipp: man kann Word-Dokumente und PDFs auch per Email an den Kindle schicken (mit 'convert' im Betreff). So habe ich viel Material dabei, übrigens auch oft Libretti, Theaterstücke und Wikipedia-Artikel als Vorbereitung auf Theater und Opernbesuche...

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  6. sabine jede2/1/13 20:18

    Der Blog spricht mir aus der Seele!! Habe meinen Kindle (und zwar den ganz einfachen für jetzt € 79,--) auch seit exakt 1 Jahr (naja und ein paar zerquetschte Tage mehr) und bin nach einiger Skepsis zu Beginn mittlerweile restlos begeistert... noch begeisterter wäre ich, wenn sich an den deutschen ebook-Preisen irgendwann mal was ändern würde. Mal schauen....

    P.S. Pdf's schicke ich auch dann und wann an den Kindle, obwohl das eher für meinen Mann bestimmt ist. Das Senden ist per email wirklich total einfach.

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  7. Der Wunsch von einer kleinen Buchhandlung das gleiche Paket wie vom größten einzelhändler der Welt zu bekommen, erscheint mir etwas unrealistisch.

    Mit dem Kauf des Kindle hast Du Dich für Amazon und gegen den Buchhandel entschieden wie kann ich Dir zeigen, das Du mit dem Sony T2 einfach beim Buchhändler ums Eck einkaufen kannst und im Sony Store die englischen Highlights bekommst?

    Sonst ein wirklich schöner und prolesen Blog. Danke.

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  8. @buchnarr

    Den Kauf des Kindles habe ich mir extrem gut überlegt. Der Sony war als letztes mit im Rennen. Und dann die Überlegung, meinen Leib- und Magenbuchhändler zu beglücken, denn das hätte ich auf alle Fälle vorgezogen. Natürlich muss der nicht alles ganz genauso können wie ein Riese, aber Usability, Datensicherheit und Bequemlichkeit kann man von jeder privaten Website verlangen ;-)

    Leider hat mein Buchhändler erst jetzt überhaupt einen E-Shop. Und der erfreut mich wiederum mit eben jenem pdf im Link, das mich gleich abstößt. Ich möchte mich nicht erst in zwei Fremdaccounts anmelden müssen, um dann endlich bei meinem Buchhändler einzukaufen. (Und dann der Rest). Und warum bitte soll ich ein Account bei Google Play eröffnen, wenn doch mein Buchhändler etwas gegen die "bösen amerikanischen Riesenkonzerne" hat??? Ist Google etwa keiner?

    Selbst wenn also mein Buchhändler schon vor einem Jahr E-Books angeboten hätte ... meine Entscheidung für den Kindle lief einfach aufgrund des Preis- Leistungs-Verhältnisses. 99 Euro sind eher zu verschmerzen, falls sich die Technik noch rapide verändern wird. Und das wird sie. Der Sony Store war zu jener Zeit noch ... sehr ausbaufähig. Und letztlich gewann Amazon dann auch deshalb, weil ich mit einer Kreditkarte bei denen in zwei Ländershops einkaufen kann - eminent wichtig für eine Grenzgängerin zwischen Frankreich und Deutschland.

    Ein nicht unerheblicher Grund ist außerdem, dass ich meine E-Books, auch diejenigen Titel, die in Verlagen erscheinen, selbst herausgebe. Die muss ich auf dem Kindle vortesten.

    Du siehst, die Buchhändler können mich noch kapern - beim nächsten Reader. Epubs lese ich übrigens auch auf dem Kindle ;-) Ich lasse mich gern positiv überraschen!

    Mit meinem Artikel hoffe ich, zumindest diese Haltung auflösen zu können, die mir gestern bei Twitter wieder entgegenkam: "E-Books sind igitt, kalt, nicht haptisch, machen Print kaputt."

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  9. Danke für die Usertipps, Sabine + Rainer Glaap!
    Word-Dateien konvertiere ich sogar via Calibre und lade per USB, Amazon muss ja nicht alle meine Texte kennen ;-)
    Kann man Tageszeitungen wirklich zufriedenstellend auf einem Kindle konsumieren? Ich stelle mir da ein Tablet als geeigneter vor (auch für pdf).

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  10. Ein wunderbarer Text der es gut gegenüberstellt, dass Nutzerverhalten und das wie und warum. Gefallen hat mir besonders das es sich nicht ausschliesst Ebooks zu lesen und weiterhin schöne Bücher zu kaufen.
    Bitte mehr davon.

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  11. Ein wenig schade doch, dass für viele Bequemlichkeit und Preis ausschlaggebend sind; ich habe auch einmal alle Bücher bei Amazon bestellt, tue es mittlerweile aber nur mehr wenn ich nicht anders kann und werde dem Kindle jedes Gerät, das offener und freier ist, vorziehen.

    Freiheit, Offenheit, Gleichberechtigung und Machtverteilung: Sind diese nicht wichtiger und eigentlich in unser aller Interesse?

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  12. @metepsilomena
    Ich u. andere haben das technisch schon mehrfach beschrieben: Der Kindle ist nicht geschlossen, das ist ein Branchenmärchen. s. Kommentare weiter oben.

    Ich will auch keinen missionieren! Denn ich selbst bin *allen* untreu: Ich kaufe meine Papierbücher nämlich nicht bei Amazon, sondern beim Lieblingsbuchhändler. Aber warum soll ich einen E-Shop bedienen, der unpraktisch und schlecht gemacht ist, zu dem ich erst mal zwei Accounts brauche? Ist Google besser als Amazon, nur weil Buchhändler es nutzen? Nein, das ginge alles besser und es schadet nicht, auch einmal den Kunden zuzuhören, die man verliert. Mir ist natürlich bewusst, dass hier der Börsenverein der eigentlich gefragte wäre - aber das muss der Buchhandel unter sich ausmachen.

    Dann stehe ich vor einem Roman, der in Papierform sage und schreibe 40 Euro kostet, als E-Book zu jener Zeit noch freche 25 Euro. Ich gehöre als Buchautorin leider nicht zu den Leuten, die schnell mal solche Summen für einen Roman locker machen können. Und ich programmiere selbst E-Books und weiß, dass sie keine 25 Euro wert sein können ...

    Dann sehe ich das Original vom Originalverlag für 12 Euro. Jeder Cent, den ich hier ausgebe, landet in dem Verlag, der das Manuskript entdeckte und den Autor aufbaute, landet direkt beim Originalautor. Ich kaufe frei, gleichberechtigt, offen und eigenmächtig das Original! Was ist daran schlimm?

    Ich lese mein ganzes Leben schon Originale. Auch, weil ich selbst Bücher übersetze. Ich weiß, dass Übersetzungen teuer sind und bezahlt werden müssen. Ich weiß aber leider auch, wann ich mir lausige Übersetzungen spare, weil der Verlag mal wieder am Übersetzer gespart hat ...

    Wundersamerweise bietet der deutsche Verlag das E-Book nun plötzlich für 9,90 Euro an. Hoppla! Hat man etwa auf Kunden gehört? Hat sich das 25-E-E-Book vielleicht nicht verkauft?
    Auch das mit dem Preis hat immer zwei Seiten.

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  13. @PvC
    Ich schrieb nicht geschlossen, sondern dass ich jedes Gerät, das offener und freier ist, dem Kindle vorziehe, das ist etwas anderes (daraus dass ein Gerät offener ist, folgt logisch nicht, dass das andere geschlossen ist, sondern nur, dass es geschlossener, also weniger offen ist) --- eine allzu technische Diskussion konnte ich oben nicht finden. Ich schreibe einfach, was aus meiner Sicht gegen den Kindle spricht und Sie können mir aus Ihrer Erfahrung schildern ob das stimmt oder nicht, ich besitze keinen, habe mich aber in der letzte Zeit damit beschäftigt, weil ich einen E-book-reader kaufen möchte.

    1) Es gibt einen offenen Standard für ebooks, das Epub-Format, das, so weit ich weiß, jeder außer Amazon nutzt und auch jeder reader lesen kann, mit oder ohne drm.

    2) Will ich ein Ebook mit Epub-Format auf dem Kindle lesen, muss ich es, z.B. mittels calibre umformatieren (für andere reader entfällt das). Aber: Selbst calibre kann das von Amazon verwendete azw-Format nicht in ein anderes Format umwandeln (jedenfalls wird es in der Input-Liste nicht angeführt).

    3) Ein drm-geschütztes Ebook mit azw-Format kann ich nur auf dem Kindle lesen, aber auf keinem anderen Gerät und vice versa ein drm-geschütztes Ebook mit Epub-Format nicht auf dem Kindle (außer ich knacke den drm-Schutz, was möglich, aber illegal ist).

    4) Ich kann über den Kindle nur bei Amazon kaufen, nicht bei anderen Anbietern.

    5) Auf dem PC kann ich das azw-Format nur lesen, wenn ich eine app installiere (und ich vermute: einen Kindle-account besitze).

    6) Amazon greift über den Kindle grundsätzlich auf meine Daten zu. Man kann das, wenn ich einige Einschränkungen in Kauf nehme, deaktivieren (Kindle 3), aber warum soll ich mich freiwillig dem nächsten datensaugenden Konzern ausliefern, wenn es anders geht?

    7) Amazon kann auf dem Kindle bereits gekaufte Bücher löschen.

    [8) Einen ohnehin sehr mächtigen Konzern möchte ich nicht mehr als notwendig fördern.]

    Das sind m.E. die wichtigsten Gründe, die zeigen, dass der Kindle sehr wohl ein Gerät ist, das eine deutliche Bindung an Amazon aufweist und weniger frei ist als andere Geräte. --- Natürlich spielen daneben meine persönlichen Präferenzen eine Rolle.

    Warum Ebooks fast so teuer wie normale Bücher sind, liegt an der Buchpreisbindung (Österreich und Deutschland), die auch für Ebooks gilt. Der Verlag entscheidet über den Preis und alle anderen müssen sich daran halten. Ihr Beispiel ist etwas schwierig nachzuvollziehen, da Sie keinen Titel, Verlag, o.ä. nennen.

    Selbstverständlich gibt es andere Konzerne, deren Praktiken genauso kritisiert werden müssen, aber das kann keine Rechtfertigung sein.

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  14. metepsilonema, sorry, der Umkehrschluss von meiner Seite war voreilig, da hatte ich Sie falsch verstanden. Schön, dass sie eine solche technische Entscheidungshilfe geben, so kann jeder denkende Mensch sich etwas aussuchen. Und sich die gleichen Fragen für andere Reader und Firmen stellen - Antworten gibt es ja zuhauf im Internet.

    Ein paar klitzekleine Anmerkungen nur:
    3. Ja, DRM zu knacken ist illegal. Ich hatte aber schon mal einen Artikel hier im Blog, wo sich ein hoher Mitarbeiter eines Verlagskonzerns outete, dass er das nicht nur selbst tut. ;-) Aus meinem eigenen, nicht gerade kriminellen Bekanntenkreis in der Buchbranche weiß ich, dass es viele nicht merh einsehen, wenn sie ein einmal gekauftes Buch nicht dem Ehegatten aufspielen können oder dem Kind schenken. Dieses Thema wird sich also bald von selbst erledigt haben.

    6) Das "Datensaugen", das grundsätzlich jede Firma machen kann, nennt man positiv gesehen "Social reading", eine Funktion, die nicht nur von immer mehr Lesern gewünscht wird, sondern inzwischen auch beim Verfertigen von Büchern aktiv von Autoren und Verlagen eingesetzt wird. Ich empfehle dazu den Artikel von Dominique Pleimling bei der bpb:
    http://www.bpb.de/apuz/145370/zukunft-des-publizierens

    Die Funktion schaltet man in einem einzigen Klick ab und hat dadurch keinerlei Beeinträchtigungen. Und natürlich kann man jede positive Erfindung auch missbrauchen und umgekehrt.

    7) Schon mal was von Backup gehört? ;-) Außerdem kann ich statt per WLAN auch per USB einkaufen. Ich persönlich glaube nicht, dass sich Amazon das nach dem Skandal mit dem gelöschten "1984" (ausgerechnet) noch erlauben können wird. Und auch diese Funktion ist technisch bei jeder Firma, in jedem Shop möglich.

    NEIN, die Buchpreisbindung ist NICHT schuld an zu hohen E-Book-Preisen. Die Buchpreisbindung schreibt lediglich vor, dass ein Buch bei allen Händlern zum gleichen Preis angeboten werden muss, nicht zu unterschiedlichen. Es hindert nichts einen Verlag daran, Preise für E-Books im Vergleich zum Print angemessen zu gestalten.
    Mein Beispiel können Sie mir glauben, es handelt sich um einen echten Qualitätsverlag, aber ich haue hier niemanden namentlich in die Pfanne. Ich weiß auch von einem anderen Verlag, der aufgrund von FB-Diskussionen seine Preise heruntergesetzt hat.

    Schauen Sie sich Konzernverlage an, die sich inzwischen sogar für Billig-, Gratis und 99-Cent-Aktionen nicht mehr zu schade sind. Wenn Sie Namen wissen wollen, kramen sie mal bei Amazon ;-)

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  15. Ich möchte noch einmal auf den Kern der Diskussion zu sprechen kommen, die Bindung an Amazon und die (möglichen) Einschränkungen der Freiheit des Benutzers; die Technik liefert ja "nur" die Voraussetzungen: Backup, kopieren via USB, u.a., sind selbstverständlich möglich, das ist unbestritten, Amazon war nicht so unklug das zu verunmöglichen, hat aber alle anderen Wege unbequemer gemacht, statistisch gesehen, werden die meisten Kunden und Kindlebesitzer bei Amazon kaufen und dafür sorgt Amazon durch das eigene Format und Hindernisse oder Umwege bei der Nutzung von anderen (Quellen). Das muss von einem Kauf nicht abschrecken, aber die Intentionen sind doch relativ klar: Der Kindle ist ein Gerät, das den Kauf von Ebooks bei Amazon fördern soll und ihn zugleich bei Konkurrenten einzuschränken versucht. Das ist nicht illegitim, aber es ist gut sich das vor dem Kauf klarzumachen. Sie selbst schreiben etwa: Der Soforteinkauf zu jeder Tages- und Nachtzeit hat mir schon oft die Bettlektüre in letzter Minute gerettet

    Zu den anderen Punkten: Würde jemand von uns einen Laptop kaufen, auf den der Hersteller uneingeschränkten Zugriff hat, er also Löschungen oder Veränderungen vornehmen und zusätzlich unsere persönlichen Daten abgreifen kann? Selbst wenn wir letzteres abstellen könnten, würden wir ihm vertrauen? Man bedenke: Dieser Hersteller hält es für selbstverständlich und gerechtfertigt Zugriff auf persönliche Notizen in unsere Büchern zu haben!

    Wenn wir ein Gerät oder einen Gegenstand erwerben, dann erwerben wir auch Verfügungs- und Eigentumsrechte darüber; die Zugriffsrechte, die sich Amazon heraus nimmt, aber auch Entwicklungen, die einem Nutzer sogar das Recht auf eine Privatkopie untersagen wollen, beschränken genau diese mit dem Kauf (normaler Weise) erworbenen Rechte, auch das sollte man bedenken, weil wir mit unserem Kaufverhalten diese Tendenzen fördern (Bestimmte Funktionen des Kindle können nach Sperrung des accounts bei Amazon nicht mehr genutzt werden, Quelle s.u.). [Bei uns in Österreich hat man vor einiger Zeit sogar darüber nachgedacht, die Vorratsdaten für die Verfolgung urheberrechtlicher Delikte einzusetzen, man muss sich das einmal vorstellen und bedenken mit welchen Argumenten diese eingeführt wurde!]

    Es geht also auch um prinzipielles, nicht bloß darum, ob sich Amazon etwas womöglich erlaubt oder nicht (ich befürchte, dass das wird wieder vorkommen wird oder ähnliches, vielleicht ist die nächste Korrektur eine inhaltliche, es fehlen dann "nur ein paar Seiten").

    Ich fürchte, dass das Thema drm erst am Anfang steht, die Schutzmechanismen werden weiterentwickelt werden und wenn sich der Ebook-Markt größer wird, werden Autoren und Verlage Wert darauf legen, dass der illegalen Verbreitung ein Riegel vorgeschoben wird (die Wikipedia spricht in Bezug auf den Kindle 3 von Einschränkungen der Collection-Verwaltung und internen Uhrzeitsetzung, siehe hier --- ich kann das, wie gesagt, nicht überprüfen).

    Zur Buchpreisbindung: Wenn ein Verlag einen Preis festsetzt, dann darf der nicht unterboten werden, also Amazon das Ebook nicht billiger hergeben als von Verlag ursprünglich festgesetzt. Sie haben natürlich recht, dass der Verlag das selbst tun könnte. Wissen Sie wie hoch der Anteil von Druck und Materialkosten am Gesamtpreis eines Buchs in etwa ist? Man könnte auch mit den Taschenbuchausgaben vergleichen: Sind die tatsächlich um den Materialwert billiger?

    Zum social reading: Es wäre schön, wenn Sie mir erklären was sie meinen oder warum es von den Lesern gewollt werden sollte, ich finde es ein wenig ärgerlich, dass ich einfach einen Link "hingeknallt" bekomme.

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  16. Herr Keuschnig,
    und ich finde Ihren Ton ärgerlich. Ich "knalle" nicht einfach Links hin, sondern denke mir etwas dabei - und ich versuche mir und anderen Zeit zu sparen, denn ich habe noch einen Beruf "nebenher".
    Sie können über diesen Link und nicht nur dieses eine genannte Essay jede Menge erfahren über das, was Sie hier interessiert und was ich mangels Wissen und Zeit einfach im Moment nicht leisten kann. Das Sonderheft der Bundeszentrale für politische Bildung zur Zukunft des Publizierens erschien zur letzten Buchmesse und kann auch als epub heruntergeladen werden, kostenlos. Also Service am Leser, nicht Geknalle ;-)

    Und ja, ich weiß sehr gut, wie man Bücher durchkalkuliert, ich bin gerade dabei, einen Verlag zu gründen.

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  17. Kleine Bemerkung am Rande, ganz allgemein: Wir kommen langsam vom Thema ab. Hier sollte eigentlich kein Streit zwischen Amazon-Usern und Amazon-Gegnern entstehen, dass ich vom Kindle berichte, liegt schlicht daran, dass ich den besitze und nicht über anderes reden kann. Ich halte alle meine LeserInnen für mündig genug, sich beim Kauf eines Readers selbst zu entscheiden.

    Viel wichtiger und spannender bleibt für mich die Grundfrage: Verändern sich Lese- und Kaufverhalten durch E-Lesegeräte - und wenn ja, wie!

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  18. Ich bin zwar gelegentlich Mitautor auf Begleitschreiben, aber nicht mit Herrn Keuschnig ident, Sie können das bei ihm, bei den Lesern auf meinem oder seinem Blog auch gerne erfragen.

    Ich will mit Ihnen nicht streiten (ich habe auch einen Beruf und Geduld genug auf eine Antwort zu warten); was Sie sich beim Setzen eines Links denken, kann ich nicht nachvollziehen, da ich nur sehe, was Sie schreiben, für mich klang das wie ein Autoritätsargument á la "lesen sie bei Herren xy, der hat alles zu diesem Thema gesagt", wenn dem nicht so ist, dann vergessen wir es.

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  19. Sorry für die Verwechslung, ich hatte im Blog nachgeschaut, weil ich gern Leute mit Namen anspreche. Und nein, lesen Sie Herrn XY, weil der alles viel besser weiß als ich und sich genau mit dem Thema auseinandersetzt. ;-)
    Links sind für mich Service im Internet, kein Befehl.

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