Mein "russisches Jahr" 2014

Seit gestern habe ich meinen letzten "großen" Termin unter Dach und Fach ... und gleich noch einen kleinen dazu bekommen. Ich versuche alles, um meinen Namenspatron milde zu stimmen, denn dafür kann ich weder Eis noch Schnee auf den Straßen brauchen! Obwohl es passen würde. Petrus hat schon mal 10 Grad plus versprochen - für mein erstes russisches Weihnachten mit Freunden und sicher neuen Bekannten. Und ausgerechnet ich Weihnachtsmuffel freue mich aufs Vorlesen von Gogol, selbstgemachte Piroggen und - aufs Wiedersehen.

Das neue Jahr scheint sich zu einem "russischen Jahr" zu mausern. Nicht nur, weil Vaslav Nijinsky 125 Jahre alt geworden wäre. Auf einmal bildet all meine Arbeit der vergangenen Jahre wieder Kreise, alles passt zu allem ... und noch besser: Ich arbeite für meine absoluten Lieblingsthemen!

Im Moment stehe ich mit meinem Stück über die Ballets Russes mächtig unter Druck. Denn am 27. Mai ist schließlich "schon" Premiere - in Baden-Baden werden bereits auch von der Deutsch-Russischen Kulturgesellschaft Einladungen verschickt.

Gleich am zweiten Dienstag im Juni stehe dann ich selbst auf der Bühne ... oder vielmehr auf der Straße. Ich werde nicht zum ersten Mal Stadtführungen der etwas anderen Art anbieten. Früher gab es solche Veranstaltungen von mir auf dem Odilienberg und letztes Jahr führte ich die Leser einer österreichischen Zeitschrift ins historische Baden-Baden. Aber ich bin nicht der Typ, der wie die üblichen Führer Wikipedia-Wissen herunterspult - ich selbst langweile mich tödlich bei allzu viel Faktenzahlenbromborium. Ich muss frei erzählen können ...

Als Dostojewski hier hauste, musste seine Frau Anna die letzten Kleider versetzen. (PvC)

 Um das auf die Spitze zu treiben, schlüpfe ich in die Haut von Anna Orlando, die behauptet, schon gelebt zu haben, als die badische Prinzessin heimwehkrank vom Zarenhof auf Heimaturlaub kam. Natürlich kennt sie jeden großen Tratsch aus den künstlerischen Salons der Stadt und liest auch schon mal Gerüchte aus alten Zeitungen. Mme Orlando weiß, wie sich ein deutscher Bestsellerautor und ein Verleger im 19. Jahrhundert durch russische Logiergäste eine goldene Nase verdienten; sie hat gesehen, wie man aus einer Anlage zum Schweineabbrühen ein Wellness-Center machte und Thermalwasser mit einem Pülverchen zu angeblichem „Carlsbader Wasser“ schönte. Sie stand mit den russischen Schriftstellergrößen am Spieltisch, faulenzte wie Oblomow mit Gontscharow und erwischte Gogols Muse bei einer Liebschaft.

Etwas ernsthafter geht es dann im November zu - für diesen Monat haben wir die Zusage für eine Ausstellung der Deutsch-Russischen Kulturgesellschaft über die großen russischen Klassiker - ich werde die Ausstellung mit einem Vortrag eröffnen. Und wer weiß, vielleicht wird auch dieser Vortrag anschließend zu einem kleinen Büchlein werden wie schon mein Essay über den großen Dichter und Übersetzer Wassili Schukowski.


Und das ist das größte Abenteuer der Verlegerin in mir, das ich in diesem Jahr mit noch ungewissem Ausgang, aber genügend Mut zu verrückten Ideen versuchen werde: Das Büchlein über Schukowski soll ins Russische übersetzt werden und außerdem in beiden Sprachen als Druckausgabe erscheinen. Einmal ein Buch von mir in Russland sehen ... ein Traum. Vielleicht geht dann auch der Wunsch einer lieben Russin in Erfüllung, die mir einmal aus Sankt Petersburg Stadtpläne und Prospekte geschickt hat: Sie wünscht mir eine Reise nach Osten - oder wie eine Freundin von mir immer sagt: Man muss dieses Land einmal direkt gespürt haben!

3 Kommentare:

  1. Das klingt nach einem arbeitsreichen, aber auch spannendem, faszinierendem und befriedigendem Jahr! Ich drücke die Daumen, dass aus all diesen Projekten neue Ideen entstehen, die dein berufliches Leben bereichern.

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  2. Herzlichen Dank, Winterkatze!
    Was ich hier aufgezählt habe, ist leider viel zu wenig Arbeit, da muss noch eine Menge mehr dazukommen, damit der Kühlschrank gefüllt ist. ;-)
    Aber es ist die Sorte Arbeit, die beflügelt und ungeheuren Spaß macht. Nach einem Bad im Publikum fällt es dann wieder leichter, sich wochenlang im einsamen Kämmerchen auf den Hosenboden zu setzen, um Bücher ins Deutsche zu übertragen ...
    Übrigens hab ich jetzt endlich mal dein Blog in meiner Blogroll verlinkt ... die sollte ich längst mal aufräumen.

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  3. Ach, der elende Kühlschrank! Der soll sich einfach selber füllen, damit Zeit für die beflügelnden Projekte bleibt! ;)

    Aber schön, dass du diesen tollen Ausgleich zur Arbeit im Kämmerchen hast.

    Ich muss ja gestehen, dass ich gar keine Blogroll führe, da ich das regelmäßige Aufräumen scheue ...

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