Öffzl!
Wer täglich im Sprachgemisch eines wilden Europlais rudert, darf sich eine Onomatopoesie aus den Lustigen Taschenbüchern als Schlagzeile leisten. "Öffzl" wird gern von Tick, Trick und Track genutzt, wenn sie mal wieder zu viel für Onkel Dagobert oder Donald schuften mussten. Und weil es auch irgendwie süß klingt, passt es jetzt: Ich bin matschig vor Arbeit, fühl mich aber absolut "sproing", "lechz" und "tänzel" (die letzten beiden, weil Verbformen, sind sogenannte Inflektive, durch den "Erikativ" berühmt geworden ... nur, um diesen Text mal auf Niveau zu heben).
Ich will euch heute etwas über schweinsmäßige Arbeit erzählen. Oder warum es wichtig ist, sich genügend Zeit zu nehmen, wenn man völlig Neues aus dem Boden stampfen möchte. Und immer offen dafür bleiben, was das Projekt mir diktiert und nicht umgekehrt.
Vor 20 Tagen bloggte ich, dass nun endlich der Groschen für das neue Podcastprojekt gefallen sei. Aber solche langfristigen Projekte sind wie Bücher, spätestens 20 Tage später überraschen sie mit Kehrtwendungen. In Social Media klingt dann oft alles glatt und easy, aber dann ist es meist reichlich inszeniert. Oder ich mache alles falsch: Die heutige Arbeit gipfelte in dem Ereignis, dass ich auf meinem Tisch im Paper-Art-Atelier zwei Pinselbecher gleichzeitig umgeschmissen habe. Zackzapomm! Zum Glück weder Farbe noch Leim drin. Aber es ist einfach irre, wieviel Wasser in kleine Becherchen passt! Im Moment dient mein trockenstes Zimmer bei hoher Luftfeuchtigkeit als Trockenraum für Ausdrucke, Papiere, Art-Journal-Seiten ... Oberschusselchen darf sich jetzt in den Feierabend bloggen und Kaffee trinken. Das Skript für den Podcast habe ich gerettet. Mit dem stieß ich nämlich die Becher um ...
Ich wusste, dass enorm viel Arbeit auf mich zukommen würde, als ich im Workshop hörte, man solle besser ein halbes Jahr im Voraus alle Episoden zumindestens entwerfen, die man senden wolle, damit einem nicht unterwegs die Ideen ausgehen, damit man auch mit 39 Fieber noch arbeiten könne oder die Ferien überbrücken kann. Wieviel Arbeit es tatsächlich ist - ich sag es mal so: Wenn ich gewusst hätte, wieviel, hätte ich mir selbst den Mittelfinger gezeigt und mir vielleicht einen "vernünftigen" Job gesucht. Aber ich bin ja nicht vernünftig und das ist der Beruf, den ich ganz offiziell gelernt habe.
Heute gab es endlich einen Durchbruch: Die Nullausgabe existiert als zweiseitiges Gekritzel mit bullet points zum Inhalt. Das sieht so aus, als wüsste ich, was ich tue, und das tut gut. Jetzt kann ich endlich an die Feinrecherche gehen, weil ich mir mal wieder das Schwierigste ausgesucht habe: Inhalte statt Herumlabern und Kichern. Sogar knallhart Wissenschaftliches. Und das wird erst dann gut, wenn man es wirklich locker und spannend als Geschichten erzählen kann.
Meine Faulheit ist dabei legendär. Ich habe schon als Kind ungern Vokabeln gelernt und mir lieber fotografisch die Seite im Lehrbuch ins Hirn gescannt. Diesmal höre ich faul auf den Spreißel aus dem Brombeergebüsch und komme von Spreißel auf Stöckchen. Was ich im letzten Beitrag beschrieben habe, ist längst überholt, umgeplant, mit Abstand betrachtet, logischer. Und passt endlich in ein Grundkonzept, das nun auch gewachsen ist. Da habe ich eine gekritzelte Seite mit Baukästen, aus denen eine Episode aufgebaut sein wird. Intro, Outro, Zwischenrufe, Stories und all das, die Eigenwerbung ... kurzum, das Gerüst. Da will ich, wie gesagt, noch für ein halbes Jahr Themen sammeln.
Habe ich schon gesagt, dass das Arbeiten in Zeiten der Pandemie unendlich mühsam ist? Solches Entwickeln lebt normalerweise vom Austausch. Und eine nölende Redaktionskonferenz bringt einen weiter als jede Zoom-Sitzung. Ich fühle mich oft unendlich allein mit der Tatsache, dass ich mich selbst annölen muss. Immerhin muss ich nur noch eine gute Woche durchhalten, dann wirkt die 2. Impfung und ich kann mir wieder Input und Inspirationen unter Menschen holen, an Plätzen mit Kunst und Kultur. Derweil bin ich den wenigen dankbar, die mich per Internet motivieren, denen ich langweilige Fragen stellen darf.
Ich will nicht verraten, worum es in der Nullnummer gehen wird - wer weiß, wie oft ich das noch umwerfen werde. Jedenfalls irritiere ich meinen Hund Bilbo schon kräftig, weil ich den ganzen Tag vor mich hinplappere, um auszutesten, wie lahm ich live erzähle und wieviel ich skripten muss. Monsieur ist irritiert, weil ich Englisch spreche. Und da wird immer behauptet, bei Tieren machten es allein die Gesten und der Tonfall. Aber da müssen wir durch, Bilbo. Auch ich mit meinem Gestammle, wenn ich mal wieder nach einem Wort suche. Zum Glück gibt's Schneide-Software. Die muss ich auch noch lernen, learning by doing.
Und von wegen ich hätte die Hardware nun schon. Bin ich die Einzige, die sich bei so großen Klöpsen nicht entscheiden kann, ob sie nun A oder B oder doch lieber A benutzen sollte? Ich. Muss. Das. Endlich. Bestellen!
Nun recherchiere ich noch ein wenig, ob sich bei der Datierung der ersten Rosen wissenschaftlich etwas getan hat und wie die Welt damals aussah (ja, ich bin die mit dem Rosenbuch, aber die Forschung bleibt nicht stehen). Außerdem will ich wissen, wieviele Spezies so ein einzelner Heckenbusch ernähren kann und wer dort alles herumkreucht, was die miteinander treiben. Während die großen Cracks der Naturdoku Treibstoff bis Feuerland oder in die Antarktis verpuffen, reise ich mit der Lupe in Nachbars Thujahecke, aber hallo! Die Story von den Göttlichkeiten, die besser nicht barfuß gelaufen wären, steht (Hommage an den Spreißel). Ich habe eine völlig verrückte, episodenweise zu variierende Idee fürs Intro, die mir kam, als ich mich an völlig verrückte Kleinstsender in der irischen Pampa erinnerte und anderes Hinterwäldlerradio. Es wird daneben noch ne Menge anderes spannendes "Zeugs" geben! Und natürlich ein Outro. Öffzl.
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