Die wunderbare Ernestine
Heute war mein "Pitching for the Devil". Und jetzt muss ich die absolut überraschende Fortsetzung dieser Geschichte erzählen - ich bin selbst noch völlig von den Socken. Das Pitching selbst (hier: Worum es ging) war in zwei Minuten abgefrühstückt! Aber der Weg zu "Ernestine" war lustig ...
Es kam, wie vom "Rendezvous-Server" angekündigt: Unbehelligt kommt keiner mehr ins Behördengebäude hinein und man muss sich spätestens fünf Minuten vor Termin am Schalter in der Halle anmelden. Die einst offenen Beratungsschalter sind jetzt durchnummerierte, geschlossene Büros, allerdings mit Glasscheiben. Und überall Werbeplakate, dass man das nur zu unserer Bequemlichkeit und der geringeren Wartezeiten wegen eingerichtet habe.
Ich hatte mich gefragt, wie das die alten Mütterchen und Opas ohne Internet schaffen sollen. Oder arme Leute, die keinen Computer haben. Da sah ich die Lösung vor mir und prompt hob sich meine Laune - das war nun wirklich eine Verbesserung: Der alte Wartebereich war verschwunden, stattdessen eine Reihe offener Kabinen. In jeder Kabine ein Computer nebst Scanner mit Drucker. Gratis-Computerplätze für jeden! So ähnlich mögen dann die "Visio-Guichets" entstehen ...
Angst vor dem Computer muss niemand haben, denn darauf läuft eine spezielle Software, die für Menschen entwickelt wurde, die entweder noch nie mit einem Computer gearbeitet haben oder auch der Sprache nicht so mächtig sind. Mit Touchscreen und Tastatur. Einfach geleitet durch Bildchen und Sprechblasen, in jeder Zelle auch auf Papier einzusehen, leiten einen. Und wenn man dann gar nicht damit zurecht kommt, kommt eine freundliche Angestellte und hilft!
Die zweite Überraschung, die mir den Tag rettete: Ich kam mir plötzlich vor wie ein Gast im Hotel. Ich stand als zweite am Schalter, schon entschuldigte sich die dort Beschäftigte und eine zweite kam auf mich zu, womit sie mir denn helfen könne. Sie checkte mich ein und keine zwei Minuten später war ich dran. Übrigens 20 Minuten zu früh, denn ich war zu früh gekommen, zur Sicherheit. Eigentlich war noch Mittagspause.
Das Zehn-Minuten-Pitching gelang mir dank zweier Ausdrucke perfekt - welcher der beiden sei denn nun amtlich, wollte ich wissen. Nicht ohne vorher mein Verständnis für die Hitze im Büro auszudrücken - so viel Mitmenschlichkeit muss sein. Eigentlich war ich seit Freitag panisch. Ausdruck 1 würde nämlich bedeuten, dass ich meine Existenz verlöre und komplett ruiniert wäre. Ausdruck 2 besagte dagegen, dass sich nichts geändert habe. Die überaus freundliche Mitarbeiterin, die dank meiner Vorankündigung auf dem Server genau wusste, worum es ging, war vorbereitet. Und sie machte etwas, was sie auf dem Amt sonst nie machen: Sie ließ mich in die Innereien ihrer Software schauen. Das Mysterium löste sich ganz schnell in Wohlgefallen auf.
Auf dem Bildschirm sah ich mein eigenes Einloggen nebst ordentlicher Deklaration und das Einloggen eines Mitarbeiters, der meine Eingaben erfasst und bestätigt hatte. Alles wie immer. Aber zwischen beiden Vorgängen vergeht ungefähr ein Tag. Und nun hatte der Mitarbeiter, der die wüsten Briefe verschickt, genau zwei Stunden vor seinem Kollegen eingeloggt und ergo nichts gefunden. Und also geglaubt, ich böse böse Bürgerin erfülle meine Staatsbürgerpflichten nicht. Also bekam ich den absolut automatisch versandten Drohbrief. Der zwei Stunden später hinfällig gewesen war.
Ich ging mit dem guten Rat im Gepäck, diese Art Brief nie wieder ernst zu nehmen, wenn ich mir nichts zuschulden kommen lasse. Und die Amtsangestellte bekam den guten Tipp, doch bei all der Automation auch eine kurze Notiz per Mail zu schicken, dass der Brief nichtig sei. Drei Tage Panik und zwei Stunden "Deplacement" seien schon heftig. Die Angestellten waren jedenfalls allesamt so charmant und freundlich, dass eigentlich nur noch der Kaffee gefehlt hätte ... und ich hätte aus Versehen ein Trinkgeld gegeben. Das ist dann wieder die französische Seite. Für ein Lächeln und fürs Menschsein muss überall Zeit und Platz sein!
Fast hätte mich das Ganze darüber hinweggetäuscht, dass jenes Amt nun abgesichert ist wie ein Bunker: Keiner mehr bleibt da lang unbehelligt drinnen, der nicht vorher im Computer erfasst wurde. Und keine Tür öffnet sich ohne Geheimcode. In der Hinsicht sind wir nun wirklich alle Charlie.
Im Amtsdschungel selbst war Fotografieren leider nicht erlaubt |
Es kam, wie vom "Rendezvous-Server" angekündigt: Unbehelligt kommt keiner mehr ins Behördengebäude hinein und man muss sich spätestens fünf Minuten vor Termin am Schalter in der Halle anmelden. Die einst offenen Beratungsschalter sind jetzt durchnummerierte, geschlossene Büros, allerdings mit Glasscheiben. Und überall Werbeplakate, dass man das nur zu unserer Bequemlichkeit und der geringeren Wartezeiten wegen eingerichtet habe.
Ich hatte mich gefragt, wie das die alten Mütterchen und Opas ohne Internet schaffen sollen. Oder arme Leute, die keinen Computer haben. Da sah ich die Lösung vor mir und prompt hob sich meine Laune - das war nun wirklich eine Verbesserung: Der alte Wartebereich war verschwunden, stattdessen eine Reihe offener Kabinen. In jeder Kabine ein Computer nebst Scanner mit Drucker. Gratis-Computerplätze für jeden! So ähnlich mögen dann die "Visio-Guichets" entstehen ...
Angst vor dem Computer muss niemand haben, denn darauf läuft eine spezielle Software, die für Menschen entwickelt wurde, die entweder noch nie mit einem Computer gearbeitet haben oder auch der Sprache nicht so mächtig sind. Mit Touchscreen und Tastatur. Einfach geleitet durch Bildchen und Sprechblasen, in jeder Zelle auch auf Papier einzusehen, leiten einen. Und wenn man dann gar nicht damit zurecht kommt, kommt eine freundliche Angestellte und hilft!
Die zweite Überraschung, die mir den Tag rettete: Ich kam mir plötzlich vor wie ein Gast im Hotel. Ich stand als zweite am Schalter, schon entschuldigte sich die dort Beschäftigte und eine zweite kam auf mich zu, womit sie mir denn helfen könne. Sie checkte mich ein und keine zwei Minuten später war ich dran. Übrigens 20 Minuten zu früh, denn ich war zu früh gekommen, zur Sicherheit. Eigentlich war noch Mittagspause.
Das Zehn-Minuten-Pitching gelang mir dank zweier Ausdrucke perfekt - welcher der beiden sei denn nun amtlich, wollte ich wissen. Nicht ohne vorher mein Verständnis für die Hitze im Büro auszudrücken - so viel Mitmenschlichkeit muss sein. Eigentlich war ich seit Freitag panisch. Ausdruck 1 würde nämlich bedeuten, dass ich meine Existenz verlöre und komplett ruiniert wäre. Ausdruck 2 besagte dagegen, dass sich nichts geändert habe. Die überaus freundliche Mitarbeiterin, die dank meiner Vorankündigung auf dem Server genau wusste, worum es ging, war vorbereitet. Und sie machte etwas, was sie auf dem Amt sonst nie machen: Sie ließ mich in die Innereien ihrer Software schauen. Das Mysterium löste sich ganz schnell in Wohlgefallen auf.
Auf dem Bildschirm sah ich mein eigenes Einloggen nebst ordentlicher Deklaration und das Einloggen eines Mitarbeiters, der meine Eingaben erfasst und bestätigt hatte. Alles wie immer. Aber zwischen beiden Vorgängen vergeht ungefähr ein Tag. Und nun hatte der Mitarbeiter, der die wüsten Briefe verschickt, genau zwei Stunden vor seinem Kollegen eingeloggt und ergo nichts gefunden. Und also geglaubt, ich böse böse Bürgerin erfülle meine Staatsbürgerpflichten nicht. Also bekam ich den absolut automatisch versandten Drohbrief. Der zwei Stunden später hinfällig gewesen war.
Ich ging mit dem guten Rat im Gepäck, diese Art Brief nie wieder ernst zu nehmen, wenn ich mir nichts zuschulden kommen lasse. Und die Amtsangestellte bekam den guten Tipp, doch bei all der Automation auch eine kurze Notiz per Mail zu schicken, dass der Brief nichtig sei. Drei Tage Panik und zwei Stunden "Deplacement" seien schon heftig. Die Angestellten waren jedenfalls allesamt so charmant und freundlich, dass eigentlich nur noch der Kaffee gefehlt hätte ... und ich hätte aus Versehen ein Trinkgeld gegeben. Das ist dann wieder die französische Seite. Für ein Lächeln und fürs Menschsein muss überall Zeit und Platz sein!
Fast hätte mich das Ganze darüber hinweggetäuscht, dass jenes Amt nun abgesichert ist wie ein Bunker: Keiner mehr bleibt da lang unbehelligt drinnen, der nicht vorher im Computer erfasst wurde. Und keine Tür öffnet sich ohne Geheimcode. In der Hinsicht sind wir nun wirklich alle Charlie.
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