Ganz aus dem Häuschen

Kann man nach vier Jahren Recherche zu einem Thema, nach dem Lesen fast aller Literatur dazu überhaupt noch Überraschungen erleben? Und wie man das kann!
Ich weiß nicht einmal, welcher dumme Zufall und welche Stichworte mich im Internet noch einmal nach einer Spezialfrage in Sachen "Faszination Nijinsky" suchen ließen. Jedenfalls surfte ich in alten Zeitungsarchiven von der New York Times über The Spectator und alte Seiten des Guardian. Und plötzlich war die richtige Spur da ...

Brenner's Parkhotel in Baden-Baden, 1913 Domizil illustrer Leute
 Was zum Teufel macht eine Autorin mit Recherchen, wenn das Buch doch längst erschienen ist?
Ich habe es bereits angedeutet - da ist eine Umsetzung des Themas Nijinsky in einer anderen künstlerischen Form als der des Buchs geplant und dabei geht es mir um das geheimnisvolle Jahr 1913. Jede Menge Gerüchte sind darüber zu lesen. Es gab in jenem Sommer außerdem einen kurzen Aufenthalt in Baden-Baden, im Hotel Stéphanie-les-Bains, wie Brenner's Parkhotel damals hieß. Davor - der größte Skandal der Theatergeschichte dank Nijinsky und Strawinsky. Danach - die völlig überstürzte und so ganz und gar nicht logische Heirat Nijinskys mit Romola. Dazwischen muss er sich mit seinem langjährigen Lebenspartner Sergej Diaghilew irgendwie überworfen haben. Und was ging da vor, in jenem Hotel, hinter verschlossenen Türen?

Durch verrückte Zufälle, oder nennt man es Fokussieren, habe ich eben das genaue Datum des Hotelaufenthalts entdeckt. Nun kann ich in den historischen Gästebüchern nachsuchen lassen, wer von den Ballets Russes abstieg. Aber besser noch ... ich weiß einen, der damals persönlich dabei war. Der sich aufregt über einiges, was vorgefallen ist, in einem uralten Radiointerview. Und ich kann endlich nach der Urlaubszeit dank der Daten in der Stadtbibliothek Baden-Baden die Originalzeitungen durchforsten und schauen, ob Nijinsky und Diaghilew wirklich so inkognito waren wie immer behauptet.

Kein Wunder, dass ich schon wieder unter Strom stehe, da purzeln die Dialoge nur so im Kopf!

7 Kommentare:

  1. Sabine Kanzler24/7/13 19:17

    Da bin ich wirklich neugierig, ob Du da etwas herausfinden kannst. Denn beim Lesen Deines Buches war mir völlig unverständlich und überhaupt nicht nachvollziehbar, warum er - warum die beiden - diese Ehe geschlossen haben!

    Sabine

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  2. Liebe Sabine,
    dieses Geheimnis wurde auch nie wirklich gelüftet, nicht umsonst haben sich viele Künstler daran versucht. Es gab natürlich damals wie heute die Tarnehe, die viele Schwule eingingen, aber Nijinsky und Diaghilew lebten ja völlig offen als das wohl berühmteste schwule Paar der Zeit, gefeiert sogar in Sammelbänden. Er hatte das also nicht nötig.

    Man darf nicht vergessen, dass Romola Nijinsky wie ein heutiger Groupie regelrecht verfolgte, über zwei Jahre lang. Und sie war ja, auch später als Ehefrau, durchaus manipulativ - Nijinsky in seiner Krankheit völlig labil. 1913 war er zwar noch nicht krank, aber hart am Burn-out. Und ich habe in meinem Buch ja geschrieben, dass sie auch ihr Beisein bei dieser Schiffsreise inszenierte, mit dem Vorsatz, sich dort Nijinsky zu angeln, weil Diaghilew nicht dabei war und keiner vom Schiff konnte ... Es gibt sogar Hinweise, dass der Hochzeitstermin vorgezogen wurde, warum auch immer.

    Meine Theorie ist ja, wundert mich, dass es im Buch nicht so rauskommt, dass er bisexuell war! Tja, und warum sich manche Künstler die falschen Partner aussuchen ...?

    Ich musste natürlich, was seine Frau betrifft, wegen der Persönlichkeitsrechte öfter vorsichtig formulieren, aber ich dachte, man könne da einiges zwischen den Zeilen lesen?

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  3. Na, ich hab fast nix gefunden zwischen den Zeilen ... ;-)

    Mag aber auch an mir liegen!

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  4. Da empfehle ich zur Lektüre S. 40 den 2. Absatz Ende und S. 41 Ende erster Absatz in Sachen sexuellen Verhältnissen von Nijinsky in jener Zeit.
    In Sachen Romola S.42, vor allem ihre Zitate. Und dann stelle man sich eine Frau vor, die sowas sagt ... "Ihr Wunsch, den Gott des Tanzes persönlich zu besitzen, sei also Gottes Wille. Ein anderer, nicht minder ehrgeiziger Beweggrund treibt sie außerdem um: "Und wenn sein Genie je weitergegeben werden sollte, so wollte ich das Medium sein."

    Und wenn man S. 44 aufmerksam liest, vor allem das über die Zensuren durch Romola, kann man sich vielleicht vielleicht eine Motivation vorstellen, womit sie ihn rumgekriegt hatte.

    Aber das ist ja eigentlich das Faszinierende an einem Mythos: Man wird ihn nie entschlüsseln, nie alle Geheimnisse lüften. Alle großen prominenten Mythen funktionieren nur so: Marilyn Monroe, John F. Kennedy, Michael Jackson. Ohne diese Geheimnisse wären die Menschen irgendwann vergessen, würden zurücktreten in die Geschichte.

    Apropos Geheimnis: @Anonym, irgend ein Name wäre schön, sei es Teichfolie oder Rasenmäher, Hinz oder Kunz. Sonst klingt das immer so, wie wenn hier irgend ein Troll anonym herumstakt. Ich stehe ja auch mit meinem Namen grade. ;-)

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  5. Faszinierend - gestern auf einen Spezialisten in Sachen Ballettgeschichte getroffen, der mir einen klitzekleinen Baustein liefern konnte, der jenes Geheimnis des Jahrs 1913 lüften könnte ...

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  6. Sabine Kanzler26/7/13 13:10

    Anonym als Name war Dummheit. Ich hab zu früh geklickt!

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  7. Da siehste mal, was man als Gesichtloser für eine Wirkung entwickelt ;-) Ich bin da vielleicht etwas empfindlich, weil ich kürzlich einen Troll hier hatte. Aber dann habe ich wenigstens nicht die falsche mit Seitenzahlen genervt.

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