Sucht euch einen Zauberstab!

Es ist so weit: Ich stehe in den Startlöchern, um das nackte Überleben in Ausnahmezeiten anzukurbeln. Ausgerechnet jetzt einen neuen Job / Aufträge zu finden - da sieht es leider schlecht aus. Die Unternehmen machen Kurzarbeit, Gelder für Externe werden zusammengestrichen, Projektvergaben auf 2021 verschoben (ist mir eben passiert). Ich suche weiter, besinne ich mich aber aufs "Alte", die brotlose Kunst (hahaha). Eben erst ist auch unser wichtiger Kunstmarkt im August abgesagt worden, die Wiedereröffnung des Museums steht wegen seiner besonderen Situation (enge Räume etc.) in den Sternen, ich muss also verschärft digital ran!

Äste für das Träumebuch: Die hellen geschälten Äste stammen von Linden aus Sturmabwurf. Ganz links der dicke Ast fand sich in einem Fichtenkahlschlag - für ein Buch ist er zu dick. Der helle gedrehte Ast rechts oben ist ein Stück verholzter Liane von wildem Geißblatt im Wald. Die gewundenen schräg liegenden Äste links duften - es sind Reste eines abgestorbenen Lavendelbuschs. Auch die liegenden geraden und dunklen Äste duften stark - sie kommen vom Verschnitt unseres Museumslorbeers.


Anfang Juni öffnet mein Etsy-Shop wieder, denn dann ist die Post in Frankreich wieder voll da. Es wird - der Ausnahmesituation geschuldet - nur mit Tracking und nur zweimal die Woche versandt. Denn für mich ist es Belastung und Risiko zugleich, zur Post zu fahren, das Schlangestehen kostet auch sehr viel mehr Zeit als früher. Wir haben es hier im Elsass nicht so locker wie in Deutschland vielerorts. Ich denke, jeder vernünftige Mensch wird das akzeptieren können. Maßanfertigungen / Wunschschmuck kann man weiterhin direkt bei mir bestellen und Kleinigkeiten werden ich auch in Social Media direkt anbieten.

Meine digitalen Workshops hibbeln in den Startlöchern, es fehlt nur noch ein wenig Hardware (etwas tricky, weil vieles ausverkauft) und die Handreichungen wollen vorbereitet werden. Es geht um Art Journaling und ganz speziell wollen wir miteinander ein "Träumebuch" oder "Escape Book" anfertigen. Ich bereite auch gerade kleine Wundertüten mit Materialien vor, die man dazu kaufen kann - da ist z.B. pflanzenbedrucktes Papier drin, das ich selbst herstelle, aber auch Holz wie oben auf dem Foto. Per Newsletter erfahrt ihr, wann und wie es genau losgeht!

Die Teilnahme geschieht auf mehreren Ebenen: Es gibt Dateiunterlagen mit Fotos, mithilfe derer ihr vorab erfahren könnt, was ihr braucht und wie manches funktioniert, auch kleine Anleitungen werden hier festgehalten. Die gibt es wahrscheinlich als pdf per Mail - samt Aufgaben. Daneben verschalten wir uns dann zu festen Terminen live auf Zoom und haben damit die Möglichkeit der Videokonferenz inklusive Chat. Ich kann euch etwas erzählen und ihr habt die Möglichkeit, direkt Fragen zu stellen oder eure Sachen zu zeigen. Und wie im echten Leben gibt es Nachfolgeworkshops, wenn ihr mal zeitlich nicht teilnehmen konntet oder es schon ausgebucht war.

Wenn ihr Zoom eh auf dem Computer habt, ist es gut. Ihr müsst es aber nicht herunterladen, um einem Webinar zu folgen - das läuft auch über den Browser. Teilnehmer bekommen einen Link mit vertraulicher ID und Passwort und müssen dann nur pünktlich einloggen. Aber das alles werde ich auf meiner Website erklären.

Und weil dieser Weg auch für mich komplett neu ist, werde ich euch als "Versucherle" eine kleine Einführung vorab kostenlos anbieten. Die Webinare zu den Art Journals sind selbstverständlich kostenpflichtig.
In dieser Einführung zeige ich euch, warum wir den Buchrücken aus einem Holzstab basteln und erzähle, was es mit diesem Symbol auf sich hat. Ihr erfahrt Interessantes aus alten Mythen und von Weltenbäumen und schmückt euren ganz eigenen Stab nach Lust und Laune. Ich liefere euch Anregungen und zeige euch Techniken dafür. Und wer kein Träumebuch herstellen möchte oder nachher nicht am Webinar teilnimmt, kann diesen Stab auch einzeln als "Träumestab" verwenden ... oder vielleicht taugt er ja sogar zum Zaubern?

Ihr könnt hierfür sogar schon mal loslegen, sprich, das Material beschaffen!

Wichtig: Wir reißen dafür keine Äste von lebenden Bäumen ab, sondern achten die Natur und unsere Mitwesen. Irgendein Baum wird uns das "Rückgrat" für unser Buch schenken - wir finden genügend tote oder längst abgebrochene Äste auf dem Boden! Oder ihr habt Reste von der Gartenarbeit. Dadurch, dass sie Wind und Wetter ausgesetzt sind, haben sie meist einen sehr eigenen Charakter. Einer davon wird sich in eure Hand schmiegen und die richtige Größe haben - und wir können uns beim Baum bedanken.

1. Unsere Träumebücher werden ein Hochformat von ca. 16 x 12 cm haben. (Als AnfängerInnen beginnen wir mit dem sehr viel stabileren Hochformat, Querformat ist aber auch denkbar!). Je gerader die Äste, desto einfacher die Montage. Je trockener der Ast, desto besser - grünes Holz wird immer nacharbeiten.

2. Maße des Astes: Länge: ca. 20 - 22 cm, Umfang ca. 28 mm (= Radius 7 mm) bis 40 mm (= Radius 13 mm).

Der Ast fürs "Rückgrat" muss länger sein als das Buch hoch ist, also mehr als 16 cm messen. 20 - 22 cm sind ideal - lieber später nochmals einkürzen als zu früh!
Für die Dicke bleibt bei einem Umfang von mindestens 28 mm bis ca. 40 mm, je dünner der Ast, desto stabiler sollte das Holz sein! Wir wollen ja nicht, dass der Buchrücken irgendwann bricht. Zu dicke Äste wirken klobig. Einfach ein wenig herumprobieren.
Warum Umfang?
Weil ihr das in der Natur einfacher messen könnt, für den Radius bräuchtet ihr nämlich eine Schieblehre oder ein Zentimetermaß und geübte Augen. Stattdessen nehmt euch einen dicken Faden oder eine sehr dünne Schnur, die nicht dehnbar sind. Macht einen Knoten für den Anfang. Einen zweiten Knoten für unser Mindestmaß bei 28 mm und einen dritten Knoten für ein Höchstmaß, z.B. 40 mm. In der Natur legt ihr die Schnur einfach so um den Ast, dass der erste Knoten zum Anfangspunkt wird. Der Ast sollte dann so dick sein, dass die um ihn gelegte Schnur irgendwo zwischen den beiden letzten Knoten schließt - so ist er perfekt. Besonders schöne Äste dürfen aber gern mal aus den Angaben ausbrechen, das ist keine Norm, nur ein Anhaltspunkt! Und wenn ihr einen richtig großen Ast ins Herz geschlossen habt, bastelt daraus eben einen Zauberstab ohne Buch.

3. Die Bearbeitung:
Entrindet halten die Äste länger. Denn Rinde als weiches organisches Material kann sich nicht nur mit der Zeit zersetzen oder bröseln, sie zieht auch Insekten an, die sie auffressen. Das bedeutet aber nicht, dass die Buchrücken nicht auch Rinde haben können! Damit sie länger hält, schrubbt sie frei von Moosen oder Flechten und achtet darauf, dass der Ast keine Bohrlöcher von Insekten hat. Man kann ihn auch eine Woche lang in die Kühltruhe legen und dann bei Zimmertemperatur langsam wieder auftauen - das schützt aber nicht vor späterem Befall.
Aber wir arbeiten ja bewusst mit Naturmaterialien. Und unsere Träumebücher sind so gestaltet, dass sich die Äste sehr leicht austauschen lassen, falls einmal einer kaputtgehen sollte.
Manchmal lässt sich die Rinde ganz leicht mit den Fingernägeln abziehen. Wenn ihr das Taschen- oder Schnitzmesser verwendet: Immer vom Körper weg schneiden! Und nicht das Bein als Unterlage verwenden ...

Für unser kostenloses Probierwebinar könnt ihr dann auch mehrere Äste zurechtlegen und euch spontan entscheiden. Es wird beim Fertigen der Träumebücher überhaupt um Spontaneität und um Chaos gehen. Wir wollen nicht Materialien unseren Willen aufzwingen, sondern lernen, auf sie zu hören, ihnen nachzuspüren, was man mit ihnen anfangen könnte. Der Reiz des Art Journaling, wie ich es praktiziere, liegt darin, auf Fehler, Unperfektes und Zufälle zu reagieren, so dass Schönheit entsteht. Wir wollen uns überraschen lassen. Und genau deshalb ist das für absolute AnfängerInnen geeignet! Ihr müsst eigentlich nur schon mal in eurem Leben Papier mit Leim geklebt haben oder einen Draht gebogen, Papier mit einer Schere geschnitten haben. Und was auch nicht übel ist: Wenn ihr schon einmal Faden in eine Nadel gefädelt habt und völlig ungelenke, einfachste Stiche machen könnt. Ihr müsst jedoch weder perfekt nähen noch sticken können.

Wer sich interessiert: Dranbleiben mit meinem Newsletter! Und ich freue mich natürlich über Zulauf (auch wenn die TeilnehmerInnenzahl pro Workshop natürlich begrenzt ist, denn ich will mich wie im echten Workshop um jeden von euch kümmern können). Ansonsten bin ich darauf angewiesen, mein Leben durch den Direktverkauf meiner Kunst und Spenden im Blog (rechts im Menu) zu finanzieren - denn es sieht nicht so aus, als ob in diesem Jahr physisch vor Ort noch nennenswert etwas möglich sein wird. Das ist schade - denn die Arbeit an Art Journals live hat viel mit Berühren und Tauschen zu tun. Das digital umzusetzen, wird nicht einfach sein, aber wer weiß, welche Formen wir dafür finden.
Hauptsache, wir alle bleiben gesund!

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