Eine neue Ära

Seit heute Nacht steht es fest: Ja, ich will. In guten wie in schlechten Tagen ... einen eigenen Podcast machen. Braucht die Welt noch einen zigdrölfzigsten Podcast? Der Programmchef eines Verlags sagte mir mal: Wenn du das 1001ste Buch über Drachen schreiben möchtest, schreib es. Mach es zu deinem ganz eigenen Ding und so, wie nur du es sehen kannst und niemand anders. So entstand später mein Buch über die Kulturgeschichte der Rosen.

 

Es wird heftigst umgebaut ...



Vom Zustand "Ich hab so ne Idee im Bauch, ganz breiig und diffus" übers Bequakeln mit Freund:innen bis zum Entschluss hilft eine klare Analyse. Denn für Podcasts muss man echtes Geld in die Hand nehmen. Also habe ich einen Kurs des "Masterclass"-Programms vom Guardian belegt. Dieses Programm möchte ich euch ganz allgemein (gibt auch andere Themen) heftig ans Herz legen, wenn ihr euch sicher in der englischen Sprache bewegt - der Kurs war jeden Penny wert. Die Kursleiter, die für die BBC und andere internationale Produktionen arbeiten und Radiomenschen coachen, haben sich perfekt ergänzt. Ich habe in zweieinhalb Stunden mehr gelernt als in zwei Wochen Volontariat. Das Publikum, das Fragen stellte, schien vom Fach, Journalisten, Radiomenschen, Musiker. Und ich hatte ja auch mal eine Weile Radio gemacht bei einem Privatsender, aber das war in der Steinzeit! Damals arbeiteten wir noch mit schweren Klötzen von tragbaren Rekordern und echten Tonbändern. Die Tontechnik war so kompliziert, dass der erste Gang vor dem Senden eines Kurzinterviews der zum Tontechniker war. Ja, Frauen waren damals schlimm in der Minderheit. Wir hatten da noch eine Wetterfee, die Gewitter so erotisch hauchen konnte, dass sie bei einer Datingshow als Stimme unterkam.


In einer vor Informationen und Tipps nur so sprühenden Tour de Force ging's übers Pitching (ich weiß jetzt, wie man für die BBC pitcht) und Scripten zu Hard- und Software, Hosts und Verteilplattformen, Marketing, Monetarisierung (Podcastmachen kostet Geld), Editing, Interviewführung und all die Formen von Podcasts und wie man sie technisch produziert. Immer mit berühmten Beispielen gewürzt - und ab und zu mit einem Clip von "Family Guy", wo Peter findet, er wolle jetzt auch einen Podcast machen, das können ja nicht schwieriger sein, als sich in der Kneipe zu unterhalten. Insofern ist Brian Griffin schuld daran, dass ich mich entschlossen habe ... cooler Typ.


Die Alte in mir war richtig gerührt, zum Interviewen wieder diese alten Tricks von damals zu hören, die man durch viel Menschenkenntnis und Übung erwirbt. Und das Kind in mir kicherte: Als ich damals mit Freunden Donald Duck auf MC-Kasetten in verteilten Rollen vertonte, war das sowas wie ein Ur-Podcast. Der kann auch mal nah ans Hörspiel geraten.


Übers Wochenende muss ich erst einmal eine klare Rechnung aufstellen für die Investitionen. Was mich nach der Tonbandzeit begeistert: Wie man mit kleinsten Mitteln eigentlich ein ganzes Studio in der Tasche trägt. Was allein mit einem Smartphone möglich ist, wenn man unterwegs ist und spontan etwas einfangen möchte ... Und mit welch verblüffend preiswerten Methoden man so bei der BBC arbeitet! Da sah man dann den Kollegen im hallenden, lauten Hotelzimmer mit dem Mikrophon unter einer speziell zugeschnittenen Decke sitzen. Eierkartons an den Wänden waren früher. Selbst mit ollen Bettdecken, die man in eine Ecke stopft, lässt sich erstaunlich Klang produzieren.


Und dann dieser Satz: "If someone has a very strong accent ...." Postproduktion kann solche Sprecher:innen deutlicher verständlich machen. Mein Spontangedanke: Und wenn ich Tag und Nacht üben muss, ich bin zu faul für diese Art Postproduktion!


Das ist die andere Neuigkeit. Ich möchte den Podcast in englischer Sprache produzieren. Ich haderte hier im mehrsprachigen Landstrich, gleich ums Eck die Europahauptstadt, ziemlich lange mit der Sprache. Ich möchte auch Publikum hier erreichen. Mein Thema ist global. Und Deutsch engt es ein. Ich spreche einigermaßen fließend Französisch, habe aber auch Tage, an denen ich herumstottere auf der Suche nach einem Wort, das mir wieder mal nur auf Europlais einfällt, sprich, in allen anderen Sprachen. Ich kann's, aber das bin nicht ich. Mit Englisch öffnen sich so viele Möglichkeiten, spannende Menschen interviewen zu können. Die Französ:innen in meinem Themenbereich können es meist auch.


Übers Wochende werde ich erst mal meine Skripte verdauen und all die Links nachlesen. Es kribbelt mir verdammt stark in den Fingern ... oder sollte man sagen, in der Kehle?

2 Kommentare:

  1. Ich bin gespannt und neugierig!

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  2. Und ich erst! ;-) Wird jetzt noch ne Menge Arbeit vorher. Vor allem hab ich mein Thema noch nicht zurechtgeschraubt.

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