Endlich Regen!

Frühstück nach einer paradiesischen Nacht: Es hatte am Abend draußen zuerst vorsichtig und schüchtern "blib" gesagt, dann kamen immer mehr winzige Blibs, und lustig platzende, kugelbäuchige Blobs.


Ehe ich noch verstehen konnte, wer sich da nach langer Abwesenheit vorstellt, murmelte es, tackerte die alten Dachziegel fest, plitschte und platschte auf den Wegen. Die kleinen Blibs verbündeten sich mit vielen anderen, liefen in kleinen Rinnsalen in die dürstenden Beete, konnten der Gravitation zur Regentonne nicht widerstehen.

Der Hund blickte verdutzt in das Naturschauspiel und pinkelte vor Schreck an seinen Ausguck. Nur ja keinen Schritt zuviel machen, so ein Busch hätte sich ja unversehens vor Lust schütteln können! In der Nacht fühlen sich Kuschelkissen im Trockenen doch viel besser an, schließlich schlüpfen auch Wolfswelpen in ihre Wohnhöhlen. Da stand der Schauspieler bedröppelt vor der Tür, den nassen, verlorenen Wolfswelpen mimend. Verstand nicht, warum ich nicht mit dem Handtuch kam. Aber er spielte die Nässe ja nur, hatte seine Geheimpfade unter Dachvorsprüngen und ausladenden Ästen, um trocken zu bleiben.

Irgendwo verschwand gurgelnd das Wasser, der Boden schmatzte hörbar. Es gibt einen Platz am Waldrand, da redet der Boden nach solchen Regenfällen, weil er sich unter den Baumwurzeln bewegt, weil unterirdische Sandlinsen im Lehm sich mit Wasser füllen und mit Druck das Nass durch Mäusegänge nach oben treiben. Es sieht dort aus wie im Vulkanland, aber bei großer Nässe wird es zum Sumpf und dann quaken die Frösche mit den Sprudelquellen im Chor.

Jetzt lichten sich eben die dunklen, tiefen Regenwolken über dem Berggipfel, darunter leuchtet es in Rostfarben und Sonnengold. Es ist erstaunlich lau, der Himmel frischgewaschen blau und es war kein Traum. Es hat wirklich und wahrhaftig endlich richtig geregnet, nicht nur genieselt, nicht einfach nur geplatscht und sofort wieder aufgehört. Die Regentonne ist fast voll, zum ersten Mal seit ungefähr Mai, Juni. Das war die Nacht des paradiesischen Regens und Blätter und Blüten sind trunken davon, öffnen sich dem kostbaren Nass. Ich kann sie fast schlürfen hören.

3 Kommentare:

  1. Ich habe sie auch schlürfen gehört, Petra! Wunderbare Beschreibung.

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  2. Wie gut, dass der langersehnte Regen endlich gekommen ist! Deine intensive Beschreibung macht ihn richtig nacherlebbar, und Bilbos herrlich amüsanter Auftritt hat mir ebenso viel Freude gemacht manch eine deiner unnachahmlich plastischen Formulierungen ("wie im Vulkanland", "frischgewaschen blau"). Danke dafür!

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  3. Ich danke euch! Weil das Feedback auch bei FB so positiv ist, hier ein kleiner Hinweis. Im Unter-Menu für die Themen (Querleiste über den Beiträgen) gibt es ab sofort "Nature Writing" als Rubrik - da kommt also mehr!

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