Was für eine Bosselei!

Ich will's jetzt wissen! Anstatt den zweiten und eigentlich ersten Roman nachzuschieben, mache ich mich nun doch zuerst an die E-Neuauflage derjenigen Bücher, auf die ich wirklich stolz bin. Und deren Verschwinden (durch Verlagsverkauf oder Programmumgestaltung) ich traurig finde. Dumm nur, dass die Konvertierung von Sachbüchern wirklich eine ziemliche Bosselei ist!

Das liegt daran, dass man sich in analogen Zeiten keine wirklich für E-Maßstäbe "geputzte" Enddatei des Manuskripts gesichert hat. Meist liegen Autoren auch nur die Dateien mit Lektoratskommentaren vor, nicht des Druckes letzte Weisheit (grober Fehler!). Macht höllischen Spaß, diese Version dann erst einmal mit dem Endprodukt abzugleichen. Im Moment bin ich bei "Das Buch der Rose" immerhin mit den ersten beiden Kapiteln durch ... (von sechs Kapiteln).

Der Umschlag des Hardcovers

"Das Buch der Rose" - eine Kulturgeschichte, die eigentlich noch mehr über den Menschen selbst verrät als über seine Lieblingsblume, soll nun als erstes zum E-Book werden. Aber dafür steckt eine Menge "Schweinkram" im Text: unbedingt zu erhaltende Kursivformatierungen, Zitatformatierungen, Endnoten. Zu allem Überfluss hat das Buch einen wissenschaftlichen Apparat: Register (fällt beim durchsuchbaren E-Book weg), ein Verzeichnis der Rosensorten, eine detaillierte Biografie auch mit Onlinetexten (müsste alles verlinkt werden) und ein Abbildungsnachweis (muss neu geschrieben werden). Endnoten machen besonders Spaß. Die müssen nämlich so programmiert sein, dass man auf dem Reader durch Klick direkt drauf- und wieder zurück springt. Um es anschaulich zu beschreiben: Jede einzelne Endnote muss verlinkt und speziell formatiert werden, ohne Fehler in den Befehlen. Sehr einfach (hahaha), aber eine elende Konzentrationsarbeit.

Niedlich ist auch das Durchforsten nach Sonderzeichen (weg damit!) und Printdingen, die auf dem Reader zu Fehlerquellen werden können. Etwa, wenn dieser eine 50 000 nach der 50 trennt. Sind dann alle Korrekturen geschafft, kommt das Gefährliche (heilig: Back-ups) - das Entfernen unnötiger Absatzformatierungen. Immer wieder gern verschwinden dabei dann auch notwendige andere Formatierungen, die man nachher bei der Konvertierung mit der Hand eintragen darf. Und der kleine Kobold, der sie schluckt, verrät einem natürlich nie, warum.

Damit das Ganze nicht zu langweilig wird, möchte ich das E-Book vielleicht ganz gewagt mit Abbildungen herausbringen. Leider sind hier technisch noch enorme Grenzen gesetzt, wollte man ein anspruchsvolleres Layout auf allen Gerätearten gleich perfekt anbieten. Ich habe mich daher für die langweilige Minimallösung entschieden: Ein Bild auf eine "Bildschirmseite". In Farbe - sichtbar auf Tablets, in E-Ink leider (noch?) Schwarzweiß. Dumm ist nur, dass ich natürlich die Rechte der im gedruckten Buch reichlich vorhandenen Farbtafeln nicht besitze. Sie zu erwerben würde das Buch unnötig verteuern. Also auch hier Improvisation: Ich werde neue Bilder aussuchen, eigene. Vielleicht finde ich auch in Museen noch das ein oder andere günstige Material.

Ich habe keine Ahnung, ob ich das mit den Bildern schaffe. Zuerst werde ich natürlich die Cracks bei Facebook mit dämlichen Fragen nerven. Und wenn es nicht so will, wie ich mir das vorstelle, sind die Bilder auch ratzfatz wieder gelöscht. Ob das Buch jemals zu einem funktionierenden E-Book werden wird, wage ich nur zu hoffen. Es ist leicht, einen Roman mit Fließtext und ein paar Kapitelüberschriften zu konvertieren. Aber ein Sachbuch, das derart aufwändig angelegt wurde - auch typografisch und im Layout - "lebt" einfach in einer völlig anderen Denkwelt als ein E-Text.

Warum ich es trotzdem selbst mache? Es fasziniert mich. Schließlich bin ich die Schöpferin des Inhalts. Ich habe mir sehr viel bei der Aufteilung, den Kapiteln und Sequenzen, den Motti und Zitaten gedacht. Die Layouterin und Setzerin hat das damals kongenial in Papierform umgesetzt. Aber das Glück hat man nicht immer, schon gar nicht zwischen Papier und Bildschirm. Ich bin diejenige, die diesen Text auch in "E" fühlen kann, weil ich E-Books konsumiere. Ich kann mein eigenes Buch in allen möglichen Medien denken, weil es für mich dreidimensional lebt. Mit mir selbst habe ich die Wette abgeschlossen, dass der Inhalt eben auch in einer völlig anderen Lesart "funktioniert".

Was für eine maßlose Angeberei! Was für ein Möchtegernwissen (die Nerds krümmen sich schon vor Lachen, weil sie meine heiße Luft durchschauen)!

Ich schreibe das wirklich nur so großkotzig dahin, um mir selbst Mut zu machen. Denn eigentlich weiß ich noch nicht mal, wie ich die nächsten vier Kapitel schaffen soll, ohne über der Klickerei einzuschlafen. Ein neues Cover brauche ich dann ja auch noch. Tut euch das nicht an, Leute. Es macht nämlich süchtig. Verdammt süchtig. Und ganz schlimm: Es bringt tatsächlich Geld ein. Vor allem aber ist es so witzig wie die ersten Websites, als das Internet noch laufen lernte. Ich hatte damals auch eine, in der ich irgendwann die Listenpunkte durch dreidimensional scheinende, sich drehende Kugeln ersetzte, jeden Absatz durch güldene keltisch gestylte Linien trennte. Hach, was war das aufregend, als man den ersten Lauftext einbauen konnte und Blinkerglimmernervkram! In ein paar Jahren werde ich über meine ersten E-Books genauso lachen.

4 Kommentare:

  1. Chräcker Heller25/3/12 10:35

    Unsinn! ;-) Das ist keine Angeberei, das ist spannendes Dabei sein, das Du uns ermöglichst. Und Du gehst, wenn ich das so sagen darf, genau richtig an die Sache ran: Spielerisch. Ausprobieren, einfach mal loslegen, vielleicht immer mal wieder scheitern und dann immer weniger. Toll!

    Zu den Bildern: vielleicht wären ja auch Quellen wie flickr mit der Möglichkeit der cc-Lizenssuche etwas? Da kann man nach Kommerziellen nutzbaren CC-Lizens-Bildern suchen. Ich habe mal "Kommerziell nutzbar und editieren erlaubt" und "Rose" eingegeben, da kam ich auf 114.459 Treffer. Viel Schrott und manche Dame namens Rose sind da natürlich dann auch dabei. Aber wer weiß, und Lizens und Namensnennung im Anhang sollte ja nicht so ein Problem sein.

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  2. Ich ertrinke ja selbst in eigenen Rosenfotos ;-) Aber zu historischen Sachen etc. nurtze ich das flickr CC immer gern. Auch eine absolute Adresse: Die Library of Congress in den USA.

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  3. Das Buch würde ich mir schon alleine wegen des Covers kaufen- wunderschön.

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  4. Antiquarisch ist es noch zu haben, mit vielen Bildtafeln drin. Leider freut sich über den Verkauf allenfalls noch eine Auffanggesellschaft, seit die SPD den Verlag verkauft hatte. (Das nennt man wohl "das richtige Buch zur falschen Zeit am falschen Ort schreiben ...)
    Mein E-Cover wird natürlich nicht halb so prächtig werden, zumal es als Briefmarke wirken muss :-(

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