Für Querdenker
Buchreport über die Bestsellerautorin Tina Folsom, die mit Romanzen im Self Publishing ihre erste Million gemacht hat. Dass sie die erste deutsche Autorin ist, der das passiert, ist ein bißchen schöngeredet, denn die Frau lebt seit zehn Jahren in den USA und lässt ihre amerikanischen Bücher nun erst ins Deutsche übersetzen.
"How Amazon saved my life" in der Huffington Post ist typisch amerikanisch geschrieben, so als habe die Autorin Speed eingeworfen, den ihr eine Firma bezahlt haben könnte, aber hinter ihrem toughen Gegensatz Amazon - Verlage stecken jede Menge Wahrheiten, die auch für Deutschland gelten. Nur haben dort alle Angst, sie laut auszusprechen. Die Frau ist mehrfach von Verlagen veröffentlicht, nun verdient sie als Indie endlich richtig Kohle. Hier kann man also nachlesen, was man in deutschen Blättern nicht lesen kann.
Wie heimlich und angstbehütet in Deutschland alles abläuft, mag man daran sehen, dass fast niemand bemerkt hat, dass Bestsellerautor Akif Pirincci einer der ersten Self Publisher im Amazon-Programm war. Im Interview mit David Gray redet Akif Pirincci über seine Erfahrungen mit dem Self Publishing und lässt den bedeutsamen Satz fallen: "Ich gehe sogar so weit, zu sagen, daß ich in zwei, drei Jahren, wenn das eBook-Lese-Volumen wie in Amerika in Relation zu Print hälftig geworden ist, für überhaupt keinen Verlag mehr schreiben werde."
Pirincci redet davon, dass es fast zum guten Ton gehöre, piratisiert zu werden, nun gibt es eine wunderbare Infografik, die das Phänomen der Piraterie aufarbeitet. The Battlespace of Online Piracy dürfte so manchen Laien dadurch verwundern, dass da tatsächlich auch zahlendes Publikum besteht. Und dass eigentlich alles viel komplexer und ganz anders ist, als man uns das vielerorts weismachen will.
An den Aussagen von Akif Pirinçci gefällt mir, dass er deutlich macht, wie selbstverständlich das Selbstverlegen (selfpublishing) sein kann. Wenn mehr Autoren sich in diese Richtung bewegen, wird das über kurz oder lang auch den abwertenden Beigeschmack verlieren.
AntwortenLöschenWenn es Zugpferde wie Andreas Eschbach, Akif Pirinçci und Kai Meyer machen, verliert es noch schneller den Igitt-Geschmack!:-)
AntwortenLöschenleopanta,
AntwortenLöschenVorsicht bis Ekel oder sogar Hass auf Self Publishing habe ich bisher nur bei drei Gruppen erlebt:
* BuchhändlerInnen, die einen Grund suchten, ein Buch nicht in den Laden zu stellen (gegen die gibt's dann Amazon).
* einigen wenigen KollegInnen, wobei sich der Abscheu nach einem Gespräch entweder als Angst (vor der eigenen Zukunft) oder als Neid entpuppte. Die meisten sind aber eher neugierig bis gleichgültig.
* dem großen Feuilleton, das als Redaktionslinie allgemein kein Self Publishing bespricht.
Absolut KEINE Berührungängste fand ich - vorausgesetzt man leistet professionelle Arbeit und stellt sich auch dementsprechend dar:
- beim Publikum
- Bei Interviewpartnern, Fachkontakten, Multiplikatoren
- Regionaler Presse
- in alternativen Besprechungsmedien
Und selbst die ganz oben genannten weichen auf. Mir hat jemand vom Fernsehen gerade einen Kontakt vermittelt, der absolut kein Self Publishing bespricht. Aber dieser Jemand war so hin und weg vom Buch, dass er meinte, es gäbe sicher auch mal Ausnahmen - mal sehen.
Ich muss dazusagen: Als Verlagsautorin profitiere ich natürlich auch im Self Publishing von meinem Ruf - den müssen sich andere erst aufbauen. Auf der anderen Seite habe ich oft genug vor Publikum gelesen, die keine Ahnung hatten, ob meine Verlage wirklich Verlage sind und die das auch nicht interessierte.
Ganz wichtig ist einfach die professionelle Darstellung, die beim Klappentext und Cover beginnt und beim Inhalt aufhört. Dadurch, dass ich beim E-Book 10% als Leseprobe herunterladen kann, entscheiden Leserinnen SEHR schnell und gnadenlos, was ihnen gefällt. Und alle anderen Beteiligten sind nicht wirklich wichtig. Auf die Leser kommt es an!
Übrigens: Akif Pirincci hat recht, die Unterscheidung Verlagsautoren - Self Publisher ist eigentlich längst hinfällig! Jemand nannte das mal "Hybridautoren". Zuerst einmal ist die eigene Backlist reines Geld wert, vergriffene Bücher müssen heute nicht mehr sein. Und dann sollte man sich überlegen, ob man seine E-Book-Rechte an einen Verlag abgibt oder nicht lieber die 70% von Amazon selbst einstreicht (udn davon das neue Cover bezahlt).
AntwortenLöschenDass ich in Selfpublishing machen würde, ist übrigens eine "Ente". Zwar beobachte ich das Gebiet mit sehr wohlwollendem Interesse (und sehe dafür auch eine Zukunft), aber trotzdem sind alle meine Bücher, elektronisch oder nicht, Verlagsprodukte.
AntwortenLöschen