Die Nebel lichten sich
Inzwischen bin ich zwar zumindest körperlich wieder anwesend, aber ich leide unter dem, was Menschen manchmal haben, die sich längere Zeit in anderen Welten aufgehalten haben. Ich habe einen Rückkehr-Kulturschock, die bunte Social-Media-Welt und all das laute Mediengedöns betreffend. Im Moment kommt mir alles schlicht lachhaft, komisch, fremdartig und ziemlich überflüssig vor, obwohl ich mir bewusst bin, dass bestimmte Teile dieser Nutzung beruflich äußerst nützlich sind. Ich werde mich also im Schneckentempo wieder einfinden. Und das absolute Zentrum werden meine Blogs sein.
Totalabstinenz von Medien kann sehr aufschlussreich sein. Deshalb wird es, sobald sich die Ergebnisse etwas gesetzt haben, von mir einen Bericht darüber geben, was Social Media für Autoren wirklich bringen, was man getrost abschalten kann und in welche Richtungen man sich eher verlegen sollte. In diesem natürlich wie immer subjektiven Beitrag werde ich vor allem mit einem Marketingmärchen komplett aufräumen (und mir damit wahrscheinlich viele Feinde machen). Es klingt verrückt, aber man muss sich gar nicht so einen abzappeln, wie das immer behauptet wird ... Man muss eigentlich erst mal nur gute Bücher schreiben.
Den Kulturschock in meinem Fall bedingt auch die Tatsache, dass ich einmal ganz konzentriert in einem extrem anderen Mikrokosmos nicht nur theoretisch recherchieren konnte, sondern so richtig "von innen". Diesen Luxus hat man auch als Journalistin nicht immer, als Buchautorin mangelt's oft an den Möglichkeiten. Aber genau das merkt man leider auch vielen mit heißer Nadel gestrickten Büchern an. Meine Erfahrungen, die ich gemacht habe, hätte ich mir durch kein Medium der Welt aneignen können. Aber sie gingen ans Gebein, an existentielle Fragen - und so etwas erfordert Nacharbeit statt Ablenkung durchs Internet. Immerhin wurde mir dadurch außerdem ein riesiges Geschenk zuteil: Der Knoten ums "ewige Machwerk" ist geplatzt! Ich stand plötzlich im echten Leben mitten in meinem Romaneinstieg.
Was soll ich sagen ... ich werde jetzt erst einmal den beginnenden Frühling mit allen Sinnen ganz extrem genießen. Mich psychisch darauf vorbereiten, dass ich in fünf Tagen ganz offiziell und habhaft Suhrkamp-Autorin bin - denn ab da soll "Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" ausgeliefert werden. Ansonsten bin ich den Internetlärm noch nicht wieder gewöhnt und will mir das Gefühl auch bewahren. Vor allem will ich nicht mehr dauererreichbar sein und vor hunderten von Mails und PNs nicht mehr zum Schreiben kommen. Na ... und was soll ich sagen ... "Das ewige Machwerk" lockt!
Wer mehr erfahren will, der abonniere einfach meine Blogs per Feed, dann muss man nicht immer nachschauen, wann ein neuer Beitrag kommt, sondern erfährt das geziehlt. Und was Twitter und Facebook betrifft, so wird man mich da in der nächsten Zeit nur sehr sporadisch finden ... und ich werde nicht mal Lust haben, alles und überall zu beantworten.
Das ist auch so eine Geschichte, die ich vielleicht irgendwann einmal erzähle, die vielleicht in ein Buch hineinfindet: Ich traf jemanden, der sich trotz seines Titels und seiner Eigenschaft von allen Leuten nur "Momo" nennen ließ. Und ich fragte mich tagelang, wie er dazu kam. Bis mir aufging, dass es seine Berufung war, gegen die grauen Herren der Zeitsparkasse zu kämpfen, die die Zeit der Menschen sammeln und für sich selbst verbrauchen. Und so sitze ich noch ein Weilchen in einer ganz besonderen Zeit und schnuppere an meiner Stundenblume ... und wünsche auch meinen Leserinnen und Lesern, dass ihnen die grauen Herren nicht zu nahe kommen!
PS: Nein, ich habe keine Therapie gegen Social-Media-Sucht gemacht, auch wenn sich das so lesen mag. ;-) Ich habe mich lediglich an gewissen Orten herumgetrieben, wo man das Gepäck nicht mit Radio und Fernseher belasten möchte - und wo gewisse Wellen verboten sind. Mein Kindle, selbstverständlich auf Flugmodus, war natürlich dabei! Denn das kann ich nicht: ohne Bücher existieren.
Sehr spannend, ich habe nämlich eine ähnliche Erfahrung in den letzten Monaten gemacht und bereite gerade bi mir einen Beitrag vor unter dem Titel: "Bin ich social? Oder: Wie viel Media braucht der Mensch?"
AntwortenLöschenIch bin auf deinen Beitrag dazu SEHR gespannt!
Liebe Grüße
Frank
Ich ahne ein bisschen, wie dein Bericht lauten wird und ich stimme jetzt schon nickend zu. Und auf das Machwerk freue ich mich. Ein kleines Teilchen daraus schlummert, sorgfältig gehegt und auf Fortsetzung wartend, seit 10 Jahren oder so auf meiner Festplatte.
AntwortenLöschenGutes Einfinden und Weiterkommen wünsche ich dir und dem "Machwerk".
Lieber Gruß
Elke
Bücher können nicht verloren gehen, nur der Verstand der zu verstehen sucht, was in Büchern stehen, könnte den Gedanken beruhigen…, ich habe es auch versucht und habe das Innere eines Buches gelesen… und warte heute noch das letzte Kapitel, mit allerlei Endungen auszuschreiben.
AntwortenLöschen„Identitäten, sind ausgelesene Bücher, erst geschrieben sind sie die besten Gedankenkopien“
Viel Glück, fürs Machtwerk und, lassen sie die Geschichte von vertrauten Gedanken, reifen…
Tja, das "Machwerk" hat mich fest im Griff :-D
AntwortenLöschenVor mir liegt eine immense Arbeit ... aber der Zustand ist grade so schön wie Verliebtsein, haha.
Drum heb das Fitzelchen auf, Elke! Sollte aus meiner Idee je ein Roman werden, kannst du meistbietend die stümperhafte Urversion an die Presse verkaufen, so nach dem Motto, wenn Ihr wüsstet, was für ein Schrott das mal war ;-)
Frühlingsgrüße an alle!