Wie das Leben so spielt

In dieser Woche jährte sich für mich eine sehr persönliche Revolution, die ich vor anderthalb Jahren noch für absolut undenkbar hielt. Ich hätte damals jeden für verrückt erklärt, der mir erzählt hätte, es sei nicht ehrenrührig oder karriereschädigend, ein Projekt selbst in die Hand zu nehmen. Eine Autorin, die für Verlage wie Lübbe oder Hanser schrieb, stieg ganz amtlich für ein Sachbuch aus dem Verlagsgeschäft aus und ins Self Publishing ein. Selbst mein Literaturagent bestärkte mich in diesem Schritt, weil das Thema gerade heiß war und auf herkömmlichem Wege in einem Verlag allerfrühestens jetzt im Herbst hätte erscheinen können - Bewerbungsfristen nicht mitgerechnet.

Über meine Ängste und das wilde Experimentieren bis zum Erscheinen von "Faszination Nijinsky. Annäherung an einen Mythos" habe ich im Blog ausführlich berichtet. Ich deutete dabei auch immer wieder an, dass ich mir ein paar verrückte Visionen leisten würde. Wenn schon Risiko, dann richtig! Meine Ideen waren zum Teil so verrückt, dass ich selbst nicht ernsthaft an deren Verwirklichung glaubte. Dass mir die erste Gourmetlesung mit dem Buch für 2012 schon einfach so "zugefallen" ist, war noch die einfachste Übung.

Manchmal entsteht dann irgendwie so ein Zauber, dass man merkt, man hat richtig gehandelt. Eins fügt sich zum anderen. Was vor einem Jahr absolut unmachbar erschien, wird plötzlich real.
Wenn alles klappt, gibt es morgen ein Gespräch mit jemandem von einer Filmproduktion, der mich professionell vor die Kamera setzen will (nein, nicht fürs Fernsehen, only for youtube). Bald treffe ich die Leute, die mich vor einem Jahr zur Eigeninitiative regelrecht aufgehetzt haben und kann ihnen das fertige Buch in die Hand drücken - bei Musik aus Sankt Petersburg, versteht sich ...

Warum ich aber eigentlich vor Aufregung kaum schlafen kann: Am Montag habe ich in einer wunderschönen Stadt meinen ersten wirklich "russischen Termin"! Wenn ich "Vaslav Nijinsky" dann aussprechen werde, wie man ihn wirklich ausspricht, wird man wahrscheinlich einen sehr polnischen Akzent hören. Aber den hatte "Vatsa" schließlich auch ...
Das Schöne ist - ich habe keine Ahnung, wohin mich meine verrückten Ideen führen werden. Alles ist möglich, alles kann scheitern - das macht es so spannend.

Aber allein hätte ich das nie geschafft! Da sind Menschen, die mir helfen, die mich empfehlen - begeistert vom Thema und vom Projekt. Wenn etwas für mich völlig anders läuft als im herkömmlichen Verlagsgeschäft, dann sind das vor allem zwei Dinge. Ich bekomme diese Begeisterung ungefiltert und direkt im Kontakt mit den Leserinnen und Lesern mit - ich sitze nicht mehr isoliert im Schreibkämmerchen, habe diesen "Filter" einer Presseabteilung von außen nicht mehr. Dadurch, dass ich selbst alle Klinken putzen muss, erlebe ich bereichernde Begegnungen mit Menschen, die sich direkt auf meine weitere Arbeit auswirken. (Und natürlich auch Rückschläge, aber das gehört dazu).

Die zweite Sache lässt mich noch sehr viel mehr nachdenken. Diese Art von Kontakten hätte mir kein Verlag vermitteln können. Einfach deshalb, weil sich ein Verlag derart dezidiert individuelle Pressearbeit gar nicht erlauben kann. Einfach deshalb, weil ein Verlag überhaupt nicht über Spezialkontakte neben seinen üblichen verfügt. Als Sachbuchautor arbeitet man in solchen Fällen gern der Presseabteilung mit Tipps zu, einige Verlage sind da auch sehr aufgeschlossen. Aber mal ganz ehrlich: Ich hätte mich nie so in die Arbeit gekniet für andere, die eigentlich dafür bezahlt werden! Ich hätte womöglich auf halber Strecke aufgegeben, weil ich mir das übliche Genörgle hätte anhören müssen, wenn eine Idee zu verstiegen, ein Kontakt zu schräg erschienen wäre. Ich habe das ganz allein für mich getan, weil ich es mir wert bin, weil ich nichts zu verlieren und alles zu gewinnen habe. Und weil ich nicht alles primär an Profitmargen messen muss, sondern mich fragen kann: Was tut dem Buch und den LeserInnen - auch rein ideell - gut?

Schön wäre es, wenn eines Tages eine partnerschaftliche Vernetzung dieser Art in Verlagen möglich würde, ohne dass AutorInnen alles umsonst beisteuern. Kontakte sind nämlich Geld wert. Pressearbeit ist ein Beruf. In der Zukunft könnte ich mir vorstellen, dass sich solche Aktivitäten in der Garantiesumme niederschlagen könnten. Aber so lange kann und will ich nicht warten. Nijinsky tanzt jetzt. Und er hat seit seinem Erscheinen Ende Juli schon ein Drittel dessen eingespielt, was eine gewisse unwillige Abwicklungsfirma mit einem meiner Verlags-Sachbücher in einem ganzen Jahr geschafft hat. Ganz bestimmt auch durch die treuen Fans, die die Entstehungsgeschichte im Internet mitverfolgt haben! Eine Kunst ist das zwar nicht, weil jene Firma mein Buch erfolgreich an die Wand fuhr. Aber so viel kann ich als Laiin und Autorin eben auch - mindestens!

Kurzum - drückt mir am Montag die Daumen! (Ich schlottere vor Aufregung).

4 Kommentare:

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