Wenn der Zander in Bits schwimmt
Noch vor Weihnachten ist die E-Book-Ausgabe online! |
Leider passierte dann das, was heutzutage so oft passiert: Der Verlag strukturierte sein Programm um und stellte die Reihe "Oasen für die Sinne" ein, von der mein Elsass-Buch einer der Bände gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt war das Buch derart ausverkauft, dass nicht einmal mir ein Vorrat an Exemplaren blieb. Normalerweise bedeutet so etwas das Aus für ein Buch. Normalerweise geschieht so etwas in großen Publikumsverlagen noch viel früher. Bei Hanser hatte ich einen wahren Longseller gelandet. Und das Publikum verlangte nach mehr! Ständig musste ich Leute vertrösten, dass auch ich kein Exemplar mehr abgeben könne und leider im Moment nicht die Zeit hätte, eine Neuauflage selbst in die Hand zu nehmen.
In der Zwischenzeit war nämlich das Self Publishing in die Buchbranche eingebrochen, Verlagsautoren konnten endlich vergriffene Exemplare mit Eigeninvestition und viel Arbeit selbst neu herausbringen. Die Rechte lagen wieder bei mir. Aber manchmal ist es ganz gut, wenn man vor lauter Arbeit nicht zu Schnellschüssen kommt!
Der Anruf von Hanser kam völlig überraschend: Ob ich mir vorstellen könne, wenn Suhrkamp die Taschenbuchlizenz für seinen Insel-Verlag erwerbe. Ich muss niemandem sagen, welche Schriftstellerträume mit diesem Verlagsnamen zusammen hängen. Auch wenn heutzutage immer wieder behauptet wird, man brauche doch keine Verlage mehr: Manche Verlagsnamen öffnen nicht nur alle möglichen Türen, sie adeln einen sogar ein wenig. Und manche liebt man geradezu, weil sie sich wirklich vorbildlich um ihre Autoren und Bücher kümmern. Dass ein Verlag, der längst alle Rechte an mich zurückgegeben hatte, sich noch einmal für mich krummlegt und eine Lizenz bei einem anderen Verlag unterbringt - das hat mir umso mehr gezeigt, wie gute Zusammenarbeit zwischen Autoren und Verlag aussehen kann.
Inzwischen ist das Taschenbuch im Insel-Verlag erschienen. Es kann sich natürlich nicht mit der Hardcover-Ausgabe messen, ist aber diesmal mit Farbfotos ausgestattet, einem zu jedem Kapitel plus Frontispiz.
Und weil ich alle anderen Rechte selbst halte, war da natürlich die Überlegung: Was geschieht mit einer möglichen E-Book-Ausgabe? Ich habe mich dafür entschieden, sie selbst herauszubringen. Heute, nach all dem juristischen Hickhack und der Insolvenz bei Suhrkamp und Insel, bin ich heilfroh darum. Zwar funktionieren beide Verlage weiter, scheinbar wie gewohnt - aber was vor Gericht und in den Medien läuft, lässt Autoren nicht wirklich ruhig schlafen. Inzwischen habe ich auch den eigenen Verlag für solche Schritte - die Edition tetebrec.
Es ist nun nicht damit getan, einen vorhandenen Text einfach nur technisch zu konvertieren, zumal eine Problemlösung gefunden werden musste: Im gedruckten Buch sind die Rezepte mitten im Text vom Buchsatz her sofort zu identifizieren ... auf dem Reader gibt es keinen Satz in diesem Sinne - die Leser wählen ihre Schriften und Schriftgrößen. Aus urheberrechtlichen Gründen mussten außerdem Layout und Bebilderung sowie das Cover völlig neu gestaltet werden. Allein die Fotorecherchen gestalteten sich langwierig: Datenbanken, in denen Verlage mit einem Fingerschnipp einkaufen, sind für Autoren nicht nur nicht immer erschwinglich, sondern vor allem für ein E-Book nicht wirtschaftlich. Denn eines war klar: Ich will keine E-Book-Preise à la Suhrkamp nehmen!
Es fanden sich Lösungen: Die Rezepte sind nun kursiv gesetzt und mit Sternchen abgegrenzt vom Fließtext. Und wenn alles klappt, kann man sie vom Rezepteregister aus direkt als Link ansteuern. Der Vorteil von E-Books, wenn sie richtig programmiert sind: Man kann auch innerhalb des Buchs Dinge verlinken. Dreizehn Fotos gibt es auch im E-Book, ebenfalls vom Inhaltsverzeichnis aus einzeln anzusteuern. So kann man auch mal nur Bilder anschauen. Eine besondere Herausforderung ist hier die Bildbearbeitung angesichts des Geräte-Chaos. E-Ink-Reader zeigen Fotos derzeit nur in Schwarzweiß und in kleineren Formaten. Sind die Fotos zu groß formatiert, etwa für Tablets, schrumpft sie der Reader zwar zusammen, aber man hat die Gestaltung dann nicht mehr wirklich selbst im Griff ... plötzlich können Leerseiten auftauchen und andere technische Probleme, die man lösen muss. Ich muss also die Fotos in einer mittleren Größe so optimieren, dass sie sowohl in Farbe als auch in Grauwerten nach etwas aussehen - ein wirkliches Optimum ist das natürlich nie. Bleibt die Konvertierung in die beiden derzeit gängigsten Formate: mobi (Kindle) und epub. Außerdem nach dem Erfassen des Texts und nach jedem größeren technischen Eingriff: Korrektorat! Das sparen sich manche Verlage übrigens beim E-Book in der irrigen Annahme, der Text sei ja schon einmal lektoriert und korrigiert worden. Unsäglich, was beim Gestalten des E-Books aber noch an Fehlerquellen auftauchen kann.
Und wer jetzt glaubt, so eine fertige Buchdatei ist schnell mal in die Shops hochgebeamt, der macht sich etwas vor. Aller Lobbyistenschimpferei gegen Amazon zum Trotz muss ich sagen: Das ist die derzeit einzige Firma weit und breit, bei der ich täglich und kinderleicht mein Buch selbst in den Shop bringen kann - und die auch noch pünktlich bezahlt. Alle anderen haben höhere Hürden und der vielgepriesene Buchhandel in Deutschland verlangt mir außerdem ab, dass ich einen Distributor, also Zwischenhändler einschalte - selbst einen Shop bestücken ... wo kämen wir denn da hin! Und ja, natürlich verdient der Zwischenhändler am Buch mit, während mir bei Amazon die vollen Tantiemen bleiben!
Das ist der Grund, warum es noch vor Weihnachten das Kindle bei Amazon geben wird. Die sind jeden Tag für mich und meine LeserInnen da, auch an Feiertagen. Und wenn ich dann einen Distributor gefunden habe und der auch noch aus der Weihnachtspause (!) gekommen ist, dann kann ich dem schon mal die Epub-Datei geben. Bis er die auf die einzelnen Läden verteilt haben wird ... das dauert wieder. Doch noch bin ich so weit nicht. Ich lade die Datei nämlich jetzt erst einmal zur Endkontrolle auf meinen Kindle. Ich bin zu gespannt, ob die Verlinkung zwischen Register und Rezepten wirklich funktioniert! Und ob das technisch alles rund geworden ist ... Die Daumen dürfen gedrückt werden ...
Wenn dann alles läuft, wird hochgeladen, werden Preise und Klappentexte eingestellt und hoffentlich auch alle Buchausgaben miteinander verknüpft.
Folgende Ausgaben von "Petra van Cronenburg: Elsass. Wo der Zander am liebsten im Riesling schwimmt" gibt es derzeit (wird ergänzt):
Hardcover bei sanssouci / Hanser Verlag (nur antiquarisch)
Hörbuch bei Gugis (nur antiquarisch)
Taschenbuch im Insel Verlag (überall im Buchhandel)
Kindle in der Edition tetebrec bei Amazon (soeben erschienen!)
Epub in der Edition tetebrec in den üblichen Läden wie Weltbild, Thalia etc. (bald)
Wow, das Cover ist toll geworden! Da bin ich ja fast traurig, dass ich die Printausgabe schon habe ;-)
AntwortenLöschenDie Dreiteilung kommt doch viel besser als ein einzelnes Foto! Und in dem Bild steckt einfach alles drin, was das Elsass ausmacht – zumindest von meiner unbedarften Warte aus: Fachwerk, Wingert und Vogesen, Regionales und Europäisches, Tradition und Moderne. Und das Weinrot passt natürlich hervorragend zu einer Weinregion.
Auf jeden Fall bin ich schon sehr gespannt auf den nächsten Band in Deiner Reihe :-)
Das ist wirklich sehr schön geworden, Dein Cover!
AntwortenLöschenKommt vom Charakter her der Ausgabe mit dem Schuber sehr nahe!
Ich bin jetzt ziemlich platt, dass ihr so begeistert seid. Ich hab nämlich aus Versehen das Dummie von den Farbtests hochgeladen, an dem noch eine Menge nicht stimmt. Kein Witz!
AntwortenLöschenAlle, die vorher Kritisches zu den "Entwürfen des Grauens" angemerkt haben - danke noch einmal - sind natürlich beteiligt daran, dass ich diese verworfen habe. Die Rettung war dann aber wirklich eine Fotodatenbank, die ich noch nicht kannte ... das ewige Suchen hat sich gelohnt.
Die Dreiteilung entstand aus einem Hintergedanken: Für weitere Bände muss man nur die Fotos austauschen und die Balken anders färben und ordnen. Und ich brauchte etwas, das "erzählt", kein statisches Bild.
Nichtsdestotrotz muss ich morgen nochmal ran! Es sind die typischen kleinen Programmierkatastrophen aufgetreten, wie immer dort, wo man sie nicht vermutet. Etwa, dass der Text nicht vom Kunden eingestellt werden kann. Und wenn ich mir beim letzten Mal, als das passierte, notiert hätte, an welcher Einstellung es lag, dann wäre ich jetzt schlauer ;-)
Das Cover gefällt mir richtig gut von der Gestaltung und Farbgebung her. Weitaus ansprechender als das Cover des Taschenbuches.
AntwortenLöschenUnd auch die Idee den gleichen Aufbau für weitere Bände dieser Art zu nehmen, finde ich toll.
Interessant auch, was Du so zu dne Problem zum Buchsatz erzählst. jetzt wo ich so drüber nachdenek, ist klar, dass gerade die Rezepte ein Problem darstellen. Ich bin ja schon am überegen, ob ich mal Dein Choucrout-Rezept ausprobiere.
Bei dem Kompliment bekomme ich rote Ohren, danke Daniela!
AntwortenLöschenDas Programmierungsproblem war wie üblich die berüchtigte Mischung aus "zu viele Köche haben an der Datei auf womöglich zu vielen Programmen gebosselt" und "je einfacher das Konvertierungsprogramm, desto betriebsblinder die Nutzerin". Kurzum, es hatte sich ins CSS eine Befehlszeile eingeschlichen, die den Reader zwingt, bei einer Schrift zu bleiben. Die musste ich nun nur noch aus dem Formatierungskatalog löschen.
Heute kommt die engültige Endkontrolle, dann das Hochladen ... das wird doch noch vor Weihnachten ;-)
Und falls es nicht kommt, hat's meinen Computer zerfetzt (toitoitoi dass nicht), der gibt grad urtümliche Geräusche von sich und hat ein Jahr zurückgeschaltet. Virensuche ... man gönnt sich ja sonst nichts ...
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