Storchenglück
Göttlicher Sonnenschein bei knallblauem Himmel gestern. Ich war "ibber
d'r Granz" in der Pfalz, nach den noch nicht knospenden Mandelbäumen
sehen und so. Vor allem und so. Die Weidenbäume leuchten knallorange,
die Erlen in den Bruchtälern mit ihren Würstchen tiefrot. Überall in den
Weinbergen "hiewe un driewe" wird fleißig geschafft.
Bei der Heimfahrt war endlich wieder das schöne Wort "Sonnenglast" verwendbar, Pfälzer Wald und Nordvogesen badeten in mediterranem Licht, über der Rheinebene stand der violette Aufwärmdunst und der Schwarzwald verhieß mit einem milchigen Filter vor den teils schneebedeckten Höhen ein wundervolles Wochenende.
Auf einmal sind alle Farben bunter, leuchten die Gesichter der Menschen. Die Gärtner schafften schwer, in Wissembourg haben sie schon die uralten Alleeplatanen zurechtgestutzt. Im Park an der Stadtmauer flanierten Hunde, die ihre Menschen ausführen. Schon die Schönheit der Natur war kaum auszuhalten, da kam noch dieser Geruch dazu, wenn man das Fenster auf den Waldstraßen herunterkurbelte: Feuchter rosafarbener Fels und nasser Waldboden mit einem Hauch warmen Asphalts.
Als ich heimkam, bellte Bilbo erst mal den Mond an. Der hing dick und fett und weiß im azurblauen Himmel und ist in seinen Augen ein Heißluftballon. Heißluftballons wiederum sind offenbar eine Sorte besonders großer Enten, kurz: Futter. Und dann schaut er mich immer erwartungsvoll an, weil so ein Beagle doch eine echte Jägersfrau brauche, ob ich ihm das weißfahle Entenviech nicht herunterschießen könnte. Ich werde lieber eine Bohne pflanzen ...
In Riedseltz saß eine Störchin im Nest, noch sitzt sie nur da und wartet auf die Rückkehr der anderen. In diesem Jahr kamen die Störche etwas später zurück, im Elsass geschieht das immer zwischen Mitte Januar und Mitte Februar. Die Dörfer sind wieder stolz, "ihre" Störche zu haben, so viele Mythen und Legenden werden wach, wenn man sie nur sieht. Allen gemeinsam ist: Sie verheißen Glück und die Rückkehr der Fruchtbarkeit in der Natur.
Heute schloss ich dann immer häufiger genießerisch die Augen. In der Mittagspause saß ich ein wenig instabil auf einem zu dünnen Fichtenscheit am Rande einer Schonung in der prallen Sonne und lauschte den Bauern mit ihren Kettensägen auf der anderen Seite einer Wiese. Sie fällten die vom Sturm entwurzelten Bäume vollends. Hinter mir summte eine dicke Schmeißfliege, ein fast nicht vernehmbares Hecheln meines Hundes verriet mir, dass er riechen konnte, was ich nur hörte. Um den Waldsaum legte sich ein schwingendes Band von Vogellauten. Eine Junggesellenmeute von Rabenkrähen schien Trampolin darauf zu spielen, um mit viel Gekrächze und sichtlich Spaß Türkentauben zu verschrecken.
Bald darauf tuckerte der Traktor der Holzfäller heim, von einem Berg in der Ferne klangen die Geräusche einer Treibjagd, ein paar Schüsse. Und schon wurde die Stille laut. Kein Ast bewegte sich, kein Blatt drehte sich, selbst der Hund war ganz Lauschen. Ob er hören kann, wie sich Haut fühlt, wenn sie in der Sonne brät? Längst hatte ich mir die Ärmel des Sweatshirts hochgerollt.
Als wir zurückstapften, raschelten die Schritte des Hundes im erfrorenen Wintergras, sie klangen samtig auf der feuchten Erde. Glückliches Schlabbern in einer Wildschweinkuhle - in wenigen Tagen würde diese Pfütze ausgesoffen sein. Kurz bevor Pelz auf Gras schabte, konnte ich Bilbo gerade noch beiseite nehmen - ich kenne inzwischen diesen Haufen Fuchskot am Wildwechsel und habe ihn ausgetrickst: Er nahm sein Duftbad in frischer Erde.
Die Trecker kamen bald von allen Seiten über die Kuppen getuckert und gerattert - die Mittagspause war zu Ende. Am Dorfrand knisterte ein Feuerchen, jemand putzte seinen Garten. Im Dorf dann Kinder hinter verschlossenen Fensterscheiben vor dem Fernseher. Die Mutter kommt mit roten Gummihandschuhen und einem Eimer ins Zimmer, schaut nach draußen und schaut mich an und es bleibt ihr der Mund offen stehen. Gern würde ich jetzt wieder die Augen schließen, aber ich grüße und stelle fest: Sie ist dick eingepackt da drinnen - ich laufe kurzärmlig draußen herum.
PS
Weil es in Social Media ein Thema ist: Warum diese paar wunderschönen Tage noch keinen Frühling machen und ganz normal sind - und wie Bäume damit umgehen, erklärt Peter Wohlleben in einem kurzen Video hier. Das Video gibt es leider nur auf FB. Bei uns münden die 14 Grad am Tag übrigens in Minusgrade in der Nacht.
Bei Nachbarn gibt es Ziegennachwuchs. Bilbo hätte sie beinahe adoptiert. Ich könnte stundenlang zusehen, wie sie in der Sonne spielen und vor Lebenslust Bockssprünge machen. |
Bei der Heimfahrt war endlich wieder das schöne Wort "Sonnenglast" verwendbar, Pfälzer Wald und Nordvogesen badeten in mediterranem Licht, über der Rheinebene stand der violette Aufwärmdunst und der Schwarzwald verhieß mit einem milchigen Filter vor den teils schneebedeckten Höhen ein wundervolles Wochenende.
Auf einmal sind alle Farben bunter, leuchten die Gesichter der Menschen. Die Gärtner schafften schwer, in Wissembourg haben sie schon die uralten Alleeplatanen zurechtgestutzt. Im Park an der Stadtmauer flanierten Hunde, die ihre Menschen ausführen. Schon die Schönheit der Natur war kaum auszuhalten, da kam noch dieser Geruch dazu, wenn man das Fenster auf den Waldstraßen herunterkurbelte: Feuchter rosafarbener Fels und nasser Waldboden mit einem Hauch warmen Asphalts.
Als ich heimkam, bellte Bilbo erst mal den Mond an. Der hing dick und fett und weiß im azurblauen Himmel und ist in seinen Augen ein Heißluftballon. Heißluftballons wiederum sind offenbar eine Sorte besonders großer Enten, kurz: Futter. Und dann schaut er mich immer erwartungsvoll an, weil so ein Beagle doch eine echte Jägersfrau brauche, ob ich ihm das weißfahle Entenviech nicht herunterschießen könnte. Ich werde lieber eine Bohne pflanzen ...
Die Misteln blühen, die Haseln auch. |
In Riedseltz saß eine Störchin im Nest, noch sitzt sie nur da und wartet auf die Rückkehr der anderen. In diesem Jahr kamen die Störche etwas später zurück, im Elsass geschieht das immer zwischen Mitte Januar und Mitte Februar. Die Dörfer sind wieder stolz, "ihre" Störche zu haben, so viele Mythen und Legenden werden wach, wenn man sie nur sieht. Allen gemeinsam ist: Sie verheißen Glück und die Rückkehr der Fruchtbarkeit in der Natur.
Heute schloss ich dann immer häufiger genießerisch die Augen. In der Mittagspause saß ich ein wenig instabil auf einem zu dünnen Fichtenscheit am Rande einer Schonung in der prallen Sonne und lauschte den Bauern mit ihren Kettensägen auf der anderen Seite einer Wiese. Sie fällten die vom Sturm entwurzelten Bäume vollends. Hinter mir summte eine dicke Schmeißfliege, ein fast nicht vernehmbares Hecheln meines Hundes verriet mir, dass er riechen konnte, was ich nur hörte. Um den Waldsaum legte sich ein schwingendes Band von Vogellauten. Eine Junggesellenmeute von Rabenkrähen schien Trampolin darauf zu spielen, um mit viel Gekrächze und sichtlich Spaß Türkentauben zu verschrecken.
Bald darauf tuckerte der Traktor der Holzfäller heim, von einem Berg in der Ferne klangen die Geräusche einer Treibjagd, ein paar Schüsse. Und schon wurde die Stille laut. Kein Ast bewegte sich, kein Blatt drehte sich, selbst der Hund war ganz Lauschen. Ob er hören kann, wie sich Haut fühlt, wenn sie in der Sonne brät? Längst hatte ich mir die Ärmel des Sweatshirts hochgerollt.
Als wir zurückstapften, raschelten die Schritte des Hundes im erfrorenen Wintergras, sie klangen samtig auf der feuchten Erde. Glückliches Schlabbern in einer Wildschweinkuhle - in wenigen Tagen würde diese Pfütze ausgesoffen sein. Kurz bevor Pelz auf Gras schabte, konnte ich Bilbo gerade noch beiseite nehmen - ich kenne inzwischen diesen Haufen Fuchskot am Wildwechsel und habe ihn ausgetrickst: Er nahm sein Duftbad in frischer Erde.
Die Trecker kamen bald von allen Seiten über die Kuppen getuckert und gerattert - die Mittagspause war zu Ende. Am Dorfrand knisterte ein Feuerchen, jemand putzte seinen Garten. Im Dorf dann Kinder hinter verschlossenen Fensterscheiben vor dem Fernseher. Die Mutter kommt mit roten Gummihandschuhen und einem Eimer ins Zimmer, schaut nach draußen und schaut mich an und es bleibt ihr der Mund offen stehen. Gern würde ich jetzt wieder die Augen schließen, aber ich grüße und stelle fest: Sie ist dick eingepackt da drinnen - ich laufe kurzärmlig draußen herum.
PS
Weil es in Social Media ein Thema ist: Warum diese paar wunderschönen Tage noch keinen Frühling machen und ganz normal sind - und wie Bäume damit umgehen, erklärt Peter Wohlleben in einem kurzen Video hier. Das Video gibt es leider nur auf FB. Bei uns münden die 14 Grad am Tag übrigens in Minusgrade in der Nacht.
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