Challenge Your Challenge!
Ich hätte es ahnen können: Ich bin zu faul, unzuverlässig, trotzig, widerspenstig, unfähig und viel zu chaotisch für sogenannte Challenges, die mit Hashtags oder Kalenderdaten daherkommen. Spätestens bei der zweiten Folge einer Aufgabe befällt mich wieder dieses Kindergefühl, das ich bei einer bestimmten Sorte Hausaufgaben hatte. Wenn es nur darum ging, etwas komplett Blödsinniges nachbeten zu müssen anstatt etwas Hochspannendes selbst zu recherchieren. Wenn ich etwas denken sollte, weil es im Lehrplan stand, nicht, weil es mich weiterbrachte. Ich spürte fast körperlich ein Jucken in der Wirbelsäule, das mir sagen wollte: Spring auf und renn davon!
Spring auf und renn davon! |
Dank der Pandemie praktiziere ich das inzwischen maßlos. Endlich habe ich die perfekte Ausrede, nicht dranzubleiben, vorzeitig auszusteigen oder gar nicht erst einzusteigen. Alle haben sie doch, diese Matschbirne! Erschöpfung und Zeitmangel - vor einem Jahr ein Unding, verschaffen einem heutzutage Mitgefühl. Wir haben das doch alle irgendwie: übernehmen uns ständig. Wieso haben wir bei Überforderung früher nicht einfach mal Stop geschrien? Und erinnert sich noch jemand an die Zeiten, als wir vor Selbstoptimierung nur so strotzten und Leute Influencer wurden, die im Überschall lebten und arbeiteten? Warum eigentlich?
Vorhin musste ich laut lachen. Ich las online einen Text (per Google gefunden), der mich sehr berührte. So viele verwandte Gedanken darin! Hätte ich nicht auch mal so etwas aufschreiben können? Erst dann bemerkte ich es: Der Text war von mir selbst. Autsch. Und als ich in mein anderes Blog surfte, kam mir ein eigener Text dagegen wieder völlig neu vor, als hätte ich ihn nicht schon längst geschrieben, sondern nur angedacht. Und sososo, er sollte der Auftakt für eine einmonatige Challenge sein? Eine Hausaufgabe, die ich mir selbst stellte?
Wie blöde kann man sein? Ich kann gar keine Challenges! Ich mag dieses regelmäßige, stets gleichförmige Gedöns nicht. Schreibe zwei Texte pro Woche. Zeichne jeden Tag zum Frühstück deine Kaffeetasse. Häkle alle zwei Tage einen Topflappen. Und schau: Alle machen das doch heutzutage! Die können und wollen das. Und die profitieren davon, haben jede Menge Spaß mit Gleichgesinnten und lernen dabei auch noch.
Ich freue mich für diese Leute. Aber ich bin zu faul, unzuverlässig, trotzig, widerspenstig, unfähig und viel
zu chaotisch für sogenannte Challenges, die mit Hashtags oder
Kalenderdaten daherkommen. Vielleicht sollte ich endlich einmal verkünden, dass ich an der Challenge aller Challenges arbeite - nämlich jede noch so kleine Challenge schnöde abzubrechen. Ich brauche das für meine Selbstoptimierung. Oder um einfach meine Matschbirne ordentlich zu pflegen?
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