Schnüffeleien

Manchmal wird man als Autor zum Detektiv. Ich hatte heute zwar keinen Mord aufzuklären oder schwierige Recherchen zu treiben, ich spürte nur einem Bild nach. Es hat nämlich das Zeug zum Cover und ist uralt. Anders als Google kann ein Verlag nun nicht einfach hergehen und das Ding mal lustig abdrucken und laut tönen: Hey, Leute, falls Ihr euch beklaut fühlt, meldet euch, wir zahlen dann gern nach. Nein, auch wenn das Original älter als 70 Jahre ist, muss man herausfinden, wer die Rechte an noch existierenden Fotos oder sonstigen Abzügen hält. Denn die braucht man zum Drucken. Und weil ich die Rechteschnüffelei als Journalistin gelernt habe, bin ich dem Bild nachgeeilt.

Von wegen nur eins. Es hat sich plötzlich wundersam vermehrt. Es gibt das Bild als Original, als Reproduktion in uralten Büchern, als Foto vom Original, als Foto von den Büchern ... es liegt in den USA, in Frankreich, in Deutschland und vielleicht noch sonstwo. Man kann sich also aussuchen, bei wem man einkauft. Und in einem solchen Fall lohnt sich ein Preisvergleich. Es ist deutlich billiger, Lizenzgebühren an Bibliotheken zu zahlen als bei professionellen Bilderdiensten. Der Unterschied kann in Hunderte von Euros gehen. Und dann ist die zweite Entscheidung zu treffen: Lohnt sich ein mehrfach verbreitetes Bild? Im besten Fall ist der Wiedererkennungswert hoch. Im schlimmsten Fall gähnen die Leute, weil sie es auswendig kennen.

Denn auch das ist mir bei meiner Recherche begegnet: Die widerrechtlichen Aneignungen und ungefragten Veröffentlichungen im Web bei Profis wie auf privaten Websites sind enorm. So viel Dummheit kann es gar nicht geben. Dabei ist der Preis für die Veröffentlichung auf einer Website bei Bibliotheken eigentlich ein Witz. Es wäre so billig, korrekt zu sein. Der Fotograf würde mehr Honorare zum Leben bekommen und könnte sich darum bei Bilderdiensten billiger anbieten ... Was wiederum dem Endverbraucher zugute käme, weil der bei jedem Buch die Kosten für das Cover selbstverständlich zahlt. Es ist also wie im Supermarkt: wo viel geklaut wird, zahlt der Kunde das durch Preiserhöhungen bei anderen Produkten einfach mit. So rechnen Großverlage z.B. gleich ganz locker hochpreisige Bilderdienste mit ein.

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