Schreibst du jetzt nie mehr?
Es ist vielleicht für Laien nicht ganz klar: Nichts ist schneller gegründet als ein Verlag, nichts ist aber auch nichtssagender und bedeutungsloser. Zuerst einmal ist ein Verlag nämlich nur ein Rechtskonstrukt, das sich von dem eines freien Autors und Künstlers in einigen Punkten unterscheidet. Wie man das dann mit Inhalten und "Unternehmung" auffüllt, ist absolut individuell. Man muss es nicht einmal füllen.
Für mich geht es primär erst einmal darum, mich aus dem doch sehr restriktiven System des Künstlerstatus zu befreien. Und mit dem neuen Status bin ich außerdem eine andere Ansprechpartnerin für all die Dienste und Firmen rund ums Büchermachen - und für mein binationales Projekt.
Ganz praktisch wird sich also zunächst nichts für meine LeserInnen ändern: Die Autorin arbeitet fleißig weiter.
Nach und nach, wenn die Zeit übrig ist, wird jedoch der Service rund um meine Bücher wachsen.
Als erstes steht auf meinem Plan, durch einen Vertriebspartner meine E-Books in sehr viel mehr Shops und vor allem auch im Format Epub anzubieten - auch in Shops, die mir als Self Publisher verwehrt wären. Außerdem fällt für mich dann das Verbot, meine Bücher selbst zu verkaufen. Ich habe bereits ein Shopsystem im Auge. Das würde bedeuten, dass man künftig meine Bücher auch ohne Zwischenhändler direkt bei mir auf der Website einkaufen kann, natürlich mit gesichertem Zahlsystem und dem Service einer Fachfirma.
2013 wieder zu haben! |
Alles andere, was ein Verlag so kann und macht, ist Zukunftsmusik. Denn ich habe ja nicht wie die indischen Göttinnen zig Arme ... Und schließlich wollen die Bücher auch geschrieben werden. Einen Selbstverlag zu gründen, ist keine große Kunst. Aber man kann damit mehr machen, ist freier.
Die Autorin in der Verlegerin schreibt sogar für andere Verlage ... denn Achtung: 2013 erscheint mein Erfolgstitel "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" bei Suhrkamp-Insel und das E-Book dazu bei Éditions Maeve. Und ja, ich stehe auch in Gesprächen über eine französische Version, aber so etwas sollte man nicht beschreien, denn Gespräche gibt es immer zahlreich und nicht alle legen tatsächlich ein Ei. Daumen drücken ist aber erlaubt ;-)
Sehr interessant. Gerade deine Vorhaben im Hinblick auf E-Books. Diese Probleme, wie ich mit geringstmöglichem Aufwand meine E-Books in "epub-Format"-Shops bekomme, habe ich für mich noch nicht gelöst. Und E-Books aus dem eigenen Shop ist ein wichtiger Schritt hin zu noch mehr Unabhängigkeit.
AntwortenLöschenSchließlich wieder einmal Glückwunsch ;-) Das Elsass-Buch gedruckt bei Suhrkamp-Insel und das E-Book in den eigenen Éditions Maeve - für mich sieht das aus wie die z. Zt. beste aller Autorenwelten.
Sry, wegen Off-Topic, aber vielleicht interessiert dich der Link: http://www.zeit.de/2012/35/Verlag-Buchhaendler-Amazon/seite-1
AntwortenLöschenDanke Nomadenseele, so off-topic ist das gar nicht. Mir wird ja bei diesem "Das Abendland geht unter"-Geseiere des Feuilletons langsam nur noch schlecht. Unsere "Buchkultur", sprich, die Branche, ist im Innern sowas von dreckig und verdorben und profitgeil, das möchte man Außenstehenden gar nicht sagen. So langsam kommt ja ans Tageslicht, was wir Insider längst als "normal" erleben: Autoren-Fakes, Seilschaften, bezahlte Gefälligkeitsrezensionen etc.
AntwortenLöschenUnd nun ist Amazon der ideale Buhmann, weil das System so marode ist. Aber dumm nur: Die großen Verlage gieren nach genau dem gleichen wie Amazon. Die greifen genau diese Autoren nachher auf und bieten ihnen einen Vertrag, über die das Feuilleton sich jetzt so lustig macht: die Selbstvermarkter mit den großen Umsätzen.
Und ach du Schreck, jetzt verpennen sie auch noch alle, dass Amazon längst Konkurrenten hat. Kobo heißt der neueste.
Ich hab dafür nur noch ein müdes Lächeln übrig. Aber für mein Essay über die Zukunft des Buchs finde ich in dem Artikel sicher noch nette Dingelchen, drum danke!
Danke liebe Ingrid!
AntwortenLöschenDie "beste aller Autorenwelten" ist gar nicht so weit entfernt, man muss nur mit den Leuten reden und seine Rechte richtig verhandeln. Vor allem Literaturverlage und Independent Verlage pflegen noch enge Beziehungen zu ihren Autoren.
Shops: Anders als im englischsprachigen Raum fehlt's hier einfach an ordentlicher Infrastruktur für Self Publisher und Kleinstverlage (das überlassen die Firmen lieber Amazon, um dann drauf zu schimpfen).
Für viele Shops braucht man Distributoren. Die nehmen offiziell nur Verlage als Kunden. Bei manchen hilft aber auch Verhandeln! Die Konditionen sind dann aber nicht unbedingt fein. Eien Firma wollte von mir Vorausschauen über zwei Jahre, wie viele Titel ich herausbringen würde und mit welchem Abverkauf. Ich hätte Kaffeesatz schicken können.
Da sind viele Geldschneider und Hohlschwätzer dabei, die den großen Reibach machen wollen und glauben, man selbst "haue" die Bücher grad so raus. Die wirklich seriösen und kompetenten nehmen nur Verlage. Einer der Hauptgründe für mich, einen zu gründen.
Ein eigener Shop wird sich jetzt wohl kaum lohnen und auch im Willen der Kunden, sich in einem neuen Shop anzumelden, hinken die Deutschen sehr nach. Langfristig ist das aber für mich die Zukunftsidee, sich von Amazon & Co. auch irgendwie unabhängig zu machen (obwohl die den Hauptumsatz bringen). Auch die freche Idee, dass meine LeserInnen sich sagen können: Sie finanzieren hier die Künstlerin *selbst*. Nicht irgendwelche Händler, keine Distributoren - nicht diesen übergroßen Apparat, der heute noch den Hauptteil des Buchumsatzes in die eigene Tasche steckt.
Ich glaube daran, dass das in Jahren sehr viel selbstverständlicher werden wird. Natürlich muss ich fürs Shopsystem einen kleinen Obolus pro Buch zahlen. Aber meine LeserInnen machen nicht andere reich, nur mich ;-)
Ich habe meinen Senf zum ZEIT-Artikel bei Google+ gepostet. Falls es jemanden interessiert: http://bit.ly/O8WD2x
AntwortenLöschenIch sehe das genau wie du Petra. damke auch für deinen informativen Kommentar zu meinem vorherigen Kommentar.
Ingrid, du schreibst da: "Kein Verlag hat mich so respektvoll behandelt und so gut bezahlt wie Amazon."
AntwortenLöschenDas ist absolut schade, diese Erfahrung. Denn für mich ist Amazon einfach eine *Verkaufs*maschine mit automatisierten Vorgängen, mehr nicht. Manchmal funktioniert der Kundendienst überraschend schnell und wunderbar, manchmal fällt man einfach auf Bots, die noch nicht intelligent genug programmiert sind. Man bekommt monatliche Abrechnungen, pünktlich, das war's. Kontrollieren muss man sie leider auch, denn da gab's schon mal Fehler. Aber - das Geschäft, die Plattform - super programmiert, einkaufsfreundlich, das können sie. Natürlich müssen sie mir mehr zahlen, sie sind ja nur der Händler!!!
Aber was hat das mit einem Verlag zu tun? Mit dessen Arbeit? Wie kann man das vergleichen?
Wenn ich über Amazons Handelsnetz verkaufe, bin ICH die Verlegerin (rein von der Arbeit her). Dann muss ICH all das leisten, was ich sonst von einem Verlag bekomme. Und bei der Kalkulation, wenn ich mich nicht selbst belüge, bleiben für die Autorin noch weniger als im großen Verlag, denn die Verlegerin in mir muss Grafiker, Lektoren etc. bezahlen. Und der Händler, allein dieser einzige Händler nimmt im besten Fall 30%.
Viele Self Publisher machen sich, geblendet durch die par Erfolgsautoren (zahlenmäßig übrigens geringer als in Verlagen!), schlicht etwas vor. Vom Verlegen und vom Büchermachen wird man nicht reich, nicht als "echter" Verleger, nicht als Self Publisher. Auch die Konzerne mit den großen Umsätzen verdienen ihr Geld schon längst nicht mehr nur durch Bücher!
Da kommt in der Diskussion im Moment viel Realismus unter die Räder, auf beiden Seiten.
Ich hatte enormes Glück. Ich habe, unter unsäglichen Geschäftsbeziehungen, auch die ganz wunderbare Verlagsarbeit kennen gelernt, wo sich ein Verlag um seine Autoren und Bücher wirklich kümmert. Und das beginnt schon in der Schreibphase, um das Beste aus den Autoren herauszukitzeln, anstatt einfach Bücher auf den Markt zu werfen. Hanser hat mir, obwohl wir schon längst keinen Vertrag mehr miteinander haben, eine Lizenz in einem anderen Verlag besorgt - hätten sie nicht tun müssen. Diese Verlage gibt es - und es sind nicht wenige! Es werden sogar ständig neue dieser Art gegründet.
Und das tut mir in all dem Verlagsbashing der anderen Seite weh, wenn Erfahrungen, die meist mit Konzernverlagen gemacht wurden, auf alle Verlage verallgemeinert werden. Und dann Amazon, das für das Gros der Autoren KEIN Verlag ist, so hochgelobt wird. Da denkt keiner, was passieren wird, wenn all die guten, wirklich bemühten Verlage vor die Hunde gehen. Dann bleibt nämlich der Konzern der Konzerne, der garantiert nicht menschenfreundlicher und liebevoller sein wird als all die anderen Konzerne dieser Welt.
Insofern hat der Artikel schon auch recht: Wir müssen uns auch entscheiden, wie wir künftig literarisch arbeiten wollen. Und es gibt halt verdammt noch mal noch ein paar "Spinner", die Literatur machen und lesen - und die im Amazonsystem jämmerlich draufgehen, weil das für Massenprodukte gemacht ist.
Ein schönes Gespräch, das sich hier entspinnt. Ich lerne eine Menge dabei und ich denke gerade sowieso über das Thema Indie-Publishing nach, weil jemand mir für ein Interview immer neue Fragen dazu mailt.
AntwortenLöschenVermutlich habe ich einfach nicht so viele Erfahrungen mit Buchverlagen wie du. Vielleicht liegt's auch daran, dass ich dort nur Sachbücher veröffentlicht habe. (Und Kurzkrimis in verschiedenen Anthos, aber das zähle ich jetzt mal nicht.)
Beim ersten Buch hat der Verlag, nachdem wir drei Autorinnen unsere Texte gegengelesen hatten, eine Außenlektorin hinzugeholt. Im fertigen Buch waren dann Fehler in meinen Texten und mindestens eine unverständliche Kürzung. Weil ich den redigierten Text nicht noch mal zu sehen bekam!
Bei einem anderen Verlag war ich mir mit dem Lektor so gut wie einig - dann: nichts. Ich fragte nach: er war krank, er war zur Kur ... Irgendwie schlief die Sache ein, ohne dass sich nur einmal jemand bei mir gemeldet hätte.
2010 habe ich einen Vertrag nicht unterschrieben (bei einem sehr renommierten Verlag), u. a. weil kein Vorschuss, 8 % vom Verlagserlös (ca. 4 % vom Nettoladenpreis) und der Hammer: E-Books, die es in dieser Reihe schon gab, gehörten zu Nebenrechten. Für die sollte es "eine angemessene Vergütung" geben. "Können die Vertragspartner sich nicht einigen, so ist der Verlag berechtigt, das Honorar nach billigem Ermessen festzusetzen. Die Urheberin kann Ihrerseits (sic!) die Angemessenheit durch ein Gericht überprüfen lassen." Ich schäume jetzt noch.
Respekt sieht anders aus.
Gut wenn ich an Amazon denke, vergleiche ich vermutlich Äpfel mit Birnen, aber: Ich bekomme monatlich Geld und eine verständliche Abrechnung (bzw. die ist online) und bei mir gab's noch keine Irrtümer. Anfragen, und ich hatte einige, werden wie versprochen innerhalb von 24 Stunden beantwortet. Und ich behalte sämtliche (!) Rechte und darf alles bestimmen. Reich werde ich so auch nicht, aber meine Ausgaben halten sich in Grenzen. Das Teuerste sind die Cover, auch das ist überschaubar. Beim Gegenlesen vertraue ich auf Betaleser und ich redigiere ja auch selbst seit 20+ Jahren ;-)
Ich bin keineswegs blauäugig, was Amazon angeht. Deshalb verfolge ich z. B. deine Verlagsgründung mit Interesse. Wenn mir aber die Bedingungen bei Amazon nicht gefallen, nehme ich von heute auf morgen meine Texte und gehe. Mach das mal bei den heutigen Verlagsverträgen.
Würde ich nie mehr mit einem Verlag zusammenarbeiten? Sag niemals nie. Noch letztes Jahr erschien ein Schreibratgeber von mir bei C. H. Beck. Und wenn mir ein Verlag für ein Buch super Konditionen anbietet: klar, da bin ich dabei. Aber das ist doch mehr als unwahrscheinlich. Werde ich selbst einen Verlag für eines meiner Bücher suchen? Nein, das rechnet sich finanziell und zeitlich für mich nicht. Und ich schätze auch die Freiheit, genau das und so zu schreiben, wie ich will, und über alles die Kontrolle zu haben. Zumindest sind jetzt alle Fehler meine eigenen ;-)
Vielleicht ist meine Sichweise anders, weil ich Schreibratgeber und Genre (sprich: Krimis) schreibe?
Hallo,
AntwortenLöschenvielleicht ist folgende Diskussion für dich interessant: http://marcusjohanus.wordpress.com/2012/09/01/6-grunde-wieso-ich-keine-gedruckten-bucher-mehr-lese/
Da wurde auch auf folgenden Link verwiesen: http://www.literaturjournal.de/2012/07/28/e-book-verhinderung/
Entschuldigung, falls ich nerven sollte.
Niemand nervt, der Denkstoff heranbringt, ganz im Gegenteil!
AntwortenLöschenIch muss mich nur leider im Moment rar machen wegen einer Deadline - vergess euch aber nicht! Bis dahin vielen Dank - und ihr könnte ja auch ganz gut ohne mich diskutieren ;-)
Hallo,
AntwortenLöschenich lese hier seit Kurzem mit und freue mich insbesondere über die Berichte über Erfahrungen mit e-book-Veröffentlichung. Vielen Dank dafür! Bezüglich eines Distributors für epubs: Ich habe mal bei libreka nachgefragt, über das ja Verlage ihre e-books verteilen können. Und tatsächlich: Auch ohne ein Verlag zu sein kann man dort mitmachen, als Selbstveröffentlicher. Man muss den Titel im VLB listen und braucht eine ISBN. Ich frage mich, ob das eine unter Selbstveröffentlichern bekannte Möglichkeit ist - damit käme man wohl in den "Rest" des deutschen Buchhandels hinein.
Ich wusste übrigens nicht, dass man als Autor seine Bücher nicht selbst vertreiben darf.
Ich danke auch, vor allem für die Tipps! Ich denke, das mit Libreka ist so bekannt nicht, ich erkundige mich mal über Erfahrungen anderer.
AntwortenLöschenDas strikte Verbot, seine Bücher selbst zu vertreiben, ist ein speziell französischer Sachverhalt. In Deutschland gibt es eine Mengengrenze pro Monat, ab wann ein Buchverkauf für Künstler / Freiberufler zum Gewerbe würde. Das ist beim E-Book, wenn man einigermaßen verkauft, allerdings schnell erreicht.
Hab mich gerade erkundigt, der Weg über Libreka kostet halt einfach Zusatzkosten: 79 Euro Mindestgebühr pro Jahr (wird verrechnet mit angemeldeten Titeln) und einmalig 3,40 Euro für jeden gemeldeten Titel (bis 500 Titel). Meldet man die elektronische Version zusätzlich zur Printversion an, kostet die Anmeldung 0,75 Euro.
AntwortenLöschenDie meisten Aggregatoren nehmen da Prozente. Was vor allem bei niedrigen Preisen wichtig wäre.
Oh... 79 Euro pro Jahr? Stimmt, für die Meldung ans VLB. Das habe ich glatt übersehen.
AntwortenLöschenUnd ich vermute mal, die Aggregatoren, von denen zu sprichst, nehmen nur "echte" Verlage als Kunden.
@Anonym
AntwortenLöschenEs gibt solche und solche und manchmal muss man verhandeln. Für viele lohnt sich ein einziger Titel pro Jahr halt nicht. Gibt übrigens bei Facebook eine Gruppe, in der solche Dinge gefragt und diskutiert werden: Self Publishing.
Vielen Dank für den Hinweis. Ich suche tatsächlich ein Forum, wo man solche Sachen mal fragen kann. Bisher habe ich Facebook gemieden wie die Pest, aber wenn sich da die einschlägigen Leute austauschen, bleibt einem wohl nichts anderes übrig.
AntwortenLöschenFB hat durchaus auch Vorteile, aber ich denke, es gibt sicher - per Google zu finden - etliche Autorenforen und Gruppen in Sachen E-Books etc., die nicht auf FB hängen.
AntwortenLöschenÜbrigens sorry für die Umstände, dass das hier zeitversetzt moderiert wird, ist bei alten Beiträgen so, weil hier die maschinellen Spamschleudern massiv andocken ...