Bandsalat und Musikklau
50 Jahre Musikkassette ... und ich dachte schon, ich sei alt! Mein Vergnügen mit dieser Erfindung begann nämlich erst 1975 mit dem ersten Kassettenrekorder von "Quelle". Das war ein rechteckiges Teil mit plumpen großen Tasten an der Schmalseite und einem eingebauten grauenhaften Billiglautsprecher. Man öffnete eine Klappe, legte vorsichtig eine Kassette ein, schloss wieder gut und drückte auf Play oder Recording, Vorspulen oder Rückspulen. An der Seite des Tastenfelds stand über einem winzigen durchbrochenen Viereck "Micro".
Legte man die Kassette nicht ordentlich ein, gab es sogenannten Bandsalat, dessen man wieder Herr wurde, indem man das Zeug per Hand wieder einspulte. Schlaumeier haben damals den Trick mit dem eckigen Bleistift erfunden, der genau ins gezahnte Loch passte und die Finger schonte. Bandsalat gab es nämlich oft, vor allem bei den Billigkassetten ("low noise") und nach zigmal Abspielen der Lieblingshits. Bis man sich die teuren Dinger mit "Chromdioxid" vom Taschengeld leisten konnte, verging viel Zeit - die wünschte man sich zu Weihnachten.
Als Musikträger noch echte Schrauben hatten und selbst von Kindern repariert werden konnten, hörten wir so komische Leute wie die Eagles oder die Doobie Brothers, schnulzten mit Barry Manilow und Joe Cocker. Richtig wertvoll war so eine Kassette dann als Tauschobjekt, wenn man Bohemian Rhapsody von Queen ohne Aufquatscher des Radiosprechers erwischt hatte ... und ohne lästige Nebengeräusche durch Mütter mit Staubsaugern, die ungefragt ins Zimmer einfielen, oder Väter, die uns erzählen wollten, dass das, was wir taten, illegal sei.
Wir taten es alle! Noch ohne Überspielkabel, die nur die teureren Geräte hatten. Man stellte den Rekorder möglichst eng ans Radio, drehte das etwas lauter auf und drückte auf "Aufnahme". Währenddessen musste man mucksmäuschenstill sein und möglichst leise atmen. Das Ding nahm alles auf, auch Wellensittich Hansi, der sich über Barry Manilow beschwerte. Erst später, als wir schon die Plattenspieler der Eltern benutzen "durften" - ohne dass die das merkten - begann die Plattenkopiererei. Wer wollte schon immer um Erlaubnis fragen, wenn er Deep Purple donnern wollte! Damals war der Plattenspieler Teil eines sogenannten Musikschranks, ein Trumm von überflüssigem Möbel, mit dem der Mensch der Sechziger bewies: Wir haben es zu etwas gebracht. Der "Schrank" bestand aus zwei riesigen, stoffbespannten Lautsprechern und einem Röhrenradio in der Mitte, links unter einer Klappe war der "Dual-Plattenspieler", rechts unter der gleichen Klappe lagen die Fotoalben der Familie. Die Platten sammelte man unter dem Radio.
Das Aufnahmestudio im Wohnzimmer war noch etwas schwieriger: Die Eltern mussten außer Haus sein und durften nicht vor Ablauf einer Schallplatte hereinplatzen. Plattenkopien waren als Tauschobjekt noch wertvoller als Top-Ten-Mitschnitte! Ja, das war illegal, Abgaben an Verwertungsgesellschaften hat man auch erst irgendwann später erfunden. Aber uns scherte das kein bißchen. Wir sahen nicht ein, dass man Musik, die man doch eh schon gekauft oder mit den Rundfunkgebühren bezahlt hatte, nicht in allen Zimmern und auf allen Geräten hören durfte oder mit den Kumpels tauschen. War unsere Zeit eigentlich damals so sehr anders als die heute?
Sie leiern, eiern und sind unvergesslich, meine ersten Musikkassetten |
Als Musikträger noch echte Schrauben hatten und selbst von Kindern repariert werden konnten, hörten wir so komische Leute wie die Eagles oder die Doobie Brothers, schnulzten mit Barry Manilow und Joe Cocker. Richtig wertvoll war so eine Kassette dann als Tauschobjekt, wenn man Bohemian Rhapsody von Queen ohne Aufquatscher des Radiosprechers erwischt hatte ... und ohne lästige Nebengeräusche durch Mütter mit Staubsaugern, die ungefragt ins Zimmer einfielen, oder Väter, die uns erzählen wollten, dass das, was wir taten, illegal sei.
Wir taten es alle! Noch ohne Überspielkabel, die nur die teureren Geräte hatten. Man stellte den Rekorder möglichst eng ans Radio, drehte das etwas lauter auf und drückte auf "Aufnahme". Währenddessen musste man mucksmäuschenstill sein und möglichst leise atmen. Das Ding nahm alles auf, auch Wellensittich Hansi, der sich über Barry Manilow beschwerte. Erst später, als wir schon die Plattenspieler der Eltern benutzen "durften" - ohne dass die das merkten - begann die Plattenkopiererei. Wer wollte schon immer um Erlaubnis fragen, wenn er Deep Purple donnern wollte! Damals war der Plattenspieler Teil eines sogenannten Musikschranks, ein Trumm von überflüssigem Möbel, mit dem der Mensch der Sechziger bewies: Wir haben es zu etwas gebracht. Der "Schrank" bestand aus zwei riesigen, stoffbespannten Lautsprechern und einem Röhrenradio in der Mitte, links unter einer Klappe war der "Dual-Plattenspieler", rechts unter der gleichen Klappe lagen die Fotoalben der Familie. Die Platten sammelte man unter dem Radio.
Das Aufnahmestudio im Wohnzimmer war noch etwas schwieriger: Die Eltern mussten außer Haus sein und durften nicht vor Ablauf einer Schallplatte hereinplatzen. Plattenkopien waren als Tauschobjekt noch wertvoller als Top-Ten-Mitschnitte! Ja, das war illegal, Abgaben an Verwertungsgesellschaften hat man auch erst irgendwann später erfunden. Aber uns scherte das kein bißchen. Wir sahen nicht ein, dass man Musik, die man doch eh schon gekauft oder mit den Rundfunkgebühren bezahlt hatte, nicht in allen Zimmern und auf allen Geräten hören durfte oder mit den Kumpels tauschen. War unsere Zeit eigentlich damals so sehr anders als die heute?
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