Nature Match Cuts: mein neuer Podcast

Ich habe mir den Luxus gegönnt, lange im Verborgenen zu arbeiten, aber nun kann ich schon das Wichtigste verraten: 2022 starte ich mit einem neuen Podcast. Dessen Titel steht nun auch fest und gepitcht ist das Ding auch. Hier könnt ihr alles nachlesen, auch, warum ich diesen Titel gewählt habe.

 

Aufnahme von einer Street Art Ausstellung in Haguenau

 

Nature Match Cuts is the podcast that reconnects curious people with nature.

In times of transition, this podcast explores marvels of biodiversity in light of science, art and cultural heritage.

Ihr merkt, ich habe mich entschieden, in englischer Sprache zu produzieren. Das hat recht pragmatische Gründe:

  • Ich arbeite in einer dreisprachigen Region für internationales Publikum und will dabei auch die Menschen einbinden, für die ich vor Ort arbeite. Eine Weltsprache funktioniert immer.
  • In deutscher Sprache müsste ich mich ständig kulturellen Hürden stellen, die für mich Energieverschwendung sind. Was ich vorhabe, ist einfach zu crazy, hat kaum Formentraditionen im Deutschen. Ich würde mich wohl zerschmeissen an der harschen Trennung von Schubladen in meinem Beruf. Im anglo-amerikanischen Raum gibt es dagegen längst etablierte Medien für so etwas, ich lerne da sehr viel.
  • Die interessantesten und spannendsten Interviewpartner:innen für später sprechen alle möglichen Sprachen und Englisch.

Dieser Sprung ins kalte Wasser hat natürlich dazu beigetragen, dass es länger dauerte. Obwohl ich in den 1990ern auch als Journalistin für englischsprachige Medien gearbeitet habe, war ich etwas eingerostet und musste erst mal schriftlich wieder auf einen Level kommen, der mich als Berufsautorin einigermaßen zufrieden stellt. Ich habe mir Ziele gesteckt, geschuftet und dann mal ein Artikelchen veröffentlicht, wo ich dachte, ja, ich kann es mir zutrauen: Sweet Lady Violet Or The Fabric Of Life. Inzwischen flutschen sogar die Fachwörter in Sachen Natur und Ökologie.


Unterricht habe ich mir zuallererst gegönnt. Dank Pandemie ging das digital und international. Wenn ihr Englisch auf eine erfrischend unkonventionelle und unterhaltsame Weise lernen oder auffrischen wollt, empfehle ich euch Frank Peters mit seinem Projekt "Brida". Es ist echtes Learning by Doing ohne Angst und Hemmschwellen - und es ist egal, wo in der Welt ihr sitzt. In virtuellen Räumen wie z.B. einem Journal, einem Café oder einer vituellen Business School lässt sich Englisch für unterschiedliche Situationen einüben, natürlich mit Betreuung und Übungen. Außerdem ist Frank Peters ein fantastisch einfühlsamer und erfahrener Sprachcoach, wenn man sich besondere Ziele steckt.


Und ich bin jetzt noch glücklich, dass ich die Masterclasses vom Guardian dank der Pandemie entdeckt habe. Tolle Profis, die unterrichten, absolut professionell gemachte Kurse mit Material für nachher, viele für Medienschaffende, die bereits beruflichen Hintergrund mitbringen. Die Investition in den Kurs "How To Get Started In Podcasting" war Gold wert. Denn das letzte Mal habe ich Radio gemacht, als man noch mit schwersten Briketts von Rekordern herumlief, die einem Tontechniker in die Hand drückte und später vor dem Tonband sagte, wo er schneiden sollte. Der Kurs richtet sich weniger an Lai:innen, journalistisches Grundwissen ist empfehlenswert. Und so habe ich mir von zwei Leuten, die für die BBC arbeiten, erklären lassen, wie's geht.


Das ist vielleicht auch der Haken bei der Perfektionistin, die die Latte für sich selbst immer verdammt hoch hängt: Bis ich mal in die Puschen komme! Bis ich mal endlich so zufrieden mit dem eigenen Zeug bin, dass ich loslege. Fragt mich nicht, wie lang ich für die Auswahl der Hardware brauchte. Praktischerweise bis zum Black Friday, über den "alle" schimpfen. Den Leute mit wenig Geld aber ersehnen, weil dann einiges leistbar wird. Und alle, die Audacity & Co. im Schlaf beherrschen, dürfen sich jetzt kaputtlachen: Das muss ich auch noch lernen. Machte ja früher der Tontechniker. Noch bin ich im Stadium eines kleinen staunenden Kindes, weil ich die Hardware am liebsten auch per Learning by Doing ausprobiere. Die chinesische Gebrauchsanleitung zu einem Teil war jetzt doch nicht so doll lesbar, wie der Hersteller glaubt.


Ich lache selbst über mich. Wenn ich mein Mikrophon zum ersten Mal ausprobiere und plötzlich im Kopfhörer jeden falschen "Pups" meiner Stimmritze höre und den echten Pups vom Hund daneben ebenso. Und der Rekorder für die Naturaufnahmen später im Wald ist so ganz anders als die Briketts früher. Ich habe vor dem Fenster ein Vogelhäuschen. Also stellte ich ihn zum Test auf dem Fensterbrett auf, schloss die Tür und ging in die Küche nebenan. Meine Überraschung war groß: Positiv gesehen konnte ich die Vögel sogar hören, wie sie in Nachbars Garten flogen und was sie in der Hecke piepten. Negativ gesehen hatte ich auch sämtliche meiner Geräusche aus der Küche aufgenommen. Das Lernen geht weiter ...


Nebenbei texte ich wie besessen. In der Masterclass lernten wir eine Sache, die für alle Großprojekte wichtig ist, auch für Print: Ein Großteil aller Podcasts verröchelt nach zwei, drei Folgen. Weil die Leute nicht vordenken, planen, diszipliniert dranbleiben und irgendwann keine Ideen mehr haben. Meine größte Furcht, die ich aber vom Bücherschreiben her professionell zu bekämpfen weiß: Was ist, wenn ich diese tolle Grundidee habe und nachher kann ich die Seiten nicht füllen? Was mache ich, wenn mir das Thema nach 100 Seiten einfach wegstirbt? Autor:innen kennen sicherlich diese Anfangsängste und den wunderschönen Punkt, wenn man so im Fluss ist, dass man weiß: Es trägt. Ich muss allenfalls irgendwann tüchtig kürzen.


An dem Punkt bin ich seit heute. Ursprünglich hatte ich für den Anfang Podcastepisoden von 15 Minuten geplant. Die sind schon voll. Und ich schreibe jetzt einfach locker weg, was mir einfällt, was ich erzählen möchte. Kürzen geht immer. Themen liegen da für ein halbes Jahr und weil ich jedes einzelne selbst so spannend finde, geht mir womöglich der Erzählstoff nicht aus. Aber es ist richtig harte Arbeit. Ich möchte es ungefähr mit der Arbeit an einem Buch vergleichen, es ist nur nicht auf so lange Sicht ausgelegt.


Gleichzeitig etabliere ich die Strukturen, die man sonst so braucht: Website, Plattformen, Grafik, Dingszeugs und Zeugs und Dingens und so. Nature Match Cuts soll nämlich nicht nur Ton haben. Es wird ein Blog dazu geben und für Abonnent:innen auch Extra-Inhalte. Ja, ich mache das richtig beruflich. Das Podcast an sich wird kostenlos sein. Aber diejenigen, die meine Arbeit unterstützen werden, bekommen Extrabonbons.


Ein Gutes hatte die Pandemie für mich: Sie gab mir die Möglichkeit, mich noch einmal umzuorientieren, viel neu zu lernen (Pessimist:innen sagen dazu: Mist, nichts vom alten funktioniert mehr). Und wenn ich das mit dem Podcast durch habe, in dem es ja u. a. auch um Kunst gehen wird, wird Stufe 2 gezündet: Video. Einige von euch hatten schon digitale Kurse bei mir für Art Journals belegt, die ich via Zoom live anbot. Das hakte leider oft daran, dass die Termine nicht für alle passten. Und Zoom Menschen kreativ auch unter Druck setzen kann, man hat ja nicht auf Knopfdruck Ideen zum Selbstmachen. Da erarbeite ich parallel ein Digitalkonzept, bei dem ihr einen Kurs eurer Wahl bucht - und jederzeit und immer dann abrufen könnt, wenn ihr Lust und Zeit habt. In eurer Geschwindigkeit. Das Live-Verschalten gibt's dann als eine Art Schaumkrönchen obendrauf, wenn die Teilnehmer:innen auch so weit sind, dass sie etwas Eigenes zeigen wollen / können und Fragen haben.


Eigenes Tempo auch für mich. Ich bin ja seit Sommer auch endlich wieder "real live" aktiv. Deshalb nenne ich keine Termine und sage nur: 2022 kommt das alles. Wenn's die Pandemie zulässt, auch ab Frühjahr im Kulturerbezentrum vor Ort. Aber ich verlasse mich nicht mehr auf die Pandemie und diesen miesen fiesen Knilch von Virus. Spikes kann ich auch ausfahren! Die bestehen darin, mich möglichst unabhängig aufzustellen, digital. Und in der ersten Episode des Podcasts wird es unter anderem um Stacheln gehen! Ich hatte nämlich einen im Finger, als ich mir das Thema ausgedacht habe.

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