Machsema schnell'n Buch?
Wer sich darüber beklagt, es gäbe zu viele Neuerscheinungen, der muss sich nur einmal mit der Rasanz im Self Publishing beschäftigen: Da soll es Menschen geben, die brauchen für ein Buch nur Wochen, allerhöchstens wenige Monate. Wäre doch so als Zwischenjob nicht übel, dachte ich unlängst. Machsema schnell'n Buch un hauste das inne Amazonas! Besser als Spargelstechen oder Rasenmähen allemal. Wär doch gelacht.
Angefangen hat das durch einen Zufäll. Weil ich Anfang Juni in Baden-Baden einen literarischen Spaziergang in der Rolle einer Frau à la 19. Jahrhundert veranstalten will, sammle ich im Moment alte Texte, die damals noch frisch waren. Zeitungsartikel, Restaurantverrisse ... was man so brauchen kann fürs Zeitkolorit. Ich stolperte dabei über eine Frau, die mir ein spannendes Leben gehabt zu haben schien und die ebenfalls schrieb. Wie das bei Vollblut-Rechercheusen so ist: Ich ließ mich ablenken, las mich fest. Recherchierte weiter. Längst hatte ich meine eigentliche Arbeit verlassen, aber ich hatte die beste Ausrede der Welt: Vor mir lag ein einzigartiger Trüffel. Ich las das Buch an einem einzigen Tag - es hatte von seiner Frische fast nichts verloren.
Machsema schnell'n Buch, dachte ich, gemeinfreier Text ist schnell erfasst und konvertiert! Aber auch idiotisch als Idee, denn auf diese Idee sind schon einige vor mir gekommen. Wer soll für gemeinfreie Texte Geld bezahlen! Wer soll sowas toll finden? Aber ich war von diesem Text nicht weg zu bekommen, der einst ein Bestseller war. Er stammte von einer hochinteressanten Frau. Er hat ein Sujet, das man bisher nur Männern zutraute. Er ist ein Zeitdokument aus einem Umbruch, der wieder an Aktualität gewonnen hat. Die Autorin kann wunderbar anschaulich und locker schreiben, ist hochintelligent.
Und so war es um mich geschehen. Ich kaufte mir die Originale jenes Bestsellers und der wahren Hintergründe zu einem erstaunlich läppischen Preis. Und stelle fest: Noch nie hat jemand dieses Werk wirklich kommentiert, in den historischen Zusammenhang gesetzt und erklärt. Außer einer Doktorarbeit gibt es über die Autorin nichts, sie ist selbst in Baden-Baden völlig vergessen, wo sie lange lebte. Das schreit geradezu nach einem oder mehreren Essays. Die Verquickung von Fiktion und Realität ... wenn man das auch noch parallel bebildern könnte, mit historischen Fotos!
Und schon hat es mich gepackt. Plötzlich bin ich nicht Self Publisherin oder Autorin, sondern auch noch Verlegerin. Habe den Sonntag genüsslich mit zwei uralten Büchern zugebracht, recherchiert. Weil ich Blut geleckt habe, im Laufe der Zeit eine ganze Reihe mit Trüffeltexten von Frauen herauszugeben, die in ein bestimmtes Anforderungsprofil passen. Weil ich wieder sehr große Lust habe, Essays zu schreiben, wie ich das schon in meinem Buch über Wassili Schukowski getan habe. Weil dieses Buch nach Zusammenhängen geradezu schreit.
Von wegen, schnell mal ein Buch! Schnell ist nur jener gemeinfreie Text zitiert, den ich aber selbst erfassen muss***. Alles andere wie gehabt. Intelligente Bücher mit Biografie und Essays reißt man nicht in wenigen Wochen herunter. Das mit dem Ratzfatzreichtum wird bei mir wohl nie etwas werden.
*** Wissen die Wenigsten: Nur unkorrigierte Originaltexte, deren Autoren über 70 Jahre tot sind, sind gemeinfrei. Unternehmungen wie z.B. Gutenberg führen oft Veränderungen durch - und verlangen bei kommerzieller Nutzung Lizenzgebühren. Es lohnt sich also, selbst aus Originalen zu scannen und nicht leichtfertig Ware von anderen zu übernehmen!
PS: Bitte keine Manuskripte oder Bewerbungen bei mir einsenden. Es hat keinen Zweck. Ich verlege keine Lebenden ;-)
Zufall: In Baden-Baden kann man interessante Frauen entdecken (Streetart von AR) |
Angefangen hat das durch einen Zufäll. Weil ich Anfang Juni in Baden-Baden einen literarischen Spaziergang in der Rolle einer Frau à la 19. Jahrhundert veranstalten will, sammle ich im Moment alte Texte, die damals noch frisch waren. Zeitungsartikel, Restaurantverrisse ... was man so brauchen kann fürs Zeitkolorit. Ich stolperte dabei über eine Frau, die mir ein spannendes Leben gehabt zu haben schien und die ebenfalls schrieb. Wie das bei Vollblut-Rechercheusen so ist: Ich ließ mich ablenken, las mich fest. Recherchierte weiter. Längst hatte ich meine eigentliche Arbeit verlassen, aber ich hatte die beste Ausrede der Welt: Vor mir lag ein einzigartiger Trüffel. Ich las das Buch an einem einzigen Tag - es hatte von seiner Frische fast nichts verloren.
Machsema schnell'n Buch, dachte ich, gemeinfreier Text ist schnell erfasst und konvertiert! Aber auch idiotisch als Idee, denn auf diese Idee sind schon einige vor mir gekommen. Wer soll für gemeinfreie Texte Geld bezahlen! Wer soll sowas toll finden? Aber ich war von diesem Text nicht weg zu bekommen, der einst ein Bestseller war. Er stammte von einer hochinteressanten Frau. Er hat ein Sujet, das man bisher nur Männern zutraute. Er ist ein Zeitdokument aus einem Umbruch, der wieder an Aktualität gewonnen hat. Die Autorin kann wunderbar anschaulich und locker schreiben, ist hochintelligent.
Und so war es um mich geschehen. Ich kaufte mir die Originale jenes Bestsellers und der wahren Hintergründe zu einem erstaunlich läppischen Preis. Und stelle fest: Noch nie hat jemand dieses Werk wirklich kommentiert, in den historischen Zusammenhang gesetzt und erklärt. Außer einer Doktorarbeit gibt es über die Autorin nichts, sie ist selbst in Baden-Baden völlig vergessen, wo sie lange lebte. Das schreit geradezu nach einem oder mehreren Essays. Die Verquickung von Fiktion und Realität ... wenn man das auch noch parallel bebildern könnte, mit historischen Fotos!
Und schon hat es mich gepackt. Plötzlich bin ich nicht Self Publisherin oder Autorin, sondern auch noch Verlegerin. Habe den Sonntag genüsslich mit zwei uralten Büchern zugebracht, recherchiert. Weil ich Blut geleckt habe, im Laufe der Zeit eine ganze Reihe mit Trüffeltexten von Frauen herauszugeben, die in ein bestimmtes Anforderungsprofil passen. Weil ich wieder sehr große Lust habe, Essays zu schreiben, wie ich das schon in meinem Buch über Wassili Schukowski getan habe. Weil dieses Buch nach Zusammenhängen geradezu schreit.
Von wegen, schnell mal ein Buch! Schnell ist nur jener gemeinfreie Text zitiert, den ich aber selbst erfassen muss***. Alles andere wie gehabt. Intelligente Bücher mit Biografie und Essays reißt man nicht in wenigen Wochen herunter. Das mit dem Ratzfatzreichtum wird bei mir wohl nie etwas werden.
*** Wissen die Wenigsten: Nur unkorrigierte Originaltexte, deren Autoren über 70 Jahre tot sind, sind gemeinfrei. Unternehmungen wie z.B. Gutenberg führen oft Veränderungen durch - und verlangen bei kommerzieller Nutzung Lizenzgebühren. Es lohnt sich also, selbst aus Originalen zu scannen und nicht leichtfertig Ware von anderen zu übernehmen!
PS: Bitte keine Manuskripte oder Bewerbungen bei mir einsenden. Es hat keinen Zweck. Ich verlege keine Lebenden ;-)
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