Plot-Infarkt
Kolonialismus liegt im Trend. In Frankreich brennen die Folgen, in der Literatur werden die dunklen Kapitel aufgearbeitet und im deutschen Vorabendprogramm suhlt man sich in Melodramen kolonialer Herrlichkeit. Ob "Weites Land" oder "Unendliche Dünen", oder ob "Mein Herz gehört ihm" auf einen Missionar oder Farmer bezogen ist - die Tourismusindustrie Südafrikas jubelt über die zur besten Sendezeit platzierten Prospektaufnahmen.
Die Marketingabteilung der ARD empfand sich wahrscheinlich als oberschlau, nach dem Erfolg der "weißen Massai" jetzt "Der weiße Afrikaner" zu präsentieren. Zweiteiler. Teuer besetzt und noch teurer abgedreht. Das kommt vor, zumal um Weihnachten herum. Aber leider ging dann wohl das Geld aus und so hat man gegen Ende eben am Plot gespart. Man kann ja nicht alles können.
Dabei war der Plot so einfach. Abenteurer in Indiana-Jones-Pose trifft auf erbitterten Gegner, der dramatischerweise sein Halbbruder ist und von Dagobert Duck wirklich alles abgeschaut hat. Und weil der Kampf so bitter ist und sich über zwei Teile hinzieht, schenkt man den Guten ein treues Männerkleeblatt, gibt dem Bösen einen Bösen hinzu, den man aber wieder aus der Story entfernt, weil der Böse allein böse sein muss.
Ach, und weil das alles melodramatisch sein muss, wie jeder Kolonialfilm, mischen noch zwei Frauen mit. Sie ahnen es: die eine steht zwischen dem einen Bösen und dem anderen Bösen und dem Guten. Soviel Zwischenstehen muss einen ja zerreißen, also stirbt sie, melodramatisch natürlich, nachdem sie erst mal stundenlang in der sengenden Hitze mit dem Teil eines Automotoren im Bauch in der Geröllwüste herumgestakst ist.
Die andere ist schlauer, hält sich an den Bodenständigen und liebt leidend. Schließlich wächst sie sogar über ihre passive Frauenrolle hinaus, indem sie eine Tür streicht - in greller afrikanischer Mittagssonne.
Über Afrika muss man nicht viel sagen. Es kommt eigentlich im Film nicht vor. Der Film hätte in Australien spielen können, im Wilden Westen. Afrika ist Kulisse, ein paar Schwarze rennen ab und zu verschönernd als Kontrast durchs heftig kolorierte Bild. Mehr ist auch nicht nötig, denn der Film spielt unter Weißen. Apartheit eben. Das war damals so, als die Welt noch in Ordnung war für die Herren. Und im Film muss auch die Ordnung vorherrschen.
Also macht sich der Regisseur keine Gedanken, warum der schwarze Freund des weißen Afrikaners so selbstverständlich und unbehelligt in der weißen Welt herumlatschen darf und was die Weißen so mit den Schwarzen trieben, damals. Immerhin sponsert ja auch Südafrika den Film, dazu die beste Abendzeit, Kinderstunde. Nur keine Wirklichkeit einströmen lassen. Afrika ist das Mitleid um einen alten Löwen und die Verheißung eines Kontinents, den der Gute ausbeuten darf, im Wettrennen mit dem Bösen. Afrika legt sich hin für die Geologen und macht die Beine breit: Nehmt mich! Und die Weißen sind hin und weg und schürfen, was der Meißel hält...
Da hängt er dann endgültig, der arme Plot. Die Fernsehzuschauer, die sich in den aufregenden Glamour der Apartheidgesellschaft um den ersten Weltkrieg herum wünschen, kauen sich zwei Folgen lang verzweifelt die Fingernägel ab, weil Donald Duck eine Mine findet und Dagobert Duck sie ihm wieder wegnimmt. Donald findet eine neue Mine, Dagobert nimmt sie etc. pp. Dann kriegt der Bedauernswerte mit dem gepflegten Dreitagesbart auch noch Malaria und nicht die richtige Frau. Dammich nochmal. Wenigstens das letzte Mal muss es gelingen, unter Einsatz eines Stunts!
Nein. Es gelang ihm nicht. Der Böse war wieder schneller. Drei Minuten vor Schluss eines Zweiteilers! Was tun? Was macht man mit einem verfahrenen Drehbuch, dass integer an einer Echtlebenvorlage kleben will und das Timing verpasst hat? Für echtes Melodram und Katastrophenende sind die Deutschen nicht mutig genug.
Also blicken der Weiße und der Scharze über die unendlichen Weiten und der Weiße nuschelt einen unverständlichen Satz... oder war die Musik wieder zu laut? Nur noch zwei Minuten. Der Schwarze fragt etwas, in der Art: "Und wat nu?" Das fragt sich der Zuschauer schon lange. Noch eine Minute. Der Weiße will weiter. Unendliche Weite, unendliche Dünen, mein Herz gehört dir, oh Afrika. Nein, das hat er nicht gesagt, dazu blieb keine Zeit mehr. Der Film war aus.
Und weil der Drehbuchschreiber den Plot so schön abgesägt hat, durfte dann der Abspannschreiber die missratene Story retten. Wer fähig war, das Kleingeduckte des Films vor bunter Afrikafassade zu entziffern, erfuhr, dass der Gute doch noch irgenwann Diamanten gefunden hat und außerdem über 80 Jahre alt wurde. Wenn das kein Happy End ist! Er hätte außerdem nie geheiratet. So sagt man zur Kinderstunde, wenn einer mit drei Männern zusammenlebt.
Welch ein Leben. Welche Größe! Welche Güte! Welch ein Afrika! Welch ein Plot...
Die Marketingabteilung der ARD empfand sich wahrscheinlich als oberschlau, nach dem Erfolg der "weißen Massai" jetzt "Der weiße Afrikaner" zu präsentieren. Zweiteiler. Teuer besetzt und noch teurer abgedreht. Das kommt vor, zumal um Weihnachten herum. Aber leider ging dann wohl das Geld aus und so hat man gegen Ende eben am Plot gespart. Man kann ja nicht alles können.
Dabei war der Plot so einfach. Abenteurer in Indiana-Jones-Pose trifft auf erbitterten Gegner, der dramatischerweise sein Halbbruder ist und von Dagobert Duck wirklich alles abgeschaut hat. Und weil der Kampf so bitter ist und sich über zwei Teile hinzieht, schenkt man den Guten ein treues Männerkleeblatt, gibt dem Bösen einen Bösen hinzu, den man aber wieder aus der Story entfernt, weil der Böse allein böse sein muss.
Ach, und weil das alles melodramatisch sein muss, wie jeder Kolonialfilm, mischen noch zwei Frauen mit. Sie ahnen es: die eine steht zwischen dem einen Bösen und dem anderen Bösen und dem Guten. Soviel Zwischenstehen muss einen ja zerreißen, also stirbt sie, melodramatisch natürlich, nachdem sie erst mal stundenlang in der sengenden Hitze mit dem Teil eines Automotoren im Bauch in der Geröllwüste herumgestakst ist.
Die andere ist schlauer, hält sich an den Bodenständigen und liebt leidend. Schließlich wächst sie sogar über ihre passive Frauenrolle hinaus, indem sie eine Tür streicht - in greller afrikanischer Mittagssonne.
Über Afrika muss man nicht viel sagen. Es kommt eigentlich im Film nicht vor. Der Film hätte in Australien spielen können, im Wilden Westen. Afrika ist Kulisse, ein paar Schwarze rennen ab und zu verschönernd als Kontrast durchs heftig kolorierte Bild. Mehr ist auch nicht nötig, denn der Film spielt unter Weißen. Apartheit eben. Das war damals so, als die Welt noch in Ordnung war für die Herren. Und im Film muss auch die Ordnung vorherrschen.
Also macht sich der Regisseur keine Gedanken, warum der schwarze Freund des weißen Afrikaners so selbstverständlich und unbehelligt in der weißen Welt herumlatschen darf und was die Weißen so mit den Schwarzen trieben, damals. Immerhin sponsert ja auch Südafrika den Film, dazu die beste Abendzeit, Kinderstunde. Nur keine Wirklichkeit einströmen lassen. Afrika ist das Mitleid um einen alten Löwen und die Verheißung eines Kontinents, den der Gute ausbeuten darf, im Wettrennen mit dem Bösen. Afrika legt sich hin für die Geologen und macht die Beine breit: Nehmt mich! Und die Weißen sind hin und weg und schürfen, was der Meißel hält...
Da hängt er dann endgültig, der arme Plot. Die Fernsehzuschauer, die sich in den aufregenden Glamour der Apartheidgesellschaft um den ersten Weltkrieg herum wünschen, kauen sich zwei Folgen lang verzweifelt die Fingernägel ab, weil Donald Duck eine Mine findet und Dagobert Duck sie ihm wieder wegnimmt. Donald findet eine neue Mine, Dagobert nimmt sie etc. pp. Dann kriegt der Bedauernswerte mit dem gepflegten Dreitagesbart auch noch Malaria und nicht die richtige Frau. Dammich nochmal. Wenigstens das letzte Mal muss es gelingen, unter Einsatz eines Stunts!
Nein. Es gelang ihm nicht. Der Böse war wieder schneller. Drei Minuten vor Schluss eines Zweiteilers! Was tun? Was macht man mit einem verfahrenen Drehbuch, dass integer an einer Echtlebenvorlage kleben will und das Timing verpasst hat? Für echtes Melodram und Katastrophenende sind die Deutschen nicht mutig genug.
Also blicken der Weiße und der Scharze über die unendlichen Weiten und der Weiße nuschelt einen unverständlichen Satz... oder war die Musik wieder zu laut? Nur noch zwei Minuten. Der Schwarze fragt etwas, in der Art: "Und wat nu?" Das fragt sich der Zuschauer schon lange. Noch eine Minute. Der Weiße will weiter. Unendliche Weite, unendliche Dünen, mein Herz gehört dir, oh Afrika. Nein, das hat er nicht gesagt, dazu blieb keine Zeit mehr. Der Film war aus.
Und weil der Drehbuchschreiber den Plot so schön abgesägt hat, durfte dann der Abspannschreiber die missratene Story retten. Wer fähig war, das Kleingeduckte des Films vor bunter Afrikafassade zu entziffern, erfuhr, dass der Gute doch noch irgenwann Diamanten gefunden hat und außerdem über 80 Jahre alt wurde. Wenn das kein Happy End ist! Er hätte außerdem nie geheiratet. So sagt man zur Kinderstunde, wenn einer mit drei Männern zusammenlebt.
Welch ein Leben. Welche Größe! Welche Güte! Welch ein Afrika! Welch ein Plot...
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