Neuem Denken auf der Spur
Seit ich die Idee habe, wieder mit dem Schreiben zu beginnen und mich diesmal intensiv mit der Natur zu beschäftigem - vor dem Hintergrund unserer unruhigen Zeiten - tauche ich ein in eine neue Welt. Denn zu solch einem Projekt gehört es, nicht nur selbst die Besten der Besten in Sachen Nature Writing zu lesen, sondern auch zu recherchieren, ob diese fühlbare Strömung nicht auch "Denkfabriken" hat, ob es Hintergrundmaterial gibt, Stoff zum Nachdenken, um zu wachsen. Es war wirklich nur so ein Gefühl: Immer mehr AutorInnen verwenden die einst "innige", früher oft romantische bis romantisierende Naturbeschreibung in einer neuen Weise, um über Mensch und Kultur nachzudenken, vor allem aber über Ökologie, Lebenszusammenhänge, das Anthropozän. Inzwischen geht es mir wie einem Kind unterm Weihnachtsbaum!
Es gibt in der Tat da draußen auf diesem wunderbaren blauen Planeten immer mehr Menschen, die praktizieren, was ich "neues Denken" nennen möchte. In Anführungsstrichen deshalb, weil es so neu nicht ist, denn es beschäftigt sich auch mit der Geschichte, mit Disziplinen wie Archäologie oder Paläontologie. Nur scheinbar neu ist es dadurch, dass man sich in einem völlig wissenschaftlichen und sachlichen Umfeld mit Dingen beschäftigt, die früher an dieser Stelle geschmäht wurden: Mythologie z.B., aber auch Poetik und Kunst. Die neuen ForscherInnen können erstaunlich literarisch werden und in Worten baden, dass es ein Vergnügen ist. Sie glauben wieder an die Kraft und Notwendigkeit des Erzählens. Und so strömen auf der anderen Seite auch SchriftstellerInnen zu den Sachthemen.
Richtig neu ist das Bedürfnis, aus dem medial überhitzten Hamsterrad der zerstörerischen und manipulativen Meldungen auszusteigen, die wir inzwischen schon manisch, süchtig und automatisiert empört in Social Media teilen. Dabei ist dieses Aussteigen ein notwendiges Umsteigen: Wir müssen uns endlich wieder Raum geben und Stille.
In einer immer schriller werdenden Kakophonie, die kein bißchen mehr von den Konstruktiven beherrscht wird, müssen wir uns tatsächlich aktiv verweigern lernen.
Was meine ich damit? Ich wähle Facebook an, beim Frühstück, eigentlich müsste mir dasselbe umgehend wieder hochkommen: 70% aller Beiträge sind trotz ehrlicher und wahrscheinlich gerechtfertigter Empörung von Trump besetzt, von Rechtsradikalen, von Rassisten und anderen Lebensfeindlichen, von Planetenzerstörern. Wohlgemerkt - ich bin von intelligenten Menschen umgeben, die natürlich daran Kritik üben. Aber sie dienen dank der Algorithmen nur noch als Schalltrichter für die Propaganda, die sie eigentlich bekämpfen wollen.
Da ist vielleicht der liebe, warmherzige und echt besorgte Familienvater, der sich intensiv gegen eine gewisse Partei engagiert und den lieben langen Tag deren Worte und Taten zerpflückt. Nichtsdestotrotz - das ist der Technologie der Plattform FB geschuldet - macht er sich zum Verstärker von deren Worten und Taten, die es früher vielleicht nicht einmal wert gewesen wären, dass man auch nur kurz darüber lacht. Und weil wir kaum noch hinlesen (können), sehen wir oft die Kritik nicht mehr, nehmen als Subliminal nur noch die PR-Fotos und markigen Sprüche der Partei wahr. Das setzt sich fest, übers Unterbewusstsein. Damit arbeiten solche gezielt. Empörung ist die Währung für eine Massenproduktion an "Nachrichten". Wissen wir alles, geht auch mir so. Auch ich teile einmal zu schnell, zu empört. Aber wie komme ich da raus?
Es ist eine immense Anstrengung, im riesigen World Wide Web diejenigen zu finden, die sich Gedanken um die Zukunft machen und zwar konstruktiv: Indem sie nicht jammern oder wüten, sondern nach Lösungen suchen. Indem sie scheinbar winzige Schritte gehen zu einem neuen Verständnis, zu einer Veränderung des Miteinander.
Anderes Beispiel: Dass der Klimawandel kommt, nein, eigentlich schon da ist, müsste jedem klar denkenden Menschen bewusst sein. Die Wissenschaftler, die die Situationen und Entwicklungen beschreiben, sind da, sind hör- und lesbar. Der reflexhafte Umgang damit, menschlich ganz sicherlich, ist das Herausschreien der Katastrophenmeldungen, das große Zeigefingerschwingen auf Facebook oder bei Twitter, immer schön brav mit Hashtag für die eigene Peer Group. Früher hat man sich in Verzweiflung auf einen Berg oder in einen Tunnel gestellt und gebrüllt, was das Zeug hält. Das befreit, besagte schon die Urschreitherapie. Aber was genau bewirke ich eigentlich, wenn ich am Tag zehn Katastrophenmeldungen diesbezüglich teile?
Natürlich kann ich Linksammler für Interessierte und Recherchierende sein. Natürlich ist es wichtig, aufzuklären, nichts zu verschweigen. Aber erreiche ich damit auch nur einen einzigen Klimawandelleugner? In der Regel nicht, ich sitze ja in meiner eigenen Bubble fest, bekomme lediglich mein Weltbild bestätigt - was durchaus gut tun kann. Ändere ich damit die Menschen? Wer denkt noch tiefer nach angesichts der Menge der immer lauter und schneller kommenden Einschläge?
Ich will damit kein Verhalten kritisieren - nur zeigen, warum es so schwer ist, umzusteigen und die leiseren Stimmen zu hören. Sich die Zeit zu nehmen, einmal an einem einzigen Stoff länger nachzudenken, ihn vielleicht im "Kohlenstoffleben" zu debattieren. Überhaupt mal wieder einen einzigen längeren Text zu lesen! So viele Menschen, die Stunden bei Whatsapp verbringen, sagen mir, sie läsen nicht mehr.
Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt die Denkerinnen und Denker, die gnadenlos den Ist-Zustand der Erde analysieren und Ideen entwickeln, wie ein "Umbau" möglich wäre. Sie debattieren nicht nur, viele von ihnen leben ihn bereits, sind sichtbare Vorbilder oder stecken andere einfach nur zu kleinen Schritten an. Da geht es z.B. um unser Wirtschaftssystem, das nicht nur durch die derzeitige Ausformung des gnadenlosen Verzockens unsere Welt an den Abgrund bringt. Noch schlimmer ist es, dass wir selbst, sogar die Gegner, in geldwerten Kategorien denken, Menschenleben berechnen und selbst das Sterben in Formeln stecken, an deren Ende eine Währung steht. Es ist leicht zu sagen, man wolle das alles nicht mehr, wenn man sich z.B. selbst nur über seine Arbeit und den daraus resultierenden Lohn oder Erfolg definiert. Trotzdem leben Menschen bereits auch hier ein anderes Denken ... mitten im Kapitalismus, mitten im System. Wie machen die das?
Andere denken nach über Ökologie und das Miteinander auf diesem Planeten, über die Menschheit und die Artenvielfalt. Und hier geschieht durchaus Bahnbrechendes: Wie kann ich unsere Zukunft so denken, dass der Mensch nicht mehr das Maß aller Dinge ist, nicht mehr im Mittelpunkt steht? Woran messe ich Wichtigkeiten? Was persönlich verbindet mich mit einem uralten Baum, aber auch mit einer Kakerlake oder einer Spinne? Kann ich von Termiten lernen? Ließe sich "Mensch" auch völlig anders definieren, als wir das bisher tun? Und was bitte, sollen Worte wie Liebe oder Poesie in der Wissenschaft? Das Anthropozän knacken (vielmehr die Umstände und Denkweisen dahinter) ... gar nicht so einfach. Die Denkerinnen und Denker gibt es, die sich alle Mühe geben.
Vielleicht sind ihre Ideen zu belächeln, vielleicht erscheinen uns manche zu verstiegen. Andere wiederum mögen uns auf die Palme bringen oder auch völlig begeistern, so dass Debatten entstehen. Eines ist klar: Wir dürfen unsere Agenda nicht mehr beherrschen lassen von Politikern, die im Wahn die Welt mit Gülle volltwittern, von menschen- und lebensfeindlichen Machtbesessenen und von Hanseln, die an der Zerstörung Geld und Einfluss verdienen, nicht am Miteinander, nicht an der Zukunft. Ausgerechnet bei Twitter & Co. findet man aber auch die "Guten", die sich verbandeln ...
Solche Leute und Gedanken will ich in loser Folge hier im Blog vorstellen, außerhalb der Plattformen, damit es nicht untergeht. Es gibt hier das Thema "Zukunft" im Untermenu. Die Links sollen dabei auch helfen, sich bei Interesse selbst weiter zu verbandeln mit klugen Menschen oder auf Plattformen des Denkens.
Den Anfang machen möchte ich mit meiner gestrigen Nachtlektüre, die man auch als Podcast hören kann (es lohnt sich, so sprachgewaltig wie es ist). Ich fand den Tipp über Twitter bei Gavin Van Horn, dem Autor des Buchs "The Way of Coyote: Shared Journeys in the Urban Wilds" (University of Chicago Press).
Es ist ein Essay des nigerianischen Schriftstellers Bayo Akomolafe im Emergence Magazine:
When You Meet the Monster, Anoint Its Feet
Worum geht es?
Es ist eine Art Bestandsaufnahme unserer heutigen Art zu denken und zu handeln, und eine literarische Reise in das, was wir verlernt haben, nicht wissen wollen. Die Reise beginnt in die Zwischenräume in einer Welt des polarisierenden Denkens. Was, wenn wir uns plötzlich mit dem Dazwischen beschäftigen würden statt mit der einen oder anderen Seite? Es ist der Versuch, sich als Mensch anders zu begreifen, als es im Anthropozän üblich ist - Akomolafe spricht von Holobionten:
Ein Essay, das man sicherlich mehrmals hören / lesen muss, wenn einem die Themen neu sind. Aber es lohnt sich als Nachdenkstoff über diese Welt. Und wenn wir einmal all die Trumpel dieser Welt kurz stummschalten, bleibt auch die Zeit zum Lesen.
Eine Bemerkung noch in eigener Sache: Dieses anregende, global sich verbreitende "neue" Denken findet fast ausschließlich in englischer Sprache statt - einfach, weil das die Welt- und Wissenschaftssprache ist. So sind uns auch Gedanken z.B. aus Afrika oder Indien zugänglich. Ein anderer Grund ist der, dass sich Buchmarkt und Medien im deutschsprachigen Raum für "Randthemen" nur zögerlich öffnen, man sieht das daran, welche wichtigen Bücher nicht übersetzt werden oder nur, weil sie schon für internationale Preise nominiert wurden oder bereits Bestseller sind. Einheimische AutorInnen steckt man dann auch schon mal in unbekanntere Kleinverlage. Wenn mir ein bahnbrechender deutscher Text auffällt, werde ich ihn natürlich teilen, aber grundsätzlich werden die Stoffe wohl englischsprachig bleiben.
Wenn die Texte nicht zu komplex sind, kann man die Websites mit Google Translate lesen (einfach die URL eingeben, dann wird die Website im Original übertragen). Eher fürs gesprochene Wort und kürzere, einfachere Texte geeignet ist Deepl.
Es gibt in der Tat da draußen auf diesem wunderbaren blauen Planeten immer mehr Menschen, die praktizieren, was ich "neues Denken" nennen möchte. In Anführungsstrichen deshalb, weil es so neu nicht ist, denn es beschäftigt sich auch mit der Geschichte, mit Disziplinen wie Archäologie oder Paläontologie. Nur scheinbar neu ist es dadurch, dass man sich in einem völlig wissenschaftlichen und sachlichen Umfeld mit Dingen beschäftigt, die früher an dieser Stelle geschmäht wurden: Mythologie z.B., aber auch Poetik und Kunst. Die neuen ForscherInnen können erstaunlich literarisch werden und in Worten baden, dass es ein Vergnügen ist. Sie glauben wieder an die Kraft und Notwendigkeit des Erzählens. Und so strömen auf der anderen Seite auch SchriftstellerInnen zu den Sachthemen.
Richtig neu ist das Bedürfnis, aus dem medial überhitzten Hamsterrad der zerstörerischen und manipulativen Meldungen auszusteigen, die wir inzwischen schon manisch, süchtig und automatisiert empört in Social Media teilen. Dabei ist dieses Aussteigen ein notwendiges Umsteigen: Wir müssen uns endlich wieder Raum geben und Stille.
In einer immer schriller werdenden Kakophonie, die kein bißchen mehr von den Konstruktiven beherrscht wird, müssen wir uns tatsächlich aktiv verweigern lernen.
Was meine ich damit? Ich wähle Facebook an, beim Frühstück, eigentlich müsste mir dasselbe umgehend wieder hochkommen: 70% aller Beiträge sind trotz ehrlicher und wahrscheinlich gerechtfertigter Empörung von Trump besetzt, von Rechtsradikalen, von Rassisten und anderen Lebensfeindlichen, von Planetenzerstörern. Wohlgemerkt - ich bin von intelligenten Menschen umgeben, die natürlich daran Kritik üben. Aber sie dienen dank der Algorithmen nur noch als Schalltrichter für die Propaganda, die sie eigentlich bekämpfen wollen.
Da ist vielleicht der liebe, warmherzige und echt besorgte Familienvater, der sich intensiv gegen eine gewisse Partei engagiert und den lieben langen Tag deren Worte und Taten zerpflückt. Nichtsdestotrotz - das ist der Technologie der Plattform FB geschuldet - macht er sich zum Verstärker von deren Worten und Taten, die es früher vielleicht nicht einmal wert gewesen wären, dass man auch nur kurz darüber lacht. Und weil wir kaum noch hinlesen (können), sehen wir oft die Kritik nicht mehr, nehmen als Subliminal nur noch die PR-Fotos und markigen Sprüche der Partei wahr. Das setzt sich fest, übers Unterbewusstsein. Damit arbeiten solche gezielt. Empörung ist die Währung für eine Massenproduktion an "Nachrichten". Wissen wir alles, geht auch mir so. Auch ich teile einmal zu schnell, zu empört. Aber wie komme ich da raus?
Es ist eine immense Anstrengung, im riesigen World Wide Web diejenigen zu finden, die sich Gedanken um die Zukunft machen und zwar konstruktiv: Indem sie nicht jammern oder wüten, sondern nach Lösungen suchen. Indem sie scheinbar winzige Schritte gehen zu einem neuen Verständnis, zu einer Veränderung des Miteinander.
Anderes Beispiel: Dass der Klimawandel kommt, nein, eigentlich schon da ist, müsste jedem klar denkenden Menschen bewusst sein. Die Wissenschaftler, die die Situationen und Entwicklungen beschreiben, sind da, sind hör- und lesbar. Der reflexhafte Umgang damit, menschlich ganz sicherlich, ist das Herausschreien der Katastrophenmeldungen, das große Zeigefingerschwingen auf Facebook oder bei Twitter, immer schön brav mit Hashtag für die eigene Peer Group. Früher hat man sich in Verzweiflung auf einen Berg oder in einen Tunnel gestellt und gebrüllt, was das Zeug hält. Das befreit, besagte schon die Urschreitherapie. Aber was genau bewirke ich eigentlich, wenn ich am Tag zehn Katastrophenmeldungen diesbezüglich teile?
Natürlich kann ich Linksammler für Interessierte und Recherchierende sein. Natürlich ist es wichtig, aufzuklären, nichts zu verschweigen. Aber erreiche ich damit auch nur einen einzigen Klimawandelleugner? In der Regel nicht, ich sitze ja in meiner eigenen Bubble fest, bekomme lediglich mein Weltbild bestätigt - was durchaus gut tun kann. Ändere ich damit die Menschen? Wer denkt noch tiefer nach angesichts der Menge der immer lauter und schneller kommenden Einschläge?
Ich will damit kein Verhalten kritisieren - nur zeigen, warum es so schwer ist, umzusteigen und die leiseren Stimmen zu hören. Sich die Zeit zu nehmen, einmal an einem einzigen Stoff länger nachzudenken, ihn vielleicht im "Kohlenstoffleben" zu debattieren. Überhaupt mal wieder einen einzigen längeren Text zu lesen! So viele Menschen, die Stunden bei Whatsapp verbringen, sagen mir, sie läsen nicht mehr.
Langer Rede kurzer Sinn: Es gibt die Denkerinnen und Denker, die gnadenlos den Ist-Zustand der Erde analysieren und Ideen entwickeln, wie ein "Umbau" möglich wäre. Sie debattieren nicht nur, viele von ihnen leben ihn bereits, sind sichtbare Vorbilder oder stecken andere einfach nur zu kleinen Schritten an. Da geht es z.B. um unser Wirtschaftssystem, das nicht nur durch die derzeitige Ausformung des gnadenlosen Verzockens unsere Welt an den Abgrund bringt. Noch schlimmer ist es, dass wir selbst, sogar die Gegner, in geldwerten Kategorien denken, Menschenleben berechnen und selbst das Sterben in Formeln stecken, an deren Ende eine Währung steht. Es ist leicht zu sagen, man wolle das alles nicht mehr, wenn man sich z.B. selbst nur über seine Arbeit und den daraus resultierenden Lohn oder Erfolg definiert. Trotzdem leben Menschen bereits auch hier ein anderes Denken ... mitten im Kapitalismus, mitten im System. Wie machen die das?
Andere denken nach über Ökologie und das Miteinander auf diesem Planeten, über die Menschheit und die Artenvielfalt. Und hier geschieht durchaus Bahnbrechendes: Wie kann ich unsere Zukunft so denken, dass der Mensch nicht mehr das Maß aller Dinge ist, nicht mehr im Mittelpunkt steht? Woran messe ich Wichtigkeiten? Was persönlich verbindet mich mit einem uralten Baum, aber auch mit einer Kakerlake oder einer Spinne? Kann ich von Termiten lernen? Ließe sich "Mensch" auch völlig anders definieren, als wir das bisher tun? Und was bitte, sollen Worte wie Liebe oder Poesie in der Wissenschaft? Das Anthropozän knacken (vielmehr die Umstände und Denkweisen dahinter) ... gar nicht so einfach. Die Denkerinnen und Denker gibt es, die sich alle Mühe geben.
Vielleicht sind ihre Ideen zu belächeln, vielleicht erscheinen uns manche zu verstiegen. Andere wiederum mögen uns auf die Palme bringen oder auch völlig begeistern, so dass Debatten entstehen. Eines ist klar: Wir dürfen unsere Agenda nicht mehr beherrschen lassen von Politikern, die im Wahn die Welt mit Gülle volltwittern, von menschen- und lebensfeindlichen Machtbesessenen und von Hanseln, die an der Zerstörung Geld und Einfluss verdienen, nicht am Miteinander, nicht an der Zukunft. Ausgerechnet bei Twitter & Co. findet man aber auch die "Guten", die sich verbandeln ...
Solche Leute und Gedanken will ich in loser Folge hier im Blog vorstellen, außerhalb der Plattformen, damit es nicht untergeht. Es gibt hier das Thema "Zukunft" im Untermenu. Die Links sollen dabei auch helfen, sich bei Interesse selbst weiter zu verbandeln mit klugen Menschen oder auf Plattformen des Denkens.
Den Anfang machen möchte ich mit meiner gestrigen Nachtlektüre, die man auch als Podcast hören kann (es lohnt sich, so sprachgewaltig wie es ist). Ich fand den Tipp über Twitter bei Gavin Van Horn, dem Autor des Buchs "The Way of Coyote: Shared Journeys in the Urban Wilds" (University of Chicago Press).
Es ist ein Essay des nigerianischen Schriftstellers Bayo Akomolafe im Emergence Magazine:
When You Meet the Monster, Anoint Its Feet
Worum geht es?
Es ist eine Art Bestandsaufnahme unserer heutigen Art zu denken und zu handeln, und eine literarische Reise in das, was wir verlernt haben, nicht wissen wollen. Die Reise beginnt in die Zwischenräume in einer Welt des polarisierenden Denkens. Was, wenn wir uns plötzlich mit dem Dazwischen beschäftigen würden statt mit der einen oder anderen Seite? Es ist der Versuch, sich als Mensch anders zu begreifen, als es im Anthropozän üblich ist - Akomolafe spricht von Holobionten:
"We are holobionts. We live and are lived through; we are composite beings, companion species, emerging within and among assemblages."Es geht in diesem Essay auch um Rassismus und uralte Yoruba-Mythen, um die Definition des Menschseins und wie wir aus den Denkkäfigen entkommen könnten. Das Stichwort ist ein ganz großes, das derzeit viele Forschungen, aber auch philosophische und künstlerische Gedanken durchzieht: Interconnectedness - alles ist mit allem verbunden, verwoben. Uralte Sache, gab es schon in Urmythen. Neu ist, dass Ergebnisse wissenschaftlicher Studien davon sprechen.
Ein Essay, das man sicherlich mehrmals hören / lesen muss, wenn einem die Themen neu sind. Aber es lohnt sich als Nachdenkstoff über diese Welt. Und wenn wir einmal all die Trumpel dieser Welt kurz stummschalten, bleibt auch die Zeit zum Lesen.
Eine Bemerkung noch in eigener Sache: Dieses anregende, global sich verbreitende "neue" Denken findet fast ausschließlich in englischer Sprache statt - einfach, weil das die Welt- und Wissenschaftssprache ist. So sind uns auch Gedanken z.B. aus Afrika oder Indien zugänglich. Ein anderer Grund ist der, dass sich Buchmarkt und Medien im deutschsprachigen Raum für "Randthemen" nur zögerlich öffnen, man sieht das daran, welche wichtigen Bücher nicht übersetzt werden oder nur, weil sie schon für internationale Preise nominiert wurden oder bereits Bestseller sind. Einheimische AutorInnen steckt man dann auch schon mal in unbekanntere Kleinverlage. Wenn mir ein bahnbrechender deutscher Text auffällt, werde ich ihn natürlich teilen, aber grundsätzlich werden die Stoffe wohl englischsprachig bleiben.
Wenn die Texte nicht zu komplex sind, kann man die Websites mit Google Translate lesen (einfach die URL eingeben, dann wird die Website im Original übertragen). Eher fürs gesprochene Wort und kürzere, einfachere Texte geeignet ist Deepl.
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