Neuerscheinung: Blogbuch 1
Ich stieß bei meiner Suche nach einer Form natürlich sofort auf die amerikanische Möglichkeit, Blogs als Kindle "synchronisieren" zu lassen. Das funktioniert so: Kunden "abonnieren" ein Blog per Lesegerät. Für die aktuellen Beiträge, die via RSS eingespeist werden, bezahlen sie nichts, wohl aber einen gedeckelten kleinen Obolus für Blicke ins Archiv. Eine wunderbare Sache, dachte ich, mit der man endlich auch einmal die Arbeit am Blog "monetarisieren" könnte, wie das auf Neudeutsch so schön heißt. Ein Blog wie eine Zeitung, mit festen Abonnenten. Aber leider krabbeln meine Ideen wie so oft der Realität etwas voraus. Blog-Abos dieser Art gibt es derzeit nur in den USA. Eine Ausweitung auf andere Länder ist zwar angedacht, aber die Sache kommt nicht in die Gänge, womöglich mal wieder wegen des Rechtskuddelmuddels.
So lange wollte ich nicht warten. Also kopple ich die Sache ganz einfach ab und setze mein Blog in eine Buchreihe um. Das macht technisch leider sehr viel mehr Arbeit, die Bände erscheinen also nicht plötzlich alle auf einmal. Das Blog als Buch hat einen Vorteil: Man kann es vorwärts lesen, in der richtigen Reihenfolge - und natürlich im E-Book blättern. Optisch werden die Texte auch eher wie ein Buch präsentiert, im Fließtext mit Überschrift und Datum, ohne Tags und all das Gewusel. Ich würde ab und an auch gern Links einbauen, weil viele Lesegeräte ins Web können. Aber da stoße ich an rechtliche Grenzen, denn eine FAZ oder eine Süddeutsche lässt sich ja schon von Blogs ungern verlinken - im Buch würde man wohl gleich zum Kriminellen. Soviel zum Unsinn des Leistungsschutzrechts: Ich empfehle solche Zeitungen natürlich nicht, sondern nur die, die ich auch im Rahmen des Zitatrechts zitieren darf. Kurzum: Das Blogbuch enthält eher die Lesetexte als die Linktipps. Band Nr. 1 beginnt mit der Rechtschreibreform à la 2006 und endet 2008 mit der frechen Frage, wie viel Untergang Kreative eigentlich brauchen, um endlich ihren Hintern hochzubekommen.
Warum zum Teufel verlangt die Frau Geld für das Buch?
Ganz einfach. Ich verschenke mich und meine Arbeit hier seit genau sieben Jahren. Die Stunden für Recherche und Schreiben möchte ich gar nicht erst ausrechnen. Es sind Stunden, die mir als Freiberuflerin beim Geldverdienen fehlen. Ich habe es - die Stammleser werden sich erinnern - mit Spenden versucht, um wenigstens eine winzige Belohnung zu bekommen. Die allertreuesten Stammleser haben sich anfangs auch daran beteiligt. Der Rest hat schlicht nur konsumiert. Also habe ich die Spenden wieder abgeschafft.
Und dann bin ich auf ein ganz tolles Phänomen gestoßen: Menschen wollen sich durchaus mit Geldwert bei den Kreativen bedanken. Viele kauften beispielsweise lieber ein Buch von mir, als zu spenden. Nur ist nicht unbedingt jeder Blogleser automatisch Zielpublikum für meine Buchthemen. Aber vielleicht für ein Blogbuch?
Ja, ich könnte es für 99 Cent verhökern. Aber ich denke, ich verschenke hier genug. Dieses Blog wird weiter absolut kostenfrei im Web stehen; keiner, der es liest, wird um Spenden angebettelt werden. Wer mir etwas Gutes tun will, wer Spaß an diesem Blog hat, der darf sich bedanken - für den Preis von einem Kaffee und einem Keks.
Ganz unfreiwillig ist das Blogbuch auch noch höchst aktuell, denn ich berichtete live von der Front, wie sich das neue "Sarkoland" anfühlt und gruselte mich selbst bei dem Beitrag "Wer die Qual hat, hat Wahlen". Frankreich wählt morgen wieder, mit hoffentlich weniger Desaster. Meine Blogbeiträge sind insofern eine Liveschau auf eine Entwicklung, wie sie die ZEIT heute beschreibt. Und es gibt eine Menge Vergnügliches, wie das russische Weihnachtsmärchen für ewig wartende Autoren oder das Dramolett mit dem Call-Center einer Bank.
Klappentext:
„Cronenburg – viel mehr und nichts weniger – aus Buchbranche, Autorenleben und Kultur“ steht über dem Blog von Petra van Cronenburg, deren Name Programm ist. Es geht es um den „ganz normalen Wahnsinn“, den eine Journalistin, Buchautorin und Übersetzerin in Personalunion erlebt.Petra van Cronenburg: Best of Cronenburg. Blogbuch 1 (Kindle)
Gnadenlos subjektiv, von mutiger Ehrlichkeit, ironisch bis polemisch spießt die Autorin alles auf: von der Glosse über die Rechtschreibreform bis zur Frage, wie viel Untergang Kreative brauchen. Dazwischen erzählt sie, wie ihre Wahlheimat Frankreich zu Sarkoland wurde und was man im Elsass noch genießen kann. Sie schreibt einen Toilettenverriss über eine Edelstadt und wie man sich fühlt, wenn man für eine Romanfigur shoppen geht. Da gibt es Samenbomben, Synästhesie und Sülze, Schreibkater, Badewanneneffekte, Hörstürze und Bücher wie Brei. Wer davon noch nicht genug hat, lernt durch vergnügliche Schreibtipps, wie man mit Serviettentechnik plottet oder wie man mit einem Backstein Suspense erreicht. „Best of“ der Jahre 2006 bis 2008, ca. 100 Normseiten.
Macht Spaß, wenn man gleich andere ansteckt: Ingrid Glomp hat sich gleich inspirieren lassen auf http://schreibhandwerk.blogspot.de/2012/04/buch-kaufen-statt-zu-spenden.html
AntwortenLöschenPrima Idee! -klick-
AntwortenLöschenGruß Heinrich
P.S. Aber man kann nur 1x klicken :(
Da bin ich noch gar nicht drauf gekommen: Kann man E-Books nicht lastwagenweise kaufen? Die Piraten reden doch immer von der unendlichen Kopie???
AntwortenLöschenWas ich von den Piraten (zum jetzigen Zeitpunkt) halte, habe ich neulich in Carla Berlings Blog zum Besten gegeben. Ich will mich nicht wiederholen und Ihr Blog auch noch mit meinem Sarkasmus besudeln.
AntwortenLöschenIch finde es jedenfalls große Klasse, dass Sie zu den AutorInnen gehören, die immer gute Ideen und Mut haben, neue Wege zu gehen.
In der Ecke sitzen und nur jammern, sollte man frühestens mit 107, wenn Geist und Körper nicht mehr so fit sind. ;)
Ich kenne Autoren, die schaffen es aber schon mitten im Leben durchzuhängen und ihre ganze Kraft ins Wehklagen zu investieren, dass die Schreibstube eines Schriftstellers kein "Tante Emma Laden" oder keine Dorfschmiede mehr ist ;)
Ich wünschen Ihnen ein schönes Wochenende! (Falls ich dieses vermaledeite Captcha noch einmal schaffen sollte) ;)
Gruß Heinrich
Du bringst mich auf Ideen, Petra! Meinste, ich schaff das technisch? Oder muss ich mittels L'Oréal von Blondie zu Brownie (schreibt man das so?) mutieren, um meine Texte konvertiert zu bekommen?
AntwortenLöschenEs gibt Rothaarige, die können das ... *Smiley mit französischer Zeigefingergeste unterm Auge*
AntwortenLöschenHallo Petra,
AntwortenLöschenhab es mit Freude gekauft und gelesen.
Und auch eine Rezension hinterlassen. Ich hoffe, davon kommen noch ein paar mehr, denn ein bis zwei verträumte 5-Sterne sehen doch immer ein bissel nach Verwandschaft aus. Und das hätte das eBook wirklich nicht nötig.
Wie wäre es, für kurze Zeit den Preis auf 99ct zu senken um nach oben, in den wahrnehmbaren Bereich zu flutschen? Wäre im wahrsten Sinne ein billiger Trick aber was hätte man zu verlieren?
Liebe Grüße
Armin
PS Das Captcha ist wirklich nervig. Und auch das mit den Identitäten. Aber das sind wohl die üblichen Kinderkrankheiten vom Internet. Armin / Halbaffe / Astat
Huch, Astat ist gar keine Frau! ;-) Ich dachte da immer an Astarte oder so ...
AntwortenLöschenDeine Rezension hat mich riesig gefreut. Ich werde wohl auch hier mal tageweise eine Verschenkaktion machen, denn das Erhöhen von Preisen nach einer Senkung kommt beim Publikum überhaupt nicht gut an. Außerdem denke ich, ist dieses Buch doch sehr "special interest", wird also die Bestsellerlisten eher nicht stürmen.
Die Captchas werde ich mal probehalber abschalten, in der Hoffnung, nicht von Spam-Robots überrannt zu werden, die nerven mich nämlich auch.
Herzlichsten Dank!
Petra
Na, meine Eltern waren auch überrascht, aber es ist dann doch ein Junge geworden :-)
AntwortenLöschenBei den Preissenkungen hab ich einmal die Variante gesehen, dass ein Anbieter in den Titel geschrieben hat, das die Senkung nur für das Wochenende ist. Schätze, solcherlei Ehrlichkeit hilft dann ein bissel. Fragt sich nur ob so etwas auf Dauer von Amazon toleriert wird.
Hat das Buch eigentlich keine Kategorie? Solltemanhaben? Blogschnipsel? Spassamlesen?
Liebe Grüße
Armin
Hallo Armin,
AntwortenLöschenwir haben Buchpreisbindung. Sobald man in mehr Läden als nur bei Amazon verkauft, würden solche Aktionen höchst kompliziert ... Und ich glaube nicht daran. Ich weiß als Freiberuflerin: Einmal zu Dumpingpreisen verkauft, immer Billigheimer.
Ich will mit diesem Buch nicht "Masse" machen, sondern mein Blog finanzieren. Wer als Dankeschön nicht das Geld für einen Kaffee übrig hat, der ist einfach nicht mein Zielpublikum ;-)
Ich habe zwei Kategorien angekreuzt beim Upload, warum Amazon die nicht ausspuckt, weiß ich nicht. Aber es hilft Büchern, wenn die Leser ihnen aussagekräftige Tags geben!
Schöne Grüße, Petra