Neue Pläne!
Wenn ich etwas öffentlich aufschreibe, mache ich mir dadurch selbst Beine. Das ist wie eine Deadline und gleichzeitig gut, weil ich damit Ziele formulieren muss. Deshalb habe ich mir vorgenommen, nicht ewig am absolut perfekten Webinar herumzuschrauben, sondern mich gleich sehr bald in ein unperfektes hinheinzustürzen - das gibt's dann auch als Schnupper-Übungs-Dingens kostenlos. Gelehrt wird interaktiv via Zoom (zur Teilnahme muss man nicht die ganze Software herunterladen) - und wenn ich nicht genügend deutschsprachige InteressentInnen zusammenbekomme, ich kann das auch auf Französisch oder Englisch.
Traumstöckchen basteln wir beim ersten Webinar miteinander und hören von alten Mythen und Märchen, in denen Stäbe und Stöcke eine Rolle spielten. Die kann man einfach so für sich aufheben oder verschenken, weil sie schön sind und inspirieren. Der eigentliche Hintergedanke: Sie werden später zum Buchrücken für Art Journals. Wann es losgeht, was man dafür braucht und wie es funktioniert, gibt's dann im Blog; wer es nicht verpassen will, abonniert meinen Newsletter!
Ich lerne im Moment viel und lasse mich gern von interessanten und klugen Leuten inspirieren. Mein Lieblingsplatz ist das Emergence Magazine geworden, die tolle Sachen für die Community auf die Beine gestellt haben. Vieles, was schon gelaufen ist, kann man als Konserve anschauen. Dann fehlt zwar der interaktive Teil mit Chat und Gesprächen auch in Kleingruppen, aber für die Vorträge geht das sehr gut. Sie haben dort auch eine extra Abteilung zum Thema Pandemie, mit Essays und Kunst, die ich sehr schätze. Es geht nämlich dabei darum, was das alles mit uns macht und wie wir Wege des Aushaltens und Bearbeitens finden können (das Linkkarussel ganz oben).
Aber Vorsicht - es verführt sehr zum Buchkauf, weil dort inzwischen wirklich die Crème de la Crème des Nature Writing schreibt. Bei einem der Webinare stellte ein Teilnehmer eine absolut faszinierende Frage über Sprache in entkörperlichten Zeiten. Alle waren hin und weg, dass dieser Mann am Webinar teilnahm und so googelte ich dann neugierig David Abram und erinnerte mich. Er prägte in den 1990ern die amerikanische Ökobewegung maßgeblich und aus dieser Zeit, nämlich von 1996, stammt auch sein Buch "The Spell of the Sensuous: Perception and Language in a More-Than-Human World", das ich gerade ziemlich verschlinge. Als Spracharbeiterin sowieso. Ich hatte damals viel davon gehört, es aber nie gelesen. Es ist verblüffend, wie hochaktuell es heute wieder ist.
Wie extrem lange solche Gedanken nach Deutschland brauchen: Es wurde endlich 2012 von einem kleinen deutschen Verlag übersetzt: "Im Bann der sinnlichen Natur - die Kunst der Wahrnehmung und die mehr-als-menschliche Welt". Mein Rat: Wer Englisch kann, lese es im Original. Die deutsche Übersetzung liest sich in meinem Augen hölzern. Zum Einlesen in Abrams Stil gibt es online das Essay "In the Ground of our Unknown" über Schönheit und Empathie.
Ich werde demnächst meinen Shop wieder öffnen und wieder Schmuck und Kunst online verkaufen, denn es muss ja dringend Geld zum Essen reinkommen. Neben dem Weg über Etsy kann man auch direkt Maßanfertigungen bestellen. Die Post arbeitet nun wieder normal. Trotzdem muss ich meine Logistik neu überarbeiten, um auch mich zu schützen (ich will nicht ständig auf der Post herumhängen) - und das macht Arbeit. Was mich dabei übel trifft: Ich wollte Schaukästen für Insekten selbst bauen, mit Acryl- oder Plexiglas. Abgesehen davon, dass es kaum noch welches auf dem freien Markt gibt - es wird inzwischen als das neue Gold gehandelt ... Ich muss mir also auch hier etwas anderes überlegen oder genug Glasrahmen finden.
Die neue Freiheit ist anstrengend. Noch zieht es mich kein bißchen in die Stadt oder zum Einkaufen unter Menschen. Einfach, weil es kein bißchen mehr Spaß macht, sondern nur noch Mühe. Man merkt das den Menschen auch an, sie sind erschöpft, haben Angst, sind gehetzt, allerdings auch offener, freundlicher. Stattdessen profitiere ich davon, endlich frei wandern zu können und vorgestern durfte dann Bilbo entscheiden, wo wir wie abbiegen würden. Er führte mich in einen meiner Lieblingswälder, einem Abschnitt, wo 120 bis 200 Jahre alte Eichen stehen (Fotos auf Instagram). Es hat mich fast umgehauen, im Kopf, aber auch körperlich - ich schlief zum ersten mal seit ca. zwei Monaten überhaupt mal wieder richtig. Dass ich im Moment nur noch erschöpft bin, sind Nachwirkungen der traumatischen Zeit, aber jetzt kann ich zum Glück endlich wieder im Naturpark frei herumlaufen. Übrigens ist mir in zwei Stunden keine einzige Menschenseele begegnet!
Ich schreibe. Was das alles mit mir macht, mit anderen macht, geht mir viel durch den Kopf, indem ich über bestimmte Dinge reflektiere. So hatte ich im Wald einen seltsamen Aha-Effekt, weil ich fest glaubte, noch nie so viele blühende Robinien in jenem Eichenwald gesehen zu haben. Ich fand den Wald verwandelt, anders als sonst. Als ich aber die Stämme betrachtete, erkannte ich meinen Fehler: Diese Bäume waren Jahrzehnte alt. In Social Media begegnet mir das Phänomen auch: Menschen glauben, noch nie zuvor bestimmte Vogelarten gesehen zu haben oder Pflanzen. Tatsache ist: Wir hören anders in der Stille. Wir sehen anders im Entzug, nach dystopischen Bildern. Spannende Sache mit den Wahrnehmungen!
Das ist nur einer der Gedankengänge, die mich umtreiben. Heute war es z.B. die Frage, was es mit uns macht, dass wir keine Gesichter mehr sehen, nur noch Augen (es gab diesbezüglich ja vor nicht allzu langer Zeit noch erbitterte politische Debatten, die das Thema leider nie objektiv oder anthropologisch betrachteten). Gleichzeitig waren die einzigen mir ständig und täglich verfügbaren Gesichter während der Ausgangssperre die von Bilbo, von Ziegen, Schafen, Enten, Straußen, mit einer intensiven Mimik, die mir zeitweise vertrauter wurde als die der verhüllten Mitmenschen. Ich bin in der Materialsammelphase, der Phase des Brainstormings für ein Essay. Darin soll es um das Beziehungsgeflecht von durch die Pandemie (oder andere traumatische / dystopische Verändungen, z.B. Klimawandel) verwundeten Menschen und verwundeter Landschaft gehen.
Ich schreibe das übrigens, weil es dringend aus mir heraus muss - ohne zu wissen, ob ich es irgendwo veröffentlichen kann. Ohne erst mal einen Auftraggeber zu aquirieren. Einen verrückten Traum diesbezüglich habe ich schon, aber ich will frei schreiben und in dem Tempo, das dieser Text brauchen wird. Erstaunlicherweise schließen sich da auch einige Kreise zu uralten Texten, die ich irgendwann einmal verfasst habe, etwa in den 1990ern oder frühen 2000ern (?) für die BBC. Das fühlt sich ein wenig an wie Heimkommen, auch wenn ich Welten entfernt bin von dem, was da auf uralten Festplattensicherungen herumkreucht. Praktischerweise kann ich das als Steinbruch benutzen. Denn irgendwann muss ich ja auch ausschlafen!
Traumstöckchen basteln wir beim ersten Webinar miteinander und hören von alten Mythen und Märchen, in denen Stäbe und Stöcke eine Rolle spielten. Die kann man einfach so für sich aufheben oder verschenken, weil sie schön sind und inspirieren. Der eigentliche Hintergedanke: Sie werden später zum Buchrücken für Art Journals. Wann es losgeht, was man dafür braucht und wie es funktioniert, gibt's dann im Blog; wer es nicht verpassen will, abonniert meinen Newsletter!
Ich lerne im Moment viel und lasse mich gern von interessanten und klugen Leuten inspirieren. Mein Lieblingsplatz ist das Emergence Magazine geworden, die tolle Sachen für die Community auf die Beine gestellt haben. Vieles, was schon gelaufen ist, kann man als Konserve anschauen. Dann fehlt zwar der interaktive Teil mit Chat und Gesprächen auch in Kleingruppen, aber für die Vorträge geht das sehr gut. Sie haben dort auch eine extra Abteilung zum Thema Pandemie, mit Essays und Kunst, die ich sehr schätze. Es geht nämlich dabei darum, was das alles mit uns macht und wie wir Wege des Aushaltens und Bearbeitens finden können (das Linkkarussel ganz oben).
Aber Vorsicht - es verführt sehr zum Buchkauf, weil dort inzwischen wirklich die Crème de la Crème des Nature Writing schreibt. Bei einem der Webinare stellte ein Teilnehmer eine absolut faszinierende Frage über Sprache in entkörperlichten Zeiten. Alle waren hin und weg, dass dieser Mann am Webinar teilnahm und so googelte ich dann neugierig David Abram und erinnerte mich. Er prägte in den 1990ern die amerikanische Ökobewegung maßgeblich und aus dieser Zeit, nämlich von 1996, stammt auch sein Buch "The Spell of the Sensuous: Perception and Language in a More-Than-Human World", das ich gerade ziemlich verschlinge. Als Spracharbeiterin sowieso. Ich hatte damals viel davon gehört, es aber nie gelesen. Es ist verblüffend, wie hochaktuell es heute wieder ist.
Wie extrem lange solche Gedanken nach Deutschland brauchen: Es wurde endlich 2012 von einem kleinen deutschen Verlag übersetzt: "Im Bann der sinnlichen Natur - die Kunst der Wahrnehmung und die mehr-als-menschliche Welt". Mein Rat: Wer Englisch kann, lese es im Original. Die deutsche Übersetzung liest sich in meinem Augen hölzern. Zum Einlesen in Abrams Stil gibt es online das Essay "In the Ground of our Unknown" über Schönheit und Empathie.
Ich werde demnächst meinen Shop wieder öffnen und wieder Schmuck und Kunst online verkaufen, denn es muss ja dringend Geld zum Essen reinkommen. Neben dem Weg über Etsy kann man auch direkt Maßanfertigungen bestellen. Die Post arbeitet nun wieder normal. Trotzdem muss ich meine Logistik neu überarbeiten, um auch mich zu schützen (ich will nicht ständig auf der Post herumhängen) - und das macht Arbeit. Was mich dabei übel trifft: Ich wollte Schaukästen für Insekten selbst bauen, mit Acryl- oder Plexiglas. Abgesehen davon, dass es kaum noch welches auf dem freien Markt gibt - es wird inzwischen als das neue Gold gehandelt ... Ich muss mir also auch hier etwas anderes überlegen oder genug Glasrahmen finden.
Die neue Freiheit ist anstrengend. Noch zieht es mich kein bißchen in die Stadt oder zum Einkaufen unter Menschen. Einfach, weil es kein bißchen mehr Spaß macht, sondern nur noch Mühe. Man merkt das den Menschen auch an, sie sind erschöpft, haben Angst, sind gehetzt, allerdings auch offener, freundlicher. Stattdessen profitiere ich davon, endlich frei wandern zu können und vorgestern durfte dann Bilbo entscheiden, wo wir wie abbiegen würden. Er führte mich in einen meiner Lieblingswälder, einem Abschnitt, wo 120 bis 200 Jahre alte Eichen stehen (Fotos auf Instagram). Es hat mich fast umgehauen, im Kopf, aber auch körperlich - ich schlief zum ersten mal seit ca. zwei Monaten überhaupt mal wieder richtig. Dass ich im Moment nur noch erschöpft bin, sind Nachwirkungen der traumatischen Zeit, aber jetzt kann ich zum Glück endlich wieder im Naturpark frei herumlaufen. Übrigens ist mir in zwei Stunden keine einzige Menschenseele begegnet!
Ich schreibe. Was das alles mit mir macht, mit anderen macht, geht mir viel durch den Kopf, indem ich über bestimmte Dinge reflektiere. So hatte ich im Wald einen seltsamen Aha-Effekt, weil ich fest glaubte, noch nie so viele blühende Robinien in jenem Eichenwald gesehen zu haben. Ich fand den Wald verwandelt, anders als sonst. Als ich aber die Stämme betrachtete, erkannte ich meinen Fehler: Diese Bäume waren Jahrzehnte alt. In Social Media begegnet mir das Phänomen auch: Menschen glauben, noch nie zuvor bestimmte Vogelarten gesehen zu haben oder Pflanzen. Tatsache ist: Wir hören anders in der Stille. Wir sehen anders im Entzug, nach dystopischen Bildern. Spannende Sache mit den Wahrnehmungen!
Das ist nur einer der Gedankengänge, die mich umtreiben. Heute war es z.B. die Frage, was es mit uns macht, dass wir keine Gesichter mehr sehen, nur noch Augen (es gab diesbezüglich ja vor nicht allzu langer Zeit noch erbitterte politische Debatten, die das Thema leider nie objektiv oder anthropologisch betrachteten). Gleichzeitig waren die einzigen mir ständig und täglich verfügbaren Gesichter während der Ausgangssperre die von Bilbo, von Ziegen, Schafen, Enten, Straußen, mit einer intensiven Mimik, die mir zeitweise vertrauter wurde als die der verhüllten Mitmenschen. Ich bin in der Materialsammelphase, der Phase des Brainstormings für ein Essay. Darin soll es um das Beziehungsgeflecht von durch die Pandemie (oder andere traumatische / dystopische Verändungen, z.B. Klimawandel) verwundeten Menschen und verwundeter Landschaft gehen.
Ich schreibe das übrigens, weil es dringend aus mir heraus muss - ohne zu wissen, ob ich es irgendwo veröffentlichen kann. Ohne erst mal einen Auftraggeber zu aquirieren. Einen verrückten Traum diesbezüglich habe ich schon, aber ich will frei schreiben und in dem Tempo, das dieser Text brauchen wird. Erstaunlicherweise schließen sich da auch einige Kreise zu uralten Texten, die ich irgendwann einmal verfasst habe, etwa in den 1990ern oder frühen 2000ern (?) für die BBC. Das fühlt sich ein wenig an wie Heimkommen, auch wenn ich Welten entfernt bin von dem, was da auf uralten Festplattensicherungen herumkreucht. Praktischerweise kann ich das als Steinbruch benutzen. Denn irgendwann muss ich ja auch ausschlafen!
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