Hummeln brummeln in meinem Kopf

Wenn ich wenig blogge, bin ich meist schwer beschäftigt. Ich muss dann auf meinen inneren Akku aufpassen und schön alles der Reihe nach erledigen. Jetzt stehle ich mir die Zeit vor dem Abendessen und Sekttrinken, weil in meinem Kopf einfach zu viele Hummeln brummeln. Ich sprühe gerade vor Ideen und Zeugs und Arbeit. Und einige von euch sind schuld daran, so inspirationsmäßig gesehen. Aber der Reihe nach!

"Orange 45 Voodoo", Mixed media (Acrylfarben / Collage) im Künstlerrahmen, von Petra van Cronenburg

Zuerst mal freue ich mich wie Bolle über den Weg, den das Bild oben nehmen wird. Ich habe bereits darüber gebloggt, wie es aus einer Wut heraus entstand, als Voodoo-Ritual sozusagen. Und heute habe ich es - professionell verpackt - per Post nach Straßburg geschickt. Dort wird es nämlich mit anderen Kunstwerken zusammen ausgestellt und kommt dann in eine Kunstauktion.

Wer Lust und Zeit hat: Die Kunstwerke sind zu sehen in der Galerie Aedan, 1 a rue des aveugles, Strasbourg, und zwar vom 25.-28.10.18. Die Galerie hat sich zu einem "hippen" Treffpunkt in der Altstadt von Strasbourg gemausert, denn sie ist verbunden mit dem Aedan Place drei Hausnummern weiter, einer Art kulinarischen Erlebnislandschaft mit Brasserie, Pizzeria, Bar und Künstlercafé - früher war das alles eine alte Malzfabrik. Versteigert wird am Sonntag, den 28.10.18 von 17:30 Uhr bis 20 Uhr. Was dahintersteckt, ist von den USA abgeschaut und zumindest in der französischen Provinz recht neu, aber die Europahauptstadt ist da eine quirlige Ausnahme. Es handelt sich nämlich um eine Art Crowdfunding für einen guten Zweck: Alle KünstlerInnen spenden 30% ihres Erlöses für die Makers for Change, die sich in Strasbourg um Flüchtlingsarbeit kümmern. Die Auswahl der zugelassenen Werke besorgte übrigens eine Jury der Galerie ... deshalb bin ich so hin und weg, dass ich mit dabei sein kann!

Aber jetzt endlich zu den Hummeln ...

Wie ich kürzlich so mit meinem Hund Bilbo an einem Hochsitz flätzte und wir beide die Sommerhitze im Oktober genossen, bewarf mich die Eiche dahinter und es war ein Genuss, diese Musik vom Ploppen der Eicheln und vom zarten Klicken der Bucheckern zu hören, während ein leiser Windhauch die ersten Blätter durch die Luft wirbelte. Manche blieben in einem Zaun hängen wie Herbstbilder, andere spielten Torpedo im Quirlflug.

Keine Ahnung, ob mir nur eine Eichel auf die richtige Stelle vom Hirn fiel oder ob es der neugierig nach Wild schnüffelnde Hund an meiner Seite war, der ja ganz offiziell den Job eines Inspirational Managers ausübt. Vielleicht waren es auch nur die Farben, dieser Buntrausch vor Himmelsblau. Da war jedenfalls plötzlich dieses Heureka.

Ich wollte ja eigentlich keine Bücher mehr schreiben. Aber plötzlich wusste ich, was ich schreiben will oder schreiben muss. Völlig verquer, weil ich solche Bücher nicht kenne, obwohl die Idee so nah ist an einem Künstlerbuchprojekt, an dem ich nebenher arbeite. Plötzlich hatte ich diesen Missing Link zwischen Kunst und Literatur. Und einen Weg, der es erlauben würde, mit diesem Wahnsinn der Welt irgendwie fertig zu werden, der es mir z.B. unmöglich macht, meinen Krimi fertig zu schreiben. Die Realität kann inzwischen alles schneller und absurder als meine Fantasie.

Was ich mir ausgedacht habe (nein, eigentlich schrieb ich es gleich auf, von Hand in einem schönen Notizbuch), ist vielleicht nicht nur für mich ein Weg, ein wenig Erdung in wilden Zeiten zu finden. Und es hat verdammt viel mit Natur zu tun und kann vielleicht diese Entfremdung überwinden, die manche inzwischen in Sachen Natur haben. Ich will nicht zuviel verraten, denn zu junge und feine Pflänzchen sterben oft ab, wenn sie gleich von vielen Leuten betatscht werden. Darum bitte ich noch um Geduld.

Natürlich habe ich nachgeschaut, ob es so etwas schon gibt. Und fiel aus allen Wolken, weil das "Genre" boomt wie blöd: im angloamerikanischen Raum, in Frankreich auch. Es gibt weder ein deutsches Wort dafür noch einen deutschsprachigen Eintrag in der Wikipedia, aber immerhin ein paar Feuilletonartikel über das englische Phänomen. Ansonsten viel deutsche Häme, leider typisch und nicht Mut machend. Einer, der den besten deutschsprachigen Artikel zum Thema geschrieben hat und mich mit seinem Buch sehr berührt hat, ein deutscher Autor, schreibt zunehmend nur noch auf Englisch. Da weiß man ihn und seine Arbeit zu schätzen. Ich bin noch sehr zwiegespalten, ob ich auch frech die Sprache wechsle oder gleich nur auf Selfpublishing setze. Aber zuerst einmal habe ich, aus Forschungszwecken natürlich, wunderbare Bücher von den ganz großen Könnern des Genres bestellt. Wen wundert es - sie kommen alle aus England und den USA.

Seitdem habe ich Hummeln im Kopf. Mir fallen nämlich so viele Dinge ein. Vor allem aber fallen mir viele Dinge auf, Kreise nämlich. Es schließen sich so viele Kreise damit. Zu meinem Schmuck und zu meiner bildenden Kunst, zu den Künstlerbüchern und meinen Inspirationen aus den Vogesen. Zur Landschaft, zum Gehen und den vielen Hundeausflügen, selbst zu meinem Nebenjob. Und zu meiner Kindheit schließen sich die Kreise, als ich Wissenschaftlerin für Marienkäfer werden wollte und die Mikrowelten unter einem losen Mauerstein beobachtete. Es fühlt sich gut an, als sei die Zeit reif.

Inzwischen habe ich außerdem den gehörigen Abstand zur Buchbranche - Schubladen und Trends interessieren mich kein bißchen mehr, obwohl es international ja einer ist. Inzwischen weiß ich ja, wie man so etwas produziert. Und die Hummeln brummeln noch mehr ... aber das ist nur Schnapsidee ... mir schwebt das Internet als Vorstufe vor. Warum soll man immer erst fertige Bücher am Stück lesen? Da schwirrt es ... eine Art Club, in dem man Vorabinhalte bekommt, oder Geschichten drumherum. Mal sehen. Alles noch unausgegoren. Und vielleicht wird es so schlecht, dass ich abbreche. Wer weiß?

Ach ja - ein Roman wird es definitiv nicht werden. Sondern ein literarischer Sachtext: erzählt, wie ich hier erzähle, mit Wissenseinsprengseln und hoffentlich einer angemessen schönen Sprache. Um Schönheit wird es nämlich gehen. Und um Natur.

Wie praktisch - jetzt habe ich mich an die Apéritifzeit herangeschrieben - darauf muss ich nämlich jetzt einen Sekt trinken. Und die Hummeln noch ein wenig brummeln lassen!

2 Kommentare:

  1. Das klingt oberspannend, liebe Petra. Egal ob Hummeln, Eicheln oder der Inspirational Manager den entscheidenden Impuls gab - darf ich schon mal auf die Warteliste?
    Viel Freude mit den Hummeln ... und dem Sekt :-)
    Liebe Grüße, Frauke

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    Antworten
    1. Dankeschön, liebe Frauke!
      Noch führe ich keine Listen, noch habe ich nicht mal einen Plan. Das ist erst die Phase "Eine Eichel sucht nach Boden und muss dann irgendwie noch aufplatzen, bevor sich Wurzeln bilden." ;-)
      Liebe Grüße, Petra

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