Anna Orlando auf Klamottensuche

Anna Orlando hat viel mit dem geheimnisvollen Grafen von Saint Germain gemeinsam: Sie hat einen ausgeprägten Hang zur Hochstapelei, eine schier überbordende Fantasie, die oft die Grenzen zur Wirklichkeit verwischt ... und sie lebt schon viel zu lange, um wahr zu sein. Aber wie der echte Graf läuft auch sie im wirklichen Leben herum ... heute noch. Sie hat nur ein ganz schlimmes Problem, das der Graf nie hatte: Sie hat nichts anzuziehen!

Anna Orlando in Sepia, Ende 19. Jhdt.
Anna Orlando will in Baden-Baden gelebt haben, als es die badische Prinzessin Louise Richtung Zarenhof verlassen hat, und behauptet, noch den weltberühmten Opernsänger Schaljapin in einer Kneipe singen gehört zu haben. Macht nach Adam Riese ein heutiges Alter von genau 200 Jahren. Dafür hat sie sich recht gut gehalten. Zumal sie sich als Salondame schon mindestens 150 Jahre lang viele Nächte um die Ohren schlägt. Sie will  in den Salons von Turgenjew / Viardot genauso gesessen haben wie bei Fanny Leland oder Rachel von Varnhagen-Ense, hat die Pawlowa tanzen gesehen und Nijinsky erwischt, wie er sich heimlich aus dem Grandhotel stahl. Sie kennt den Tratsch jener Gesellschaft, die intimen Briefe und die Tratschpresse von damals obendrein.

Unter den Reichen und Schönen und Mondänen fällt sie kaum auf, wenn sie bei Monsieur Ritz ihren Tee nimmt. Sie ist gut zu Fuß, promeniert vom Kurhaus, wo die Herren Blankwaffen kaufen und die Kokotten in Negligés zwischen den Verkaufsbuden warten, entlang der Lichtentaler Allee bis hin zu Dostojewskijs lächerlicher Absteige. Aber was bitte zieht man dazu an? Anna Orlando kann eines nicht wirklich ab: Die einzwängende, unmenschlich knechtende Frauenmode des 19. Jahrhunderts. Sie hätte sich wie die Petersburger Salondamen eher in Männerkleidung geworfen. Sie schafft den Modesprung nicht vom Jugendstil um 1900 zu den Lieblingskleidern aus den frühen Jahren des Ersten Weltkriegs. Ist einfach alles irgendwie schön!

Jemand, der so lange lebt wie sie, findet: Das kann man doch sicher irgendwie in einem Zauberkleiderschrank mixen? Vielleicht muss man den Schrank nur mit einer ausgeklügelten Steam-Punk-Maschine in Oszillation versetzen? Her mit dem Fummel zwischen viktorianischem Adelsprunk, Fin-de-siècle und 1910ern, auf Straßen des 21. Jahrhunderts getragen! Das muss doch zu machen sein?

Anmerkung: Anna Orlando ist eine Kunstfigur, die ab Juni live auf Zeitreise geht ... sprich, ihre Hochstapeleien vor Publikum des Jahres 2014 ablässt.

4 Kommentare:

  1. Günther Kohlbacher27/1/14 16:52

    Halt mich jetzt für spinnert. Dieses s/w Photo von Anna Orlando" ich sehe da Ahnlichkeiten mit Dir! Wenn man sich die wallenden Haare wegdenkt, die Gesichtszüge. Sorry, vielleicht spinne ich auch nur rum. Aber, als ich dies Photo das erste mal sah, kam gleich diese Assitiation. Liebe Grüße aus Passau

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  2. Nix spinnert, gute Augen! Und das ganz ohne Biometrie-Software!
    Die Anna bin natürlich ich. Damals hatte ich noch langes Haar und der Rest ist Zöpfchen drehen, dramatische Pose plus Bildbearbeitung. ;-)
    LG, Petra

    Übrigens hat sich die Diskussion auf FB verselbstständigt, weil man da besser Links abwerfen kann: https://www.facebook.com/petra.van.cronenburg/posts/579807015442980?stream_ref=10

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  3. Adele schickt herzliche Grüße und hält es mit der Mode ähnlich...

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  4. Oh, die schicke Adele in meinem Blog, welch eine Ehre! Ich küss die Hand, Madame! (Wobei ich nicht umhin kann zu gestehen, dass Sie mir eine stete Mutmacherin sind mit Ihrem Beispiel.)

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