Sie flattern nicht mehr

Wir lesen fast täglich vom Arten- und Insektensterben. Alles eine recht theoretische Größe, die ich für meinen Workshop irgendwie "spielerisch" begreifbar machen will, zumal wir uns ja meist nicht einmal die Zeit fürs Begreifen, geschweige denn fürs Trauern geben! Ich will das Thema be-greifbar machen im Wortsinn, mit Händen und von da direkt ins Hirn. Also habe ich recherchiert, welche Schmetterlinge es in unserer Region, also im Elsass, so gibt. Und stelle das hier ohne viel Kommentar einfach rein. Man kann das mit der eigenen Gegend machen, es ergibt ein völlig anderes Gefühl für die Lage als jeder noch so gute Artikel. Die Teilnehmerinnen werden diese Schmetterlinge zum Ausschneiden bekommen, ihren Konturen mit der Schere folgen, sie berühren, darüber streicheln, bevor sie überhaupt erfahren, was sie da in Händen halten: Verlorenes.

Die im Elsass ausgestorbenen Schmetterlingsarten (Foto durch Klicken vergrößerbar)

Bei einer Studie von Odonat Alsace wurden die 146 Arten von regional vorkommenden Schmetterlingen untersucht - davon stehen jetzt insgesamt 48 Arten auf der Roten Liste, sind also höchst gefährdet. Das sind 32,9% der Schmetterlingsarten. Legt man zugrunde, dass beim Erfassen der Studie von 146 Arten nur 132 als "anwesend" gezählt werden konnten, sind das sogar 36,4% auf der Roten Liste. Eine Zahl, die in den wenigen letzten Jahren rasant stieg und bedrohliche Ausmaße annimmt. Die Gründe sind komplex, aber Verlust von Lebensräumen und Futterpflanzen spielt die größte Rolle, also auch die Landwirtschaft.

Auch in den Gärten gibt es Probleme: Hübsche Blühkräuter für den fertigen Imago, der oft nur kurz lebt, helfen einer Art kein bißchen, wenn nicht die Raupen ihre spezifischen Fresspflanzen und Überwinterungs- oder Verpuppungsmöglichkeiten finden. Dazu gehören unaufgeräumte Plätze ebenso wie z.B. Brennnesseln, eine der beliebtesten Fresspflanzen überhaupt, von der sich folgende Raupen ernähren: Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, C-Falter, Distelfalter, Admiral und Nesselzünsler. Andere Schmetterlinge gehen in der Thujaeinöde zugrunde, denn sie brauchen heimische Gehölze und Bäume. Von Bäumen wie Pappeln, Birken, Eichen und Salweiden leben im Idealfall jeweils rund 100 Arten von Raupen! Von Weißdorn können 65 Arten Raupen fressen, von Haselbüschen immerhin 44 Arten, Schlehe, Brombeere oder Himbeere beherbergen je 54 Arten. Ohne Raupennahrung bei den Eiablageplätzen keine Schmetterlinge, die später Nektar aus Blüten trinken!

Greifbar schlimm wird es bei den Arten, die mit "RE" markiert sind, das bedeutet: ausgestorben. Das sind Schmetterlinge, die seit Hunderten von Jahren im Elsass lebten und die jetzt nicht mehr sind. 14 Arten sind ausgestorben. Manche Namen kennen wir vielleicht gar nicht mehr, manche Falter sind uns aus unserer Kindheit vertraut.

Ich liste sie in folgender Reihenfolge: Familie, Spezies (Name des ersten Beschreibenden mit Datum), französischer Name, deutscher Name.

Zygaenidae, Aglaope infausta (Linnaeus, 1767) Aglaopé des haies - Trauerwidderchen,

Zygaenidae, Jordanita subsolana (Staudinger, 1862) Procris des Cistes - Dickfühler-Grünwidderchen,

Hesperiidae, Pyrgus cirsii (Rambur, [1839]) Hespérie des Cirses - Spätsommer-Würfel-Dickkopffalter,

Hesperiidae, Pyrgus serratulae (Rambur, [1839]) Hespérie de l'Alchémille - Schwarzbrauner Würfel-Dickkopffalter,

Papilionidae, Parnassius apollo (Linnaeus, 1758) Apollon - Apollofalter,

Pieridae, Colias palaeno (Linnaeus, 1761) Solitare - Hochmoorgelbling / Zitronengelber Heufalter,

Lycaenidae, Scolitantides orion (Pallas, 1771) Azuré des Orpins - Fetthennen-Bläuling,

Nymphalidae, Arethusana arethusa ([Denis & Schiffermüller], 1775) Mercure - Rotbindiger Samtfalter,

Nymphalidae, Chazara briseis (Linnaeus, 1764) Hermite - Berghexe,

Nymphalidae, Coenonympha hero (Linnaeus, 1761) Mélibée - Wald-Wiesenvögelchen,

Nymphalidae, Coenonympha tullia (Müller, 1764) Fadet des tourbières - Großes Wiesenvögelchen,

Nymphalidae, Euphydryas maturna (Linnaeus, 1758) Damier du Frêne – Maivogel / Eschen-Scheckenfalter,

Nymphalidae, Hipparchia alcyone ([Denis / Schiffermüller], 1775) Petit Sylvandre - Kleiner Waldportier,

Nymphalidae, Melitaea phoebe (Denis / Schiffermüller, 1775) Mélitée des Centaurées - Flockenblumen-Scheckenfalter.

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