Neuer Klappentext, neues Buch

Während ich nur scheinbar nichts anderes tue, als in Social Media herumzuquasseln, peitschen Hirn und Finger ein Manuskript in die Konvertierfähigkeit: Ein neues E-Book steht an. Ganz so neu ist das Buch allerdings nicht, es ist mein Erstling in Sachen Roman aus dem Jahr 2005, mein größtes Sorgenkind zugleich. Damals, als ich als Newcomerin einen Doppelvertrag unterschrieb, war ich nämlich noch naiv und unwahrscheinlich leichtgläubig, ahnte auch noch nicht, dass jene erste Literaturagentur, von der ich mich dann bald trennte, nur ihren Profit im Kopf hatte und schnelle Abschlüsse - jedoch nicht mein Schreiben.

Ich fürchtete es von Anfang an und meine Bestrebungen, dagegen anzugehen, haben sich im Rückblick bewahrheitet, aber damals nichts genützt. Das Buch inklusive Vermarktung wurde kräftig auf "Freche-Frauen-Roman" gebürstet, nur weil ich ironisch einige Versatzstücke aus diesem Genre verwende. Werbeabteilungen reicht ja ein Klappentext zur Einsicht in einen Roman ... Dumm nur, dass ich das Genre weder schreibe noch schreiben möchte oder überhaupt kann. Aber das war damals gerade trendy, vor allem Newcomer wurden in diesem Genre gleich im Taschenbuch auf den Markt gekippt: Friss oder stirb.

Dank des Titels "Stechapfel und Belladonna. Rezepte einer glücklichen Trennung" landete der Roman sofort auf allen gängigen Drogenseiten in deren Online-Shops und in der Ratgeberschublade. Ich sah es bei Thalia sogar einmal in der Kochbuchecke. Später konnte ich mein Zielpublikum auf Gartenliebhaberinnen erweitern. Enttäuschte Leserzuschriften bemängelten, dass man keinerlei Anleitung zum richtigen Rauchen in dem Buch fände und die "Scheidung auf Französisch" deutsche Leserinnen bei der Anwaltswahl völlig im Stich lasse. Und dann waren die magischen drei Monate herum, die ein Taschenbuch höchstens hat, um sich am Markt durchzusetzen. Dass das Buch überhaupt zwei Jahre durchgehalten hat, bevor es verramscht wurde, hat selbst mich erstaunt. Aber da hat der zweite Roman "Lavendelblues" viel erreicht. Etwas schlauer geworden, hatte ich den nämlich lieber gleich selbst beworben. Aber das mandelgrüne Etwas mit den drei kichernden hippen Jung-Frauen auf dem Cover hatte es einfach schwer. "So was fass ich doch nicht mit der Beißzange an", meinten meine Freundinnen. Zielpublikum verpeilt. So einfach geht das.

Was jetzt folgt, ist ein Experiment. Ich habe nicht die riesige Maschinerie eines Verlags wie Lübbe zur Verfügung und auf vielen Gebieten nur Halbwissen, was bekanntlich schädlicher sein kann als Nichtwissen. Trotzdem wage ich eine komplette Neuplatzierung des Romans, so wie ich ihn "fühle". Er bekommt einen völlig neuen Titel, der bis zum Erscheinen aus Titelschutzgründen geheim blieben muss. Er bekommt ein völlig neues Cover, das ich leider aus finanziellen Gründen ebenfalls selbst gestalten muss. Beim neuen Klappentext hat mir dankenswerterweise Kollege Andreas Winterer* schwer auf die Sprünge geholfen, der das Buch sehr gut kennt. Denn niemand ist in der Werbung betriebsblinder als die Autorin selbst.

An diesem Wochenende bin ich mit Texterfassung, Konvertierung und Covergestaltung vollauf beschäftigt. Dann wird es eine Kindle-Ausgabe geben. Kein Print, denn der olle Schmöker ist gebraucht im Umlauf (und an dem verdiene ich keinen einzigen Cent, der macht nur Händler reich).

Vorab gibt's hier den neuen Klappentext:

Karen ist spezialisiert auf heile Welten: Im Beruf konzipiert sie heitere Vorabendserien, privat pflegt sie die glückliche Ehe-Idylle. Bis ihr Ehemann sie nach 18 Jahren überraschend verlässt.

Gummibärchen, Prosecco und Seifenoper-Klischees bieten ihr nur ungenügenden Trost. Sie ertrinkt in Selbstmitleid – bis ihre exzentrischen Freundinnen und ein schräger Scheidungsratgeber sie auf neue Gedanken bringen.

Glück, so sagen sie, gibt es nicht geschenkt - aber man kann sich den Zugang dazu organisieren lassen. Von Profis. Etwa in zweifelhaften Dating-Börsen. Bei durchgeknallten Fernsehhexen. In dubiosen Selbsterfahrungsseminaren. Über endorphinstrotzende Ernährungs-Coachings.

Anfangs verzweifelt, dann aber mit wachsender Erheiterung klappert Karen all die angesagten Spielarten der modernen Glückssuche ab – ein absurd-wahnwitziges Unterfangen. Da entschließt sich Karen zu einem noch verrückteren Vorhaben ... 

* und als Dankeschön an Andreas - macht ihn reich, kauft seinen Brüller!

3 Kommentare:

  1. Du bist so nett zu mir ... ;-)

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  2. Ich hab Dein Buch im Print gelesen, obwohl es als Frauenschnickschnack beworben war (Ich stehe zu meinem sehr breit gestreuten Geschmack ;-) ). Auch da kannst Du schon nciht verleugnen, dass du richtig gut schreiben kannst ...
    Gute Idee, dass Du das Buch überarbeitet selbst noch mal herausbringst!

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  3. Danke für die Blumen, Elisabeth, das macht Mut, denn ich habe mich schon gefragt, ob ich diese "Jugendsünde" wirklich noch mal auf die Menschheit loslassen sollte.
    Ein Frauenroman ist es schon, aber das ist halt noch ein riesiger Unterschied zum sogenannten "Freche-Frauen-Genre". Der Inhalt des Buchs kommt natürlich unverändert, ich habe nur noch ein paar Fehler gefunden und korrigiert. Auf dass dann wieder andere drin sind ...

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