Ich komme eben von einem Ausflug der besonderen Art zurück. Während sich mein Hund Bilbo eher für die Brote in meinem Rucksack interessierte, habe ich mich schnurstracks ins Elfenland begeben! Man muss nur genau hinschauen - und schon kann man es entdecken. Riesige Wände kann man da erklimmen und kleine Elfenbecher finden ... (Bilder zum Vergrößern anklicken).
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Wie in einer Felswand der Nordvogesen! (Alle Fotos copyright by Petra van Cronenburg) |
Die Realität ist weniger märchenhaft: Starke Vergrößerung, leider mit ziemlich mieser Handykamera geschossen. Aber nicht weniger faszinierend und schön als ein Märchen!
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Wo das Myzel das Holz durchdringt, wird durch die Verarbeitung ein blaugrünes Pigment erzeugt.
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Konkret habe ich "Blauholz" für die Schmuckproduktion gesammelt, das ich auch "Feenholz" nenne. Es wird nämlich durch einen Pilz gefärbt, der im Englischen so schön
Green Elf's Cup heißt, im sperrigen Deutsch
Kleinsporiger Grünspanbecherling (Chlorociboria aeruginascens). Der kommt bei uns nur bei ausreichend hoher Luftfeuchtigkeit vor und bildet beim Zersetzen des Holzes das Pigment
Xylindein, das alsolut lichtecht ist. Und weil das eingefärbte Holz getrocknet dann auch recht haltbar ist, verwendete man es bereits in der Renaissance für wertvolle Intarsien in Grün und Blaugrün.
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Nur äußerst selten sind bei uns die Fruchtkörper außen am Holz zu sehen - und meist an der Unterseite. |
Nach dem Regen der vergangenen Tage und durch die Wärme hatte ich besonderes Glück: Der Pilz hat seine Fruchtkörper durchs Holz nach außen getrieben. Sie sind winzig klein, blaugrün - und ich habe tatsächlich seit meiner Jugendzeit zum ersten Mal überhaupt die Fruchtkörper in unseren Breiten gesehen.
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Größenvergleich: meine Zeigefingerspitze! |
Das sind Steckenpferde von mir: Holz- und Papierchemie und die Historie von altem Handwerk. Es ist absolut faszinierend, welche Parallelen es gibt zwischen der Papierverarbeitung in meinem Atelier und der Chemie, mit der Pilze Holz zersetzen oder umwandeln. Wir kennen das als Laien, wenn der Baumpilz einen Baum zum Umstürzen gebracht hat. Das Holz fühlt sich manchmal an wie Papier und zerbricht.
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Kirschholz nach Braunfäule. Oben papierartige Schichten von Weißfäule. |
So habe ich noch etwas anderes gesammelt: Ein uralter wilder Kirschbaum am Waldrand war schon seit langem von riesigen
Gemeinen Schwefelporlingen (
Laetiporus sulphureus) befallen. Die heißen im Englischen auch viel merkfähiger:
Chicken of the Woods - junge Exemplare sind nämlich essbar und sollen nach Hühnchen schmecken.
Roh ist der Pilz übrigens giftig! Und für die befallenen Bäume kein Segen: Er verursacht zunächst intensiv Braunfäule, befällt zuerst das Kernholz, dann das Splintholz - und das bringt den Baum zum Absterben. Ich habe nun fasziniert das vom Pilz "verarbeitete" rotbraune Holz gesammelt, das sich in Schichten splittern lässt. Darum möchte ich damit experimentieren, ob es sich nicht für Schmuckstücke bearbeiten lässt. Zuerst landet das Holz in der Kühltruhe um etwaige Holzschädlinge abzutöten, dann wird es sorgfältig getrocknet - und ist erst dann zu nutzen.
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Ein Ast mit Gelbflechten beherbergt noch mehr Sorten, wenn man genauer hinschaut. |
Und weil sie so schön sind, gibt es auch noch
Flechten, die überall im Wald in herrlich gelben und orangefarbenen Tönen leuchten. Besonders im Winter bezaubern sie mit ihrem Licht
- die meisten davon sind
Gewöhnliche Gelbflechten (
Xanthoria parietina). Es handelt sich hierbei um eine
Symbioseform von Pilzen mit Grünalgen, die sich vor allem in der Nähe von stark gedüngten Feldern oder in der Nähe von Siedlungen zeigt, denn sie ernährt sich am liebsten von Stickstoff aus Luft und Boden.
Ich wünsche viel Freude in der Mikrowelt meiner Wanderung! Irgendwann entstehen aus dem Blauholz Schmuckstücke, die Flechtenstecken habe ich für eine Collage gesucht. Und wer sich für meinen Schmuck aus dem Vogesenwald interessiert, den gibt es
auf meiner Website und
in meinem Shop (s. auch die Links ganz ganz oben im Blog).
Da bin ich doch sehr gespannt, was du aus dem Blauholz machst! Danke für's mitnehmen in deinen Elfenwald :-)
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