Grabenkämpfe
Ich habe es gerade bei FB geschrieben: Mich erschreckt etwas sehr viel mehr. Ich habe mich lange und intensiv mit der Avantgarde Anfang des 20. Jhdts. beschäftigt. Der Großteil der sogenannten Bohème damals war bitter arm und oft kurz vor dem Verhungern. Seither hat sich für Künstler in unseren Breiten nicht wirklich viel verändert - mit Ausnahme des Sozialsystems, das ein Verhungern vermeidet. Aber dieses Sozialsystem ist für alle Menschen geschaffen. Eines aber war damals grundlegend anders: Die Avantgarde konnte viel freier und wilder Dinge unternehmen, um zu Geld und Publikum zu kommen. Viele dieser Ideen ließen sich heute gar nicht mehr umsetzen, weil wir gar nicht mehr dürfen in unserem Vertragskorsett. Und das gibt mir verdammt viel zu denken.
Deshalb möchte ich gleich zwei Seiten der aktuellen Diskussion zeigen, weil ich glaube, beide Seiten haben in Teilen recht und unrecht zugleich. Beide Seiten könnten sich eigentlich annähern und miteinander reden. Um endlich das zu bekämpfen, was uns Künstler wirklich klein hält: Immer miesere Entlohnungen, Buy-outs, Leistungsschutzrechte von Dritten, erpresserische Verträge, Rechtevergaben für 'n Appel und 'n Ei etc. pp.
Die Drehbuchschreiber des Tatorts haben einen offenen Brief an Grüne, Piraten, Linke und "Netzgemeinde" geschrieben - und der Chaos Computer Club hat ihnen geantwortet. Die Lektüre beider Briefe gibt meiner Meinung nach sehr schön den Stand der Diskussion unter den etwas Gemäßigteren wieder.
Noch ein schöner Artikel über die falsche Gleichmacherei, wenn immer wieder die ach so böse Netzgemeinde angeführt wird - wer ist eigentlich diese Netzgemeinde?
Also ich fand den Ton und die Qualität des Autorenbriefes alles andere als... ähem, stilvoll. Da wurde fleissig verallgemeinert, zusammen geworfen, simplifiziert und auch geheult. Das kann ich mir in dieser Stimmung schon vorstellen, das man auch mal so reagieren mag. Aber als Autorenschaft in einem vorbereitetem öffentlichen Brief zu einem wichtigen Diskurs... hätte ich mir da doch mehr als rumgehaue in der eigenen Vorurteilskiste vorgestellt.
AntwortenLöschenUnd damit will ich nicht sagen, das die anderen Positionseinnehmer da wirklich immer besser sind. Oder gar die vermuteten Positionen an sich selber bewerten. Aber dieser Brief an sich ist mir als Leser schon eher unangenehm peinlich.