AOC, AOP, IGP, tut das weh?
Madame trinkt Wein. Und weil sie ihn im Weinland Frankreich genießt, ist es hilfreich, die unterschiedlichen Herkunftslabel zu kennen. "AOC" hat jeder schon einmal gelesen, aber neuerdings bewerben sie im Supermarkt mit Hochdruck "IGP". Kann man das Gesöff trinken? Und was verbirgt sich dahinter? Muss man sich wirklich das trockene Gesetzesgedöns durchlesen mit all seinen Regeln? Mein Tipp: Lieber trockenen Wein trinken und hier in einer kleinen Übersicht ganz fix lernen, was die Abkürzungen bedeuten.
Warum ist das alles so kompliziert?
IGP = Indication géographique protégée (geschützte Orts-/Regionenangabe)
Dieses Label sagt lediglich etwas über die geografische Herkunft aus. Beim Wein ersetzt es die Bezeichnung Vin de Pays = Landwein.
AOC - die Verbindung von Tradition und Region |
Weil früher jedes Land sein eigenes Süppchen gekocht hat, natürlich Mitbewerber ausstechen wollte. Und weil es heute nicht nur die EU gibt, deren Normen eingehalten werden sollen, sondern auch einen globalen Markt - auf dem manchmal diejenigen Konkurrenten gewinnen, die es den Kunden einfacher machen. Zu allem Überfluss gelten manche Label nicht nur für Wein, sondern auch für Käse, Linsen oder Hühner ...
Entwickelt wurde das Label AOC in den 1920er/1930er Jahren in Frankreich, um dem Wein im Süden wieder aufzuhelfen. Die seriösen Winzer kämpften damals gegen die Reblaus, gegen einen spürbaren Abfall der Qualität und Betrügereien bei der Herstellung. Kunden sollten sich endlich wieder auf eine Mindestqualität verlassen können, sollten wissen, aus welcher Region ein Produkt stammte und wie es hergestellt wurde. Die Herausforderung in der neuen Zeit: All die komplizierten Label und Unterlabel einzelner Staaten sollten EU-weit und womöglich global vereinfacht darstellbar sein. 2014 wurden sie reformiert. Und das bedeuten die drei wichtigsten Label:
AOC = Appellation d’Origine Contrôlée (Zeichen für kontrollierte Herkunft)
Dieses Label verbindet Tradition und geographische Herkunft.
Sprich, die Zutaten für das Produkt dürfen nur aus dem genannten Gebiet stammen und dort verarbeitet werden. Die Herstellung ist an die damit verbundene Tradition gebunden. Die Verfahren gehen oft auf Zeiten zurück, als es noch keine Patentanmeldungen gab und sie sind immer typisch für die Region.
Das Institut INAO, das dem Landwirtschaftsministerium untersteht, überwacht die Einhaltung der Regeln und vergibt das Label. Entweder gibt es das AOC-Label direkt als "Stempel" auf dem Produkt oder es steht unter dem Produktnamen (s. Foto oben) Appellation + Region + Contrôlée.
Kauft man also z.B. einen Käse, Wein oder Honig mit dem AOC-Label, so wird dieser nach traditionellem Savoir Faire in der Region hergestellt.
Seit 2014 erkennt die EU keine alten Regionallabel mehr an. Wollen Franzosen ein AOC-Produkt international verkaufen, muss es in einem der EU-Labels aufgehen: dem AOP oder IGP.
Beispiele:
Appellation Crémant d'Alsace Contrôlée - dieser Sekt darf nur mit Trauben aus dem Elsass im Elsass hergestellt werden, nach der dort typischen Tradition von Traubenmischungen, Reifung etc. Manchmal liest man den Zusatz Méthode traditionelle, nach traditioneller Methode: Hier wird der Sekt ganz genauso ausgebaut und auf Flaschen gereift wie der echte Champagner, er darf sich nur wegen dessen geschützter Bezeichnung nicht so nennen. Ein Grund, warum es viele Elsässer Crémants durchaus mit Champagner aufnehmen können! Aber aufgepasst: Das AOC sagt nicht allein etwas über die Qualität aus. Da gibt es noch Crus oder Grand Crus aus speziellen Lagen mit verminderter Mengenausbeute und natürlich sind immer der Ort und Winzer ein wichtiger Hinweis. Ein guter Wein sollte dort abgefüllt worden sein, wo er wächst.
Munster mit AOC-Label darf nur aus den Vogesen stammen und ist mit der einfachen Bezeichnung "Munster" immer ein Elsässer Käse. Wird er auf lothringischem Vogesengebiet hergestellt, heißt er "Munster Géromé". Äußerlich der gleiche Käse, aber die Tradition verändert leicht den Geschmack: Die Masse für den Elsässer Käse wird nur abends angesetzt, da ist die Milch vom Morgen schon etwas gereift. In Lothringen setzt man den Käse zweimal täglich gleich nach dem Melken an. Es gibt aber auch den Käse, der ganz genau wie ein Munster schmeckt, aber so nicht heißen darf: Weil er vom Nachbarberg stammt, der nicht im kontrollierten Gebiet liegt - oder weil bei der Herstellung etwas anders gemacht wird. Der Käse ist deshalb nicht automatisch schlechter, aber eben kein echter Munster.
AOP = Appellation d'origine protégée (Zeichen für geschützte Herkunft)
Dieses Label hat im internationalen Warenverkehr offiziell das AOC abgelöst, es bedeutet im Grunde das Gleiche und ist in einigen Bestimmungen sogar strenger gefasst. Diese betreffen den Boden, den Anbau, die Begrenzung der Zahl von Pflanzen, dem Maximalertrag pro Hektar genauso wie regelmäßige Analysen und Verkostungen.
Seit 2014 / 2015 muss das AOP das AOC ersetzen, aber viele Winzer hängen noch der alten Tradition nach.
Aus dem AOC wurde das AOP |
Dieses Label sagt lediglich etwas über die geografische Herkunft aus. Beim Wein ersetzt es die Bezeichnung Vin de Pays = Landwein.
Und da sind wir bei den Klassifizierungen, die sich nach EU-Reform nun auch in Frankreich geändert haben. Früher gab es drei Klassen Wein, die ihren Namen geändert haben und deren Qualität auch der Reihenfolge entspricht:
AOC-Wein (s.o.) wird zu AOP-Wein (s.o.)
Vin de Pays (Landwein) wird zu IGP-Wein (s.o.)
Vin de Table (Tafelwein) wird zu Vin de France (VdF)
Lust auf mehr Weingeschmack? Begleiten Sie meine Freunde und mich im Kapitel "Elsässer Weinstraße: Kultur auf der Zunge" lesend nach Colmar. Ich erzähle von den Sinnesfreuden einer Weinprobe, bei der ich Verblüffendes gelernt habe: Kann man Qualität hören? Warum schmeckt man beim Probieren manchmal plötzlich nichts mehr? Gibt es Unterschiede zwischen Elsässer Wein und dem in den deutschen Nachbarregionen? Und natürlich verrate ich auch mein persönliches Rezept des legendären Coq au Vin! Garantiert weniger trocken als dieser Blogbeitrag, erzählt aus dem Leben ... mein Buch "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt". Als TB, E-Book, und das Hörbuch als CD und Download ... einfach Buchtitel anklicken für mehr Infos!
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