Schachtelzauber

Bei meinen Streifzügen durch den Naturpark Nordvogesen führt mich mein Hund manchmal auf seltsame Pfade, wo es von unentdeckten Arten nur so wimmelt. Manchmal konserviere ich welche in Schachteln, um die schnöde Welt damit zu infiltrieren. Darf ich vorstellen: Flavocorax paradisiacus, der Gelbseidige Paradiesapfelhäher.

Ein handgeschnitzter Vintagevogel lebt in einer Welt aus Fundstücken

Flavocorax paradisiacus, der Gelbseidige Paradiesapfelhäher, lebt scheu im Dickicht alter Zeitungen. Steht der Pilzmond im Dreieck, nascht Flavocorax von Zaubersamen, die unverdaut auf der Erde Wurzeln schlagen und sich zu Paradiesapfelpflanzen entwickeln. Manchmal kann man den extrem scheuen Vogel mit Papierrascheln anlocken. Und natürlich sollte man die Dose anfangs immer nur vorsichtig für ein kleines Weilchen öffnen, damit sich der Prachtvogel an sein neues Umfeld gewöhnt.


Flavocorax wohnt in einer Blechdose, 6x5 cm
Was das soll?

Ich interessiere mich schon lange für Assemblage Art und speziell solche in Schachteln, Dosen, Rahmen und anderen Behältnissen. Bei Pinterest habe ich eine große, inspirierende Sammlung von Bildern aufgebaut. Assemblage Art lässt sich sehr einfach definieren: Es sind Collagen mit Gegenständen, dreidimensional. "Erfunden" haben soll sie Picasso mit seinem kubistischen Stillleben von 1914 aus Holzresten und einem Stück Tischdecke, Kurt Schwitters wurde dann um 1918 berühmt mit seiner "Merztechnik". Ich bin also wieder in meiner Lieblingszeit in Sachen Kunst.

Meist wird nicht viel erklärt, die Kombination der Gegenstände löst die Geschichten im Gehirn der Betrachter aus. In meinem Fall haben die beigefügten Erklärungen, die sich wissenschaftlich geben, durchaus einen Sinn. In Zeiten, in denen man mit Fakenews zerstören kann, muss es doch möglich sein, das gleiche formale Element dazu zu verwenden, um die Welt wieder ein Stückchen zu verzaubern? Und wenn selbst ernsthafte Wissenschaftler an der Parallelwelten-Theorie herumrechnen, ist es sicher nicht verwunderlich, wenn sich die zoologische Erkenntnis über eine neue Art verbreitet?

Noch entstehen die Schachteln und Boxen eher spontan und sehr sporadisch. Ich sammle die Behältnisse und habe eine Kramsammlung. Irgendwann spricht ein Gegenstand mit einer Schachtel - und im Lauf der Zeit finde ich Dinge dazu. Ausschlaggebend waren eigentlich Anfragen, ob ich nicht auch "Dekogegenstände" aus Papier fertig könnte. Denn nicht jeder trägt Schmuck und manche wollten trotzdem Papierkunst aus dem Atelier Tetebrec. Die üblichen Dekogegenstände konnte ich mir schenken, denn die werden in China für fast nichts hergestellt. Wenn schon Kunst, dann richtig, dachte ich. So schachtele ich denn auch noch vor mich hin und die Teile wie der Flavocorax werden zu kaufen sein. Demnächst in meinem Shop.

Bei "Crimes in Pink" muss es quietschig, sehr rosa und glitzrig zugehen!
Unverkäuflich ist zunächst ein Projekt, das ich mir selbst als Ziel ohne Termin gesetzt habe. Vielleicht kann man daraus mal eine Ausstellung konzipieren. Ich hatte es schon einmal kurz vorgestellt, als die Schachtel noch nicht fertig war. Arbeitsthema: "Crimes in Pink."

Ja, da kocht ein echter Knochen. Und ein sehr spezieller Coq au vin! Ob ich den Frosch küssen würde?
Die Triebfeder? Weil ich meine Krimis vorerst nun doch nicht schreiben mag. Weil Morde in absurden Zeiten ruhig absurd erzählt werden könnten. Weil mir der Kitsch um rosa Prinzessinnen und Einhornglitzer auf allen möglichen und unmöglichen Produkten auf die Nerven fällt. Weil ich die Farbe Pink liebe und finde, dass rosa Prinzessinnen auch verdammt frech sein können, inklusive einer rabenschwarzen Seele. So wird in Schachteln gemordet, die Betrachter lesen daraus ihre eigene Geschichte. Grundlage sind Streichholzschachteln.

Sprechende Details: Auch die Strichliste neben den Dosen ist aus Bein ...
Das Äußere der ersten Mörderschachtel verrät bereits den Tatort: eine Küche. Die Küche einer rosa Prinzessin, die sich sehr, sehr langweilt haben muss ...

Anders als die Frau, die das Ganze bastelt. Die hat verdammt viel Spaß, mörderisch viel Spaß. Ach ja, auf meinem Tisch liegt eine Miniatursäge. Die schreit geradezu nach einer neuen Streichholzschachtel!

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