Wie entsteht ein Prototyp?
'Lindenkinder" las ich kürzlich als Bezeichnung für die Samen der Linden auf Twitter, die im Moment scharenweise um die Dorflinden herum am Boden liegen. Mir gefällt der Ausdruck! Und weil ich für die Art Journals mit Lindenästen als Buchrücken arbeite, interessiere ich mich für Linden sehr intensiv. Ihre Blüten faszinieren mich vom Duft her, wegen des wunderbaren Honigs und leckeren Tees. Und jetzt sah ich die Samenkügelchen mit ihrem Flugblatt und dachte: Das ist Schmuck! Im Geist sehe ich Colliers mit Lindenanhängern, sogar Ohrringe.
Diesmal kann ich euch mitnehmen in die Ideenschmiede meines Ateliers und zeigen, wie ich von einer Naturform zum Schmuck komme. Nicht alles, was auf den ersten Blick schön aussieht, ist nämlich mit jedem Material und insbesondere Papier nachzuformen.
Es beginnt alles mit meinem Skizzen- und Anleitungsbuch, in dem ich Dinge zeichne, Wichtiges dazu notiere und vor allem für spätere Verwendungen immer auch die Originalumrisse in Originalgröße zeichne, falls mir mal eine Schablone verloren geht. Das kann ich auf Pergament übertragen und davon eine Kartonschablone schneiden. Im Atelier habe ich einen Karton, der bis obenhin gefüllt ist mit solchen Schablonen für geometrische Anhängersilhouetten oder Käferflügel.
Im Fall der Nussfrüchte mit ihrem Propeller-Flugblatt war schnell klar, dass ich mit Perlen arbeiten würde. Aber wie sollte ich sie aufhängen?
Schaut man genauer hin, wird es kompliziert. Die Natur macht das mit Nonchalance: Der Stängel ist mit dem Flugblatt bis zu einem Drittel verwachsen und löst sich dann. Bei der zweiten Markierung auf meinen Schablonen verzweigt er sich, im Fall der Dorflinden zu maximal fünf Früchten, von denen meist nur eine Frucht ordentlich ausgewachsen war.
Spätestens wenn die Schalonen geschnitten sind, habe ich eine Vorstellung von den Materialien, die ich verwenden will. Aber Papier ist nicht Papier und darum muss es getestet werden, ob es den Beanspruchungen und Verformungen standhalten wird. Ich entscheide mich für altes Buchpapier und lindgrünes Papiergarn.
Das 1 mm starke Papiergarn wird mit den Fingernägeln auseinandergeriffelt zu einem breiten Band. Für einen Prototypen brauche ich eine Öse, um den Anhänger später zu befestigen, ein formbares, aber stabiles Flugblatt und passende Perlen. Später werden diese grün sein, für den Prototypen verwende ich Reste. Die Idee: Mit Draht müsste alles zu erreichen sein.
Schon jetzt erkennt man, wo Vorstellung und Machbarkeit auseinanderklaffen. Die Öse ist leicht zu machen, dafür muss aber der Draht danach gedreht werden. Sieht das gut aus? Er ist nur für zwei Samen teilbar - wie befestige ich später mehr? Bei den Perlen dann läuft die Sache endgültig schief: Der Draht ist nicht doppelt durchführbar und kann nicht richtig festgemacht werden. Bei der Perle mit den Details verrutscht die Rocaille. So geht das also schon mal nicht!
Die Rückseite ist zwar technisch einwandfrei, aber ist sie schön genug, um bei einem Schmuckstück auch einmal gezeigt zu werden? Sonst muss ich die Samen samt Flugblatt nämlich so befestigen, dass sie sich absolut nicht drehen dürfen!
Das ist also der Prototyp mit all seinen Stärken und Schwächen. Jetzt geht die Arbeit erst richtig los! Ich muss mich zunächst entscheiden, aus welchem Papier ich die Anhänger fertigen möchte. Spontan gefällt mir das lindgrüne Papiergarn besser als Buchpapier oder eine Kombination. Aber passt die Farbe des Drahtes wirklich? Sollte ich Silberdraht nehmen zu grünem Flugblatt und grünen Samenperlen?
Außerdem ist deren Aufhängung noch nicht gelöst. Ich fertige nun dasselbe noch einmal, fange aber diesmal am anderen Ende an. Oder muss mir zeichnend eine andere Befestigung überlegen.
Erst wenn alles stimmt, baue ich ein endgültiges Muster, das dann auch lackiert werden wird. Und wenn meine innere Kritikerin mir das nach einem Härtetext im Tragen abgenommen hat, kann ich endlich ein Schmuckstück fertigen!
Mehr über meinen Paper Art Schmuck und das Atelier Tetebrec in Frankreich HIER.
Mein Shop bei Etsy HIER.
Für Maßanfertigungen mich einfach direkt kontaktieren. Ich fertige keine Juwelierarbeiten, sondern Paper Art: Info.
Diesmal kann ich euch mitnehmen in die Ideenschmiede meines Ateliers und zeigen, wie ich von einer Naturform zum Schmuck komme. Nicht alles, was auf den ersten Blick schön aussieht, ist nämlich mit jedem Material und insbesondere Papier nachzuformen.
Es beginnt alles mit meinem Skizzen- und Anleitungsbuch, in dem ich Dinge zeichne, Wichtiges dazu notiere und vor allem für spätere Verwendungen immer auch die Originalumrisse in Originalgröße zeichne, falls mir mal eine Schablone verloren geht. Das kann ich auf Pergament übertragen und davon eine Kartonschablone schneiden. Im Atelier habe ich einen Karton, der bis obenhin gefüllt ist mit solchen Schablonen für geometrische Anhängersilhouetten oder Käferflügel.
Im Fall der Nussfrüchte mit ihrem Propeller-Flugblatt war schnell klar, dass ich mit Perlen arbeiten würde. Aber wie sollte ich sie aufhängen?
Der Stängel und seine Verankerung mit dem Flugblatt wird die größte Herausforderung. |
Schaut man genauer hin, wird es kompliziert. Die Natur macht das mit Nonchalance: Der Stängel ist mit dem Flugblatt bis zu einem Drittel verwachsen und löst sich dann. Bei der zweiten Markierung auf meinen Schablonen verzweigt er sich, im Fall der Dorflinden zu maximal fünf Früchten, von denen meist nur eine Frucht ordentlich ausgewachsen war.
v. l. n. re.: Schablonen / Papierprobe / echte Lindenfrüchte (mit den Nummern kann ich später die Zeichnungen im Sketchbook zuordnen, wenn ich etwas vergessen habe). |
Spätestens wenn die Schalonen geschnitten sind, habe ich eine Vorstellung von den Materialien, die ich verwenden will. Aber Papier ist nicht Papier und darum muss es getestet werden, ob es den Beanspruchungen und Verformungen standhalten wird. Ich entscheide mich für altes Buchpapier und lindgrünes Papiergarn.
Das 1 mm starke Papiergarn wird mit den Fingernägeln auseinandergeriffelt zu einem breiten Band. Für einen Prototypen brauche ich eine Öse, um den Anhänger später zu befestigen, ein formbares, aber stabiles Flugblatt und passende Perlen. Später werden diese grün sein, für den Prototypen verwende ich Reste. Die Idee: Mit Draht müsste alles zu erreichen sein.
Schon jetzt erkennt man, wo Vorstellung und Machbarkeit auseinanderklaffen. Die Öse ist leicht zu machen, dafür muss aber der Draht danach gedreht werden. Sieht das gut aus? Er ist nur für zwei Samen teilbar - wie befestige ich später mehr? Bei den Perlen dann läuft die Sache endgültig schief: Der Draht ist nicht doppelt durchführbar und kann nicht richtig festgemacht werden. Bei der Perle mit den Details verrutscht die Rocaille. So geht das also schon mal nicht!
Die Rückseite - hier mit Buchpapier. |
Die Rückseite ist zwar technisch einwandfrei, aber ist sie schön genug, um bei einem Schmuckstück auch einmal gezeigt zu werden? Sonst muss ich die Samen samt Flugblatt nämlich so befestigen, dass sie sich absolut nicht drehen dürfen!
Das ist also der Prototyp mit all seinen Stärken und Schwächen. Jetzt geht die Arbeit erst richtig los! Ich muss mich zunächst entscheiden, aus welchem Papier ich die Anhänger fertigen möchte. Spontan gefällt mir das lindgrüne Papiergarn besser als Buchpapier oder eine Kombination. Aber passt die Farbe des Drahtes wirklich? Sollte ich Silberdraht nehmen zu grünem Flugblatt und grünen Samenperlen?
Außerdem ist deren Aufhängung noch nicht gelöst. Ich fertige nun dasselbe noch einmal, fange aber diesmal am anderen Ende an. Oder muss mir zeichnend eine andere Befestigung überlegen.
Erst wenn alles stimmt, baue ich ein endgültiges Muster, das dann auch lackiert werden wird. Und wenn meine innere Kritikerin mir das nach einem Härtetext im Tragen abgenommen hat, kann ich endlich ein Schmuckstück fertigen!
Mehr über meinen Paper Art Schmuck und das Atelier Tetebrec in Frankreich HIER.
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Für Maßanfertigungen mich einfach direkt kontaktieren. Ich fertige keine Juwelierarbeiten, sondern Paper Art: Info.
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